16. Mai 2012 - 10:42

675 Landschaftsbilder, 583 Tierdarstellungen und 4 Porträts hat der Wiener Maler Carl Reichert (1836 bis 1918) angefertigt, trotzdem war er mir bis letzte Woche unbekannt.

583 Tierdarstellungen! Und ich kann Ihnen nur ein kleine typische Auswahl zeigen. Reichert zählt zu den gesuchtesten österreichischen Tiermalern des 19. Jahrhunderts. Er spezialisierte sich auf detailliert gemalte, oft humorvolle Darstellungen von Haustieren, insbesondere von Hunden und Katzen.

 

Nein, ich bin nicht von Martin Eder!
Warum muss ich nur an Martin Eder denken?

 

An den ersten beiden Bildern erkennt man schon die Bandbreite der Hundedarstellungen von Carl Reichert. Vom sehr kitschigen Motiv des Kätzchenkorbs bis zum ganz seriösen Hundebildnis vor atmosphärisch angelegten Hügeln.

 

Carl Reichert, Portrait eines Dobermann, 1916

Carl Reichert, Dogge

Carl Reichert, Neufundländer

Carl Reichert, Zwergpinscher

Carl Reichert, Junger Dackel

Carl Reichert, Junger Mops

Carl Reichert

Carl Reichert

Carl Reichert

Carl Reichert, Philosoph und Cyniker

Carl Reichert, Persische Windhunde

Carl Reichert, Auf dem Weg zum Markt, um 1918

 

Für viele Hunde des 19. Jahrhunderts bestand das Leben auch in unseren Breiten nicht aus Spiel, sondern Arbeit. Gang und gäbe war das Ziehen der Leiterwagerl.

 

Carl Reichert, Der Malerstreit, 1903

Carl Reichert, Schmerzhafte Erfahrung

Carl Reichert, Zwei schlechte Gewissen

Carl Reichert, Drei Kinder füttern einen Hund

 

Sehr bekannt wurde er auch durch seine Illustrationen.

 

Carl Reichert, Der Gratulant, 1907

 

Reichert begann als Landschafts- und Vedutenmaler, so unternahm er von 1855–1860 ausgedehnte Wanderungen durch die Steiermark und schuf zahlreiche Ansichten von steirischen Burgen und Schlössern. Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, war er als Hauslehrer bei adeligen Familien tätig. Der Bitte des Grafen Hügel (1835–1897) auf Schloss Rheinthal nachgebend, porträtierte er dessen beiden Vorstehhunde, woraufhin ihn Fürstin Klaudine Teck dem Kaiserhof weiterempfahl. Vom Landschafts- und Architekturmaler entwickelte er sich immer mehr zum Tiermaler und fertigte Hunde- und Pferdeporträts an, die sehr gefragt waren. Dabei verwendete er unter anderem das Pseudonym J. Hartung. 1873 nahm er an der Wiener Weltausstellung teil und zeigte dort vier Hundebilder (Rattler, Foxterrier, Bulldogge und Bullterrier).

Vielleicht kam der Anstoß zum Tieremalen von außen, doch zweifellos muss Reichert die Tiere geliebt haben, sonst hätte er sie nicht so individuell darstellen können. Jedes Hundeaugenpaar erzählt eine Geschichte.

Die biografischen Angaben stammen vom literatur- und kulturgeschichtlichen Handbuch der Steiermark im 19.Jahrhundert.

 

Grafik, Malerei

Kommentare

Am besten gefallen mir die

Am besten gefallen mir die fünf Gemälde vor der Illustration (besonders die letzten zwei davon). Sie haben eine Geschichte zu erzählen. Bei den anderen Porträts ist zu sehen, dass es Hunde sind, deren Besitzer gut zahlen konnten. Nicht verwerflich, denn auch ein Maler muss essen. Doch besonders gut finde ich daran, dass er dies - genau dies- in den Bildern auch zum Ausdruck zu bringen vermochte -und vielleicht auch sogar beabsichtigt hatte. Technisch nichts zu kritisieren und rüber kommt nicht nur eine Wiedergabe der Vorlage - sondern auch eine Wertung - aber politly! Sehr gut!