Der baskische Künstler Joseba Eskubi lässt in seinen kleinformatigen Bildern aus dicken, gestisch angelegten Farbmassen Figuren/Körper/Objekte entstehen. In seinen so genannten "Collagen" stecken unter diesen Lawinen von Farbmassen Fotografien - unter anderem von Hunden.
Meist teilt ein Horizont die zwei Farben des gleichmäßig angelegten Hintergrundes. Erschafft Eskubi damit in unserer Vorstellung das "Draußen" von abstrakt anmutenden Landschaften, in denen Körper und Knäuel, wie vom Himmel gefallen, herumliegen? Oder malt er ein "Drinnen", eine Art Bühnenraum, in dem Figuren wie Silhouetten vor dem Hintergrund aufragen?
Seine gemalten "Objekte" - es sind zumeist organische, weiche, amorphe Formen in Zersetzung oder Bewegung, rätselhaft, mystisch, unruhig - sind in unterschiedlichen Ausprägungen zwischen Figuration und Abstraktion angesiedelt. Dabei versucht der Künstler jedem Bild eine eigene Atmosphäre, einen eigenen Charakter wie bei einem Porträt einer bisher unbekannten Sache zu verleihen.
Anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Artdocks in Bremen weist Uwe Goldenstein auf die Präsenz dieser Kreaturen/Körper hin: Diese fragilen, scheinbar nur durch die Farbschlieren zusammengehaltenen und in einem morphologischen aber gleichzeitig unbestimmten Sinn sehr lebendig erscheinenden Körper verweilen ganz selbstverständlich im Raum.
Ich habe nur drei Beispiele ausgewählt, die aber stellvertretend für eine Vielzahl ähnlicher Werke stehen, die zwar Assoziationen von Verhüllungen, Verschleimungen und Eingewobensein auslösen, sich aber dennoch einer konkreten Interpretation widersetzen.
Besonders im unteren Bild sehe ich ein Wesen, das noch eingesponnen, eingewickelt ist, das sich erst entpuppen muss - im biologischen und übertragenem Sinn. Im Grunde ist es nur ein Farbhaufen, der so viel Verletzlichkeit und Zartheit ausstrahlt, dass er bei mir Mitgefühl auslöst. Expression und Sensibilität sind bei Eskubi kein Gegensatz. Seine gestische und ungestüme Malerei findet ihre wesentlichen Züge im Unbewussten und Instinkt. (vgl. dazu dieses Interview mit Joseba Eskubi)
Wichtig ist dem Künstler das Hervorheben der materiellen Substanz der Bilder. Eskubi geht es auch um die Malerei an sich, um das quasi nicht abbildende Erschaffen aus Farbe und expressivem Gestus.
Einen Teil seiner Arbeit machen kleine Intervention in Kunstkatalogen (vor allem spanischer Barockmaler) oder auf Fotos aus: Er verformt, verzerrt, ja vergräbt das Originalbild unter einem Netzwerk neuer Bedeutungen; er übermalt und manipuliert die Figuren, um sie teilweise zu abstrahieren. Diese Arbeiten bezeichnet Eusebi als "Collagen", die Schere wird durch den Pinsel selbst ersetzt.
Nachfolgend sehen Sie Eskubis Übermalungen von Hunden: Manchmal bleibt nach Eskubis Abstrahierungsprozess nur sehr wenig vom Ausgangsmaterial übrig, weshalb es für mich gar nicht einfach war, die Beispiele mit Hundemotiv herauszufinden.
Joseba Eskubi (*1967 in Bilbao/Spanien) stellt international aus und unterrichtet in Bilbao an der Kunstakademie.
Veronika Olma hat mich auf diesen zeitgenössischen spanischen Künstler aufmerksam gemacht. Vielen Dank dafür! Schauen Sie sich auf alle Fälle weitere Arbeiten auf Eskubis Homepage an. Ich bin mir noch immer unschlüssig darüber, ob er ein figurativer oder abstrakter Maler ist, wobei es mir natürlich nicht um die "Schublade" geht, sondern darum, wie es die Beurteilung und Betrachtung seiner Arbeit verändert. Spannend allemal!
alle Bilder © Joseba Eskubi