Nortey, Hamid Nii

21. Februar 2022 - 10:12

Erst vor wenigen Wochen habe ich Ihnen den ghanaischen Künstler Hamid Nii Nortey vorgestellt. Der Zufall will es, dass am 14. Februar 2022 in der Wiener Galerie Kandlhofer seine erste europäische Einzelausstellung "Faith in Strangers" gezeigt wird.

Im ersten Post über Nortey ging es um die beträchtlichen Veränderungen in Accra, der Hauptstadt von Ghana, und um Norteys Darstellung der oberen Mittelschicht in ihren urbanen Häusern, Interieurs und Gärten.

Sein neuestes Werk befasst sich mit den vielfältigen sozio-politischen Verwicklungen der Migration, die von historischen Bezügen über Auswanderung bis hin zu politischer Verfolgung reichen.

Die Ausstellung "Faith in Strangers" ist in zwei Abschnitte gegliedert, wobei sich der erste auf historische und zeitgenössische Aspekte der afrikanischen und afroamerikanischen Migration konzentriert. So beschreibt die Great Migration die Bewegung von sechs Millionen Afroamerikanern aus den ländlichen Gebieten der Südstaaten in die städtischen Gebiete der Nordstaaten zwischen 1916 und 1970. Die Flüchtenden wollten der rassistischen Gewalt entkommen und wirtschaftliche und bildungsbezogene Chancen im Norden wahrnehmen. Der Hund kam natürlich mit!

 

The Great Migration 1, 2021 © Hamid Nii Nortey, Foto Galerie Kandlhofer

The Great Migration 2, 2021 © Hamid Nii Nortey, Foto Galerie Kandlhofer

 

Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf die Gegenüberstellung von erzwungener Migration und Freizeitreisen, um die erheblichen Unterschiede zwischen der westlichen Wahrnehmung und der afrikanischen Realität aufzuzeigen.  (vgl. Pressetext der Galerie Kandlhofer)

Die Ausstellung in der Galerie Kandlhofer ist noch bis zum 19. März 2022 zu sehen.

Bilder © Hamid Nii Nortey, Fotos Galerie Kandlhofer

 

Ausstellung, Malerei
31. Januar 2022 - 10:37

Welche Vorstellungen haben Sie vom afrikanischen Kontinent? Welche Bilder verbinden Sie mit Ghana? Kennen Sie afrikanische bildende Künstler (die nicht weiß sind, wie William Kentridge)? Zumindest Daniel Tetthey Nartey ist Ihnen aus meinem Blog bekannt; heute füllen wir eine weitere Leerstelle mit Hamid Nii Nortey.

Er stellt die wachsende florierende Mittel- und Oberschicht in Accra, der Hauptstadt Ghanas dar, die einen immer größeren Anteil an der Bevölkerung ausmacht. Accra hat sich in den letzten Jahrzehnten gesellschaftlich, wirtschaftlich, aber auch architektonisch stark gewandelt. Private und öffentliche Investitionen hatten einen Anstieg der Urbanisierung zur Folge und den Lebensstandard der Bürger erheblich verbessert.

Da davon in der Kunst aber nur sehr wenig dargestellt wird, möchte Hamid Nii Nortey mit seiner Arbeit "der Welt" eine andere Perspektive auf den glamourösen Lebensstil der Afrikaner vermitteln.

In seinen farbenfrohen, figurativen Gemälden ebnet er den Weg für ein neues Narrativ, das lange Zeit von Vorstellungen von Armut, Krankheit und überholten Stereotypen eines "unterentwickelten Afrikas" geprägt war. Er zeigt den BetrachterInnen ein starkes, vielfältiges Bild der afrikanischen Identität und verändert damit die Wahrnehmung des Kontinents.

Nortey gibt uns einen Einblick in den Lifestyle der Glamourösen, Erfolgreichen und Reichen. Er zeigt sie uns modisch gekleidet in den luxuriösen Innenräumen moderner Architektur. In den beiden Gemälden mit Hunden sehen wir von den Interieurs allerdings nichts: Der Hund ist im Außenraum, im Garten präsent.

 

Some Angels choose fur over wings, 2021 © Hamid Nii Nortey

 

Seine Farbpalette spiegelt nicht nur die Wärme und den Reichtum der ghanaischen Landschaften wider, die Farbe bringt auch die Individualität und Identität der Porträtierten zum Ausdruck.

Diese Porträts sind akribische und spielerische Skizzen, die über ihre dekorative Rolle hinaus eine neue Darstellung des "Spektakels des schwarzen Reichtums", wie Nortey sagt, eine Kreuzschraffur des ghanaischen und afrikanischen Wohlstands zeigen  (Cross Hatching Affluence ist der Titel seiner Ausstellung in der ADA \ contemporary art gallery, 2021).

Nortey überzieht die Körper der Figuren mit seiner charakteristischen Schraffurtechnik:  Eng beieinander liegende parallele und gekreuzte Linien ergeben eine raue, lockere organische Textur, die die visuellen und taktilen Qualitäten der Haut vermittelt. Durch die Farbmodulation erhalten die übereinandergelegten Schichten an Linien eine plastische Wirkung, ganz im Gegensatz zu den flachen ornamentalen Bildelementen. Auch das Fell der Hunde ist stark strukturiert.

 

Some Angels choose fur over wings, 2021 © Hamid Nii Nortey

 

Hamid Nii Nortey (*1987 in Accra/Ghana) gibt einen Einblick in die sich schnell entwickelnde Gesellschaft Ghanas und wirft ein Licht auf die verschiedenen Generationen und sozialen Schichten.

Quellen:

ADA, Christopher Moller Gallery, Creative Boom, Metal, Les Nouveaux Riches

alle Bilder © Hamid Nii Nortey

 

Malerei