Juni 2019

18. Juni 2019 - 10:02

Mit viel Zuneigung und Zärtlichkeit richtet sich mein betrachtender Blick auf diesen alten, ruhenden und wissenden Hund. Aldo Mozzini heißt sein Schöpfer und er verwendete alte Mallappen, um diese Hundeskulptur herzustellen. Allerdings nicht seine eigenen Maltücher, sondern die seiner Studenten und Studentinnen, die sie im Druckatelier an der Zürcher Hochschule für Künste zur Reinigung ihrer Hände verwendet hatten. Dergestalt bezeugt der textile Hund die kreativen Arbeitsprozesse, die seiner Entstehung vorausgegangen sind.

 

Hundeskulptur von Aldo Mozzini, 2019, Foto: Guadalupe Ruiz

 

Mozzini bevorzugt unprätentiöse und bescheidene Materialien für seine raumgreifende Skulptur, die eine skurrile Poesie entfaltet (vgl. About). Der Arbeitsprozess ist in den beschmutzten und farbverschmierten Maltüchern gespeichert, sie sind stumme Zeugen der Kunstproduktion und Reinigung. Mit ihren zufälligen Gebrauchsspuren bilden sie eine materielle Wirklichkeit, die in Kombination mit dem Hundemotiv irritiert. Müde und melancholisch sieht der riesige Hund aus und etwas ausgemergelt. In seiner Fragilität zieht er die Blicke und Sympathien auf sich.

Mit diesem Werk zählte Aldo Mozzini 2019 zu den Preisträgern des jährlich stattfindenden schweizerischen Kunstwettbewerbs Swiss Art Awards.

Als ich Aldo Mozzinis Hund aus Malfetzen erstmals gesehen habe, ist mir sofort Lucian Freud eingefallen, der auch Tücher, mit denen er die Pinsel abwischte, in seine Bilder integriert hatte. Er hat sie als Hintergrundstruktur gemalt. Manchmal ruhte ein Hund davor. Unten sehen Sie als Beispiel "Triple Portrait" von 1986-87.

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Triple Portrait, 1986-87 © Lucian Freud

 

Homepage von Aldo Mozzini

 

Skulptur
13. Juni 2019 - 10:50

Rodney van den Beemd arbeitet sehr schnell - wie in einem Fluss - und expressiv, wenn er seine Tusche-Skizzen von Fotos anfertigt. Dabei abstrahiert er stark und setzt sich mit der Frage auseinander, wann die Malerei fertig ist. Soll man daran weiterarbeiten, noch mehr Information hinzufügen, auf die Gefahr hin, dass die Spontaneität und Frische verloren geht?

Während die ähnlichen Grauwerte bei der unteren Arbeit eine Gemeinsamkeit des Paares mit dem Hund erzeugen - gemeinsam gehen sie ins nicht näher bezeichnet Diffuse, wendet sich der klar konturierte Black Dog von seinem menschlichen Begleiter ab. Die starke formale Abgegrenztheit korrespondiert mit seiner Autonomie.

o.T. © Rodney van den Beemd

 

Black Dog © Rodney van den Beemd

 

Und während ein Hund in Bewegung begriffen ist und sich die flächig aufgetragene Tusche nach hinten zur Linie auflöst, steht der andere so kompakt und stabil, dass wir seinen Schatten sehen!

Rodney selbst meint, dass der Schatten nicht dem Hund entspricht und wie der Schatten eines Deutschen Schäferhundes aussieht. Von alleine wäre mir das nicht aufgefallen, aber wenn man genau hinsieht, merkt man, dass der Schatten die Ohren spitzt. Ob er horcht, was sein Schöpfer sagt?

o.T. © Rodney van den Beemd

o.T. © Rodney van den Beemd

 

Ich habe Rodney schon einmal vorgestellt, manchmal schickt er mir nun einen gezeichneten Gruß. Ich glaube ich habe ihn dazu angeregt vermehrt Hunde zu zeichnen. Über beides freue ich mich sehr!

 

alle Bilder © Rodney van den Beemd

 

Malerei, Zeichnung
5. Juni 2019 - 13:10

Vor Kurzem zeigte das Wiener Untere Belvedere die spannende und viele neue Einblicke gewährende Ausstellung "Künstlerinnen in Wien von 1900 bis 1938. Stadt der Frauen". Zu sehen war weibliches Kunstschaffen von der Wiener Moderne bis zur Neuer Sachlichkeit. In diesem Zusammenhang lernte ich erstmals das Werk von Olga Wisinger-Florian (1844-1926) kennen, einer österreichischen Künstlerin, die dem Stimmungsimpressionismus zuzurechnen ist. Sie gehörte zu den erfolgreichen Landschafts- und Blumenmalerinnen der österreichischen Kunst zwischen 1885 und 1910.

Ab 1881 waren ihre Gemälde regelmäßig auf den Jahresausstellungen des Künstlerhauses, später häufig auch auf Secessions- und Hagenbund-Ausstellungen zu sehen. Mit der Teilnahme an internationalen Ausstellungen in München, Berlin, Prag, London und Paris sowie an den Weltausstellungen (Paris und Chicago) folgte rasch auch internationale Anerkennung. Weiters war sie Gründungsmitglied von "Acht Künstlerinnen" (1900) und der "Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs" (1910). Sie förderte sowohl Künstlerinnen als auch die Akzeptanz von weiblichem Kunstschaffen und verkehrte in den Kreisen der bürgerlichen Frauenrechtlerinnen. Ihre Freundschaft mit Bertha von Suttner führte sie zu politischem Engagement in der Friedensbewegung.

 

Olga Wisinger-Florian, Fallendes Laub, 1899, Foto: Belvedere, Wien/Johannes Stol
Olga Wisinger-Florian: Fallendes Laub (Buchenallee in Hartenstein),1899,
Öl auf Leinwand, 96 x 128 cm, Belvedere, Wien; Foto: Belvedere, Wien/Johannes Stoll
 

Meist beschränkte sich Olga Wisinger-Florian auf die Darstellung der stimmungsvollen, aber menschenleeren Landschaft, zeigte uns deren Schönheit mit pastosem Farbauftrag. Zwischen lyrischem Realismus und Stimmungsimpressionismus changiert ihr Herbstbild "Fallendes Laub" von 1899. Wie schön, dass die Dame auf ihrem Spaziergang in die perspektivische Tiefe einen Hund an ihrer Seite hat. Beide sind umschlossen von einem Blätterdach und folgen dem Geländer, bis sich der Weg zu einem Punkt verengt. Das Bild überzeugt durch seine Farbstimmung, das Flirren des Laubes und die reduzierte halt- und formgebende Struktur.

Nun ist ihr eine umfassende Personale - Olga Wisinger-Florian. Flower-Power der Moderne - in der Sammlung Leopold gewidmet, die noch bis zum 21. Oktober 2019 zu sehen ist.

Quellen: Sammlung Leopold, Art in Words

 

Ausstellung, Malerei