Januar 2017

31. Januar 2017 - 10:36

Einem Auftraggeber verdanken wir es, diese wundervolle Holzskulptur betrachten zu dürfen. Er hat in Karin Frank, die sich bis dahin fast ausschließlich auf die menschliche Figur und Porträts konzentriert hat, das Potenzial gesehen, das Aussehen, den Charakter und die Seele von Brezel und von Jesper verewigen zu können. Von alleine wäre die Künstlerin nicht auf die Idee gekommen, Tiere aus dem Holz zu holen - was zweifelsohne schade gewesen wäre. Hoffen wir, dass sie nun auf den Geschmack gekommen ist!

 

Skulptur
Skulptur "Brezel und Jesper", 2015, Privatsammlung

 

Der sanfte Blick, den die Katze dem Hund - vielleicht einem Golden Retriever - zuwirft, scheint zu fragen:. "Gibst du auch acht?" Der Hund, der konzentriert und ein bisschen angestrengt in der Bewegung verharrt und sich um Gleichgewicht bemüht, scheint die Katze beschützend zu umfangen.

 

Skulptur

 

Ich habe schon oft Künstler_innen präsentiert, die gemalten Hunden quasi Leben eingehaucht haben. Aber die Fähigkeit, dem Material Holz solch eine Weichheit, Sanftheit und Zärtlichkeit abzuringen, wie es Karin Frank gelungen ist, erscheint mir noch bemerkenswerter.

Karin Frank arbeitet hauptsächlich in Holz. (Bisher hat sie nur eine große Steinskulptur angefertigt, da der Stein eine geschlossene Form verlangt, was für ihre Absichten ungeeignet ist.) Sie bevorzugt für ihre raumgreifenden Arbeiten Linden- oder Zirbenholz, das farbneutral und leicht ist. Manchmal bezieht sie die Maserung in die Arbeit mit ein. Wenn der Schnitzvorgang beendet ist, bemalt sie das Holz lasierend.

Während die Skulpturen der Haustiere nicht über sich selbst hinaus weisen, werden ihre anderen figurativen Arbeiten oft von Bedeutung überlagert, die auch in den Werktiteln deutlich wird.

 

Karin Frank, Symbiose, 2014
Karin Frank, Symbiose, 2014

 

Auf der Homepage der Künstlerin finden Sie einen Überblick über ihr skulpturales Werk, auf das ich noch kurz eingehen möchte:

Manchmal scheint Karin Frank explizit Werke der Kunstgeschichte aufzugreifen. So erinnert ihre "Partie d'origin" an Gustave Courbets "L'Origine du monde" von 1866, ihr "Tanzbein" lässt mich in seiner Fragmentarität und Verdichtung auf das Wesentliche an Auguste Rodins "Der Schreitende" (1905) denken. Teilweise sehe ich eine formale oder inhaltliche Nähe zu den Arbeiten von Stephan Balkenhol und Paloma Varga Weisz.

Viele Arbeiten von Karin Frank zeigen Figuren in Bewegung (Sockenanzieher, Ballakrobat, Höllensturz etc). Der Mensch mit seinen Ausscheidungen (Schmierblutung, Schleim, Regelsau, Abspritzen, Shit), in seiner Geschlechtlichkeit (Penisfrau, penis face, Futskulpturen) oder Doppelgeschlechtlichkeit ist Thema. Dabei interessiert sich die Künstlerin in erster Linie für die ungewöhnlichen figurativen Formen, Bewegungsmuster, Körperdynamik und die dahinter verborgenen Problemkreise. Diese Problemkreise, in der Bildhauerei oft tabuisiert, werden von Karin Frank konkret umgesetzt. In einem Text zu ihrem Werk formuliert dies Andreas Spiegl hier:

 

Mit ihrer Umschreibungsverweigerung, mit ihrer Ökonomie, aus dem flexibilisierbaren Sachverhalt wieder einen Gegenstand der Diskussion zu machen, ja auf die Gegenständlichkeit der Diskussion zu insistieren, liefert Karin Frank ein Argument für die Bildhauerei, die mit ihrer Materialität einen Widerstand gegen die Auflösung von Fakten formuliert. Bildhauerei als Resistenz gegen die Verwandlung von Fakten ins Fabulöse.

 

Karin Frank, bildhauerin2, 2008
Karin Frank, bildhauerin2, 2008

 

Karin Frank (*1972 in Wien) studierte Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse von Michelangelo Pistoletto. Ihr Werk wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, Arbeiten befinden sich im öffentlichen Raum (Porträts von Wissenschaftlerinnen im Arkadenhof der Universität Wien), in öffentlichen Sammlungen und Museen.

Manchmal fragen mich Leser_innen, wie ich die vorgestellten Künstler_innen und Werke "finde". Manchmal entdecke ich etwas bei Ausstellungen, oft surfe ich ziellos im Internet. Auf Karin Frank bin ich jedoch beim Durchblättern der Zeitschrift "Portrait" gestoßen, in der sich ein Interview mit der Bildhauerin und eine Fotostrecke befand - eine unerwartete und umso schönere Überraschung.

alle Fotos © Karin Frank

Skulptur
17. Januar 2017 - 8:23

Das ist Burschi!

 

Peter Dressler, Aus Zwischenspiel, 1970-74 © Fotohof Archiv

 

Ihn hat der große österreichische Flaneur und Fotograf Peter Dressler auf seinen Streifzügen durch Wien aufgenommen. Gibt es ein besseres Beispiel für einen Hund der 1970er Jahre als diesen Mix, der uns mit intelligenten Augen, ein bisschen misstrauisch und fragend anblickt und dessen kompakter Körper schon damals ein Brustgeschirr trug? Wohl kaum! (Heute ist auch Wien überwiegend von Möpsen und Französischen Bulldoggen bevölkert).

Bei Spaziergängen im Wienflussbecken entdeckte Dressler eine Gedenktafel mit der Inschrift "Unserem lieben Burschi!", so kam der Hundemischling zu seinem Namen.

 

Hedy blättert in Peter Dresslers Zwischenspiel, Foto: Petra Hartl

 

Doch was macht Burschi im Museum?

 

In Pose. Fotofertig im Kunsthistorischen Museum - „Mit großem Interesse“ (1989)

 

Haben Sie sich auch täuschen lassen? Was Sie hier sehen, ist nur ein Pappkamerad. Peter Dressler hat ein Foto des Hundes auf Karton affichiert und mehrere Kartonschichten zusammengeklebt, sodass eine quasi körperhafte, standfeste Hundeplastik entstand.

Hier sehen Sie Burschis schnittigen Körper:

 

Kunsthaus Wien Ausstellungsansicht, Foto: Petra Hartl

 

Das Hundeobjekt hat Peter Dressler als Co-Akteur bei Fotodokumentationen an viele Orte in Wien und im Ausland begleitet.

 

Peter Dressler, Mit großem Interesse, Naturhistorisches Museum 1989 © Fotohof Ar
Burschi in Wien ...

Peter Dresseler, Zu Besuch im Museum of Modern Art © Fotohof Archiv
in New York ...

Peter Dressler, Aus Changement de Propriétaire, 2007-2008 © Fotohof Archiv
in Paris ...

 

Als wissbegieriger und kunstbeflissener Hund ergänzt er nicht nur die Tapire im Wiener Naturhistorischen Museum, sondern auch das Große Glas von Marcel Duchamp im Philadelphia Museum of Art oder Légers Gemälde im MoMA. Peter Dressler nannte diese Serie, die über viele Jahre hinweg entstand, "Mit großem Interesse". Interessiert nimmt Burschi die unterschiedlichen Settings zur Kenntnis, er verwandelt und verfremdet die Orte durch seine bloße Anwesenheit mit subtilem Humor und nimmt den Kunststätten ein wenig von ihrer Aura und Ehrwürdigkeit. Burschi bleibt nur kurz im Museum, seine Anwesenheit ist unspektakulär, er hinterlässt keine Spuren.

 

Hedy blättert im Ausstellungskatalog Wiener Gold, Foto: Petra Hartl

Hedy blättert im Ausstellungskatalog Wiener Gold, Foto: Petra Hartl

 

Peter Dressler spazierte fotografierend durch Wien und erstellte quasi eine Datenbank an Fotos, die er immer wieder in unterschiedlichen formalen und inhaltlichen Zusammenhängen verwendete und kombinierte, dabei entstanden Serien und Tableaus. Er ließ sich dabei von Assoziationsketten leiten und kreierte eine eigene Bildsprache, fand eine eigene Grammatik der Stadt. „Die Ketten der Assoziationen sind meine Welt, da deklariere ich mich!“, sagte er während einer Vorlesung (zit. nach Ausstellungskatalog "Wiener Gold", S 139). Das Ergebnis dieser Assoziationsketten ist poetisch, nicht laut, expressiv, dramatisch, aber auch ironisch und voll hintergründigem Humor. Dresslers Fotogeschichten erschufen neue wehmütige Wirklichkeiten.

 

Peter Dressler, Extérieur, 1975 © Fotohof Archiv

 

Auch Burschi hat Peter Dressler in einem seiner Tableaus gemeinsam mit anderen Wiener Sehenswürdigkeiten gruppiert, zum Beispiel mit einer Statue zwischen deren Beinen ein Hundkopf lugt.

Die Serialität hat sich für Peter Dressler als künstlerisches Hauptprinzip herauskristallisiert. Ab den 1980er Jahren ging er dazu über, in seinen Fotoserien Erzählngen zu inszenieren, in denen er auch als Akteur vorkommt.

"Zwischenspiel", sein bedeutendes Künstlerbuch, entwickelt seinen besonderen Reiz aus den vielfältigen Bezügen und Anspielungen zwischen den Einzelbildern. Schön gemacht ist auch das Cover: Burschi hebt sich erhaben vom Untergrund ab. Folgen Sie Hedys Pfote!

 

Zwischenspiel mit Hedy, Foto: Petra Hartl

 

Das Kunsthaus Wien zeigt noch bis zum 5. März 2017 in der Retrospektive "Wiener Gold" das Werk von Peter Dressler, in dem Wien eine zentrale Position einnimmt. Peter Dressler (1942 - 2013) hat als Fotograf und Filmemacher, Akademielehrer, Sammler, Theoretiker und nicht zuletzt als Leit- und Integrationsfigur die heimischen Fotoszene seit den 1970er-Jahren mit beeinflusst.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog: Peter Dressler, Wiener Gold, 978-3-902993-41-0

 

Kunsthaus Ausstellungsansicht © KUNST HAUS WIEN 2016, Foto Thomas Meyer

 

Ausstellung, Buch, Fotografie
7. Januar 2017 - 13:52

Nando ist ein wunderschöner, prächtiger Rüde und lebt im Weinviertel. Ganz eindeutig hat er viel von den nordischen Rassen, vielleicht ist er ein Malamute oder Malamute-Mix. Das Bild sollte ein Weihnachtsgeschenk für Nandos Herrchen werden, der den Hund aus einem Tierheim geholt hatte.

Ich habe mit dem Blätterkranz begonnen, und es hat mir viel Vergnügen bereitet, die vielen Grüntöne zu mischen, die ich sehr selten verwende.

 

Nando Malprozess

Nando Malprozess

Nando Malprozess

 

Wagemutig und abenteuerlustig habe ich mich an einen Hintergrund in Goldocker gewagt. Aber Sie haben vielleicht schon bemerkt, wie gerne ich die verschiedenen Grautöne mag. Letztendlich fand ich für Nando doch den kühlen grauen Hintergrund passender und habe die warmen Ockertöne übermalt.

 

Nando Malprozess

Nando, 40x60 cm

 

Ich habe Nando zweimal gemalt, da ich seine Position im Bild ausprobieren wollte. Die Kundin hat sich übrigens für das linke Bild (40x60 cm) entschieden.

 

Nando in unterschiedlichen Formaten

alle Bilder © Petra Hartl

 

Meine Arbeit