Was auf den ersten Blick wie ein Stachelschwein aussieht, ist ein Hund, der sich schüttelt.
Rhythmisch wälzen sich die Hunde. Mit schwungvoller Gestik gezeichnet, schütteln sie ihr Fell trocken. Zeichnungen im Fluss bilden Reigen an Hundekörpern, sich gegenseitig belauernd. Sie umkreisen einander abwartend, im Wissen darum, dass die Stimmung gleich umschlagen kann. Es kann laut werden und stürmisch zugehen. Der verwischte Hintergrund, aus dem Stellen frei radiert wurden, verstärkt die Dynamik des Geschehens. Mit fließenden Linien in Kohle, Rötel, Sepia sind seine Arbeiten kraftvoll, wild, dynamisch, aber auch lyrisch zart. Traditionell ist Douglas Wirls in seiner Kenntnis der Anatomie und in seiner genauen Naturbeobachtung.
Die Körper füllen den Raum aus, es gibt nichts daneben oder dahinter, und doch gehen die Zeichnungen weit über Hundestudien hinaus. Es gelingt dem Künstler über die Körpersprache der Hunde deren Interaktion und Kommunikation genau zu beschreiben: das gleichzeitige Stattfinden von abwarten, beobachten, auffordern, wegdrängen – ein Ritual des Kräftemessens. Mit Intensität und Sensibilität fängt er die emotionale Essenz einer Situation ein.
Der Hund unten gefällt mir besonders gut, obwohl seine Proportionen nicht richtig wirken: Der Kopf - vielleicht ein Dobermann - gehört zu einem sehr kompakten Körper, der Hals erscheint zu kurz. Vielleicht ist der Hund aber auch nur in die Jahre gekommen. Die verwischte Kohle bei der intimen, bis in die verborgenen Einzelheiten vordringenden Darstellung verstärkt einen unbeholfenen, unsicheren Eindruck.
Douglas Wirls (*1951 in Cleveland, Ohio/USA) hat in Philadelphia am Tyler College of Fine Art studiert. Er lebt seit mehreren Jahrzehnten in New York, wo er Grafik und Malerei am Pratt Institute in Brooklyn unterrichtet.
alle Bilder © Douglas Wirls