Bonnard, Pierre

23. Oktober 2019 - 8:10

Pierre Bonnard, Der Kaffee, 1915, Le Cafe © Tate

 

Das Kunstforum Wien zeigt Pierre Bonnard (1867–1947) in der Ausstellung "Farbe der Erinnerung". Schon im Titel stecken zwei wesentliche Merkmale von Bonnards Malerei: Er malt aus der Erinnerung und sein Thema ist die Farbe, dargebracht vor allem an den Motiven Figur, Interieur und ihn umgebende Landschaft.

Keine Wirklichkeit, kein Motiv soll den Post-Impressionisten von der Farbe ablenken, die er sowohl minimalistisch dünn als auch pastos aufträgt. Immer wieder malt er seine Freundin und spätere Ehefrau in wiederkehrenden Ansichten ihres Zuhauses. Dabei schafft er Durchsichten von innen nach außen (Fenster- und Türdurchblicke), malt Spiegel, die den Blick in den Raum erweitern und ungewöhnlich komplexe sowie angeschnittene Kompositionen, die schon den kommenden Jugendstil andeuten.

Immer wieder verschwimmen Motive im farbenfrohen Punkt- und Liniengewirr. Auch so mancher Hund ist erst auf den zweiten oder dritten Blick zu erkennen.

Obwohl Bonnard viele Hunde gemalt hat, habe ich nur diese drei in der Ausstellung entdeckt:

 

Pierre Bonnard, Der Kaffee, 1915, Detail, Foto Petra Hartl

Pierre Bonnard, Esszimmer, Vernon, um 1925, Detail, Foto Petra Hartl

 

Im "Esszimmer, Vernon" sehen wir einen Innenraum, der durch eine Tür zum Garten geöffnet ist. Die Szene spielt sich im für Bonnards Malerei so charakteristischen Bereich zwischen innen und außen ab. Alles scheint zu flimmern, hinter der geöffneten Gartentür erkennen wir ein verschwommenes Gesicht - vielleicht Bonnard selbst - der die Szene beobachtet. Die Kinder richten ihren Blick auf eine dunkle Stelle neben dem Esstisch. Erst auf den zweiten und dritten Blick erkennen wir eine Hundeschnauze.

 

Pierre Bonnard, Esszimmer, Vernon, um 1925

Pierre Bonnard, Esszimmer, Vernon, um 1925, Detail, Foto Petra Hartl

Pierre Bonnard, Esszimmer, Vernon, um 1925, Detail, Foto Petra Hartl

 

Auch im "Haus unter Bäumen" finden wir einen kleinen Hund, der seine Besitzerin beim Spaziergang begleitet.

 

Pierre Bonnard, Haus unter Bäumen, 1918, Foto Petra Hartl

Pierre Bonnard, Haus unter Bäumen, 1918, Detail, Foto Petra Hartl

Pierre Bonnard, Haus unter Bäumen, 1918, Detail, Foto Petra Hartl

 

Die Retrospektive im Kunstforum Wien entstand in Kooperation mit der Tate, London und der Ny Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen. Unterstützt durch den Bonnard Exhibition Supporters Circle und Tate Members. Sie konzentriert sich auf Bonnards reifes Werk, das nach seinem ersten Besuch an der Côte d’Azur 1909 und der tiefgreifenden Erfahrung des Mittelmeerlichts einsetzt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Jänner 2012 zu sehen.
 

Ausstellung, Malerei