März 2022

28. März 2022 - 10:36

Wie bringt man Menschen dazu, auf Fotos schön und glücklich auszusehen? Fotografiere sie neben ihrem Hund! Das ist die Antwort, die der israelische Fotograf Dan Balilty für sich gefunden hat.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty
Hier haben sich zwei gefunden! Herr - Hund - Haus: Eine geschlossene Welt,
großartig und das Herz berührend festgehalten von Dan Balilty.

 

2011 erhielt er beim israelischen Fotojournalismus-Wettbewerb einen Preis für seine Fotoserie "Local Testimony". Er fotografierte Tänzerinnen und Tänzer einer Burlesque-Show auf der Bühne und hinter den Kulissen. Als er sich die Arbeiten genauer ansah, fiel ihm auf, dass viele der KünstlerInnen mit Hunden lebten. "They were looking good", he said, "and I realized they all had dogs."

Nie zuvor hatte Dan Balilty Menschen fotografiert, die so natürlich und schön aussahen, wie jene, die mit ihren Hunden zusammen waren.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Er spürte, dass das Besondere an der Fotoserie in der Anwesenheit der Hunde lag: Menschen wirken anders, sobald man sie neben ihren Hunden fotografiert, weil sie sich mit der Kamera und mit sich selbst wohler fühlen, wenn der geliebte Hund mit auf dem Foto ist. Der Moment, in dem man jemanden mit seinem Hund an der Seite fotografiere, sei ein glücklicher Moment für diese Person. Sie fühle sich gut, sie gebe Liebe und bekomme Liebe - und das komme auf den Bildern rüber, meint Balilty. Er geht noch weiter: Wenn die Hunde nicht dabei sind, können Porträts die Menschen nicht vollständig erfassen: "Die Hunde sind Teil ihrer Geschichte".

Diese Überlegungen brachten ihn 2013 dazu, die Serie: "Dog's Best Friend" zu beginnen, die aus Porträts von Menschen mit ihren Hunden in deren Zuhause besteht.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Beim ersten schnellen Durchschauen der Serie ist mir der oftmals gleiche Blickwinkel auf die sterilen und sauberen Einrichtungen und der immer wiederkehrende Fliesenboden aufgefallen, sodass ich kurz annahm, die Interieurs seien für die Fotos in einem Studio nachgestellt. Die Ähnlichkeit der Fotos hatte allerdings einen einfachen, banalen Grund. Die Wohnungen waren in der Regel klein, und das Sofa war zumeist der einzige Platz, an dem die Leute mit ihren Hunden posieren konnten.

Die Hundehalter und -halterinnen fand er mit Hilfe seiner Freunde in der Nachbarschaft in Tel Aviv. Voraussetzung zum Fotografiertwerden war, dass alle eine gute Beziehung zu ihren Hunden -  die meisten kamen aus Tierheimen - hatten.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Malkiella Benchabat und ihr Husky-Mix JouJoun posierten in einer örtlichen Eisdiele. Sie waren eines der wenigen Paare, die nicht zu Hause fotografiert wurden.

"Auf den Bildern sehe ich, dass die Hunde die Identität ihrer Besitzer vervollständigen", sagte Malkiella und fügte hinzu, sie glaube, dass Hunde und ihre Besitzer sich oft körperlich ähneln, weil sie die Haltungen des anderen aufgreifen und widerspiegeln: "Ich bin ein entspannter Mensch. Ich versuche, mich nicht mit anderen zu streiten", sagte sie. "Er ist genauso. Er ist aufmerksam gegenüber den Hunden um ihn herum."

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Dan Balilty, der selbst mit einem Hund lebt, weiß, wie schön die Verbindung zwischen Menschen und ihren Hunden sein kann und dass sie es wert ist, fotografiert zu werden. Er traut den Hunden sehr viel zu! Das Wichtigste, das er bei der Arbeit zu "Dog's Best Friend" gelernt habe, sei, dass das Leben mit Hunden das Beste im Menschen hervorbringe. Sie werden eine bessere Version von sich selbst, wenn sie mit ihren Haustieren zusammen sind. Und selbst wenn sie nicht mit ihnen zusammen sind, verhalten sich Hundebesitzer seiner Meinung nach anständiger als andere. "Sich um Hunde zu kümmern", sagt er, "ist etwas, das die Menschen lehrt, einfach bessere Menschen zu sein".

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Bei "Dog's Best Friend" handelt es sich nicht um Haustierfotografie, sondern um eine Dokumentation des täglichen Lebens durchschnittlicher Menschen aus Tel Aviv, deren Gemeinsamkeit ist, dass sie zufällig einen Hund als Haustier haben.

 

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

Dog's Best Friend, 2013 © Dan Balilty

 

Als Fotojournalist habe er ständig das Gefühl gehabt, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein. Die charmante und gänzlich positive Serie "Dog's Best Friend“ markiert seine berufliche Veränderung hin zu dem, was er "positive Nachrichten" nennt.

Dan Balilty (*1979 in Jerusalem/Israel), ist ein Fotograf, der nach einer langen Tätigkeit für die israelischen Presse als Freiberufler für die New York Times, Reuters, Associated Press, Agence France Presse, Time und Newsweek arbeitet. Er lebt in New York und Tel Aviv.

Quelle: israel21c

alle Fotos © Dan Balilty

 

Fotografie
21. März 2022 - 10:17

Ciren Dogs © George Brooks

 

Ciren Dogs ist ein persönliches Projekt des britischen Fotografen George Brooks, an dem er seit mehreren Jahren immer wieder arbeitet. Er fotografiert die wunderbar unberechenbaren Hunde im Cirencester Park, einem schönen Anwesen in den Cotswolds. Gleichzeitig, sozusagen als Kollateralgewinn, hat er damit Porträts der Hundehalter und -halterinnen angefertigt.

 

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs (Max and Daisy) © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

Ciren Dogs © George Brooks

 

Social Distance ist ein Lockdown-Projekt, das George Brooks durchgeführt hat, ohne sein Haus zu verlassen. Da er die Zeit der sozialen Abschottung bei gleichzeitiger Einhaltung des Lockdowns dokumentieren wollte, machte er die Abriegelungsmaßnahmen kurzerhand zum  Teil eines Projekts vor der eigenen Haustüre.

Er klebte Absperrband zwei Meter von seinem Tor entfernt auf die Straße, stellte Lampen für den Aufhellblitz und seine Kamera mit einem weit geöffneten 50-mm-Objektiv auf einem Stativ vor die Tür. Seine Tochter Eva und sein Hund Ruby halfen ihm Passanten anzusprechen, die an seinem Haus vorbeikamen und sie zur Teilnahme am Fotoprojekt aufzufordern. Fast alle waren einverstanden sich fotografieren zu lassen und ihre Erfahrungen mit dem Lockdown zu teilen.

 

Social Distance (George and Ruby), 2020 © George Brooks

Social Distance (Eva and Ruby - trusty assistants), 2020 © George Brooks

Social Distance (Eva & Ruby - more assisting), 2020 © George Brooks

Social Distance (Frank exercising one of his many dogs), 2020 © George Brooks

Social Distance (Sky with Lady), 2020 © George Brooks

Social Distance (Ali and Monty), 2020 © George Brooks

Social Distance (Sue and Terry with Pip), 2020 © George Brooks

Social Distance (Sue and Bill with Bueno), 2020 © George Brooks

Social Distance (Caley, Sam and Digby), 2020 © George Brooks

Social Distance (Simon, Lisa and Bethany walking Nellie), 2020 © George Brooks

 

Nachdem der in Großbritannien ansässige Fotograf George Brooks 1985 die Kunsthochschule in Bournemouth verlassen hatte, begann er durch Mexiko und die USA zu reisen. Ab 1990 arbeitete er als Fotograf vor allem im redaktionellen Bereich. Seine Arbeiten wurden in Zeitschriften wie The Radio Times, You, Sunday Times, Telegraph und Top Gear veröffentlicht. In den letzten 25 Jahren hat er unter anderem im Nahen und Fernen Osten, in Nordafrika und in den USA gearbeitet. Neben der redaktionellen Arbeit für Magazine fotografiert er vermehrt für kommerzielle Kunden.

Nebenbei entstehen seine persönlichen Fotoserien wie Ciren Dogs und Social Distance.
 

alle Fotos © George Brooks

 

Fotografie
14. März 2022 - 10:36

Unter den großartigen Darstellungen von Hunden und ihren Menschen gibt es manchmal welche, die mich tief berühren und kraft ihrer Intensität schier fassungslos und sprachlos zurücklassen. Das Porträt eines Mannes mit Hund (um 1585-1587, Kapitolinische Museen in Rom) zählt für mich zu diesen Ausnahme-Werken. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Porträts des kultivierten und exzentrischen Künstlers Bartolomeo Passerotti. Die Identität des dargestellten jungen Mannes ist nicht bekannt, aber es handelt sich vermutlich um ein Mitglied einer prominenten Familie in Bologna.

 

Bartolomeo Passerotti, Portrait of a Man with a Dog, 1585-87

 

Aus einem sehr dunklen braunen Hintergrund hebt sich eine junge, männliche Figur mit einem strengen und prägnanten Gesicht und eleganter Kleidung sowie ein braun-weiß gefleckter Hund hervor. Das samtene Schwarz der ärmellosen Jacke und das matte Weiß des Kragens und der Ärmel korrespondieren mit der hellen Schnauze, den dunklen Ohren und dem hellen Fell des Hundes. Die Kleidung des Mannes ist detailreich dargestellt: von seiner geschlungenen Halskrause, den fein ziselierten Knöpfen bis zu den Stickereien auf seinem bauschigen Hemd. Doch auch der Hund steht in der detailreichen Gestaltung seinem Herrn in nichts nach: vom welligen, weichen Fell, den sich anklammernden Pfoten bis zu den Barthaaren und dem flehenden Blick ist alles akribisch widergegeben.

Mit außergewöhnlicher Sensibilität erzählt Passerotti die Geschichte einer intimen Beziehung. Das Bild ist unkonventionell in der klaren eindeutigen Darstellung der hingebungsvollen, bedingungslosen Liebe und der gegenseitigen Zuneigung, es zeigt aber auch eine Poesie des Schmerzes: Ist die Liebe möglich, ohne den Geist des anderen zu erkennen?

Sein innovatives Porträt ist inszeniert, es zeigt uns die Protagonisten nicht still und gefühllos, sondern in Bewegung und belebt. Der junge Mann hält den gefleckten Hund ganz fest, während er sich dem Betrachter mit einem nachdenklich fragenden Blick zuwendet. Wurde er plötzlich angesprochen? Wurde ein "Gespräch" zwischen Mensch und Hund unhöflich unterbrochen?

Der Hund ist als ein Sprechender dargestellt, der ganz eindringlich seine Zuneigung bekundet. Ich fühle förmlich sein übermächtiges Bedürfnis nach Verbindung zu seinem Menschen, einer Spezies, deren Gedanken und Gefühle ihm weitgehend unbekannt sind. Ist diese Kluft überbrückbar?

Es ist offensichtlich, dass Passerotti eine Vorliebe für Hunde hatte. Viele Frauen und Männer stellte er mit Hunden und Welpen dar. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden, nur dieses eine elegante, aristokratische, singuläre Gemälde zu zeigen.

Bartolomeo Passarotti (*1529 in Bologna/Italien, gest.1592 in Rom) war ein italienischer Maler aus der Zeit der Spätrenaissance. Er lebte und arbeitete fast ausschließlich in seiner Heimatstadt Bologna, nur für kurze Zeit studierte er in Rom, wo er seinen Stil weiter verfeinerte. Als beliebter Porträtist, Zeichner und Kupferstecher führte Passarotti eine florierende Werkstatt und war bei den Reichen und Berühmten Italiens sehr gefragt.

Heute ist er für seine groteske, komische und karikaturistische Genremalerei - Szenen aus dem Alltagsleben, z. B. auf Märkten, im häuslichen Bereich und bei Festen - berühmt. Für seinen Zeitgenossen jedoch war er ein gefragter Porträtist, er erhielt sogar den Auftrag, Papst Gregor XIII zu porträtieren.

Passarotti wird als der bedeutendste Porträtist Bolognas gegen Ende des 16. Jahrhunderts angesehen, der in seinen Werken sowohl Qualität mit Originalität als auch eine reizvolle farbige Darstellung mit einer sehr lebendigen Charakterisierungskunst verbindet. Er war ein Anhänger der venezianischen Schule, die im Gegensatz zum florentinischen Manierismus die Farben betont. In seinen Porträts deuten sich bereits die Merkmale eines künstlerischen Neubeginns, einer neuen Gesamtauffassung des Porträts an, die dennoch den in der Kunst der Renaissance entwickelten Traditionen treu bleibt.

Neben Porträts und Genrebildern arbeitete er auch zu religiösen Themen, die in bedeutenden Kirchen Bolognas zu sehen sind und schon auf die Kunst des Barocks hinweisen. Darüber hinaus übte einen großen Einfluss auf viele einheimische Künstler aus, die in den folgenden Jahren die Barockbewegung in Italien belebten.

 

Malerei
7. März 2022 - 10:58

Das ist Luca! Die Hündin der Künstlerin Kirstin Kolb 2010.

 

Luca, Zeichnung, 2010 © Kirstin Kolb

Luca, Zeichnung, 2010 © Kirstin Kolb

Luca, Zeichnung, 2010 © Kirstin Kolb

 

In jenem Jahr entscheidet sich Kirstin Kolb ihre Arbeit als Apothekerin aufzugeben und nur mehr künstlerisch tätig zu sein. Sie fertigt auch einen Aluminimguss von Luca an.

 

Luca, Detail, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb Luca, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb

Luca, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb Luca, Aluminium, 2010 © Kirstin Kolb

 

2015 folgt ein Bronzeguss einer Hundegruppe.

 

Hundegruppe, Bronze, 2015 © Kirstin Kolb

 

2016 und 2017 entstehen Gipsskulpturen von Tiergruppen mit Hund, Eule, Krähe, Fasan u.a.

Neben den Hunden, die ich Ihnen zeige, findet Kirstin Kolb ihre Motive meist in der heimischen und exotischen Tierwelt, aber auch der Mensch ist ein Thema. Die Anatomie wird akribisch studiert. Deshalb bestechen ihre in Bronze oder Aluminium gegossenen lebensgroßen Skulpturen durch ihren Realismus - die Künstlerin arbeitet nur gegenständlich - und erfreuen durch ihre Schönheit und Ästhetik.

Während Luca schwebend und zwischen Entspannen und Strecken, jedenfalls in vollkommenem Wohlbehagen und mit einem Lächeln dargestellt ist - in Wirklichkeit wird sie sich wohl gewälzt haben - ertragen die Gipshunde im doppelten Wortsinn ihre Bestimmung: der eine aufjaulend, der andere sie annehmend.

 

o T., Gips, 2016 © Kirstin Kolb

o T., Gips, 2017 © Kirstin Kolb

o T., Gips, 2017 © Kirstin Kolb

 

Neben der Bildhauerei prägen Malereien und Zeichnungen in und auf alten Büchern Kirstin Kolbs Werk. Dabei weiß sie nie, wie die Buntstifte, Acrylfarben und Tusche auf den Buchumschlägen, Buchrücken und Vorsatzpapieren aussehen werden, wie die Textilien und Papiere mit ihren Alters- und Gebrauchsspuren auf die neuen Farbmittel reagieren. Die Ästhetik und formalen Kriterien der antiquarischen Bücher hinsichtlich Farbigkeit, Ornamentik und Typographie werden von Kirstin Kolb ebenso in die neue Komposition miteinbezogen, wie die Buchtitel, die durch die Malerei konterkariert oder ergänzt werden.

In vielen Werken geht sie der Frage nach, wie viel Menschliches im Tier bzw. wie viel Tierisches im Menschen steckt.

 

Münchnerinnen, Zeichnung auf Büchern, 2021 © Kirstin Kolb
Münchnerinnen, Zeichnung auf Büchern, 2021

 

Werden oben die biertrinkenden Münchner von den Hunde-Münchnerinnen ergänzt?

 

Figaros Hochzeit, Zeichnung auf Büchern, 2019 © Kirstin Kolb
Figaros Hochzeit, Zeichnung auf Büchern, 2019

 

Shakespeare, Zeichnung auf Büchern, 2018 © Kirstin Kolb
Shakespeare, Zeichnung auf Büchern, 2018
 

Eine Fuchsjagdszene, die sich über 18 Bände Shakespeare erstreckt?

 

Windhund, Zeichnung auf Büchern, 2018 © Kirstin Kolb
Windhund, Zeichnung auf Büchern, 2018

 

Dürer, Zeichnung auf Büchern, 2019 © Kirstin Kolb
Dürer, Zeichnung auf Büchern, 2019

 

Das Werk heißt Dürer und das Buch Cultur der Renaissance: Spielt die Künstlerin mit dem Cyborg auf den Erfindungsreichtum der Renaissance und auf die Schöpfungskraft des humanistischen Künstlers an? Oder bezieht sich der Begriff Renaissance auf die Gegenwart? Ist der Cyberdog die moderne Wiedergeburt des Hundes als Roboter, der den vierbeinigen Freund und Partner als Therapie- und Pflegeroboter ersetzen will?

 

Daneben lieben, Zeichnung auf Büchern, 2020 © Kirstin Kolb
Daneben lieben, Zeichnung auf Büchern, 2020

 

Daneben lieben wird durch eine Mesalliance, eine unglückliche Verbindung von Partnern, die nicht zueinander passen oder zu passen scheinen, dargestellt. Der Wolf hat das Schaf sicher zum Fressen gern.

 

o.T., Zeichnung auf Büchern, 2020 © Kirstin Kolb
o.T., Zeichnung auf Büchern, 2020

 

Bismarck, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2019 © Kirstin Kolb
Bismarck, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2019
 

Militaer, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2020 © Kirstin Kolb
Militaer, Acrylfarbe, Tusche und Buntstifte auf Bucheinband, 2020 © Kirstin Kolb

 

Statt Orden und Epauletten tragen die Hunde Chanel, Versace, Armani als Halsketten und Halsbänder. Sie scheinen die tierische Entsprechung zum Offizier von Eduard Thöny sein, einem Ulanen, der bis zum Ersten Weltkrieg an Wehrkraft eingebüßt hat und hoffnungslos unterlegen ist.

Seine durch die Rangabzeichen grotesk überhöhte Erscheinung und sein einfältig-verständnisloser Blick werden durch die glotzenden Rassehunde mit ihren Markenaccessoires zusätzlich unterstrichen. Ob der Träger in eine strenge militärische oder Hierarchie der Labels und Logos eingegliedert ist, ist ziemlich einerlei: Das Individuum verschwindet hinter seinen Rang- und Markenzeichen.

Kristin Kolb (*1962 in Braunschweig/D) studierte Pharmazie und arbeitete von der Approbation 1989 bis 2010 in Braunschweig und Berlin als Apothekerin. Seit frühester Kindheit galt ihr Interesse der Kunst, die immer mehr Raum einnahm, bis sie schließlich 2011 zur ausschließlichen Tätigkeit wurde. Mittlerweile lebt und arbeitet sie als freischaffende autodidaktische Künstlerin mit den Schwerpunkten Malerei und Zeichnung sowie Bildhauerei in Berlin.

 

Quelle: Homepage der Künstlerin, Kunkel Fine Art

alle Bilder © Kirstin Kolb
 

Malerei, Skulptur, Zeichnung
3. März 2022 - 10:24

Die in der Schweiz ansässige Künstlerin Jill Wäber nimmt sich der Beziehung zwischen Mensch und Hund an und bearbeitet das Thema in unterschiedlichen zeichnerischen Techniken und Formaten. Das Ergebnis ihrer intensiven Auseinandersetzung ist im Künstlerhaus S11 an der Schmiedengasse in Solothurn/Schweiz bis zum 5. März 2022 zu sehen.

 

© Jill Wäber

© Jill Wäber

© Jill Wäber

 

Auf den zweiten Blick erkennt man, dass sich neben den Hundeköpfen keine Pfoten, sondern menschliche Hände in verschiedenen Gesten befinden. Sind es nun anthropomorphe Pfoten der Hunde oder sind es menschliche Hände, die den Hunden zur Seite gestellt werden?  In der Tat ein "rätselhafter Moment des Zusammenkommens" (vgl. Vernissagerede von Martin Rohde).

 

© Jill Wäber

© Jill Wäber

© Jill Wäber

 

Zwölf kleinformatige Ölpastell-Zeichnungen drücken das Zusammenspiel von Mensch und Hund aus: Unterschiedliche Hunderassen in unterschiedlichen Bewegungen sind nur als Umriss mit Gesicht präsentiert, die Menschen sind farbenfroh als liegende, umfassende und beschützende Schatten wiedergegeben. Offensichtliche enge Zuneigung wird als Umarmung dargestellt,  Beziehungen werden ausgelotet. Dabei zeigt sich eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Tier und Mensch aber auch eine gewisse Balance.

 

Porträt © Jill Wäber, Foto Hanswerner Bärtschi

Porträt © Jill Wäber

Porträt © Jill Wäber

 

Für die Ausstellung hat die Künstlerin auch ältere Monotypien mit Kreide überarbeitet. Eine Spurensuche für die Betrachtenden, die aus dem Liniengewirr - sie verdichten sich im Innern und verlaufen zu den Rändern - die Form des Hundes erst herauslösen müssen (vgl. ebd.). Auch wenn diese  Porträts nicht mit Ähnlichkeit arbeiten, versucht die Künstlerin Wesenszüge und Bewegung herauszuarbeiten.

 

© Jill Wäber

 

Der maskierte Hund auf rotem Untergrund trägt menschliche Züge. Die charmante Künstlerin präsentiert sich maskenlos.

 

Jill Wäber, Foto Hanspeter Bärtschi

 

Ein Stückchen gezeichnetes Fell!

 

© Jill Wäber, Foto Hanswerner Bärtschi

 

Jill Wäber (*1945 in Schottland) absolvierte von 1963–1967 die Glasgow School of Art. Ende der1960er Jahre hielt sie sich längere Zeit in der Elfenbeinküste und den USA auf. 2004 erhielt sie den sechsmonatigen Gastaufenthalt im Künstleratelier des Kunstvereins Olten in Genua. 2009 und 2011 folgten mehrmonatige Aufenthalte in Jiuquan, China. 1990 erhielt die Künstlerin den Werkjahrbeitrag des Kanton Solothurns und im Jahr 2000 den Preis des Kantons Solothurn für Malerei. In Solothurn, im Kanton und in der größeren Region war sie immer wieder mit Einzel- und Gruppenausstellungen präsent. Jill Wäber lebt und arbeitet in Basel.

Fotoquellen: S11, Solothurner Zeitung

 

Ausstellung, Zeichnung