Mai 2014

21. Mai 2014 - 12:21

© Gisela Krohn

 

Bäume und Alleen, in vielfältigsten Kompositionen immer neu entdeckt, durch Wasser, Wege, Himmel und Wolken ergänzt, sind das Thema der Malerin Gisela Krohn. Unter all den Bildern von Brandenburger Wäldern habe ich dieses stimmungsvolle Bild des Hundes Max (Ernst) gefunden, das ich Ihnen nicht vorenthalten will.

 

Max (Ernst), 2005 © Gisela Krohn

 

Wie Gisela Krohns andere Malereien ist es von Licht und Farbe durchdrungen, von flimmernden und flackernden Lichtreflexen durchbrochen, changiert es in steter Bewegung zwischen Gegenstand und Abstraktion. Gisela Krohns Kompositionen sind immer menschenleer. Auch eine Mahnung mag darin liegen: Die Natur braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen die Natur. Wie schön, dass zumindest ein Hund die Natur, den Bildraum betreten darf!

Nach einer Ausbildung zur Theatermalerin an der Deutschen Oper Berlin studierte Gisela Krohn (geb. 1966 in Köln) an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Malerei. Sie arbeitet in Berlin und Bayern. Dass sich auch ihr Hund Caspar (David Friedrich) in ihrem Atelier wohlfühlt, sehen Sie unten.

 

 

Caspar (David Friedrich) im Atelier, 2013 © Gisela Krohn

 

alle Bilder © Gisela Krohn

 

Malerei
17. Mai 2014 - 9:58

o.T., 2009 © Yvonne Schneider

 

Schwungvollste breite Pinsel- oder Bürstenstriche. Farbe, die wie Wasserfälle von Blüten rinnt. Figuratives und Ornamentales, das sich in mehreren deckenden und lasierenden Schichten vor und hinter den gleichbleibenden Hundeshilouetten befindet: In der Hunde-Serie von Yvonne Schneider wechseln Transparenz und Durchblick mit hermetisch verdichteten Flächen. Der Hund wird selbst zum Muster und „schafft in der Wiederholung neue bildimmanente Verhältnisse, Bewegung und Dynamik. Auf dem Grat zwischen abstrahierender Ornamentik und Realitätsillusion stellt sich die Frage nach der Wirklichkeit neu.“ (vgl. Yvonne Schneider in ihrem Abstract)

 

o.T., 2009 © Yvonne Schneider

o.T., 2009 © Yvonne Schneider

o.T., 2009 © Yvonne Schneider

o.T., 2009 © Yvonne Schneider

o.T., 2009 © Yvonne Schneider

o.T., 2009 © Yvonne Schneider

 

Yvonne Schneider arbeitete bei der Hunde-Serie mit Öl, Tempera und Siebdruck auf mdf. Sie wurde 1963 in Stuttgart/Deutschland geboren, studierte in München und Bologna und arbeitet seit 1991 freischaffend in ihrem Atelier in München/Gauting.

 

alle Bilder © Yvonne Schneider

 

Grafik, Malerei
14. Mai 2014 - 7:34

Maria Lassnig, Mann, Frau und Hund, 2011 © Maria Lassnig, Foto: Jens Ziehe
Maria Lassnig: "Mann, Frau und Hund", 2011 (via FAZ)

 

Als die österreichische Künstlerin Maria Lassnig "Mann, Frau und Hund" 2011 malte, war sie schon 92 Jahre alt. Am 6. Mai 2014 starb sie im Alter von 94 Jahren.

 

Malerei
9. Mai 2014 - 15:50

Petits Fours Hunde, 2013 © Sala Lieber

 

Es wird Sie kaum überraschen, dass obiges Gemälde, die "Petits Fours Hunde", mein Lieblingsbild von Sala Lieber ist. Hunde, die interessiert und etwas irritiert auf die barocken Menschen unter ihren Glasglocken blicken. Der menschliche Blick auf Wunderkammern und Menagerien wird hier umgekehrt. Von zwei Schwänzen eingerahmt blickt uns ein Hund – ganz rhetorische Vermittlerfigur – entgegen. Zwei andere wenden sich von diesem Anblick ab.

 

 

Infantin Isabella Clara Eugenia, 2012 © Sala Lieber

Adult Isabella Clara Eugenia, 2013 © Sala Lieber

 

Auch bei der Darstellung von Isabella Clara Eugenia als Kind und Erwachsene sind die Hunde am lebhaftesten gemalt. Spricht der menschliche unnahbare und distanzierte Blick für eine Einsamkeit und Isoliertheit gegen die auch die Gesellschaft der Hunde nicht mehr ankommt?

 

Familie von Bourbon, 2011 © Sala Lieber

Familie von Bourbon II, 2012 © Sala Lieber

Blackout, 2010 © Sala Lieber

 

Was verdunkelt sich in "Blackout"? Geht hier nur das Licht aus oder ist der Bildtitel auch ein Hinweis darauf, dass sich hinter den prächtigen, künstlichen Innenräumen auch dunkle Seelenräume befinden. Schweben die Elternköpfe in "Familie von Bourbon" wie Über-Ichs über den Kindern?

Sala Lieber zitiert in ihren Werken Renaissance, Barock und Rokoko, ergänzt durch Witz und eine zeitgenössische Note: Wie Rüstungen werfen die jungen Frauen die einengenden Kleider in "Emanzipation" ab, der Windhund blickt darob fragend in die ungewisse Zukunft. Das Mädchen hält einen Fasan des Fasanenteppichs in Händen, das Ornament geht ins Reale über.

 

 

Emanzipation, 2010 © Sala Lieber

Fasanenteppich, 2012 © Sala Lieber

 

Dekor ist das Hauptthema der jungen ungarischen Künstlerin Sala Lieber (*1980, Budapest) und hier entfaltet sich auch ihr altmeisterliches, handwerkliches Können. Prächtige Textilien und ausgestopfte Tieren liegen dafür als Anschauungsobjekte bereit. Und bei der Darstellung der Leuchten, Gardinen, Teppiche – detailverliebt, üppig und farbenprächtig – kommt die Dynamik und Opulenz des Barock auch am besten zur Geltung. Vergleichsweise blass und blasiert wirkt dagegen das menschliche Inventar. Oft tauchen Mensch und Tier aus dem schwarzen Hintergrund auf: Der starke Hell-Dunkel-Kontrast als Reverenz gegenüber Artemisia Gentileschi, die sie neben Peter Paul Rubens, Giovanni Battista Tiepolo und Van Dyck als Vorbilder nennt.

 

Sala Lieber studierte an den Kunstakademien in Düsseldorf und Dresden (unter anderem bei Jörg Immendorff und Herbert Brandl) und schloss 2006 mit Akademiebrief ab. Seither Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen sowie Einzelausstellungen.

 

Noch bis zum 15. Mai 2014 sind Sala Liebers Bilder in der Ausstellung "Faltenschlag und Spitzenkragen" in der Galerie Hoffmann Contemporary Art, Lange Straße 50, 33378 Rheda-Wiedenbrück, zu sehen.

 

alle Bilder @ Sala Lieber

 

 

Ausstellung, Malerei
6. Mai 2014 - 12:40

Bezdomny pies, 2012 © Rafal Wilk

Prawy brzeg, 2014 © Rafal Wilk

 

Zwei schöne, kühle Hundedarstellungen habe ich zufällig auf dem Blog des polnischen Künstlers Rafal Wilk entdeckt, über den ich nichts Nähres weiß. Eines verbreitet eine Stimmung der Einsamkeit, das andere zeugt von Zuwendung und Vertrautheit. Die Bilder sprechen für sich und ihn.

 

beide Bilder © Rafal Wilk

 

Malerei
2. Mai 2014 - 16:30

Seit drei Wochen verbringe ich wieder jeden Freitagnachmittag in meinem Schauraum und nütze die Zeit zum Blogschreiben. Während ich darüber nachdenke, ob ich zum Hund mit rosa Bein von Pierre Huyghe etwas zu sagen habe und wenn ja, was, fällt mein Blick auf ein wunderbares Buch, das schon seit Monaten auf meinem Schreibtisch liegt und seit Jahren in meinem Besitz ist: Hanna Schimeks "Ohrenzeugen" von 2009. Ich blättere es durch und weiß sofort: Darüber will ich jetzt viel lieber schreiben.

 

 

Buchcover Hanna Schimek, Ohrenzeugen

 

 

Es ist ein kleines, feines Fotobuch, das ich allen ans Herz legen möchte, die Hunde lieben, also Ihnen. Hanna Schimek "versammelt bildhafte Darstellungen von Hunden aus unterschiedlichen Epochen der Kunstgeschichte und stellt sie eigenen Aufnahmen aus dem Bereich der analogen Alltagsfotografie in assoziativer Weise gegenüber", heißt es im lapidar Klappentext. Doch diese prosaische Beschreibung wird dem Buch nur unzureichend gerecht.

 

Hanna Schimek zeigt anonyme Alltagsfotografien von Hund und Herr, wie sie poetischer nicht sein könnten. Die verblassten Fotografien von "Familienhunden" der 30er bis 90er Jahre fand sie bei Freundinnen und Freunden und im digitalen Archiv Orthochrome. Daneben zeigt sie eigene Fotografien. Während eines Londonaufenthalts fotografierte sie Obdachlose mit ihren Hunden, in Athen verbrachte sie viele Stunden mit streunenden Hunden, fotografierte sie bei ihren Versuchen dem Großstadtchaos Widerstand zu leisten. Ergänzt werden die einzelnen Bilder durch human interest stories, die Hanna Schimek im Stil von Zeitungsmeldungen schrieb.

 

Die vielen Hunde, die die Geschichte der Malerei bevölkern, bilden den Ausgangspunkt und werden mit formal oder inhaltlich ähnlichen Fotografien kombiniert. So stellt die Künstlerin z.B. Kaiser Karl V. mit Hund von Tizian Bildern von Punks und deren Hunden gegenüber, die sie in Wien fotografiert hat.

 

 

Beispielseite aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen © FOTOHOF

 

Edward Hoppers "Abend in Cape Cod" wird mit Fotos von Hausbesitzern und ihren Hunden kombiniert.

 

Beispielseite aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen © FOTOHOF

Beispielseite aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen © FOTOHOF

Beispielseite aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen © FOTOHOF

Beispielseite aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen © FOTOHOF

Beispielseiten aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen © FOTOHOF

 

Der untere Schnappschuss passt doch perfekt zu Gerhard Richters "Frau mit Hund am See", ganz unten eine "Interpretation" von Pierre Bonnards "Das rot karierte Tischtuch / Hundefrühstück" von 1910.

 

Beispielseite aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen

Beispielseite aus Hanna Schimek, Ohrenzeugen

 

Hanna Schimek lebt in Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Konzeption und Realisation interdisziplinärer Kunstprojekte, Recherchen für Film und visuelle Medien, Filmkuratorenschaft, Kunst im soziokulturellen Kontext, Photographie, Künstlerbücher, Baukunst und Environment-Projekte. Sie ist Mitglied der Künstlergruppe "Der Blaue Kompressor – Floating & Stomping Company". Gemeinsam mit Gustav Deutsch, mit dem sie seit 1985 zusammenarbeitet, ist sie Gründerin und künstlerische Leiterin von "LIGHT | IMAGE – The Aegina Academy", einem Forum für Kunst und Wissenschaft auf der griechischen Insel Aegina.

Weitere Abbildungen aus dem Buch finden Sie auf der Homepage der Künstlerin.

 

Buch, Fotografie