Juni 2020

25. Juni 2020 - 16:59

Im letzten Blogbeitrag hat Gigi Mills als eine wesentliche Inspirationsquelle Milton Avery genannt. Doch wer war Milton Avery? Vielleicht konnten Sie auch nichts mit diesem Namen anfangen, deswegen reiche ich eine ganz kurze Beschreibung seines umfangreichen Werks - natürlich anhand seiner wenigen Hundebilder - nach.

Der amerikanische Maler Milton Clarke Avery (1885-1965) war ein Virtuose in der malerischen Verwendung der Farbe, er konzentrierte sich auf die Beziehung zwischen den Farben, die ihm wichtiger war als Tiefenwirkung. Darin und in der Betonung der Flächigkeit stimmt sein Frühwerk mit den Expressionisten und den Fauves überein. Aufgrund seiner farbenfroher Landschaftsbilder wird Avery auch gerne als amerikanischer Matisse bezeichnet.

 

Milton Avery, Seated Woman With Dog, 1936

Milton Avery, Three Figures and a Dog

 

Sein reifer Stil ab den 1930er Jahren wird von Klarheit, Einfachheit und Sparsamkeit bestimmt, die Bilder sind aus einigen wenigen flächigen Bereichen in subtiler Farbigkeit komponiert. Obwohl sein Werk eindeutig gegenständlich ist - er braucht ein minimales Element der Darstellung - ist Averys Werk ist bahnbrechend für die amerikanische abstrakte Malerei. Oben und unten sehen Sie das gleiche Sujet - drei Menschen mit einem Hund - gleichzeitig sehen Sie, wie er dieses ohnehin schon sehr reduzierte Motiv weiter abstrahiert hat.

 

Milton Avery, Three Figures and a Dog, 1943

 

Avery war ein großer Künstler der kleinen Themen und Motive: Sein Wohnzimmer, der Central Park, Strände und Berge, seine Frau Sally, seine Tochter March, seine Freunde und natürlich Hunde. Seine Welt war häuslich und rural, frei von Stadt, Technologie, Arbeit und Tod. Sie war undramatisch, poetisch, idyllisch, von Harmonie und leiser Emotion durchzogen.

Unten treffen wir den kleinen Hund der ersten Bilder wieder, vielleicht liegt er sogar auf demselben grünen Sofa.

 

Milton Avery, The Green Settee, 1943

Milton Avery, Girl and Dog, 1942-43 © Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smi

Malerei
22. Juni 2020 - 15:30

Yellow Hat, Dog, Mule and Clown © Gigi Mills

 

Mensch und Pferd lassen den Kopf hängen, auch der Hund mit seinem kecken Hütchen kann die Melancholie der Szene nicht mildern.

Von jedem unnötigen Ballast und Detail befreit und auf das absolut Wesentliche reduziert, stehen Mensch und Tier mit all ihrer Anmut oder Unbeholfenheit dem Betrachter gegenüber und konfrontieren ihn mit einer existenziellen Einsamkeit. Gigi Mills Arbeiten spiegeln eine emotionale Komplexität wider und bestechen gleichzeitig durch ihre außerordentlicher Schönheit.

 

Walking to the Sea © Gigi Mills

Bird Dog and Fisching Pole © Gigi Mills

Calling The Hounds/ Red Sweater © Gigi Mills

Following the Wind © Gigi Mills

 

Auf den ersten Blick wirken ihre Arbeiten durch die großen, zumeist in gedämpften Farben gehaltenen Flächen ohne Tiefenwirkung. Die Landschaften sind oft nur durch einen Horizont bestimmt. Die Innenansichten werden durch ein karges Raumgerüst bestimmt, sie erinnern an Bühnenbilder oder perspektivlose imaginäre Räume, in denen die Interieurs auffallend zur Schau gestellt werden und die Figuren - wie Silhouetten - anonym bleiben.

Gigi Mills wuchs in einer Zirkusfamilie auf und studierte als Erwachsene Theater und Tanz. Erst später kam sie als Autodidaktin zur bildenden Kunst. Sie ist von Malern des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, zum Beispiel Matisse, beeinflusst und zitiert Milton Avery als eine wichtige Inspirationsquelle.

 

Still Life with Blue Avocado © Gigi Mills

Studio Dog with Girl and Chair © Gigi Mills

The Cook and The Bird Dog © Gigi Mills

The Music Room with Studio Chair and Terrier © Gigi Mills

Girl at the Piano © Gigi Mills

The Designer's Dog © Gigi Mills

 

Sie perfektioniert die Reduktion der Formen auf eine vereinfachte Eleganz, auf ihre Essenz. Der flüchtige Moment des Alltäglichen, Gewöhnlichen, hier das Wäscheaufhängen in Begleitung des Hundes, wird aus der schnelllebigen Existenz herausgelöst und festgehalten, er wird sowohl intensiv persönlich als auch zeitlos.

 

Laundry With a Long-Legged Dog © Gigi Mills

Green Sea and Girl © Gigi Mills

Walking the Track/ The Barn Dog © Gigi Mills

 

Manchmal kratzt Gigi Mills an der Oberfläche der Ölfarbe, um ein wenig von der Geschichte eines Werkes zu enthüllen. Gut zu sehen beim Halsband und den Zitzen des Hundes.

 

Walking the Track/ The Barn Dog (Detail) © Gigi Mills

The Dog who wore a Bell © Gigi Mills

Brown Feild © Gigi Mills

 

Gigi Mills (*Ohio/USA) lebt in Santa Fe/New Mexico/USA und wird von den Galerien GF Contemporary and Gallery Orange vertreten.

 

alle Bilder © Gigi Mills

Malerei
12. Juni 2020 - 10:40

© Lola Dupre

 

Zehn Augen und zehn Ohren, die wie ein Kamm abstehen und aus dem "Hund" sowohl etwas Surreales als auch Prähistorisches machen! Lange Nasen, verdreifachte Vorder- und Hinterbeine, in Dreiecke eingeschriebene Körper: In ihren von der Ästhetik der Collagekunst des Dadaismus und Surrealismus beeinflussten Collagen erweitert Lola Dupre die konventionelle Sichtweise auf Mensch, Tier und Architektur, streckt und verbiegt sie fast alles, was ihr unterkommt. Hier im Blog stelle ich nur ihre traumhaften, eleganten, humorvollen und grotesken Hundeverzerrungen vor.

Wenn es schön ist, jemandem in die Augen zu sehen, ist es dann nicht noch viel schöner ihm in fünf Augenpaare zu sehen? Steckt nicht auch Schönheit im Außergewöhnlichen oder Exzentrischen? Lola Dupres Arbeiten stellen etablierte Normen und Schönheitsideale infrage und spielen mit Anziehung und Abstoßung. Sie will Reaktionen provozieren, egal ab Amüsement oder Schrecken, und einen Dialog anstoßen.

Hier sehen Sie, wie "Ben" erschaffen wurde: mit Hilfe von Papier, Schere und Klebstoff.

 

© Lola Dupre

 

Obwohl das Werk auf den ersten Blick digital manipuliert zu sein scheint, ist Dupres Ausschneiden und Einfügen analog, setzt sie Tausende von Papierschnipseln zusammen, um neuen Wesen Leben einzuhauchen, um aus etwas Vertrautem etwas Subversives zu machen.

Lola Dupre verwendet bis zu 20 Drucke desselben Bildes als Ausgangsmaterial, zerschneidet und klebt die unzähligen Papierschnipsel neu zusammen, wobei sie Gliedmaßen vervielfacht oder Torsi und Gesichter zu unnatürlichen Proportionen verlängert. Ihre Methode ist die der Wiederholung, Überlagerung, Verdoppelung und Vervielfachung.

Manchmal hat die Künstlerin eine genaue Vorstellung davon, wie die Collage aussehen soll, dann verfolgt sie akribisch ihren Plan; manchmal spielt sie mit den Ausschnitten herum und lässt die Arbeit sich quasi selbst aufbauen. Bis zu zwei Monate Arbeitszeit nehmen ihre aufwändigsten Collagen in Anspruch.

 

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

 

Neue dreieckige Konturen und Formen ersetzen die übliche Darstellung des Körpers und unterlaufen auf eine humorvolle Art und Weise unsere traditionelle Wahrnehmung.
 

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

 

Sie bricht auch eine Lanze für das Individuelle, Fehlerhafte, Schrullige. Acht Beine mögen ungewöhnlich sein, aber haben wir nicht alle Macken und körperliche Unzulänglichkeiten?

 

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

© Lola Dupre

 

alle Bilder © Lola Dupre

 

Collage