Ein charmantes Foto - der anmutige Hund balanciert würdevoll und formvollendet auf einem Stein – farblich eingepasst in den Hintergrund einer kargen arktischen Landschaft: Mich hat dieses Foto so angesprochen, dass ich die Printausgabe des Temp Magazins #2 bestellt habe und seit ein paar Tagen in Händen halte. Vielleicht, so war meine Hoffnung, fänden sich noch mehr Aufnahmen dieses Fotografen darin.
Das Temp Magazin ist ein Web-to-Print-Magazin, die Leser der Online-Ausgabe bestimmen durch Voting die Inhalte der Print-Ausgabe mit. 40 Künstler, Fotografen, Designer und Typografen erhielten für ihre Arbeiten die meisten Stimmen der User und schafften es von der Temp Website ins gedruckte Magazin.
Corey Arnold heißt der Fotograf des Titelbildes, der tatsächlich im Inneren eine Bildstrecke hat, zum Thema Fish-Work. Corey ist ein alaskischer Berufsfischer, der jährlich zwei bis drei Monate beim kommerziellen Fischfang in Alsaka und Europa arbeitet und die restliche Zeit des Jahres unter anderem mit Reisen und Ausstellen seiner Fotografien bestreitet. Sein Lebenswerk bzw. Dauerprojekt ist das fotografische Darstellen des weltweiten Fischfangs.
"Loslassen!" würde der Fisch wohl schreien, könnte er...
Eine Wekgruppe zeigt Fischer, die in liebevoller zärtlicher Inszenierung ihre toten Opfer umarmen. Für mich sind diese Darstellungen an Obszönität kaum zu überbierten, erst töten, dann liebkosen, dazu noch ein unverständlicher Titel wie "Loneliness". Corey selbst beschreibt sein Werk als Auslotung und Untersuchung der Mensch-Tier-Beziehung in der modernen Welt. Die Untersuchung eines Mannes, der schon seinen ersten Fisch fing, als er noch eine Windelhose trug und der das Fischen als identitätsstiftend beschreibt! Ich kritisiere an dieser Stelle nicht primär das Töten, sondern die pervertierte Inszenierung der Tiere, die noch nach ihrem Tod missbraucht werden.
Unten ein paar weitere Hundebilder Coreys:
alle Fotos (mit Ausnahme des Temp Magazin Covers) © Arnold Corey
2011 erschien bei Nazareli Press das Buch "Corey Arnold, Fish-Work: The Bering Sea". Zahlreiche Besprechungen gaben näheren Einblick in Coreys Arbeit (z.B. GoSee und derFreitag) und gingen auch auf die Problematik der Hochseefischerei ein, wie z.B. die NZZOnline. Im Blog my love for you. finden sie ein längeres Interview mit Corey.