Januar 2016

26. Januar 2016 - 17:15

William Faulkners Zitat "The past is not dead, it is not even past" könnte als Leitgedanke über der Kunst von Sarah McRae Morton stehen. Auch für sie ist die Vergangenheit nicht vergangen, sondern sickert in ihre Malerei ein. Dabei verbindet sie persönliche Geschichten und Erzählungen mit Szenen der Kunstgeschichte, wobei sie neue Inhalte und Bedeutungen generiert.

 

The Battle ground of Paint Creek and all the wishes under foot - my 2015 annual
The Battle ground of Paint Creek and all the wishes under foot -
my 2015 annual Self Portrait 2015 © Sarah McRae Morton

 

Sarah McRae Morton malt erfundene Porträts ihrer Vorfahren oder historischer Personen, porträtiert Personen aus ihrem Umfeld oder von ihren Reisen, lässt sich von Fotografien, Büchern und Erzählungen anregen. Dabei mischt sie die Fragmente der realen Welt - die Menschen, Tiere und Gegenstände - mit fantasievollen, märchen- und traumhaften Elementen.

Jenseits der Fakten dringen Erlebnis und Erfahrung in ihre Malerei ein, die von Geschichte, Erinnerung und Bedeutung durchwoben scheint. Sie bedient sich an unserem ikonischen Bildspeicher, verwendet das Vokabular der abendländischen Kunstgeschichte. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der Malerei des Barock, der französischen Revolution und der Pariser Salonmalerei des 19. Jahrhunderts. Ihre markantesten Werke erscheinen wie eine fantastische Wiederaufnahme des kunstgeschichtlichen Kanons, wie das Wandeln auf den Spuren ihrer künstlerischen Vorfahren.

Vielleicht aber wäre die Beschreibung ihrer Malerei als "analoges Mashup" nicht nur kürzer, sondern auch prägnanter.

 

A Horse Named Pilgrim 2015 © Sarah McRae Morton
A Horse Named Pilgrim 2015 © Sarah McRae Morton

Green Keys of Golden Locks 2014 © Sarah McRae Morton
Green Keys of Golden Locks 2014 © Sarah McRae Morton

Napoleon's Colic 2012 © Sarah McRae Morton
Napoleon's Colic 2012 © Sarah McRae Morton

The Blue Pocket Captive 2012 © Sarah McRae Morton
The Blue Pocket Captive 2012 © Sarah McRae Morton

 

Unten sehen Sie einen barocken Innenraum mit Velazquez "Las Meninas" im Hintergrund, vorne Mortons Schwester Mary Caperton. Der Dalmatiner findet sich auch im Bild oben.

 

Mary Caperton wrangles an alligator in the grand stair hall of Kingston Lacy 201
Mary Caperton wrangles an alligator in the grand stair hall of Kingston Lacy 2012
© Sarah McRae Morton

The Studio Practice 2008 © Sarah McRae Morton
The Studio Practice 2008 © Sarah McRae Morton

When All The World Was Young  2012 © Sarah McRae Morton
When All The World Was Young  2012 © Sarah McRae Morton

God sees doG 2007 © Sarah McRae Morton
God sees doG 2007 © Sarah McRae Morton

 

Immer wieder wildert Sarah McRae Morton motivmäßig bei den Tieren des Waldes (Bären, Wölfe), finden sich Hunde oder Pferde in ihren Gemälden - oft in fantastischem Kontext. Das Ergebnis ist wild und romantisch, detailliert und temperamentvoll, erdig und energisch, theatralisch und poetisch.

 

The Sobriquet
The Sobriquet "Pilot" 2015 © Sarah McRae Morton

The Wind of the West and the Heartbreak of Natural History 2015 © Sarah McRae Mo
The Wind of the West and the Heartbreak of Natural History 2015 © Sarah McRae Morton

 

In "The Crown Carved of Graphite and Gallows Under Beeches" vertieft sich Morton in die Geschichte ihres Vorfahren William Bankes, eines wohlhabenden und bemerkenswerten Entdeckers, der auf Grund seine Homosexualität im Jahr 1841 verbannt wurde. Wenn ich mich nicht täusche, schaut ein Hund über seine Schulter.

 

The Crown Carved of Graphite and Gallows Under Beeches 2015 © Sarah McRae Morton
The Crown Carved of Graphite and Gallows Under Beeches 2015 © Sarah McRae Morton

 

"A Day Behind the Wolf Trapper, Tussa and Evelynn" geht auf eine Fotografie von Evelyn Cameron zurück, die das tägliche Leben im Montana des frühen 19. Jahrhunderts dokumentierte. Ich habe diese Fotografie, die als Impuls diente, hier gefunden und zeige sie Ihnen unten.

 

A Day Behind the Wolf Trapper, Tussa and Evelynn 2015 © Sarah McRae Morton
A Day Behind the Wolf Trapper, Tussa and Evelynn 2015 © Sarah McRae Morton

Foto von Evelyn Cameron
Eunice Gipson mit Evelyn Camerons zahmen Wolf, Foto: Evelyn Cameron

Eunice Gipson

 

Werfen Sie unbedingt einen Blick auf die Blick auf Homepage der Künstlerin, der wir diese wundervollen Werke mit dem stürmischen Pinselstrich verdanken. Sie finden dort nicht nur einen Überblick über das umfassende Oeuvre der noch jungen Künstlerin - die Bilder mit Hund sind nur ein kleiner Teil - sondern auch viel über ihren künstlerischen Werdegang.

Das Bild mit den acht Ferkeln musste unbedingt in den Blog. Mindestens eine Leserin ist eine erklärte Schweine-Liebhaberin.

 

The Eight Charms Between the Hatfields and McCoys 2015© Sarah McRae Morton
The Eight Charms Between the Hatfields and McCoys 2015 © Sarah McRae Morton

 

Sarah McRae Morton wuchs in einer Künstlerfamilie im ländlichen Pennsylvania auf, wo sie auch heute noch über den Pferdeboxen ihrer Familie ein Atelier am Heuboden hat. Sie studierte an der Kunstakademie und der Universität von Pennsylvania, erhielt mehrere Stipendien, unter anderem für Rom und Norwegen; sie lebt in Köln/Deutschland.

Zum Abschluss noch ein paar Fotos von Sarah, ihrem Hund und dem ländlichen Atelier:

 

The Ridge of All Minerals 2014 © Sarah McRae Morton
The Ridge of All Minerals 2014 © Sarah McRae Morton

Where the
Where the "Movable Feast of Strasburg" was born 2014 © Sarah McRae Morton

Fletcher in the fort 2014 © Sarah McRae Morton
Fletcher in the fort 2014 © Sarah McRae Morton

 

Weitere Informationen zur Künstlerin und ihrem Werk auch auf den Seiten der Dowling Walsh Gallery und der Red Raven Art Gallery.

 

Malerei
12. Januar 2016 - 9:45

Der Schweizer Bildhauer Severin Müller interessiert sich für die dreidimensionale Umsetzung von zweidimensionalen Fotografien oder Malereien, die Ausgangspunkt für seine Interpretationen sind. Im Zentrum seiner künstlerische Tätigkeit steht die Holzskulptur: Alltagsgegenstände, Figuren in ihrem täglichen Umfeld, aber auch Werke der Kunstgeschichte werden aus dem Holz geholt. Bei der Umsetzung von Velasquez "Las Meninas" als Mobile baumelt der Hund von der Decke. (Das Mobile ist aus nachvollziehbaren Gründen allerding nicht aus Holz, sondern aus Papier.)

 

Mobile (edition 4p. ), 2005  © Severin Müller

 

Doch meist arbeitet Severin Müller mit der Kettensäge und der Schleifscheibe, manche Motive werden mit der Axt aus Holzplatten gehauen.

Immer wieder "befreit" er auch Tiere aus ihren Holzstämmen, ab  2012 vor allem Hunde; müde Hunde, die sich räkeln, zusammenrollen und auf dem Rücken liegend entspannen.

 

Müder Hund 2, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 6, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 9, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 10, 2012 © Severin Müller

 

Den groben Holzhunden wohnt ein spielerisches Moment inne, das sich z.B. in der Bemalung der Hunde offenbart. Gleichzeitig zeigt dieser humorvolle Umgang des Künstlers mit seinen Werken, die Lust an seiner eigenen Kunst.

 

Müder Hund 8, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 13, 2013 © Severin Müller

Müder Hund 15, 2013 © Severin Müller

 

Der Hund ist ein Hund und keine Metapher, könnte Severin Müller sagen - derart hat er sich sinngemäß über seine Katzenskulpturen geäußert - und er soll in seiner unmittelbaren Sinnlichkeit und heiteren Unbeschwertheit verstanden und gemocht werden.

 

Studio View 2009/10 © Severin Müller

Studio View 2011 © Severin Müller

Studio View 2013/14 © Severin Müller

Studio View 2012/13 © Severin Müller

Ausstellungsansicht Alles müde Hunde, 2013 © Severin Müller

 

Unten noch ein Foto mit dem Künstler, hier sieht man sehr gut, dass die Skulpturen etwas größer sind als ihre lebenden Vorbilder.

 

Atelieransicht, 2013, Foto: Limmattaler Zeitung

 

Severin Müller (*1964 in Glarus/Ch) hat an den Kunsthochschulen in Zürich, Budapest und Berlin studiert und arbeitet als freischaffender Bildhauer in Zürich. Er ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer im Gaswerkareal in Schlieren.

Fotos © Severin Müller

 

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