Januar 2018

29. Januar 2018 - 13:30

Das Werk des venezianischen Künstlers Marzio Tamer brauche keinen schriftlichen Kommentar oder intellektuelle Interpretation, es sei Schönheit und Können im reinen Zustand. Sinngemäß habe ich das über diesen zeitgenössischen, figurativen Maler gelesen. Das hat sicher seine Berechtigung.

Trotzdem möchte ich Sie auf einen Text aufmerksam machen, der den scheinbar aus der Gegenwart gefallenen italienischen Künstler und sein Werk in unglaublich pointierter und sensibler Weise porträtiert – auf einen Text, der sowohl dem Künstler als auch den dargestellten Tieren gerecht.

Diese Betrachtung hat mich überhaupt erst auf Marzio Tamer aufmerksam gemacht. Dank an Michael Pilz für seinen Beitrag "Ist das noch Ökokitsch oder schon Biorealismus" in der "Welt".

 

Marzio Tamer, Wolf 2008

 

Marzio Tamer hat eine führende Rolle in der zeitgenössischen, italienischen figurativen Malerei inne, obwohl ihn eine intellektuelle Autonomie gegenüber zeitgeistigen Moden auszeichnet. Seine Tiere, Pflanzen, Landschaften, Jahreszeiteneinblicke, Stillleben - in Aquarell, Eitempera und Öl gemalt - vermitteln einen fotorealistischen Eindruck. Detailversessen und mit naturalistischer Genauigkeit malt er Lichtreflexionen und Oberflächenbeschaffenheiten.

Seine technische Könnerschaft und Präzision erzeugt allerdings nicht Kälte oder Sterilität, sondern machen seine Werke im Gegenteil tief emotional und poetisch, Poesie und Virtuosität durchdringen einander. Er zeigt uns die Schönheit und strukturelle Perfektion der Tiere als Ergebnis eines kontinuierlichen Prozesses der Evolution, Anpassung und Transformation.

Die tiefe Sensibilität, der Respekt für die lebende Welt, seine Betrachtung der Tiere als Subjekte machen ihn einzigartig und modern. Es gelingt ihm nicht nur eine innere Verbindung mit dem abgebildeten Tier herzustellen und eine authentische und natürliche Einsicht zu gewinnen, sondern auch uns an dieser Erkenntnis teilhaben, uns die Tiefe seines Blicks erfassen zu lassen.

 

Marzio Tamer, Wolf 2015

 

Tamer setzt seine Tiere meist in einen leeren Hintergrund. Er nennt sie "suspended backgrounds". Der Hintergrund wird sozusagen von der Verpflichtung enthoben, zusätzlich Bedeutung zu generieren. Trotz der Leere, in der sich seine Motive befinden und der Undefiniertheit von Raum und Zeit, vermittelt er ein einzigartiges Gefühl von Atmosphäre.

Als poetisch, einzigartig, beispiellos, intelligent und sensibel, romantisch und bleischwer wird diese Atmosphäre, sein bildnerisches Universum beschrieben. Bewegend ist es allemal, mich lässt seine Schönheit fassungslos zurück.

 

Marzio Tamer, Wolf 2012

Marzio Tamer, Wolf

Marzio Tamer, Schlafender Wolf, 2008

 

Marzio Tamer (*1964 in Schio/I) studiert, lebt und arbeitet in Mailand. Bald lässt er die Acrylmalerei beiseite, um mit Eitempera zu experimentieren. Diese alte Technik verlangsamt den Herstellungsprozess (Tamer stellt "in einer Meditation am Morgen" die Farben selbst her), entschleunigt, setzt Zeit zum Nachdenken frei und eine tiefe Kenntnis des Mediums voraus. Diese Kenntnis stammt aus Tamers Auseinandersetzung mit den alten Techniken des Benvenuto-Cellini-Handbuchs.

Unten sehen Sie die Wölfe im Zusammenhang mit Plakaten zu seiner letzten Ausstellung im Mailänder Naturhistorischen Museum, eine Ausstellungsansicht, um einen Eindruck von den Bildformaten zu gewinnen, ein Porträt des Künstlers sowie zwei Zeichnungen.

 

Ausstellungsplakat Marzio Tamer

Ausstellungsplakat Marzio Tamer

Ausstellungsplakat Marzio Tamer

Ausstellungsansicht Marzio Tamer

Mazio Tamer, Foto: Berengo Gardin, 2009

Marzio Tamer, Wolf

Marzio Tamer, Wolf

 

Die Wölfe bilden nur einen kleinen Ausschnitt aus seinem Werk. Besonders auf dem Hompage Salomon Fine Art Gallery können Sie einen ersten Überblick über sein Schaffen erhalten. Außerdem liefert die Google-Bildersuche eine Fülle von Ergebnissen, die helfen, seinem Werk nachzuspüren.

Bild- und Textquellen: Michael Pilz in der "Welt", Salamon Fine Art, Trentino Cultura, Hunting Magazine, YouTube, Jonathan Cooper

 

Malerei
15. Januar 2018 - 17:30

Wahrlich passend zum Thema des Blogs - Hund und Kunst - und als schönen Einstieg ins Blogjahr 2018 habe ich dieses wunderbare Bild "Topdogs" entdeckt, das die deutsche Künstlerin Stefanie Gerhardt gemalt hat. Auf ihrer Homepage können Sie zusätzlich Detailansichten dieser Rassen- und Ideenfülle sehen.

 

Topdogs 2013, Öl auf Holz, 148 x 138 cm © Stefanie Gerhardt

 

Wie bei einem Wimmelbilderbuch gibt es hier immer wieder Neues zu entdecken. Es "wimmelt" nur so von Hunden im Faschingskostüm, in Abend- und Brautkleidung, mit Clownnase, Plüschelchgeweih, mit Verband oder Lockenwicklern. Dicht gedrängt blicken manche Hunde fast verzweifelt aus ihren bizarren Ausstaffierungen. Wenn Sie meinen Blog schon länger lesen, wissen Sie vielleicht, wie sehr ich alberne, also entwürdigende Verkleidungen bei Hunden ablehne, an dieser gemalten Variante kann ich mich aber kaum satt sehen!

 

Topdog no.6, 2013, 3-teilig, Öl auf Holz © Stefanie Gerhardt

 

Stefanie Gerhardt arbeitet mit den Medien Zeichnung, Malerei, Skulptur, Installation und Film. Sie erforscht mit ihren Werken den Raum und was sich in ihm abspielt, den Raum, in dem Werden und Vergehen spürbar werden. Das Vergehen und Auflösen kommt auch bei diesen Bildern zum Ausdruck:

 

aus dem Katalog anlässlich derr Ausstellung Foire © Stefanie Gerhardt
aus dem Katalog anlässlich derr Ausstellung Foire © Stefanie Gerhardt
Bilder von hier:

 

Sie sind aus dem Katalog "Räume des Verschwindens", der anlässlich ihrer Ausstellung "Foire" im Centre Culturel Franco-Allemand Karlsruhe entstand. Sie können ihn auch online durchblättern.

Stefanie Gerhardt (*1974 in Freiburg/D) schloss 2008 ihr Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe als Meisterschülerin bei Prof. Leni Hoffmann ab. Sie lebt und arbeitet in Freiburg.

alle Bilder © Stefanie Gerhardt

 

Buch, Malerei