Härtel, Elke

26. Februar 2024 - 12:20

Ausstellungsansicht Beuerberger Kunstpavillon, Foto Thomas Dashuber

 

Eine Prozession aus Gipsfiguren bevölkert einen Gartenpavillon. Der Esel "Ferdinand" trägt Kerzen auf seinem Rücken, die hell zu brennen scheinen. Vor ihm steht ein anmutiges Mädchen mit Elefantenbeinen. Davor "Rapunzel", umrundet von ihren zu Boden fallenden Zöpfen. Das Ende des Umzugs bildet das Mädchen "Eloise", das einen Wolf wie eine erlegte Beute würgend am Hals gepackt hat: Mensch und Tier in jener "Perlenkette einer Traumwelt", wie die Künstlerin Elke Härtel sagt, "einer surrealen Prozession" verknüpfen sich zu einer Geschichte. (vgl. Erzbistum München)

Die meist weiblichen Figuren von Elke Härtel stammen aus den Tiefen der Träume, inneren Bildwelten und aus literarischen Vorstellungswelten: Märchen, Mythen und religiösen Erzählungen.

 

Ausstellungsansicht Beuerberger Kunstpavillon, Foto Thomas Dashuber

 

Handwerklich beeindruckend präzise gearbeitet, aus Ton modelliert, in Silikon abgeformt und in Gips gegossen, präsentieren sich Mensch und Tier realistisch und anatomisch perfekt, trotzdem ist ihnen auch etwas Surreales, Bizarres oder Absurdes eigen wie die Kerzen auf dem Esel oder die Elefantenbeine des Mädchens. Sind sie Sinnbild für die Unvollkommenheit des weiblichen Körpers? Sind sie Teil einer Metamorphose zu einem Mischwesen?

 

Ausstellungsansicht Beuerberger Kunstpavillon, Foto Thomas Dashuber

 

Uns interessiert natürlich "Eloise", die einen Wolf eng umgriffen hält. Doch es ist keine zärtliche Umarmung. Vielmehr packt das lebensgroße Mädchen den Wolf wie eine gejagte Beute am Hals. Seine Augen sind geöffnet und sein Körper hängt schlaff und besiegt in ihren kleinen Händen. Was ist mit dem festen Griff um den Hals des Tieres gemeint? Wird hier eine literarische Vorlage dramatisch neu interpretiert? Wenn ja, welche? Ist es ein modernes Rotkäppchen, dem Elke Härtel eine märchenhafte Kraft verleiht; das sie mit weiblichem Selbstbewusstsein und Schaffenskraft visualisiert? Oder gehen Eloise und der Wolf auf Heloise und Abaelard zurück?

Besonders bei dieser Skulptur ist die Fragilität des weißen Gipses verblüffend, den die Künstlerin wohl ganz bewusst wählt, um ihrer martialischen Botschaft eine zarte, vielleicht ambivalente Hülle zu verleihen.

"Eloise" mit dem Wolf ist geheimnisvoll und lässt keine eindeutige Interpretation zu. Unser assoziatives Zutun ist gefordert, um die Skulptur zu vervollständigen.

 

Eloise (Detail), Beuerberger Kunstpavillon, Foto Harry Wolfsbauer

Eloise (Detail), 2013 © Elke Härtel

 

Die Bilder stammen von unterschiedlichen Ausstellungen: Loft8, Wien, Beuerberger Kunstpavillon, Alter Botanischer Garten, München.

 

Eloise, Alter Botanischer Garten München

Eloise, Alter Botanischer Garten München

 

Elke Härtel (*1978 in Erding/Altenerding/D) studierte ab 2002 an der Akademie der Bildenden Künste, München und schloss 2007 mit dem Diplom ab.

alle Bilder © Elke Härtel

 

Installation, Skulptur