16. Dezember 2011 - 9:43

Charming Baker, God's Gift

 

Charming Barker, den Maler mit den langen Bildtiteln, möchte ich aus mindestens zwei Gründen vorstellen: Nicht nur weil er (auch) tolle Hunde malt und diese exlplizit als Inspirationsquelle angibt (neben merkürdig aussehenden Frauen – "odd looking women" - und Pferden etc.), sondern weil man an seiner steilen Karriere gut nachvollziehen kann, wie ein Künstler, der zwanzig Jahre fleißig, aber unbemerkt gemalt hat, nicht gerade über Nacht, so doch innerhalb weniger Jahre im Internet-Zeitalter den absoluten Durchbruch schafft und zum Großverdiener wird.

 

 

Charming Barker, And The Establishment Looks On In Wonder, 2009

 

Noch 2006 wurden seine Bilder um 3 000 Pfund gekauft, 2011 bekommt er Zigtausende für ein Bild. Wie ist so etwas möglich? Kurz zusammengefasst durch Empfehlung des Top-Verdieners der Kunstszene Damien Hirst und ein Mangement, das nichts mit dem klassischen Galerie-System zu tun hat.

Nun etwas genauer: Barker studierte in den 1980er Jahren am Central Saint Martins College of Art & Design in London Grafikdesign und Illustration und arbeitete danach unter anderem als Teilzeitlehrer und Werbegrafiker, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seine Bilder verkaufte er an Familie und Freunde.

2006 lernte er den street-art-begeisterten Tim Fanell kennen, der ihm nicht nur Bilder abkaufte, sondern ihm auch eine Ausstellung in der Truman Brewery im Londoner East End anbot. Die Ausstellung wurde ein voller Erfolg. Als Barker 2008 in Los Angelas an einer Veranstaltung über urban art teilnahm, lernten ihn die Musikmanager Roger Klein und Pat Magnarella kennen. Letzterer kaufte zuerst zwei Bilder und bot ihm dann einen Managementvertrag an. Nun wurde er also von zwei Agenten vermarktet, die auch die Rockband "Green Day" unter Vertrag hatten. Magnarella, ein Laie in Sachen bildende Kunst, wollte seine Erfahrung aus der Musikbranche nutzen, um talentierte bildende Künstler zu fördern.

2010 setzte in New York Magnarellas PR-Maschinerie mit dem Ziel ein, dass ganz New York Baker kennen lernen sollte: 10 000 Plakate wurden allein in Soho, Greenwich Village and Brooklyn affichiert, 20 000 Postkarten wurden verteilt, der ganze Social-Network-Bereich genutzt usw, ganz so als würde eine neue Band gehypt. Geschätzte 1000 Besucher kamen zur Vernissage. Damian Hirst, Alberto Mugrabi - er besitzt die weltweit größte Warhol-Sammlung - sowie der englische Supersammler Frank Cohen kauften die Bilder.

Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Magnarella beschreibt Baker folgendermaßen: "They've made all the right contacts which is a massive push forward. To be able to show the work to people that collect seriously and people with connections to museums is great." (Siehe dazu Sky News)

Bei seiner letzten Ausstellung - "Everything must go" - 2011 in London waren alle Werke schon vor der Eröffnung verkauft.

 

Charming Baker, That Which Drives Us (Is Beyond Our Control), 2007

Charming Baker, What A Strange And Beautiful Thing Life Turned Out To Be, 2010

Charming Baker, Doghead

 

Noch ein dritter Grund spricht für Charming Baker: Vögel. Während bei uns Vogelbeobachter oder -liebhaber eher einem schrulligen Image unterliegen, scheinen die Briten damit weniger Problem zu haben. Wie Clarke malt Barker Vögel. Während Rob Clarke seine Vogelbilder bei der Ausstellung "British Birds and Dogs" präsentierte, spendete Baker ein Vogelbild mit dem Titel "One Day We Will Reach A Point Where Are Past Will Be All There Is To Look Forward To" für die Ausstellung "Ghosts of Gone Birds", die das Aussterben der Vögel thematisierte.

 

Charming Baker, One Day We Will Reach A Point Where Are Past Will Be All There I

 

Baker hat eine hervorragende Homepage mit einer Sammlung von Presseartikeln, Videos und einem Blog, in dem man viel über seine Arbeit erfährt, aber auch seine Freude am Erfolg erkennt. Sein Aufstieg zum Künstlerstar ist zum Beispiel im GQ-Magazine gut beschrieben.

Alle Bilder © Charming Baker

 

Grafik, Malerei

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