16. November 2012 - 8:03

'Modellsitzen statt Fuchsjagd' könnte das Motto für diesen Drahthaarterrier sein, der sein Herrchen zur Arbeit auf dem Gehsteig begleitet. Hunde waren in den 1920 und -30er Jahren oftmals Begleiter von Straßenkünstlern, die dadurch neben der besten Gesellschaft, die man sich wünschen kann, auch mehr Aussicht auf "change", also erbetteltes Kleingeld hatten.

 

AF Harris und Hund © Fox Photoes/Getty Images
 

Der "Pflastermaler" Albert Harris fertigt eine Kohlezeichnung von seinem Hund an. Das Foto entstand am 2. Juli 1931 vor der Londoner National Gallery am Trafalgar Square. Harris war als Hundemaler stadtbekannt. Er hatte sich auf Foxterrier spezialisiert und sein Hund musste oftmals Modellsitzen. Eine schwierige Aufgabe für einen intelligenten, unternehmungs- und abenteuerlustigen Hund, der immer auf der Suche nach Ablenkung ist. Mit einem Spaniel hätte es Harris sicher einfacher gehabt, aber wahrscheinlich konnte er die Terrier nahezu auswendig zeichnen.

 

AF Harris und sein Hund © George Lewis

 

Dieses Foto entstand am 8. Juli 1930 - der Zeitungsverkäüfer im Hintergrund liefert diesen Hinweis - Arthur Conan Doyle war am 7. Juli verstorben. Fotograf war George Lewis, der auch ein Pionier der Stereoskopie war. Ihm ist es zu verdanken, dass Albert Harris der erste Straßenkünstler weltweit wurde, der in einem Stereogramm verewigt wurde. Unten sehen sie nebeneinander die zwei Bilder, die Ausgangspunkt für das "Raumbild" waren. Die Stereoskopie ist die Wiedergabe von Bildern mit einem räumlichen Eindruck von Tiefe, der physikalisch nicht vorhanden ist. Umgangssprachlich wird Stereoskopie fälschlich als "3D" bezeichnet, obwohl es sich nur um zweidimensionale Abbildungen handelt, die einen räumlichen Eindruck vermitteln. Die ersten Stereogramme wurden übrigens schon 1841 hergestellt.

 

© George Lewis

Straßenkünstler in 3D, 1930

Straßenkünstler in 3D, 1930

 

Der Londoner Straßenmaler Albert Harris und sein Hund: Um den Effekt zu sehen, brauchen Sie eine Rot-Cyan-Anaglyphenbrille.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Philip Battle bedanken, in dessen Blog "All My Own Work! - A history of pavement art" ich auf Albert Harris und die Hunde der Straßenkünstler gestoßen bin. Dieser Blogbeitrag folgt seinen Ausführungen, es handelt sich um Spezialwissen, dem ich nichts hinzuzufügen hatte. Die Briten nannten Künstler, die auf dem Gehsteig zeichneten, übrigens "Screevers", ein deutsches Wort dafür existiert nicht. Die deutsche Übersetzung "Pflastermaler" für pavement artist klingt sehr holprig, der Begriff Straßenkünstler ist mir aber zu weit gefasst.

Das untere Foto zeigt Lucy, die mit einer Blechbüchse im Maul für ihren menschlichen Gefährten bettelt, darunter ist Bloomsbury Bob zu sehen. Lesen Sie deren herzerwärmende Geschichten  in Philip Battles Blog nach!

 

Lucy mit Blechdose für Kleingeld, 1936

Bloomsbury Bob, 1938

 

Fotografie, Malerei, Street Art, Zeichnung

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