7. Juni 2013 - 9:29

Africanis 23, 2009 © Daniel Naudé

 

Was für ein Anblick! Dieser große, stolze, afrikanische Hund ist ein Africanis! Er stammt von den ägyptischen Hunden, die auf den alten Wandmalereien dargestellt waren, ab (Johan Gallant "The Story Of The African Dog"). Die Rasse ist erst seit 2002 bekannt, früher wurde dieses Tier, das Ähnlichkeit mit einem riesigen Windhund hat, unverwüstlich, ausdauernd und genügsam ist, oft abwertend als Zulu-,  Bantu - oder Hottentotten-Hund bezeichnet.

Der Fotograf Daniel Naudé traf ihn erstmals 2006. Er war von der Begegnung mit diesem Africanis in der Karoo, einer Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas, derart begeistert, dass er begann, diese großen Hunde in der Karoo und in der Transkei - einem Gebiet im östlichen Kapland - zu fotografieren.

Der Africanis gehört zu den wenigen verbliebenen natürlichen Hunderassen der Welt: Er ist das Produkt von natürlicher Selektion und jahrhundertelanger physischer und psychischer Anpassurng an Umweltbedingungen und nicht Ergebnis der Zucht durch den Menschen. Heute lebt der Africanis in ländlichen Gebieten Südafrikas und wird von der indigenen Bevölkerung für seine Widerstandsfähigkeit, Intelligenz und sein Jagdgeschick geschätzt.

 

Africanis 5, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 6, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 7, 2007 © Daniel Naudé

Africanis 9, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 19, 2010 © Daniel Naudé

 

Naudés fotografischer Zugang ist dem der Maler des 18.Jahrhunderts wie George Stubbs oder Samuel Daniell ähnlich, die die Natur klassifizierten. Er stellt die Africanis kraft- und würdevoll in leichter Untersicht dar, um deutlich zu machen, dass es sich eben nicht um verwilderte streunende Mehrrasse- oder domestizierte Hunde handelt, sondern um eine unabhängige Rasse. Die bewegungslose Präsenz der Hunde, in stillen Bildern festgehalten, ist Resultat der fotografischen Situation. Naudé kann erst auslösen, wenn er als Eindringling in ihr Territorium ihr Vertrauen gewonnen hat.

 

Buchcover

 

Während der fotografischen Jagd auf die Africanis, die Naudé in seinem Verhalten den sowohl scheuen, flüchtenden als auch jägerischen Hunden ähnlich werden ließ, lernte er die reiche Geschichte des Landstrichs und seiner Menschen für sein Projekt "Animal Farm" kennen. Naudé ging Fragen der Herrschaft über Tiere und der gegenseitigen Abhängigkeit von Mensch und Tier nach: Wie leben Menschen und domestizierte Nutztiere - Esel, Rinder, Schafe usw. - in den ländlichen Gegenden Südafrikas? Fotografisch untersuchte er diese Beziehung, die geprägt ist von einem zärtlichen, behütenden Aufziehen der Tiere, die sich letztendlich in eine ausbeutende (als Arbeits- und Lasttier) oder todbringende (als Nahrung) verwandelt.

 

 

David Tieties with his three-day-old donkey. Verneukpan, Northern Cape,
6 April

 

Naudés mehrjährige Aufenthalte im ländlichen Südafrika führten ihn zu einem näheren Verständnis der komplexen Beziehung der Bauern zu ihren Tieren, ja des generellen Mensch-Tier-Verhältnisses. Darüber hinaus findet er die ganze Geschichte Südafrikas - eine Geschichte der Kolonisation und Apartheit - in der Beziehung des Menschen zu den Africanis wieder. Ganz im Sinne Franz Kafkas "Forschungen eines Hundes" von 1922: "All knowledge, the totality of all questions and all answers, is contained in the dog".

I wanted to portray my subject as a reflection on the complexities and diversities in our country [...] I point my lens to these animals so that we can question, challenge and finally learn to relate. (vgl. dazu Artikel in der Time LightBox)

 

Ralles mit seinen Jagdhunden. Waterkrans Farm, Richmond, Nordkap, 12. Mai 2010 ©

Slaughterhouse on Quaggafontein farm. Graaff-Reinet, Eastern Cape,
15 May 2010 ©

Backyard of the Kenhardt Hotel. Kenhardt, Northern Cape, 7 April 2009 © Daniel N

Sneeuberg Pass. Sneeuberg, Murraysburg Distrikt,
 2. Februar 2009 © Daniel Naudé

 

Naudé wurde 1984 in Cape Town geboren, 2007 schloss er an der University of Stellenbosch das Studium Visual Arts ab. Mehr zu Naudé finden sie auf den Seiten der Galerien Michael Stevenson sowie Brodie/Stevenson.

Daniel Naudé: Animal Farm, 2012, Prestel Verlag, ISBN 978-3-7913-4724-0 (engl.)
 

alle Fotos © Daniel Naudé

 

Buch, Fotografie

Kommentare

Oh man, ist das mal wieder

Oh man, ist das mal wieder faszinierend, was du da ausgegraben hast. Petra, ich weiss ne Menge über Hunde, aber das ist was Neues für mich gewesen. Und so schön verpackt! Danke!

... auch für das

... auch für das Eselchen-foto :-)

Jetzt muss ich neben

Jetzt muss ich neben Kaninchen und Hasen auch noch Esel in meinen Blog schummeln..wo führt das nur hin... :-)

Wie die Hunde, sind Esel eben

Wie die Hunde, sind Esel eben auch Tiere... Also die besseren Menschen :-)