13. Oktober 2015 - 15:32

Hundefotografie boomt! Es wäre durchaus möglich über Wochen und Monate täglich einen Fotografen oder eine Fotografin vorzustellen, die Hunde in hoher Qualität porträtieren. Meistens verzichte ich darauf, wenn es nicht einen speziellen Aspekt gibt, der mich besonders anspricht.

Diesen Aspekt gibt es bei Paul Croes und zwar in der Verwendung von Accessoires, mit denen er die Hunde inszeniert. Mit Paul Croes werfe ich auch meine Haltung über Bord, keine bekleideten Hunde zu präsentieren. Die Fotoserien - Behind eyes - auf seiner Homepage haben mich sofort begeistert und es war sehr schwer eine Bildauswahl für den Blog zu treffen. (Am besten selbst durchklicken). Mein Lieblingsbild zeigt Manolita.

 

Manolita © Paul Croes

 

Sieht Manolita nicht wie eine afrikanische Königin aus? Ihr Leopardenschal changiert zwischen Überhöhung und ironischem Kommentar. Wie präzise die Schalenden in den Beinen ihre Fortsetzung finden - hier ist ein formaler Perfektionist am Werk, der gleichzeitig alles spielend leicht aussehen lässt. Wir HundekennerInnen sehen allerdings, dass Manolita die Ohren zurücklegt. Ganz geheuer ist ihr das Studio-Setting wohl nicht.

Paul Croes gelingt es mit ganz wenigen ergänzenden Objekten das Wesen, die Individualität der Hunde zu verstärken! Dabei legt er eine bemerkenswerte Sensibilität bei der Auswahl der Requisiten an den Tag! Hund und Requisit ergänzen einander in der Persönlichkeit (die Zartheit und Zerbrechlichkeit Mimos wird durch die Halskrause gestützt), der Farbe (und Inszenierung ihres Namens bei Fleur), der Oberflächenstruktur (der faltige Jazz mit dem Faltenwurf des Tuches) oder in der Stofflichkeit (der Welsh Terrier, der fast selbst wie ein Plüschhund wirkt).

 

Mimo © Paul Croes

K3 © Paul Croes

Yanos © Paul Croes

Kate © Paul Croes

Fleur © Paul Croes

Jazz © Paul Croes

Welsh Terriers © Paul Croes

 

Bronte unten ist nur ein Beispiel dafür, wie großartig auch Paul Croes Hundeporträts ohne Requisiten sind, doch die sind heute nicht mein Thema.

 

Bronte © Paul Croes

 

Der Grat zwischen Bekleiden und Verkleiden, dem Unterstreichen der Persönlichkeit des Tieres und seinem Lächerlichmachen ist ein sehr schmaler. Auf der FB-Seite von Paul Croes geht’s schon "wilder" zu als auf seiner Homepage, wird er meines Erachtens manchmal überschritten. Viele Hunde sind mit Perücken und Kopfbedeckungen zu sehen, die Verkleidungen nahe kommen und den Hund - wenn nicht als Lachnummer, so doch als Schmunzelnummer - funktionalisieren. Natürlich beweist Croes auch hier großes formales Geschick! Ich habe hier nur die harmloseren Kopfbedeckungen ausgesucht (also nicht die Mützen mit gestricktem Rentiergeweih!).

Zugegeben, dieser liebenswerte Kerl unter seiner Ohrenmütze bringt mich zum Schmunzeln. Bin ich humorlos, wenn ich meinem eigenen Schmunzeln kritisch gegenüberstehe?

 

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

 

Ob dieser Hund wohl im Sherwood Forest lebt? Das Foto gehört zu den Lieblingsfotos von Andrea Antoni, die mich auf Paul Croes aufmerksam gemacht hat. Vielen Dank für diesen großartigen Tipp!

 

© Paul Croes

 

Wenn man das Internet durchsucht (Suchbegriffe z.B. dog hat), wird schnell klar: Croes ist ein sehr bekannter und beliebter Fotograf. Vermutlich haben seine Wollhauben-Fotos einen wahren Strickwahn, wenn nicht ausgelöst, so doch verstärkt. Mit erschreckenden Ergebnissen. Die armen Hunde, die so herumlaufen müssen....

Auch ich habe vor vielen Jahren meine inzwischen verstorbene Hündin Lucy mit Baskenmütze fotografiert (auf einem Sockel sitzend!), ich denke nur ungern daran zurück. Halloween steht vor der Tür, die kostümierten Hunde werden das Internet wieder überschwemmen, dann kommt die Faschingszeit... Unwahrscheinlich, dass sich Hunde in einem Skelett- oder Star-Wars-Kostüm wohlfühlen. Bin ich eine Spaßbremse? Wie halten Sie es mit dem Ausstaffieren ihres Vierbeiners? Wo verläuft bei ihnen die Grenze zwischen einem lustigen Foto und Entwürdigung?

alle Fotos © Paul Croes

 

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Kommentare

Ja, manchmal ist der Grat

Ja, manchmal ist der Grat wirklich schmal, - das haben Sie mal wieder wunderbar formuliert. Verkleidete Hunde sind eher schrecklich, denen von Paul Croes scheint es meistens zu gefallen und man hat manchmal das Gefühl, sie finden sich schön. Sie müssen so ja wohl auch nicht rumlaufen, es ist nur eine kleine Show.
Ansonsten: Mäntelchen für die, die frieren.........und eventuell ein Snood für SEHR empfindliche Ohren bei großer Kälte.

Liebe Andrea! Ich bin sehr

Liebe Andrea! Ich bin sehr froh, dass Ihnen der Beitrag gefällt und dass Sie nicht das Gefühl haben, ich hätte Ihren Tipp für Kritik an Pauel Croes missbraucht. Mir gefallen seine Arbeiten wirklich sehr. Und eine Studioaufnahme kann sicher eine willkommene Abwechslung im Hundealltag sein. Seine Models wissen sicher um ihre Wichtigkeit! Funktionskleidung für kälteempfindliche Hunde ist natürlich wichtig und richtig. Kein Hund soll frieren oder sich verkühlen!

Ich schließe mich der meinung

Ich schließe mich der meinung an....die fotos sind klasse, keinen zweifel....aber im normalen allltag sollten wir den hunden ihre wurde lassen.