Skulptur

7. September 2016 - 12:19

Sehnen Sie sich als kulturinteressierter Wiener oder Wienbesucher, der sich durch die Menschenmassen in der Inneren Stadt treiben lässt, nicht manchmal nach einem Ort der Stille, nach einem Refugium im Ausstellungsbetrieb, in dem Sie der Hektik entfliehen können? Dann sollten Sie den Augarten besuchen. Sie müssen nur vom Schwedenplatz aus der Taborstraße folgen, bis Sie in wenigen Minuten in der ältesten barocken Gartenanlage Wiens sind. Dort finden Sie nicht nur das schöne Augarten Café Restaurant, sondern auch ein Kleinod unter den Wiener Museen, das Augarten Porzellanmuseum.

Seit ihrer Wiedereröffnung im Jahr 1923 ist die Wiener Porzellanmanufaktur im ehemaligen kaiserlichen Lustgebäude im Augarten untergebracht. Sie knüpfte an das Erbe der 1864 geschlossenen K.K Porzellanmanufaktur, nicht ohne einen bedeutenden Beitrag zur zeitgenössischen Kunst zu leisten. So setzte sie Entwürfe bekannter KünstlerInnen der 1920er und 1930er Jahre wie Josef Hoffmann, Otto Prutscher, Franz von Zülow, Walter Bosse, Robert Ullmann oder Hertha Bucher um.

In einem Seitenflügel befindet sich das Porzellanmuseum samt originalem Brennofen. Das Museum illustriert die Geschichte des Wiener Porzellans anhand repräsentativer Beispiele aus seinen verschiedenen künstlerischen Phasen. Das Erdgeschoß widmet sich dem 20. und 21. Jahrhundert und bildet das eigentliche Firmenmuseum.

Dass ich den Weg ins Augarten Porzellanmuseum fand - und dieser Beitrag in meinen Blog -, liegt an der aktuellen Sonderausstellung "wild & frei - Tiere aus Porzellan - 1923 bis heute".

Tierdarstellungen gehören zu den wichtigsten Motiven der plastischen Produktion der Porzellanmanufaktur Augarten. Alleine in den ersten Jahren nach der Gründung entstanden fünfzig Tiermodelle. Über die Jahrzehnte werden die Tiere naturalistisch, stilisiert, dekorativ, possierlich oder grotesk dargestellt. Hatte das Art Déco eine Vorliebe für die Darstellung der wilden Spezies, überwog nach dem 2. Weltkrieg die Gestaltung einer repräsentativen Häuslichkeit. Doch die Porzellantiere werden in der Ausstellung nicht nur vom Standpunkt der Kunstgeschichte, sondern auch dem der Wissenschaft und des Zeitgeschmacks aus betrachtet.

Neben exotischen Tieren und Jagdmotiven gibt es natürlich auch eine Vitrine mit einer Ansammlung von Hundeplastiken: Begehrte Hunderassen - naturalistisch ausgeformt und subtil bemalt - zeugen vom ungebrochenem Interesse am Hund.

Die ausgestellten Hunde-Exponate waren in ihren Glasvitrinen schwierig zu fotografieren, weshalb ich den dokumentarischen Blick zugunsten eines "impressionistischen" Zugangs aufgegeben habe. Unten sehen Sie ein paar meiner fotografischen Eindrücke.

 

Französischer Bully, Entwurf Karin Jarl, 1925, Foto:Petra Hartl

Französischer Bully, Entwurf Karin Jarl, 1925, Foto:Petra Hartl

Französischer Bully, Entwurf Möller, 1928, Foto: Petra Hartl

Chinesisches Palasthündchen, Entwurf Joseph Humplik, 1924, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

 

Ein Wandtext gibt Auskunft über die Bedeutung des Hundes für die Kunstgeschichte:

 

Kein Tier steht dem Menschen wohl näher als der Hund. Selbst in der Kunstgeschichte ist der Hund das am häufigsten porträtierte Tier. Vom Hundeblick bis zur bedingungslosen Treue lassen seine Eigenschaften den Hund zum liebsten Mitbewohner des Menschen werden, wenngleich dies nicht auf alle Kulturen und Zeitalter der Welt zutrifft. Als mitfühlender "Seelenversteher" hat sich der Hund sehr früh in den Fokus der psychologischen und philosophischen Erkenntnisse der Aufklärung gespielt. Er ist mitverantwortlich für das bahnbrechende Anerkennen seelischer Empfindungen des Tieres im späteren 18. Jahrhundert. Waren Hunde seit jeher fürstliche Begleiter bei der Jagd und anderem Zeitvertreib, so steht nun ihre emotionale und sogar geistige Ebene im Vordergrund (...)

 

Wenn Sie die Hunde genau betrachten, erkennen Sie, dass in dem Vitrinen-Gehege nicht nur unterschiedliche Rassen zueinander gefunden haben, sondern auch Porzellanhunde verschiedener Jahrzehnte versammelt sind. Das Art Deco nutzte zum Beispiel die Grazie der schlanken Windhunde für seine formalen Ideale.

 

Porzellanhunde im Augarten Porzellanmuseum, Foto: Petra Hartl

 

Bei meinem Foto des Barsoi stehen seine Liebenswürdigkeit und Sensibilität im Vordergrund. Unten sehen Sie den russischen Windhund, den Robert Ullmann 1936 entworfen hat, zur Gänze. Sein vornehmes Wesen, seine Gelassenheit und Würde kommen dabei gut zum Ausdruck. Der östrreichische Bildhauer hat in seinen Windhund-Entwürfen, in Einklang mit Form und Material, die Expression und das Empfinden des Hundes zur Allgemeingültigkeit erhöht.

 

Barsoi, 1936 von Robert Ullmann © Augarten Museum

Greyhound, um 1936 von Robert Ullmann © Augarten Museum

Greyhound, um 1936 von Robert Ullmann © Augarten Museum

 

Zum Abschluss nochmals Karin Jarls Bully von 1925, diesmal vor neutralem Hintergrund.

 

Bully, um 1925 von Karin Jarl © Augarten Museum

 

Die Ausstellung "wlld & frei" ist noch bis Samstag, 5. November 2016 zu sehen. Führungen durch die Ausstellung und das Porzellanmuseum finden jeden Samstag um 14 und um 15 Uhr statt.

Am Samstag, 24. September 2016 um 11 Uhr, führt Frau Dr. Claudia Lehner-Jobst, die Kuratorin des Museums, durch die Ausstellung.

 

Ausstellung, Skulptur
31. Juli 2016 - 10:06

Ein besonders interessanter Künstler ist Aaron Li-Hill, der nicht nur großformatige Wandbilder anfertigt, sondern seine Malereien auch durch Hinzufügen von gefundenen Materialien zu Skulpturen bzw. raumgreifenden Installationen erweitert.

Der 1986 in Toronto geborene und in Brooklyn lebende Kanadier hat seine künstlerischen Wurzeln in der Graffiti- und Street-Art-Szene. Analog zur zunehmenden Komplexität unserer schnelllebigen Zeit, werden auch seine Arbeiten vielschichtiger und überschreiten die Grenzen von Graffiti, Grafik-Design, Malerei, Zeichnung und Skulptur.

Thematisch setzt er sich mit den Auswirkungen von Industrialisierung, Globalisierung und Kapitalismus auf Mensch und Tier auseinander. Mehr dazu entnehmen Sie bitte seinem Artist Statement.

Seine letzte Installation "Trap the Hunter" ist noch bis Oktober 2016 im Friedman-Mincer-Gebäude in Fort Smith in Arkansas/USA zu sehen. Die Fotos zeigen die Entwicklungsschritte der Arbeit. Ich habe sie von The People's Print Shop und hi-fructose.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Auf der Wand sind in der Bewegung gleichsam eingefrorene Kojoten zu sehen. Vielleicht ist es auch nur einer, der wie bei Eadweard Muybridge Bewegung simuliert.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Mit Aerosol fertigt er Zeichnungen und Schablonen an, die er dann ausschneidet. Die Holzstreifen erweitern die gezeichneten Linien in den Raum.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Wir sehen ein Rudel Kojoten, das ein flüchtendes Rehkitz jagt. Jäger und Gejagte sind aber nicht nur Metaphern für Mensch gegen Natur, sie zeigen vielmehr auch die Auswirkungen des fortgeschrittenen Kapitalismus auf Lebewesen und die Umwelt.
Die Arbeit zeigt, so Li-Hill:

the cycle they are both locked into and the human element that influences this struggle. The white chaotic flow of wood alludes to industry and the global human effect, driving an ever more dire situation within this cycle. (vgl. hier)

Und so sieht die fertige Installation aus:

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Bereits 2015 hat sich Aaron Li-Hill in der C.A.V.E. Gallery in Los Angeles in der Ausstellung "Carbon" mit dem Kreislauf und den Zyklen des Lebens auseinandergesetzt. Der Titel erinnert daran, dass alle Materie aus Kohlenstoff besteht und zu Kohlenstoff zerfällt.

Li-Hill hat dafür zehn monochrome Arbeiten aus Graphit und Aerosol, einer Sprühfarbe, angefertigt, vier davon sehen Sie unten. In "Carbon" sind die Tiere nicht nur als Metaphern präsent, sondern auch wirklich gemeint. "Carbon", also Kohlenstoff, will unser Augenmerk darauf lenken, wie CO2-emittierende Industrien den Klimawandel verursachen und somit den Lebensraum der Tiere, Wölfe, Wildhunde, Grizzlybären etc., bedrohen.

Die Bilder sind von der Seite der C.A.V.E. Gallery. Dort finden Sie auch Angaben zur Größe und Technik.

 

Leap © Aaron Hill

 

Der Polarwolf ist eine Unterart des Wolfes und zählt zur Hundefamilie. Er lebt in unwirtlichen und menschenfeindlichen Gegenden und ist weitgehend unerforscht.

 

Constellations @ Aaron Li-Hill

 

Der afrikanische Wildhund ist der größte wild lebende Hund der afrikanischen Savanne.

 

Adapt @ Aaron Li-Hill

 

Der Mähnenwolf ist der größte Wildhund Südamerikas.

 

Search © Aaron Li-Hill

 

Der Grizzly ist natürlich ein Bär und hier, weil er so schön ist!

 

In unmittelbarer Nähe zur Galerie hat Li-Hill ein großes Wandbild eines Mähnenwolfs gesprüht. Die diagonalen Streifen, die zusätzlich zum Rhythmus der Hundebeine Dynamik erzeugen, sind durch aufgeklebtes und nach dem Sprühen entferntes Klebeband entstanden.

 

Li-Hill, Foto von chickenspeak

Li-Hill, Foto von chickenspeak
Fotos von ChickenSpeak

 

Li-Hill schloss sein Studium am Ontario College of Art und Design 2011 mit  einen BFA ab; er stellt international aus. Ein Interview mit ihm gibt es auf The People's Print Shop, eine Übersicht über sein Werk auf Global Street Art sowie natürlich auf Li-Hills Homepage (absolut sehenswert!).

 

28. März 2016 - 9:30

 

Einladung Kunstraum Neureut Der will nur spielen

 

Sehr gerne möchte ich Ihnen die Ausstellung "Der will nur spielen - Der Hund in der aktuellen Kunst" im Kunstraum Neureut in Karlsruhe empfehlen. Sie ist von Jens Andres kuratiert und zeigt zehn Künstlerinnen und Künstler, die auf individuelle Weise Hunde in ihrer Kunst darstellen, das Hundemotiv mit seinen vielfältigen Konnotationen in ganz unterschiedlichen Medien einsetzen.

 

Veronika Olma, Du, komm trink mit mir, 2011-2013, Tempera auf Leinwand, 150x200
Veronika Olma, Du, komm trink mit mir, 2011-2013,
Tempera auf Leinwand, 150x200 cm

 

Von Veronika Olma können Sie nicht nur Temperamalerei sehen (wie auch hier im Blog), sondern GPS-Zeichnungen, mit denen sie eine Möglichkeit gefunden hat, Kunst und Leben ineinander überzuführen. Wie beneidenswert! Aus Zeitmangel ist es für mich ja oft eine Entscheidung einen Blogbeitrag zu schreiben, zu malen oder mit meinem Hund Hedy spazieren zu gehen. Ich entscheide mich fast immer für Hedy. Großartig, wenn Veronika diese Entscheidung gar nicht treffen muss.

Veronika Olma nimmt den Wunsch des Menschen, auf der Erde Spuren zu hinterlassen, ganz wörtlich. Per Smartphone und einer "Wander-App" stellt sie GPS-(Auf-)Zeichnungen her. Geführt bzw. begleitet wird Veronika Olma dabei von ihrem Hund Bazi. Die GPS-drawings sind somit virtuelles Ergebnis eines symbiotischen Künstlerduos.

 

Veronika Olma,walk a dog 005
Veronika Olma, walk a dog 005, 2015, GPS-Zeichnung

 

Das Podest, auf das ich Hunde stellen möchte, kann gar nicht hoch genug sein!

 

Annett Bienhaus, Nach Hause schwimmen, 2013, Öl auf Leinwand, 200 x 120 cm
Annett Bienhaus, Nach Hause schwimmen, 2013, Öl auf Leinwand, 200 x 120 cm

 

Am besten so hoch wie das, auf dem der Pointer in Annett Bierhaus' kunstvoll inszeniertem Hundeporträt steht: irgendwo angesiedelt zwischen surrealen Säulen und Brancusis Versuch zur Unendlichkeit! Der präzise und streng ausgearbeitete Hund steht dem Betrachter als geheimnisvoller Partner gegenüber. Schwermütig und frontal blickt er aus dem Bild und zieht uns in das Bild. Die akkurate Malweise des Hundes und die in ihrer Farbigkeit eingeschränkten Requisiten verhindern ein Abgleiten in Sentimentalität und Trivialität.

 

Vera Kattler

 

Von Vera Kattler kannte ich nur ihre Affen-Bilder. Wie schön, dass ich jetzt auch ihren Hunden begegnen darf, dass sie mit den Hunden auch Eingang in die Ausstellung und meinen Blog findet. Wobei: Affe, Ratte, Krähe oder Hund sind eigentlich einerlei, geht es ihr doch nicht um die Abbildung eines Tieres, sondern um die Darstellung des Fremden, die Präsenz des anderen.

 

Vera Kattler

Vera Kattler

 

Weiters können Sie in der Ausstellung Arbeiten sehen von: Thomas Putze, Jens Andres (der auch als Kurator fungiert), Imi Knoebel, Ottmar Hörl, Igor Oleinikov, Patricia Waller und Andreas Welzenbach.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 31. März.2016, um 19 Uhr eröffnet. Die Einführung gestaltet Jens Andreas. Zu sehen sind die Exponate im Kunstraum Neureut e.V. in Karlsruhe bis zum 17. April 2016 jeweils Freitag von 17-19 Uhr sowie Samstag/Sonntag von 14-17 Uhr.

 

Einladung Kunstraum Neureut Der will nur spielen

 

 

Ausstellung, Malerei, Skulptur, Zeichnung
24. März 2016 - 15:10

Obwohl ich schon sehr oft im Wiener Belvedere war, gibt es immer noch Neues zu entdecken. Zum Beispiel diesen Hund mit Begleiterin in einer Nische der Marmorgalerie des Unteren Belvedere. Die Skulptur stammt vom Barockbildhauer Domenico Parodi.

Dieser zärtliche, liebevolle Blick zwischen Mensch und Tier, die sanfte Berührung hinter dem Ohr, das Festhalten auf dem weiblichen Oberschenkel! Ich habe die Skulptur nur schnell mit meinem Handy fotografiert, trotzdem kann man die barocke Bewegtheit (des Tuches) und die ganz feine Bearbeitung des Marmors (bei den Pfoten) erkennen. Hier hat es sich wirklich gelohnt einen zweiten Blick auf vermeintlich Bekanntes zu wagen.

 

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Marmorgalerie im Unteren Belvedere, Foto © Petra Hartl

 

Ins Untere Belvedere gelockt hat mich übrigens die Ausstellung "Formkunst". Obwohl sie ohne jegliche Hundebeteiligung stattfindet, kann ich sie vorbehaltlos empfehlen. Sie hat zwar einen reißerischen Titel -  Klimt, Kupka, Picasso und andere. Formkunst - , der mit bekannten Namen natürlich auch Wien-BesucherInnen erreichen will, lässt aber viel Raum für Entdeckungen avantgardistischer tschechischer und ungarischer KünstlerInnen. Die Ausstellung geht noch bis 19. Juni 2016 den Grundlagen ungegenständlicher und gegenständlicher Kunst im Kulturraum der Donaumonarchie nach. Großartige, von mir noch nie gesehene Kupkas haben mich ebenso überrascht wie tschechisches und Wiener Kinderspielzeug begeistert.

Ein Beispiel eines Löwen von Ladislav Sutnar sehen Sie unten. Der tschechische Designer entwarf ab 1925 einfaches, billiges und sehr schönes Holzspielzeug. Ist die Mähne nicht atemberaubend gelöst?

 

Ladislav Sutnar, Löwe, um 1930
Ladislav Sutnar, Löwe, um 1930 (aus dem Katalog abfotografiert)

 

Ausstellung, Skulptur
6. März 2016 - 10:10

Da ich zur Zeit an mehreren schwierigen Blogbeiträgen arbeite und es noch einige Zeit dauern wird, bis ich damit auf einen grünen Zweig komme, wollte ich etwas Einfaches vorziehen, um ein halbwegs regelmäßiges Veröffentlichen sicherzustellen.

Ausgangspunkt für dieses "Einfache" war das Foto unten, über das ich im Internet gestolpert bin.

 

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012 © Peter Coffin, Photo Cathy Carver
Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012, mixed media, Courtesy of the artist and
Mugrabi Collection © Peter Coffin, Photo: Cathy Carver

 

Doch auch die Recherche zu diesem Werk gestaltete sich schwieriger als erwartet; der Künstler, Peter Coffin, stellte sich als Konzeptkünstler heraus. Coffin selbst sieht sich jedoch als Ideen-Künstler, sein Werk bezeichnet er als Ideen-Kunst ("idea art"). Da er von seinen Ideen ausgeht und überlegt, wie er sie in Werken materialisieren und in Ausstellungen umsetzen kann, sehen seine Arbeiten auch alle sehr unterschiedlich aus. Es gibt keine einheitliche "Handschrift" oder einen Stil, der für ihn - er ist kein Formalist - typisch wäre. Ein Blick auf seine Homepage genügt, um zu sehen, dass die Sammlung seiner Werke ein bisschen wie ein Sammelsurium aussieht.

 

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012 © Peter Coffin, Photo Cathy Carver
Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012, mixed media, Courtesy of the artist and
Mugrabi Collection © Peter Coffin, Photo: Cathy Carver
 

Die Dogge "Untitled (Dog)" zeigte er 2013 in der Ausstellung "Peter Coffin: Here and There" im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington/USA. Die Plastik fertigte ein Tierpräparator an, der eine Armierung mit Ponyfell überzogen hatte. Sie hatte die Größe eines kleinen Pferdes und schien - durch verdeckte Stifte gehalten - ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben (achten Sie auf den Schatten). Coffins Hundeplastik kombiniert eine vertraute Form mit einem ungewohnten Maßstab und transformiert das Bekannte in etwas Außergewöhnliches. Die Wirkung auf die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung war immens, unzählige zückten die Handys und ließen sich mit der Riesendogge fotografieren. Die Galerie hatte auch dazu angeregt, die Fotos auf eine Foto-Sharing-Website hochzuladen.

 

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012

 

Peter Coffin (*1972) wuchs in Berkeley/Kalifornien auf, das während der der McCarthy-Ära Ort der linksradikalen Politik und in den 1970er Jahre Zentrum der Hippie-Bewegung war. Die Stadt war von Ideen des New Age ebenso geprägt wie von den Schriften des Begründers der Analytischen Psychologie C.G.Jung. Dementsprechend ist Peter Coffins konzeptionelle Arbeit durch Träume, Mythologien, Religion und Philosophie inspiriert.

Coffins Projekte beschäftigen sich mit Pflanzenkommunikation, Aurafotografie (mit einer speziellen Kamera) und der spirituellen Kraft von Kreisen. Er ordnet Bilder von Regenbögen spiralförmig an (Coffin ist der Neffe von Robert Smithson - Ja! "Spiral Jetty"! Land Art!) und entwirft Hosen für Bäume. Trotzdem wäre es zu kurz gegriffen ihn als eine Art Mystiker zu bezeichnen. Seine Beschäftigung mit Überzeugungen und Praktiken des New Age, sein Interesse an Physik und Kunstgeschichte ist von Neugier, aber auch Zweifel getragen.

 

Peter Coffin, Untitled © Peter Coffin

Peter Coffin, Untitled (Tree Pants)
Peter Coffin, Untitled (Tree Pants), Foto von hier

 

Sein Werk bewegt sich zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Fakten und Fiktionen, verknüpft empirische und esoterische Weltdeutungen. Niemals kommt Coffin zu eindeutigen Ergebnissen, Zweifel und Zweideutigkeiten bleiben erhalten. Die Interpretation der Werke gehört dem Betrachter, der Betrachterin, er möchte sie höchstens lenken, aber nicht bestimmen.

Er arbeitet viel mit Licht, Geräusch, Geruch, um alle Sinne anzusprechen und unsere Wahrnehmung herauszufordern. Deshalb ist es für mich auch unmöglich, sein Werk bloß über Fotos zu erfassen und zu beurteilen.

Der Wolf auf dem Fahrrad war Coffins Beitrag zu der Gruppenausstellung "Joyride" in der Marlborough Broome Street, die 2014 dem Fahrrad huldigte.

 

Peter Coffin, wolfcycle, 2006
Peter Coffin, wolfcycle, 2006, Foto von hier

Installationsansicht Ausstellung Joyride 2014, Foto Bill Orcutt
Installationsansicht Ausstellung Joyride in der Galerie Marlborough Broome Street,
NY, 2014, Foto: Bill Orcutt

 

Sollte Ihr Interesse geweckt sein, empfehle ich Ihnen ein ein Interview mit dem Künstler auf Art Observed von 2012.

Peter Coffin stellt international aus. Er lebt in New York.

 

Fotografie, Installation, Skulptur
16. Februar 2016 - 21:52

Erzähl mir ein Märchen, 2012 © Tanja Fender
Erzähl mir ein Märchen, 2012

 

Diese Arbeit der Künstlerin Tanja Fender berührte mich schon auf den ersten Blick und ich brauchte eine Weile, um mir klar darüber zu werden, warum. Der Gegensatz zwischen dem nahezu skelettiert dargestellten Hund und dem fröhlichem Brettchen auf dem er steht, könnte kaum stärker sein. Ungeachtet dessen, was die Künstlerin mit dieser Arbeit intendiert hatte, ist sie für mich eine Kritik an der für Tiere meist unheilvollen Allianz von Tier und Kind. Unzählige Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen etc. fristen ein qualvolles Dasein in Einzelhaft und in Kinderzimmern. Auch Hunde müssen oft als Spielzeug herhalten, werden weggeworfen und ausgesetzt, wenn die Lust an ihnen verlorengeht. "Erzähl mir ein Märchen" nennt Tanja Fender diese Mixed-Media-Skulptur, die ihrerseits vom Tier als Spielzeug, als Ware, als Konsumartikel erzählt.

Die Malerin und Bildhauerin schafft zumeist intuitiv erfassbare Arbeiten von Beziehungen zwischen Tieren oder zwischen Mensch und Tier. Dabei reflektiert sie die Mensch-Tier-Beziehung kritisch und thematisiert in ihren Werken beider Sehnsüchte, Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit. Existenzielle Gefühle des menschlichen Daseins - Liebe, Geborgenheit, Angst, Trauer, Tod oder Gewalt - werden an Hand von Tierskulpturen sichtbar gemacht. Tanja Fender glaubt, dass das, was sie sagen will, durch Tiere vermittelt, vom Betrachter, der Betrachterin leichter aufgenommen wird.

Erst vor kurzem zeigte die Künstlerin im Kunstverein Ebersberg tierisch-menschliche Mischwesen - Bär, Maus, Hund, Häsin oder Hyäne - die in Körperhaltung und Mimik menschliche Emotionen und Bedürfnisse offenbaren. Menschenähnliche Figuren nehmen Eigenschaften von Tieren an und Tiere verkörpern menschliche Züge. Fenders Interesse gilt dabei besonders der Ambivalenz von Verhaltensweisen.

 

Installationsansicht Galerie Burger © Tanja Fender
Hasenmilch, Installationsansicht Galerie Christa Burger, München, 2013
 

"Zu oft vergessen wir, dass der Mensch auch ein Tier ist. Vor allem vergessen wir, dass ein Tier zu sein nicht heißt, primitiv zu sein", gibt Tanja Fender in einem Interview zu bedenken. Das Instinktive und Animalische des Menschen und das Gefühlvolle der Tiere macht sie durch das Zeigen der Tierhybride sichtbar.

Vor ihrem Kunststudium hast Tanja Fender eine Ausbildung zur Glasmalerin gemacht. Ihr "Embryo" besteht aus Glas und unterstreicht damit die Zerbrechlichkeit.

 

Embryo, 2007 © Tanja Fender
Embryo, 2007

 

Neben Glas, aus dem fragile, kleinformatige Skulpturen gefertigt sind, verwendet Tanja Fender für Ihre Bodenplastiken auch Silikon, das spontanes Arbeiten ermöglicht und durch die variablen optischen Eigenschaften seiner Oberfläche besticht.

Mit der zweiköpfigen Skulptur "Pawlowscher Hund" schuf sie das Sinnbild einer ohnmächtigen Kreatur, die uns mit den Gräuel konfrontiert, die der Mensch dem Tier zufügt. Sofort ist man an die Experimente des russischen Chirurgen Wladimir Petrowitsch Demichow in den 1950er Jahren erinnert, in denen er den Kopf oder Oberkörper eines ausgewachsenen Hundes an den Körper eines anderen nähte. Die längste post-operative Lebensdauer eines Zweiköpfers oder einer Chimära - nach den Mischwesen der griechischen Mythologie benannt - waren 32 Tage. Heute sind  Xenotransplantationen, die Übertragung ganzer Organe oder Körperteile zwischen verschiedenen Spezies, auf dem Vormarsch (vgl. vice)

 

Pawlowscher Hund, 2005 © Tanja Fender
Pawlowscher Hund, 2005

Pawlowscher Hund, 2008 © Tanja Fender
Pawlowscher Hund, 2008

Ein interessierter Ausstellungsbesucher, Foto: ars canis
Ein interessierter Ausstellungsbesucher, Foto von ars canis

Ein interessierter Ausstellungsbesucher, Foto: flachware.de
Derselbe interessierte Ausstellungsbesucher? Foto von flachware

Ausstellungsansicht mit Tanja Fender, Foto: Peter Hinz-Rosin
Ausstellungsansicht mit Tanja Fender, Foto: Peter Hinz-Rosin

Ausstellungsansicht mit Tanja Fender, 2013, Foto: Natalie Grenzhäuser
Ausstellungsansicht mit Tanja Fender, 2013, Foto: Natalie Grenzhäuser

Schemel © Tanja Fender

 

Präzise Tierbeobachtung, psychologischem Wissen und zeichnerische Meisterschaft zeigt sich in ihren kleinen Skizzen und Aquarellen.

 

 

Bari weint, 2007 © Tanja Fender
Bari weint, 2007

Verhandlungssache © Tanja Fender
Verhandlungssache

© Tanja Fender

 

Tanja Fender  (*1973 in Winogradar/Kirgisien) schloss in München eine Lehre als Glasmalerin mit dem Gesellenbrief ab und studierte dort von 2002-2009 an der Akademie der Bildenden Künste. Sie lebt in München.

Leider hat die Künstlerin keine eigene Homepage, sodass es nicht einfach war, einen Überblick über ihr Werk zu erlangen. Wollen Sie ihrer Arbeit weiter nachspüren empfehle ich die Homepage der Galerie Christa Burger sowie die Flachware-Homepage. Vor allem Ihre großartigen, sensiblen Zeichnungen sind hier versammelt, die mir noch besser gefallen als die Skulpturen, denen durch den unterschiedlichsten Materialgebrauch manchmal etwas (Kunst)Handwerkliches anhaftet. Ich hoffe, man erfährt bald mehr über diese interessante Künstlerin!

Auf sie aufmerksam wurde ich übrigens durch die Homepage ars Canis – Kunst und Kultur rund um den Hund, die ich Ihnen wärmstens ans Herz legen will. Die Kunsthistorikerin Dr. Karin Dohrmann präsentiert dort Kunst, Design, Kulturerlebnisse, Kultur-, Buch- und Ausstellungstipps rund um den Hund.

 

Skulptur, Zeichnung
12. Januar 2016 - 10:45

Der Schweizer Bildhauer Severin Müller interessiert sich für die dreidimensionale Umsetzung von zweidimensionalen Fotografien oder Malereien, die Ausgangspunkt für seine Interpretationen sind. Im Zentrum seiner künstlerische Tätigkeit steht die Holzskulptur: Alltagsgegenstände, Figuren in ihrem täglichen Umfeld, aber auch Werke der Kunstgeschichte werden aus dem Holz geholt. Bei der Umsetzung von Velasquez "Las Meninas" als Mobile baumelt der Hund von der Decke. (Das Mobile ist aus nachvollziehbaren Gründen allerding nicht aus Holz, sondern aus Papier.)

 

Mobile (edition 4p. ), 2005  © Severin Müller

 

Doch meist arbeitet Severin Müller mit der Kettensäge und der Schleifscheibe, manche Motive werden mit der Axt aus Holzplatten gehauen.

Immer wieder "befreit" er auch Tiere aus ihren Holzstämmen, ab  2012 vor allem Hunde; müde Hunde, die sich räkeln, zusammenrollen und auf dem Rücken liegend entspannen.

 

Müder Hund 2, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 6, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 9, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 10, 2012 © Severin Müller

 

Den groben Holzhunden wohnt ein spielerisches Moment inne, das sich z.B. in der Bemalung der Hunde offenbart. Gleichzeitig zeigt dieser humorvolle Umgang des Künstlers mit seinen Werken, die Lust an seiner eigenen Kunst.

 

Müder Hund 8, 2012 © Severin Müller

Müder Hund 13, 2013 © Severin Müller

Müder Hund 15, 2013 © Severin Müller

 

Der Hund ist ein Hund und keine Metapher, könnte Severin Müller sagen - derart hat er sich sinngemäß über seine Katzenskulpturen geäußert - und er soll in seiner unmittelbaren Sinnlichkeit und heiteren Unbeschwertheit verstanden und gemocht werden.

 

Studio View 2009/10 © Severin Müller

Studio View 2011 © Severin Müller

Studio View 2013/14 © Severin Müller

Studio View 2012/13 © Severin Müller

Ausstellungsansicht Alles müde Hunde, 2013 © Severin Müller

 

Unten noch ein Foto mit dem Künstler, hier sieht man sehr gut, dass die Skulpturen etwas größer sind als ihre lebenden Vorbilder.

 

Atelieransicht, 2013, Foto: Limmattaler Zeitung

 

Severin Müller (*1964 in Glarus/Ch) hat an den Kunsthochschulen in Zürich, Budapest und Berlin studiert und arbeitet als freischaffender Bildhauer in Zürich. Er ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer im Gaswerkareal in Schlieren.

Fotos © Severin Müller

 

LeserInnen empfehlen, Skulptur
22. Dezember 2015 - 18:45

Charge © Erika Sanada
Charge

 

Unglaublich eigenartig und eigenwillig sind die wunderbaren Keramikarbeiten von Erika Sanada. Vögel, Ratten ud Hunde bevölkern ihr künstlerisches Universum - alleine oder in friedlichen und feindlichen symbiotischen Beziehungen. Jede Skulptur scheint, vor allem in Verbindung mit den aussagekräftigen Werktiteln, eine Geschichte zu erzählen.

Die Skulpturen lösen ganz unterschiedliche, ambivalente Gefühle aus: Unbehagen und Besorgnis, Grauen und Angst, Trauer und Hoffnungslosigkeit, aber auch Beschützerinstinkt und Freude.

 

My Turn, 2013 © Erika Sanada
My Turn

 

Allen Kreaturen gemeinsam ist, dass sie keine Pupillen haben. Sind sie blind oder können sie dennoch alles "sehen"? Auch ohne Blick besitzen die Hunde eine ausdrucksstarke Mimik, lässt die Stellung der Ohren Rückschlüsse auf deren Befindlichkeit zu. Ohne Zweifel ist Erika Sanada eine gute Hunde-Beobachterin.

Einerlei ob es sich um die leeren Augen, die menschenähnliche Haut mit fein eingeritzten Texturen oder die physischen Anomalien handelt, erscheinen uns die Tiere sowohl liebenswert als auch beunruhigend in ihrem Leiden und ihrer Fremdheit. Oft erkennt man das Grauenhafte erst auf den zweiten Blick. Zu sehr evoziert das glatte Material und die zarte Farbakzentuierung der blassen Geschöpfe eine sensible Stimmung.

 

Returned Soldier, 2014 © Erika Sanada
Returned Soldier

Buddy, 2014 © Erika Sanada
Buddy

Dereaming, 2013 © Erika Sanada
Dereaming

Assimilation, 2014 © Erika Sanada
Assimilation

Cuddle © Erika Sanada
Cuddle

Symbiotic, 2015 © Erika Sanada
Symbiotic

Stressed Out, 2014 © Erika Sanada
Stressed Out

All Dried Out, 2015 © Erika Sanada
All Dried Out

Itchy, 2014 © Erika Sanada
Itchy

Chicken Hearted, 2015 © Erika Sanada
Chicken Hearted

Let Me Go, 2012 © Erika Sanada
Let Me Go

Echo, 2013  © Erika Sanada
Echo

See Me Now?, 2014 © Erika Sanada
See Me Now?

Speaking Interrupted, 2012 © Erika Sanada
Speaking Interrupted

Suck One Dry, 2012 © Erika Sanada
Suck One Dry

 

Sehr offen beschreibt die Künstlerin die psychischen Verletzungen ihrer Kindheit, die Hänseleien durch MitschülerInnen, ihre kummervolle Persönlichkeit und lähmende Ängstlichkeit. Die künstlerische Arbeit half ihr die Angst zu erforschen, zu kanalisieren und sich ihrer dunklen Seite zu stellen: Traumata werden skulptural überwunden.

 

"My work reflects the weird and the creepy; I am fascinated with the dark side. “Odd Things” is my current body of work and I use ceramic for making bizarre creatures. They have extra body parts such as multiple arms, legs, teeth and ears. These are how I express my sensitive mind. There are two reasons I create misshapen and abnormal work. One is my bitter childhood and the second is my constant anxieties.

When I was young, my friends ignored and bullied me. As a result, I stayed indoors and watched supernatural movies and animations. They helped me escape from reality and gave me power. These movies showed main characters using magic to turn others into freakish animals and insects. This transformation inspired me to make work that reflected the images that I saw in those movies and animations.

I have had an anxious personality since I was a child. I worry about everything, even tiny things. Anxiety drags my mind to the dark side, which is more powerful and intense than my bright side. Sometimes I can’t move forward because I am emotionally paralyzed. I decided to go face-to-face with my anxieties by creating irregular and eerie creatures representing my dark side. As a result, these creatures show my twisted mind as I try to overcome anxiety through my creation."  (Artist Statement)

 

Um mit den Ängsten in ihrer Kindheit fertig zu werden, bekam Erika Sanada von ihren Eltern einen Hund, der ihr großer Begleiter wurde. Einzig die Beziehung zu diesem Hund und das Anschauen von Filmen mit Superhelden halfen ihr, die Zeit durchzustehen. In ihrer Arbeit stehen deshalb die Hunde für die Freude im Leben. Doch dieses Glück wird durch das surreale Aussehen der Hunde (zusätzliche Zähne oder Ohren) unterlaufen, das die andauernde Ängstlichkeit in ihrem Leben symbolisiert. Dergestalt kämpft ihre Arbeit - wie auch die Künstlerin selbst - um ein Gleichgewicht zwischen Freude und Leid.

 

Die folgenden Fotos, die einen Einblick in den Entstehungsprozess geben, stammen vom Hi-Fructose Magazin.

 

Skizzen für die Keramiken

Erika Sanada bei der Arbeit

 

Erika Sanada (*1978 in Tokio) hat Studienabschlüsse in Communication Design und Bildhauerei. In Tokio arbeitete sie als Werbegrafikerin und Maskenbildnerin beim Film. Inzwischen lebt und arbeitet sie in San Francisco.

Gehen sie unbedingt auf Erika Sanadas Homepage, dort sehen sie jedes Werk von mehreren Seiten fotografiert, was einen umfassenden Blick auf jede Skulptur erlaubt. Auch auf den Seiten der Modern Eden Gallery und der Galerie Abmeyer + Wood finden sie viele Arbeiten und Informationen zu ihren Ausstellungen.

 

Skulptur
10. November 2015 - 13:37

Ich bin schon vor einigen Jahren im Internet auf die Glasarbeiten der polnischen Künstlerin Marta Klonowska gestoßen, habe sie aber leichtfertig anderen BildhauerInnen zugeordnet, die Hundeskulpturen aus allen möglichen Materialien (Fahrradketten, Schrauben etc.) anfertigen. Vielen Dank deshalb an die Blogleserin Andrea Antoni, die mich nochmals auf diese Künstlerin aufmerksam gemacht hat, sodass ich einen neuerlichen Blick auf ihr Werk wagte. Von Frau Antoni kommt auch die Idee zum Titel dieses Blogbeitrags: Kein Streichelzoo.

Marta Klonowska bildet aus Tausenden von farbigen Glasscherben verschiedene Tierarten lebensgroß nach. Ihr Hauptthema: Hunde. Sie sind meist denen auf alten barocken oder romantischen Gemälden und Stichen nachempfunden (Peter Paul Rubens oder Francisco de Goya). Dort treten sie allerdings mit ihren HalterInnen auf und spielen eine eher untergeordnete Rolle. Marta Klonowska holt die Tiere aus den Hintergründen der Gemälde heraus und stellt sie in den Vordergrund.

Die Abbildungen stammen alle von der Homepage der Galerie lorch + seidel, wo die Künstlerin in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert wird. Dort finden Sie auch ein ausführliches Portfolio der Künstlerin zur Ausstellung "Lion Dog Meets Garden Dog" (2015) sowie Videos.

 

Marta Klonowska, Puszek und Freunde, Installationsansicht, 2013, Foto lorch+seid

 

Die folgenden Textstellen beschreiben Marta Klonowskas künstlerisches Konzept:

 

“My passion is sculpture. I create installations, which should lead the audience into a new universe. My animal figures are part of historical paintings, where they play a secondary role to the sitters. In my art the animals perform as the principal actor. Animals are difficult to understand and it is difficult to communicate with them. My glass animals open therefore a new reality, which is different from ours. The sitters in the painting, the animals and the audience of my art perform in a kind of theatrical stage, where the different levels become indistinct. This clash of realities should make us think about the uncertainties of life.”  (Marta Klonowska, Zitat von hier)

" ... Die oft versteckten, untergeordneten Tierfiguren auf den Bildnissen, die ich als Motive auswähle, helfen mir, eine eigene Kunstwelt zu erschaffen. Dass es Tiere  sind, ist wie eine Charade; dahinter versteckt sich ein besonderer Charme, ein Geheimnis, eine ungewöhnliche Dynamik oder statische Ästhetik. Die Tiere sind für uns Menschen nicht so fassbar wie die eigene Spezies. Auch wenn diese Tierobjekte so spielerisch wirken, sind   sie für mich abstrakte Metaphern, um ein bestimmtes Gefühl, eine besondere Stimmung zu vermitteln, und dabei sind sie nicht so durchschaubar, wie es menschliche Objekte wären. ... "  (Marta Klonowska zit. n. Portfolio auf lorch + seidel)

 

Marta Klonowska, Puszek und Freunde, 2013, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Puszek und Freunde, 2013, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, La Marquesa de Pontejos nach Francisco de Goya,2010, Foto lorch

Marta Kolonowska, Marquesa de Pontejos, That's what I want, 2014, Installationsa

Marta Klonowska, La Marquesa de Pontejos nach Francisco de Goya,2010, Foto lorch

Marta Klonowska, Venus und Adonis nach Peter Paul Rubens, 2008, Foto lorch+seide

Marta Klonowska, Venus und Adonis nach Peter Paul Rubens, 2008, Foto lorch+seide

Marta Klonowska, Venus und Adonis nach Peter Paul Rubens, 2008, Foto lorch+seide

 

Von 1778-1787 erschien in Paris unter dem Titel "Galerie des Modes et des Costumes Français" eine Reihe von Drucken, die anhand von detaillierten Abbildungen und Beschreibungen die aktuelle Mode vorstellten, so wie sie in der Hauptstadt und am Hof von Versailles getragen wurde. Das von Marta Klonowska ausgewählte Motiv "Demoiselle en Polonoise" zeigt eine junge Dame mit Hund in einer ländlichen Szenerie. Die Robe à la Polonaise wurde, den Ideen der Aufklärung folgend, als eine besonders natürliche Art sich zu kleiden betrachtet. (…) Eine ideale Garderobe für Spaziergänge und Ausflüge aufs Land.

So wie Landschaft und Kleidung die Idee einer Natürlichkeit suggerieren, so täuscht auch der kleine Löwenhund eine ursprüngliche Wildheit nur vor. Der Hund ist hier ein zur Mode passendes Accessoire das den Auftritt der jungen Dame wirkungsvoll unterstützt. Tatsächlich aber wurden diese Hunde (dt. Löwchen, engl. Little Lion Dog,  fr. Petit Chien Lion)  über Jahrhunderte gezüchtet. Ihr Fell bedurfte regelmäßiger und aufwändiger Pflege, um sie so aussehen zu lassen wie kleine männliche Löwen. Hunde dieser Art lassen sich in der Kunstgeschichte bis ins Mittelalter zurückverfolgen.  (…)

Kleine Löwenhunde waren die bevorzugten Gesellschaftshunde des europäischen Adels und es heißt, sie hätten eine starke Persönlichkeit und den Willen im Mittelpunkt zu stehen. Marta Klonowska betont diesen Aspekt in ihrer Interpretation des Löwenhundes sowohl durch die Wahl der Farbe als auch durch Ausdruck und Haltung, die beide den Fokus ganz auf das Vorführen der prächtigen Toilettage legen. Gleichzeitig findet sich in der Haltung, besonders des Kopfes, etwas vom kecken Ausdruck und Auftritt der jungen Dame wieder. (Text zit. nach Portfolio auf lorch + seidel)

 

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Klonowska, Lion dog meets garden dog, Foto lorch+seidel

Marta Kolonowska, Marquesa de Pontejos, That's what I want, 2014, Installationsa

 

Unten sehen Sie die Künstlerin bei der Arbeit. Ein Metallskelett wird vorsichtig mit Glasscherben bedeckt. Die fertigen Skulpturen werden vor den historischen Gemälden platziert.

 

Marta Klonowska bei der Arbeit
Foto von Habatat Galleries
 

Marta Klonowska wurde 1964 in Warschau geboren. Sie studierte in Breslau/Polen und Düsseldorf/D und war Meisterschülerin von A.R.Penck. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf und Warschau.

Abbildungen © lorch + seidel

 

LeserInnen empfehlen, Skulptur
12. Juni 2015 - 16:45

Was glauben Sie, wie groß dieses Hundeporträt ist?

 

o.T., 1997 © Miguel Branco

 

Als ich die Arbeiten von Miguel Branco entdeckt habe, war ich überrascht davon, wie klein sie sind. Manche sind nicht einmal 10 cm hoch, die meisten kleiner als eine Postkarte!

 

o.T., 1998 © Miguel Branco

o.T., 1997 © Miguel Branco

o.T., 1997 © Miguel Branco

o.T., 1998 © Miguel Branco

o.T., 1997 © Miguel Branco

o.T., 1998 © Miguel Branco

o.T., 1998 © Miguel Branco

o.T., 1998 © Miguel Branco

o.T., 1998 © Miguel Branco

 

In den letzten 20 Jahren hat sich Miguel Branco vor allem mit der Malerei beschäftigt und in zweiter Linie mit der Skulptur. Für beide Werkgruppen ist der Maßstab bedeutend: Seine Werke sind sehr klein. Er verweigert sich damit der epischen und rhetorischen Größe der traditionellen Historienmalerei zugunsten einer vermehrten Hinwendung zum Raum und zur Oberfläche. Das kleine Format zwingt uns allerdings genau hinzusehen.

 

o.T., 1990 © Miguel Branco

o.T., 1995 © Miguel Branco

o.T., 1995 © Miguel Branco

o.T., 1998 © Miguel Branco

 

Nichts wird durch überproportionale Größe mit Bedeutung aufgeladen: Einfachheit, Humor und Abwesenheit von Feierlichkeit stehen im Vordergrund. Die Hunde sind ohne eindeutige Erzählung präsent, ihr häufig frontaler Blick ist beunruhigend. Auch wenn die Bilder nichts Konkretes erzählen, sind sie seltsam rätselhaft, geheimnisvoll und ungreifbar, bilden sie ein stilles, subtiles Universum.

 

o.T., 2002 © Miguel Branco

 

Beide - Malerei und Skulptur - sind von der Kunstgeschichte inspiriert, sowohl in ihrer Technik als auch in der Wahl der Themen: Porträtmalerei, Tierdarstellungen ( z.B. nach David Teniers d. J.oder George Stubbs) und Stillleben.

 

Untitled (After George Stubbs), 2010 © Miguel Branco

Untitled (Terra), 2014 © Miguel Branco

o.T. (After Giacometti), 2005 © Miguel Branco

o.T. (After George Stubbs), 2007 © Miguel Branco

o.T. (Brown Dog), 2005 © Miguel Branco

 

Miguel Branco (*1963 in Castelo Branco/ Portugal) lebt und arbeitet in Lissabon.

In Innsbruck sind nun erstmals in Österreich Arbeiten von Miguel Branco ausgestellt, und zwar im Zusammenhang mit der im Schloss Ambras stattfindenden Ausstellung "Echt tierisch! Die Menagerie des Fürsten“.

Zu sehen sind 100 Werke (außergewöhnliche Tierstudien und -porträts unter anderem von Albrecht Dürer, Giambologna, Georg Hoefnagel, Roelant Savery und Paolo Veronese) aus den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums sowie nationale und internationale Leihgaben. Ergänzt wird die Ausstellung durch meisterliche Tierpräparate.

Die begleitende Ausstellung  "The Silence of Animals“ schlägt eine Brücke in die Gegenwart: Miguel Branco setzt sich mit den Kunstkammern der Renaissance auseinander und interpretiert die Tiermalerei aus dem 16. Jahrhundert auf faszinierende Art neu.

Informationen zur Ausstellung, die vom 18. Juni 2015 bis zum 4. Oktober 2015 im Schloss Ambras Innsbruck zu sehen ist, finden sie hier.

Miguel Branco hat eine sehr umfassende Homepage, auf der Sie einen Einblick in sein künstlerisches Universum seit 1987 gewinnen können. Ich konnte im Internet nur wenig über den Künstler auf Englisch herausfinden, meine Hauptquelle war die Homepage der Galerie Jaeger Bucher.

alle Bilder © Miguel Branco

 

Ausstellung, Malerei, Skulptur, Zeichnung