17. April 2015 - 8:50

Midnight Strolls © Pooja Jain

 

Der indischen Fotografin Pooja Jain verdanken wir diese bewegenden Aufnahmen von Sabihah und ihren Straßenhunden, die von Liebe, Zärtlichkeit und Widerstand gegen die vorherrschende Haltung von Muslimen gegenüber Hunden erzählen. Die Fotoserie trägt den Namen "Midnight Strolls", denn Sabihah lässt ihre zehn Hunde nur in der Nacht zu gemeinsamen Spaziergängen aus der Wohnung. Da die meisten Muslime Hunde als sündig und unrein betrachten, ist es die einzige Zeit, in der sie vor Belästigung sicher ist.

 

Midnight Strolls © Pooja Jain

Midnight Strolls © Pooja Jain

Midnight Strolls © Pooja Jain

Midnight Strolls © Pooja Jain

 

Pooja Jain ist bei Ihrer Arbeit in einer Tierklinik durch den Tierarzt Dr. Ayoub M. Banderker auf die Debatte um Hunde und den Islam aufmerksam geworden. In seinem Aufsatz über Misshandlung und Vernachlässigung von Hunden (Animal Abuse and Welfare in Islam) beschreibt er, wie fehlende Information und Ignoranz die Grundlage von Tierquälerei und Tötungen bilden. Pooja Jains weiterführende Recherchen haben sie zu Sabihah geführt. Sie nimmt die gesellschaftliche Stigmatisierung auf sich, um das Leiden der Hunde zu mildern. Sie bewahrt nicht nur viele Hunde vor dem Verhungern und bringt ihnen Mitgefühl entgegen, sie versucht auch den Blick ihrer Mitmenschen auf die Hunde zu verändern. Gemeinsam mit örtlichen Tierschutzorganisationen ermutigt sie andere, Hunde aufzunehmen anstatt sie zu töten.

Ich habe die Pooja Jain auf feature shoot entdeckt, wo Sabihahs Arbeit umfassender dargestellt wird.

 

Alle Fotos © Pooja Jain

2. April 2015 - 19:10

Pog, 2008 © Mara Mattuschka

 

Wenn man das erste Mal ein Gemälde von Mara Mattuschka sieht, fällt wohl vor allem die ungewöhnliche Perspektive auf, in der der - oft nackte - Mensch dargestellt ist. Es ist eine Ansicht von oben, durch die der Körper grotesk verkürzt und verzerrt erscheint und der Kopf, der die Emotionen wiedergibt und dessen Mimik die Befindlichkeiten der Figur erahnen lässt, ins Zentrum des Bildes rückt.

Die ungewöhnliche Perspektive auf den Menschen ist oft die Perspektive auf Mara Mattuschka selbst. Ihre Gemälde sind aber keine Selbstporträts im engeren Sinne, sondern vielmehr Rollenporträts (als Diva, Hamlet, Morlock-Wesen etc.) oder Repräsentationen des Menschen schlechthin.

Seit Jahrzehnten konstituiert sich Mara Mattuschka künstlerisch in vielen Identitäten, kreist ihr malerisches (aber auch filmisches) Schaffen um die Bewegtheit und Aussagekraft des Körpers.

 

Morlocks, 2014 © Mara Mattuschka

 

Stellt Mara Mattuschka im Bild oben einen der lichtscheuen Morlocks aus H. G. Wells Dystopie "Die Zeitmaschine" dar? Schaut sie aus der unterirdischen Höhle zu den Eloi nach oben? Wo sich Mattuschkas Figuren befinden, ist unklar. Manchmal sind die Hintergründe aufgelöst oder vage angedeutet, manchmal weisen wenige Requisiten auf Innenräume hin.

Auf einer Bühne könnte Mara Mattuschka als horchender Hamlet mit Totenkopf in der Hand stehen. Begleitet wird sie/er von fünf Möpsen, die sehr erschrocken nach oben blicken. Die Frage nach dem tieferen Sinn ist unnötig: Mattuschkas Bilder erzählen ganz eigene unterhaltsame und fantastische Geschichten, die freilich nicht den Gesetzen der Logik unterliegen. Die geheimnisvolle Stimmung wird durch die Lichtdramaturgie verstärkt. Da die Gemälde aus bis zu dreißig Farbschichten bestehen, scheinen sie von innen zu leuchten.

 

Hamlet und die Möpse, 2015 © Mara Mattuschka

In Sicherheit, 2015 © Mara Mattuschka

Mops, 2014 © Mara Mattuschka

 

Nur noch zwei Tage ist die Ausstellung "Nichts steht zwischen mir und Sokrates" in der Galerie Knoll zu sehen. Sie führt Sie direkt in Mara Mattuschkas gemalte Welt zwischen Realität und Fiktion.

Mara Mattuschka (*1959 in Sofia/Bulgarien) ist nicht nur Malerin, sondern auch Filmemacherin, Performancekünstlerin, Schauspielerin, Sängerin und Kunstfigur. Sie studierte Malerei und Animationsfilm bei Maria Lassnig an der Hochschule für angewandte Kunst. Von 2003 bis 2011 war sie Lehrbeauftragte an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Als Filmemacherin nahm sie an zahlreichen Filmfestivals wie der Berlinale, den Kurzfilmtagen Oberhausen und der Diagonale teil. Retrospektiven ihrer Filme sind weltweit zu sehen.

Zu einem ihrer Filme "Der Einzug des Rokoko ins Inselreich der Huzzis" von 1989 (gemeinsam mit Hans-Werner Poschauko und Andreas Karner) habe ich den Soundtrack auf LP (Beliebte Lieder aus dem gleichnamigen Film) und ihn aus meiner ebenso umfangreichen wie ungeordneten Plattensammlung herausgekramt. (Dahinter steckt reine Lust am Stöbern in Vergangenem. Mit Hunden hat das nichts mehr zu tun.)

 

Der Einzug des Rokoko ins Inselreich der Huzzis

 

"Mara Mattuschka - Nichts steht zwischen mir und Sokrates“ ist noch bis zum 4. April 2015 in der Galerie Knoll, Gumpendorfer Straße 18, 1060 Wien, zu sehen. Auf der Homepage finden Sie auch weiter Beispiele ihrer großformatigen Ölbilder und ein Video, in dem die Künstlerin unter anderem erzählt, wie die Möpse auf ihre Bilder kommen.

 

 

 

Ausstellung, Malerei, Musik
29. März 2015 - 9:56

1997 erhielt Freud den Rubenspreis der Stadt Siegen. Das Museum für Gegenwartskunst Siegen würdigt den ehemaligen Preisträger nun mit der Ausstellung "Lucian Freud und das Tier" und stellt damit zum ersten Mal diejenigen seiner Werke in den Mittelpunkt, die sich der Darstellung von Tieren widmen. Es sind rund 30 Tierdarstellungen Lucian Freuds zu sehen, darunter Gemälde, Radierungen und Zeichnungen. Viele dieser Arbeiten stammen aus Privatbesitz und sind daher zum ersten Mal überhaupt öffentlich zugänglich.

 

Lucian Freud, Triple Portrait, 1987-88. Privatsammlung Irland © The Lucian Freud
Lucian Freud, Triple Portrait, 1987-88. Privatsammlung Irland
© The Lucian Freud Archive, Estate of Lucian Freud / Bridgeman Images

 

Im Blick auf sein Gesamtwerk wird deutlich, dass Lucian Freud der Tierdarstellung die gleiche Aufmerksamkeit schenkte wie seinen menschlichen Porträts. Dabei erscheint die Beziehung zwischen Mensch und Tier in Freuds Bildern meist als harmonische und friedliche Lebenspartnerschaft.

Für Lucian Freud waren Menschen nichts anderes als herausgeputzte Tiere. In diesem Sinne sehen wir in "Guy und Speck" (1980) zwei Tiere, von denen eines angezogen ist und sich hinter der Fassade der Eleganz verbarrikadiert. Die Hand des Buchmachers Guy krallt sich in das Fell des Terriers: Es ist schwer zu sagen, ob Guy sich an Speck festhält oder er den Hund vor dem Herunterrutschen bewahren will. Vielleicht trifft ja beides zu.

 

Lucian Freud, Guy and Speck, 1980-81. Privatsammlung Irland © The Lucian Freud A
Lucian Freud, Guy and Speck, 1980-81. Privatsammlung Irland
© The Lucian Freud Archive, Estate of Lucian Freud / Bridgeman Image

Lucian Freud malt Grey Gelding (Grauer Wallach). Foto: David Dawson, 2003
Lucian Freud malt "Grey Gelding" ("Grauer Wallach"). Foto: David Dawson, 2003
© The Lucian Freud Archive, Estate of Lucian Freud / Bridgeman Images. Photo David Dawson

 

Zur Ausstellung erschien ein wunderschöner Katalog, der viele frühe Tierzeichnungen Freuds zeigt sowie seine Illustrationsarbeiten für "The Glass Tower".
 

Doppelseite 38/39 aus Lucian Freud und das Tier
Doppelseite 38/39 aus "Lucian Freud und das Tier"

 

"Lucian Freud und das Tier". Mit einem Vorwort und Nachwort von Eva Schmidt und Texten von Ines Rüttinger. Herausgegeben von Ines Rüttinger und Eva Schmidt für das Museum für Gegenwartskunst im Snoeck Verlag Köln. Deutsch/englisch, 120 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, ISBN 978-3-86442-115-0

 

Buchcover - Lucian Freud und das Tier
Buchcover - Lucian Freud und das Tier
 

Hedy ist ganz erschöpft vom Betrachten der vielen Vogel- und Katzendarstellungen.

 

Hedy und Ausstellungskatalog

 

Die Ausstellung "Lucian Freud und das Tier" im Museum für Gegenwartskunst Siegen ist noch bis zum 7. Juni 2015 zu sehen. (Täglich 11–18 Uhr, Donnerstag 11–20 Uhr, Montag geschlossen, Feiertage 11–18 Uhr)

Sie können auf meinem Blog auch einen Eintrag zur großen Lucian-Freud-Retrospektive im Kunsthistorischen Museum Wien lesen, die 2013 stattfand.

 

Ausstellung, Malerei
25. März 2015 - 10:55

2006, als er 18 Jahre alt ist, stirbt die Mutter von Jiehao Su. Er nimmt dies zum Anlass mehrere Jahre durch die Städte und ländlichen Gegenden Ost- und Südchinas zu reisen. Er sucht bedeutungsvolle Orte seiner Kindheit und Vergangenheit auf und beginnt zu fotografieren. Dabei spürt er den Fragen von Familie, Heimat, Identität und Existenz nach.

Seinen künstlerischen Niederschlag findet die sehr persönliche und in Sus Geschichte verwurzelte Suche ab 2012 im Projekt "Borderland". Dieses autobiografische Porträt seiner Heimat ist ihm zärtliches Andenken und Trost. Erleben und Erinnern, Realität und Imagination, Einsamkeit und Zugehörigkeit treffen in den Fotos aufeinander, die immer auch von der Suche nach Schönheit und Anmut in der Alltäglichkeit erzählen.

 

Borderland © Jiehao Su

 

Anlass für diesen Blogbeitrag ist das obere Foto mit den zwei Schäferhunden, das ich Ihnen unbedingt zeigen wollte. Die Deutschen Schäferhunde mit ihren zusammengeklebten Ohren schauen für mich in der Leere der chinesischen Landschaft seltsam exotisch aus. Corrie Siegel, die Kuratorin einer Ausstellung in Los Angeles, hat darauf hingewiesen, dass Su oft Paare fotografiert: Lesen könnte man das als Sehnsucht nach Zweisamkeit oder als Kommentar auf die Ein-Kind-Politik Chinas (vgl. auch hier). Auch die Hunde treten als Paar auf. Wenn man schon nicht zwei Kinder haben soll, dann wenigstens zwei Hunde.

Seine großen Farbfotografien porträtieren China als eine Nation, die im Wandel begriffen ist. Dieser Wandel umfasst die Landschaft und deren rasante Verstädterung und das tägliche Leben der Bevölkerung, die davon betroffen ist. Der graue Himmel - Smog - verbindet seine Aufnahmen des ruralen und urbanen Chinas.

 

Borderland © Jiehao Su

Borderland © Jiehao Su

 

Obwohl ich für Sie nur die Aufnahmen mit Tieren ausgesucht habe, wird bereits an diesen wenigen Beispielen seine Genauigkeit in der Farbwahl deutlich. In ihrer Gedämpftheit werden melancholische, ernste und intime Stimmungen befördert, treten poetische Qualitäten hervor. Von Jiehao Sus narrativer Qualität können Sie sich überzeugen, wenn Sie die gesamte Serie auf seiner Homepage ansehen!

Jiehao Su (geb.1988 in Guangdong, China) studierte Fotografie an der Pekinger Filmakademie, er lebt in Peking.

alle Fotos © Jiehao Su

 

Fotografie
20. März 2015 - 18:12

Überinszeniert sind diese Fotos nicht! Das war mein erster Gedanke als ich die Aufnahmen des Hundes Rudi auf der Homepage von Herrn Penschuck sah. Vielmehr zeugen sie für mich von einer liebevollen Unangestrengtheit. Rudi wurde hier beim Aufspüren bislang unentdeckter Kunstwerke namhafter Künstler und Künstlerinnen fotografiert!

 

beuys ohne hut © herr penschuck
beuys ohne hut © herr penschuck

walter de maria »vertikaler erdkilometer« © herr penschuck
walter de maria »vertikaler erdkilometer« © herr penschuck

 

Mein Eindruck hat mich nicht getäuscht:

Die Exkursionen mit dem Mischlingsrüden Rudi gehen von einer strikten Einhaltung des Grundgebots aus: Du sollst nicht inszenieren. Alle gezeigten Arbeiten wurden unverändert so vorgefunden und für die analytische Auswertung dokumentiert. Dabei begegnen uns bisher ungesehene Arbeiten von Malewitsch, Joseph Beuys, Martin Kippenberger und anderen Protagonisten moderner menschlicher Kunstproduktion. Da Hunden bisher die Inklusion in Museen weitestge­hend versagt geblieben ist, werden hier mutig neue Wege beschritten, die uns allen zu geistiger Wertschöpfung verhelfen können. (nachzulesen hier)

Dokumentation und analytische Auswertung werden nun im Mannheimer Uhland Atelier zum ersten Mal der interessierten Öffentlichkeit präsentiert - und zwar im Rahmen der Ausstellung "Kunst für Hunde. Herr Penschuck: Sichtung, Deutung und Dokumentation nichtmusealer Kunstgeschichte mit und von Caniden".

Ich kann Ihnen anhand einiger Beispiele zeigen, welche neuen Einsichten, Erkenntnisse, Entdeckungen möglich sind, wenn Sie sich der Führung eines Hundes anvertrauen. Analyse (kursiv) von Rudi D.Wurlitzer und Herrn Penschuck.

 

ai wei wei »fairy tale« © herr penschuck
ai wei wei »fairy tale« © herr penschuck

  

die nach deutschland derzeit zur documenta geladenen gäste aus china haben ihre geschichte erzählt, die 1001 antiken stühle aus der ming-dynastie wurden über den kunstmarkt in alle winde zerstreut. hunde sind natürlich experten, wenn es zur sondierung von fälschungen kommt. die unbeachteten gesässpolster weisen geruchlich auf fälscher in der gegend von gelsenkirchen hin.

 

anselm kiefer »mein herz ist asphalt, shulamith« © herr penschuck
anselm kiefer »mein herz ist asphalt, shulamith« © herr penschuck

  

ungesehen der künstler – macht er sich doch meist öffentlich sehr rar. einem immer mehr auf ästhetik ausserhalb der musenhalden trainierter sucher und canide lässt sich da aber nicht leimen. erst recht, wenn der geistermeister zwischen unser aller häuser seine urdeutschen fragen in den bitumen zieht. sozusagen der absolute ober-kiefer.

 

man ray »moving sculpture« © herr penschuck
man ray »moving sculpture« © herr penschuck

  

bemerkenswert – die kleinformatige fotografie von wäsche im licht- und schattenspiel ist zwar eine der substanziell stärksten surrealistischen arbeiten, wird aber wohl neben jenem rückenakt mit diesen aufgezeichneten violinen-schalllöchern weitgehend unterschätzt bleiben. hier wird sie jeden sommer zum nachstellen aus den depots geholt. hunde lieben allein schon den duft!

 

ed kienholz »roxy's« © herr penschuck
ed kienholz »roxy's« © herr penschuck

  

der eine oder andere kennt ja die anrüchig muffende bordell-installation in der bremer weserburg. ab und zu wird sie sogar abgebaut und verliehen. wie jetzt kürzlich – wir fanden sie an der weser in einem seglerheim. bloss die puffmutter »madam«, »miss cherry delight« –die schönheit vom lande – und die gefühlskalte »fifi« mit dem wecker im bauch waren gerade nicht da. der leicht ungelüftete geruch kommt gut an – da darf hund hund sein.

 

kasimir malewitsch »schwarzes quadrat« © herr penschuck
kasimir malewitsch »schwarzes quadrat« © herr penschuck

 

der erste analoge pixel des letzten jahrhunderts sozusagen – selbst umgeben von völlig heterogenen materialien zieht er instinktiv an. Die revolutionäre qualität der russischen avantgarde wird für hunde auch durch den schändlichen ausrutscher mit der hündin im weltraum namens laika nicht geschmälert.

Neben ausgewählten Arbeiten der 2014 entstandenen Serie (Polaroids als Direktdruck hinter Acryl) wird eine Videoinstallation gezeigt. Zur Eröffnung findet eine Lesung mit angemessener musikalischer Begleitung durch den 2ten Freund statt.

Der Hund "Coffee" hat übrigens die Aufbauarbeiten der von Volker Hartmann-Langenfelder kuratierten Ausstellung überwacht. Alles ist bereit für die Vernissage am 21. März! Die Arbeiten sind bis 4. April, jeweils Donnerstag bis Samstag von 18 - 21 Uhr, zu sehen.

 

 

KfH 1 © Fabian Wippert / Uhland Atelier
Die Ausstellung wird aufgebaut. Hund "Coffee" ist auch bereit.
Foto: Fabian Wippert / Uhland Atelier

KfH 2 © Fabian Wippert / Uhland Atelier
Hund "Coffee" hat sich von der ordnungsgemäßen Hängung der dreizehn Exponate
überzeugt und ist zufrieden! Foto: Fabian Wippert / Uhland Atelier

 

Menschen, die nicht nur kunstsinnige sondern auch rücksichtsvolle Partner für Ihre Hunde sind, kommen zur Eröffnung alleine oder nehmen sie an einem ruhigeren Tag mit. Dann gibt es auch kein Gedränge beim Beschnüffeln von Malewitschs Quadrat, das als Bodeninstallation im Original vorliegen wird.

Wer nicht zur Ausstellung kommen kann, ist aufgefordert die "Kunst für Hunde" auf Herrn Penschucks Homepage zu besichtigen. Ein großer Spaß ist es auch, einen Vergleich mit den bereits bekannten Werken von Ai Wei Wei, Ed Kienholz etc. anzustellen. Die Bildtitel helfen bei der Suche.

Auch abseits der "Kunst für Hunde" ist die Homepage von Herrn Penschuck eine Offenbarung. So hat er beispielsweise das fast vergessene Saiten- und Zupfinstrument des Eierschneiders für das erste internationale Eierschneider Orchester wiederentdeckt. Weiters rekonstruierte er 2010 erstmalig den echten Klang von Edvard Munchs "Der Schrei" und arrangierte die dabei entstandene Partitur aus dem Notenbestand neu.

Herr Penschuck, geb. 1966 in Melbourne, hat Linguistik und Kunst studiert. Er lebt seitdem in Oldenburg als freier und angewandter Grafiker, Fotograf und Konzeptkünstler.

Abschließend eine kleine Improvisation als Gruß von Hedy (Lamarr) an Rudi - auch sie eine rumänische Seele mit der Gabe des fremden Blicks.

 

Yayoi Kusama »Dots Obsession« © Petra Hartl
Yayoi Kusama »Dots Obsession« © Petra Hartl

 

"Kunst für Hunde", Uhland Atelier, Uhlandstraße 26a, 68167 Mannheim
Vernissage: Sa 21. März 2015, 18 Uhr
Ausstellung: 21. März - 4. April 2015, Do - Sa 18 - 21 Uhr

alle Arbeiten der Serie "Kunst für Hunde" © Herr Penschuck

 

Ausstellung, Fotografie
13. März 2015 - 10:44

Harold Eugene "Doc" Edgerton (geb. 1903 in Fremont, Nebraska, USA; gest. 1990 in Cambridge, Massachusetts) war ein amerikanischer Elektroingenieur, Erfinder des elektrischen Stroboskops und Pionier der Hochgeschwindigkeitsfotografie. Bekannt wurde er vor allem durch spektakuläre Aufnahmen von Flüssigkeitstropfen, abgefeuerten Projektilen und sportlichen Bewegungsabläufen, aber auch von Jackie, einem kleinen Terrier, der mit dem Schwanz wedelt oder über eine Bank springt.

 

Harold Edgerton, Jackie Wags His Tail, 1948
Harold Edgerton, Jackie Wags His Tail, 1948, Foto von Sikkema Jenkins & Co

 

Das Stroboskop kann mit Hilfe von kurzen Blitzlichtern Bewegungen aufnehmen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, da sie zu schnell ablaufen. Harold Edgerton wendet diese Technik an, um alltägliche Phänomene zu beobachten und zu dokumentieren: die Flügel eines Kolibri im Flug, einen Golfschlag, das Plätschern eines Milchtropfens. In der wissenschaftlichen Beobachtung verwurzelt, produziert er in seiner kraftvollen visuellen Ästhetik einzigartige und bahnbrechende Aufnahmen, die an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technik und Kunst liegen. Er selbst sah sich allerdings nie als Künstler, sondern als Wissenschaftler.

 

Harold Edgerton, Dog Jackie Jumps a Chair, 1948
Harold Edgerton, Dog Jackie Jumps a Chair, 1948; Foto von MIT Museum Collections

Harold Edgerton, Jackie Jumps, 1948
Harold Edgerton, Jackie Jumps, 1948; Foto von MIT Museum Collections

Harold Edgerton, Jackie jumpes the bench, 1938
Harold Edgerton, Jackie jumpes the bench, 1938;
Foto von Blog Stuttgarter Zeitung

In diesem Blogbeitrag wurde übrigens aus Jackie dem Hund eine Katze. Eine Katze! Nun, das Stroboskop macht nicht nur die Einzelschritte eines Bewegungsablaufs sichtbar, es verschleiert auch das Ganze.

 

Harold Edgerton, Jackie Jumps a Bench, 1938 © 2015 Estate of Harold Edgerton
Harold Edgerton, Jackie Jumps a Bench, 1938 © 2015 Estate of Harold Edgerton;
Foto von MoMA

 

Edgertons Interesse für die Fotografie, das er schon als Jugendlicher entwickelte, geht auf seinen Onkel, den Fotografen Ralph Edgerton, zurück. Mit dem Bachelor in Elektrotechnik (1925) beginnt Harolds wissenschaftliche Karriere. Er promovierte 1931 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und lehrte dort nach seiner Habilitation als Professor. Bis zu seinem Tod 1990 blieb er Mitglied der Fakultät.

Sowohl als Fotograf als auch als Wissenschaftler erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 1940 gewann er den Oscar für seinen High-Speed-Kurzfilm "Quicker'n a Wink". Seine Fotografien werden international ausgestellt und befinden sich weltweit in renommierten Sammlungen. Erst kürzlich fand in der New Yorker Galerie Sikkema Jenkins & Co. eine Ausstellung seiner Werke statt, auf ihrer Homepage wurde ich erstmals auf diesen Künstler und Wissenschaftler aufmerksam.

Zum Abschluss ein Foto ohne Stroboskop: Für einen Hund ist immer Platz, sogar in der kleinsten Koje!

 

Harold Edgerton, Soldier laying on bunk holding a dog, 1944
Harold Edgerton, Soldier laying on bunk holding a dog, 1944;
Foto von MIT Museum Collections

 

Ich bemühe mich immer um Genauigkeit bei den Bildtiteln und habe bei dem wedelnden und springenden Jackie auch die Bildquellen als Link angegeben. Trotzdem vermute ich, dass in den Jahresangaben (1938 bzw. 1948) ein Irrtum passiert ist: kaum anzunehmen, dass Jackie hier im Abstand von zehn Jahren springt. Obwohl - einem Terrier kann man wohl alles zutrauen...

 

Fotografie
2. März 2015 - 21:57

Wenn Sie sich für künstlerische Hundefotografie interessieren, sind Sie sicher schon auf diese Aufnahmen von Tim Flach gestoßen:
 

Flying Mop © Tim Flach

Sleeping Mop © Tim Flach

 

Tim Flach gehört zweifellos zu den bekanntesten Tierfotografen. Seine Hundeserie ("Dog Gods") wurde im Internet unzählige Male verbreitet, weshalb ich bis jetzt darauf verzichtet habe, sie Ihnen auch hier vorzustellen.

 

Milky Way © Tim Flach

Puppies © Tim Flach

Gene - HAS2 © Tim Flach

Penny working the bracken © Tim Flach

Topiary © Tim Flach

 

Doch kürzlich hat mich eine Leserin - Frau Bettina Reiter - auf andere Tierfotografien von Tim Flach aufmerksam gemacht, die sie in der New York Times entdeckt hat. Neben den Kaniden beschäftigt sich Tim Flach thematisch mit dem Pferd ("Equus") und in der Serie "More Than Human" mit einer Vielzahl anderer Arten. Seit über zwanzig Jahren ist Bettina in Bonobos verliebt, kein Wunder, dass das küssende Paar nebst den Fledermäusen zu ihren Lieblingsbildern gehört. Die "Compassion Bats" gehören auch zu meinen Favoriten, sehen ihre Köpfe nicht wie die von Hunden aus?

 

Kiss © Tim Flach

Jambo © Tim Flach

 

Den Titel "More Than Human" hat Tim Flach gewählt, weil er sein Interesse für menschliche und nicht-menschliche Tiere widerspiegelt. Ist der Mensch wirklich einzigartig und steht über den nicht-menschlichen Tieren? Es fällt schwer dies zu glauben, wenn man sich Fotos wie "Kiss" oder "Jambo" ansieht!

Tim Flach spürt in seinen Fotografien den Fragen nach Anthropomorphismus und und Anthropozentrismus nach: Welche menschlichen Eigenschaften sprechen wir Tieren bezüglich ihres Verhaltens und ihrer Gestalt zu? Steht der Mensch im Mittelpunkt der weltlichen Realität? Wie sehen wir Menschen die Tiere, welche Bedeutung geben wir Ihnen? Wieso weisen wir der Taube (dove) einerseits symbolische Bedeutung zu, während wir sie andererseits als fliegende Ratte (pigeon) abwerten?

Gibt es einen schöneren Anlass über diese Fragen zu debattieren als Tim Flachs ausdrucksstarke Fotografien?
 

Compassion Bats © Tim Flach

 

Tim Flach hat eine sehr übersichtliche benutzerfreundliche Homepage, auf der er auch viele Fragen hinsichtlich seiner Kamera, seinen Bildtiteln, seiner Motivation Tiere zu fotografieren usw. beantwortet. Sie finden dort auch einen Überblick über die vier Bücher, die er bis jetzt veröffentlicht hat (Evolution, More Than Human, Dogs Gods und Equus).

Er ist ein Honorary Fellow der Royal Photographic Society und seit 2013 Ehrendoktor an der Kunstuniversität von Norwich. Er lebt und arbeitet in London.

alle Fotos © Tim Flach

 

LeserInnen empfehlen, Fotografie
21. Februar 2015 - 11:43

Nick Bodimeade (1957 in London geboren) arbeitet in Sussex in den South Dowes, einer südenglischen Hügellandschaft. Neben Landschaften und Strandbildern gehört auch der Hund, speziell der Lurcher (eine Kreuzung zwischen Windhund und Collie oder Retriever), zu seinen bevorzugten Motiven. Was mir an seiner Arbeit besonders gefällt und weshalb ich ihn auch zeigen will, ist sein besonderes Gefühl für die Farbe. Ich liebe seine pastosen Rosa-, Blau und Ockertöne!

 

Two dogs, 2004 © Nick Bodimeade

 

Während die "Two dogs" durchaus impressionistische Qualitäten haben, bestechen die anderen Hunde durch expressive Merkmale wie den dynamischen Pinselstrich, die großzügig angelegten Flächen, die starke Akzentuierung der Kontur und Schattengebung.

 

Blue room dog, 2004 © Nick Bodimeade

 

Farbenpracht und dynamische Maltechnik, Figuration und Abstraktion im Umraum bestimmen seine Bilder. Bodimeade sagt hier, dass er von Monets Seerosen inspiriert ist, da er in ihnen einerseits die Naturbeobachtung wiederfindet, andererseits das Schwelgen in der Farbe in einem nahezu undefinierten erfundenen Raum. Ich sehe in seinen Hundebildern allerdings ein ganz anderes Vorbild. Schauen Sie sich nur das untere "Dog and man" an! Sie wissen sicher, wen ich meine.

 

Dog and man, 2005 @ Nick Bodimeade

Stubble, 2008 © Nick Bodimeade

Kitchen dogs, 2008 © Nick Bodimeade

Double dog, 2005 © Nick Bodimeade

Flood plain, 2008 © Nick Bodimeade

 

Nick Bodimeade beschäftigt sich auch mit Drucktechniken wie dem Holzschnitt und der Monotypie. Bei letzterer wird auf eine Glas-, Acryl- oder Plexiglasplatte gemalt und, solange die Farbe noch feucht ist, mittels Presse oder Handabreibung auf das Papier gedruckt, wodurch einmalige Originaldrucke entstehen.

 

Lurcher 7, 2008 © Nick Bodimeade

Stubble dog © Nick Bodimeade

 

alle Bilder © Nick Bodimeade

 

Malerei
16. Februar 2015 - 11:09

Felix Weinold findet seine Motive - für uns erfreulicherweise auch Hunde - in Zeitungen, Büchern, auf alten Postkarten oder im Internet. In einem subjektiven Aneignungsprozess bearbeitet er die gefundenen Vorlagen und integriert sie - formal und inhaltlich verfremdet und umgedeutet - in seine Bilder. Immer wieder verändert er Stilmittel, Methoden, Techniken und Maluntergründe. Trotzdem ergibt sich aus der Kontrastierung der Figuration mit Farbflächen und grafischen Elementen eine wiederkehrende Bildsprache.

 

Dackel, 2006, Mischtechnik auf Papier, 80 x 60 cm © Felix Weinold

Fabel 3, 2007, Mischtechnik auf Papier, 50 x 40 cm © Felix Weinold

Saulus, 2013, Mischtechnik auf Holz, 40 x 30 cm © Felix Weinold

Wallpaper 17, 2007, Mischtechnik auf Papier, 70 x 50 © Felix Weinold

Schlechte Nachrichten aus schönen Gegenden - Rimini, 2009, Mischtechnik auf bedr

© Felix Weinold

Me and my dog, 2005, Mischtechnik auf Holz, Durchmesser 40 cm © Felix Weinold

 

 

Auf den in Augsburg lebenden Künstler bin ich über einen Zeitungsbericht im Internet gestoßen, in dem sein letztes Projekt, die Fassadengestaltung für eine Tierklinik, vorgestellt wurde.

 

Tierklinik © Felix Weinold

Tierklinik, Foto: Silvio Wyszengrad

 

Noch bis 27. März 2015 ist eine Auswahl seiner Werke -  "suitable for framing " - im KEIMFARBEN Schulungszentrum in Diedorf zu sehen.

Vom 26. April bis zum 12. Juli 2015 findet die Ausstellung "Schöne Aussichten: Felix Weinold - Malerei und Fotografie" mit neuen Arbeiten des Künstlers in der Schwäbischen Galerie statt.

alle Bilder © Felix Weinold

 

Ausstellung, Malerei
11. Februar 2015 - 11:41

Das ist eine Bulldogge, so glaube ich jedenfalls: Sie tritt bzw. schwebt - pastos, mit breitem Pinsel oder unter Zuhilfenahme der Spachtel expressiv angelegt - aus einem perspektivisch indifferent und lasierend angelegten Hintergrund heraus. Für die Malerin Franziska Klotz mag der Hund möglicherweise ein "banales" Motiv sein. Diese setzt sie ein, wie sie sagt, um die größte Freiheit zu haben, in die Farbe zu gehen und den Gegenstand bis zur Abstraktion aufzulösen.

 

© Franziska Klotz

 

Bei diesem kräftigen Hundebildnis treten die Stilmerkmale der deutschen Künstlerin deutlich heraus: Der Materialität der Farbe kommt eine tragende Rolle zu. Bereiche, in denen die pastos aufgetragene Farbmasse beinahe skulpturale Qualitäten aufweist, stehen neben lasierend-fließenden Partien.

Farbe vermittelt nicht nur Inhalte, sie ist vielmehr – gespachtelt, gepinselt, gesprüht, mit den Fingern aufgetragen - ein zentraler Inhalt in ihren Arbeiten. Ihre Kompositionen – Anordnung von Farbe, Fläche und Form - bestechen auch ohne Kenntnis der dargestellten Thematik.

 

Changes, 2009 © Franziska Klotz

 

Franziska Klotz sammelt fotografische Vorlagen, die sie in ihren Gemälden mit erfundenen Elementen zu neuen Kompositionen zusammenfügt. Durch Abstrahierung und Vereinfachung erscheinen manche Bildbereiche unfertig, vorläufig und in Auflösung begriffen. Die Farbe rinnt über die Bildfläche, sogar der abstrakte Hintergrund flimmert.

 

Happiness © Franziska Klotz

 

Die Künstlerin beschäftigt sich mit unseren Sehgewohnheiten, die von Dynamik und Schnelligkeit, von Reizüberflutung und einem großen "Flackern der Medienwelt" (Franziska Klotz) bestimmt sind. Dieses Flackern übersetzt sie in ihren Bildern. Besonders gut erkennt man das bildimmanente Flimmern von Licht und Farbe in den Bildern, in denen Menschen auf Hunde treffen. Der eingefangene Moment erscheint auch im Bild dynamisch und in Bewegung.

 

Polonaise, 2007 © Franziska Klotz

 

Während Franziska Klotz meist leuchtende Farben Farben verwendet, bleibt die Farbe bei dem Bild unten im monochromen Bereich. Die Hunde (Wölfe?) verschmelzen nahezu mit ihrer Umgebung, die Stimmung ist geheimnisvoll und mystisch.

 

Fellers, 2010 © Franziska Klotz

 

Beim Bild mit dem Hirsch verwendet sie erdige Grüntöne - großartig wie plastisch sich das Tier aus dem Hintergrund löst - ich möchte fast auf das Geweih greifen.

 

A2, 2010 © Franziska Klotz

 

Franziska Klotz wurde 1979 in Dresden geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin.

alle Bilder © Franziska Klotz

 

Malerei