13. Juni 2013 - 15:30

Samba, 2011 © Colleen

Blue, 2008 © Colleen

 

Finden Sie diese Hundeporträts nicht auch großartig! Mit schnellen, expressiven Pinselstrichen und außerordentlichem Farbgefühl ins Bild gesetzt, blicken sie melancholisch und fragend in unsere Seelen. Diese Augen haben schon viel gesehen. Kein Wunder - gehört Colleen Rudolf doch zu den Künstlerinnen, die ihr Können auch in den Dienst des Tierschutzes stellen.

 

Jake, 2008 © Colleen

Pitty, 2011 © Colleen

Cherry, 2012 © Colleen

 

Schon während ihres Studiums an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts arbeitete Colleen Rudolf (geb. 1981) ehrenamtlich bei der Pennsylvania Society for the Prevention of Cruelty to Animals, wo sie begann, Tierheimhunde zu fotografieren. Die Fotografien wurden Ausgangsmaterial für ihre Hundezeichnungen und Malereien. Von dem endlosen Zuzug neuer Tierheimbewohner, ihren Persönlichkeiten und Schicksalen überwältigt, legt sie ihre Energie darauf, gute Plätze für die Hunde zu finden. Die Porträts sind ein zusätzliches Mittel die Aufmerksamkeit auf diese Tiere zu lenken, die es nicht nur wert sind gemalt zu werden, sondern von denen jeder einzelne einen guten verlässlichen Platz verdient.

Besonders interessant an den Hunden findet sie deren Anpassungsfähigkeit an neue Lebensbedingungen und ihre gleichzeitige Unschuld daran. Ihre Bilder erzählen einerseits von Vernachlässigung durch den Menschen (viele Hunde wurden ausgesetzt oder abgegeben) und andererseits vom Mitgefühl derer, die versuchen, die Vernachlässigung und Misshandlung durch Zuwendung wieder auszugleichen. Alleine ins Tierheim in Philadelphia kommen jährlich 32 000 Tausend obdachlose Tiere, die meisten werden getötet, da sie keinen Menschen finden, der sie aufnimmt.

Buddy erinnert mich an meinen verstorbenen Rocco, den ich so sehr vermisse!

 

Buddy, 2011 © Colleen

Rusty, 2011 © Colleen

Che, 2011 © Colleen

Sky, 2011 © Colleen

Sprinkles und Kendall, 2011 © Colleen

Thelma, 2008 © Colleen

Niko, 2011 © Colleen

Angie III, 2012 © Colleen

 

Diese kleine Kohlezeichnung erinnert mich an Marcel van Eeden, ist aber auch von Colleen.

 

Angie II, 2012 © Colleen

 

Neben ihren Tierporträts verfolgt Colleen auch andere künstlerische Projekte, die autonomer sind und nicht unmittelbar im Dienst des Tierschutzes stehen: Tierköpfe aus Keramik, Hunde beim Markieren aus Gips (ausführlicher in Dog Art Today) sowie Arbeiten, die sich mit der Interaktion zwischen Hunden, aber auch Hund und Mensch beschäftigen. Colleen Rudolf sieht in der geringen Aufmerksamkeit, die wir den körpersprachlichen Signalen der Hunde schenken und im zu geringen Wissen um deren Äußeungen einen Grund dafür, weshalb viele Menschen ihre Hunde weggeben. Zweifellos hat sie damit recht.

 

Wolf, Keramik © Colleen

Dogs On Wall © Colleen

Marking, small dog © Colleen

Marking, large dog © Colleen

 

Zur Zeit arbeitet Colleen an dem Project "Encounter", hier begegnen einander Hund und Wolf zum ersten Mal. Unten sehen Sie die Entwurfszeichnung und ein "in progress"-Foto der Bronzeplastiken, die Ende des Monats nach Vermont zum Helen Day Art Center in Stowe reisen werden. Die Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Domestizierung.

 Encounter, Entwurfszeichnung © Colleen

Encounter in progress © Colleen

 

Vielleicht suchen Sie ja ein Geschenk für eine Hundeliebhaberin? Wie wäre es mit einer trendigen Pooch Clutch? Auch dazu mehr auf Dog Art Today. Zu beziehen über Colleen Rudolfs Etsy-Shop. Unnötig zu sagen, dass 10 Prozent des Verkaufspreises an die Street Tails Animal Rescue in Philadelphia gehen.

 

Pooch Clutch © Colleen

 

Colleen Rudolf gehört zu den vielen Künstlerinnen und Künstlern, die viel Liebe, Zeit und Energie in Tierschutzarbeit stecken, um ein besseres Verständnis und Mitgefühl für Tiere zu erreichen. Doch wie überall in diesem Bereich ist es ein fast aussichtloser Kampf. Jeder, der Tieren helfen will und diesen Kampf aufnimmt, steckt in dem Dilemma, dass viel seiner freien Zeit und Energie gebunden ist, um den Lebensunterhalt zu verdienen und die eigenen Tiere zu betreuen (Colleen lebt mit zwei Hunden). Gleichzeitig fehlt die Zeit und das Kapital für wichtige politische Lobbyarbeit, die zur Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen führen könnte. Solange es keine Einschränkung der Zucht (puppy mills!), Kastrationspflicht und Tötungsverbot in Tierheimen gibt, wird sich an der Situation grundlegend nur wenig ändern.

In order to make a living, you have to make concessions. At the same time, you have to remind yourself every day what's important and what inspires you and make sure you hold on to that stuff. If it starts to slip away, its really hard to get it back, sagt Colleen Rudolf.

Vielen Dank, Colleen Rudolf, für Ihre wunderbaren Tierporträits und ihr Engagement für die Tiere.

Colleen Rudolf hat zwei Webseiten: eine für die Tierporträts und eine für ihre Skulpturen und anderen Projekte.

alle Bilder © Colleen Rudolf

 

7. Juni 2013 - 10:29

Africanis 23, 2009 © Daniel Naudé

 

Was für ein Anblick! Dieser große, stolze, afrikanische Hund ist ein Africanis! Er stammt von den ägyptischen Hunden, die auf den alten Wandmalereien dargestellt waren, ab (Johan Gallant "The Story Of The African Dog"). Die Rasse ist erst seit 2002 bekannt, früher wurde dieses Tier, das Ähnlichkeit mit einem riesigen Windhund hat, unverwüstlich, ausdauernd und genügsam ist, oft abwertend als Zulu-,  Bantu - oder Hottentotten-Hund bezeichnet.

Der Fotograf Daniel Naudé traf ihn erstmals 2006. Er war von der Begegnung mit diesem Africanis in der Karoo, einer Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas, derart begeistert, dass er begann, diese großen Hunde in der Karoo und in der Transkei - einem Gebiet im östlichen Kapland - zu fotografieren.

Der Africanis gehört zu den wenigen verbliebenen natürlichen Hunderassen der Welt: Er ist das Produkt von natürlicher Selektion und jahrhundertelanger physischer und psychischer Anpassurng an Umweltbedingungen und nicht Ergebnis der Zucht durch den Menschen. Heute lebt der Africanis in ländlichen Gebieten Südafrikas und wird von der indigenen Bevölkerung für seine Widerstandsfähigkeit, Intelligenz und sein Jagdgeschick geschätzt.

 

Africanis 5, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 6, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 7, 2007 © Daniel Naudé

Africanis 9, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 19, 2010 © Daniel Naudé

 

Naudés fotografischer Zugang ist dem der Maler des 18.Jahrhunderts wie George Stubbs oder Samuel Daniell ähnlich, die die Natur klassifizierten. Er stellt die Africanis kraft- und würdevoll in leichter Untersicht dar, um deutlich zu machen, dass es sich eben nicht um verwilderte streunende Mehrrasse- oder domestizierte Hunde handelt, sondern um eine unabhängige Rasse. Die bewegungslose Präsenz der Hunde, in stillen Bildern festgehalten, ist Resultat der fotografischen Situation. Naudé kann erst auslösen, wenn er als Eindringling in ihr Territorium ihr Vertrauen gewonnen hat.

 

Buchcover

 

Während der fotografischen Jagd auf die Africanis, die Naudé in seinem Verhalten den sowohl scheuen, flüchtenden als auch jägerischen Hunden ähnlich werden ließ, lernte er die reiche Geschichte des Landstrichs und seiner Menschen für sein Projekt "Animal Farm" kennen. Naudé ging Fragen der Herrschaft über Tiere und der gegenseitigen Abhängigkeit von Mensch und Tier nach: Wie leben Menschen und domestizierte Nutztiere - Esel, Rinder, Schafe usw. - in den ländlichen Gegenden Südafrikas? Fotografisch untersuchte er diese Beziehung, die geprägt ist von einem zärtlichen, behütenden Aufziehen der Tiere, die sich letztendlich in eine ausbeutende (als Arbeits- und Lasttier) oder todbringende (als Nahrung) verwandelt.

 

 

David Tieties with his three-day-old donkey. Verneukpan, Northern Cape,
6 April

 

Naudés mehrjährige Aufenthalte im ländlichen Südafrika führten ihn zu einem näheren Verständnis der komplexen Beziehung der Bauern zu ihren Tieren, ja des generellen Mensch-Tier-Verhältnisses. Darüber hinaus findet er die ganze Geschichte Südafrikas - eine Geschichte der Kolonisation und Apartheit - in der Beziehung des Menschen zu den Africanis wieder. Ganz im Sinne Franz Kafkas "Forschungen eines Hundes" von 1922: "All knowledge, the totality of all questions and all answers, is contained in the dog".

I wanted to portray my subject as a reflection on the complexities and diversities in our country [...] I point my lens to these animals so that we can question, challenge and finally learn to relate. (vgl. dazu Artikel in der Time LightBox)

 

Ralles mit seinen Jagdhunden. Waterkrans Farm, Richmond, Nordkap, 12. Mai 2010 ©

Slaughterhouse on Quaggafontein farm. Graaff-Reinet, Eastern Cape,
15 May 2010 ©

Backyard of the Kenhardt Hotel. Kenhardt, Northern Cape, 7 April 2009 © Daniel N

Sneeuberg Pass. Sneeuberg, Murraysburg Distrikt,
 2. Februar 2009 © Daniel Naudé

 

Naudé wurde 1984 in Cape Town geboren, 2007 schloss er an der University of Stellenbosch das Studium Visual Arts ab. Mehr zu Naudé finden sie auf den Seiten der Galerien Michael Stevenson sowie Brodie/Stevenson.

Daniel Naudé: Animal Farm, 2012, Prestel Verlag, ISBN 978-3-7913-4724-0 (engl.)
 

alle Fotos © Daniel Naudé

 

Buch, Fotografie
4. Juni 2013 - 18:10

Auf den sehr poetischen Arbeiten von Anna Stangl begegnen und beschützen einander Menschen – meist Frauen - und Tiere: Oft sind es Bären oder Fische, manchmal auch Hunde oder Wölfe. 2005 berühren sie einander und finden sich im Buch "Hunde ziehen vorbei" wieder.

 

Die Hunde ziehen vorbei, Hedy schläft © Petra Hartl
Die Hunde ziehen an der schlafenden Hedy vorbei...

 

In ihren kleinformatigen Werken auf Papier drücken die Figuren in sensiblen, sich überschneidenden Linien Emotionen wie Zärtlichkeit, Zurückgezogenheit, Sehnsucht, Ruhe aus, oder sie schlafen, träumen vielleicht.

 

Anna Stangl benützt ein breites Spektrum an Zeichenmaterialien wie Pastellkreide, Farbstift, Bleistift und Tusche, die sie in unkonventioneller Weise mischt. So verwendet sie beispielsweise Mohnöl, um die alabasterhafte Durchsichtigkeit der Frauenkörper zu erreichen, Farbe - Rottöne, ein wenig Grün, Blau und Grau - setzt sie sehr reduziert ein.

 

 

Time of the Wolves, 2008 © Anna Stangl

Fairy Tale, 2008 © Anna Stangl

Hunting, 2009 © Anna Stangl

Wolves, 2009 © Anna Stangl

 

Auch ihre großen Scherenschnitte von Wäldern und seinen Bewohnern bestechen durch die sensible Linie und die Zärtlichkeit gegenüber dem Bildgegenstand - auch wenn es sich - wie unten - um die Jagd handelt.

 

 

La chasse, 2009 © Anna Stangl

La chasse, Detail, 2009 © Anna Stangl

 

Anna Stangl wurde 1961 in Salzburg geboren, studierte von 1983 bis 1986 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und unternahm während der 80er- und 90er-Jahre Reisen unter anderem nach Asien, Nord-und Südamerika und Australien. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Zur Zeit sind Arbeiten von ihr bei der Gruppenausstellung "Paper Work" in der Wiener Galerie Gerasdorfer zu sehen.

 

Ausstellung, Grafik, Zeichnung
31. Mai 2013 - 21:18

Philipp Pahl malt Hunde, Esel und Hunde und Esel. Begonnen hat der Leiter einer Lüneburger Werbeagentur damit auf Mallorca, und er fand den passenden Markennamen dafür: Treukopf. 

 

Chuma im Wunderland, 2013 © Philipp Pahl
Chuma im Wunderland, 2013 © Philipp Pahl

Die Treustory, 2013 © Philipp Pahl
Die Treustory, 2013 © Philipp Pahl

FC Treukopf, 2013 © Philipp Pahl
FC Treukopf, 2013 © Philipp Pahl

Mac, 2013 © Philipp Pahl
Mac, 2013 © Philipp Pahl

Luna, 2013 © Philipp Pahl
Luna, 2013 © Philipp Pahl

 

Die Fotografen Christian Lohfink und Phillip Gätz stießen mit Hund- und Eselfotografien dazu.

 

Follow Me, 2013 © Christian Lohfink
Follow Me, 2013 © Christian Lohfink

Germanski, 2013 © Christian Lohfink
Germanski, 2013 © Christian Lohfink

Pelle leckt, 2013 © Christian Lohfink
Pelle leckt, 2013 © Christian Lohfink

© Phillip Gätz
© Phillip Gätz

 

Bei der Gruppenausstellung "Treuköpfe und Sturköpfe" in Hamburg ist das Ergebnis der künstlerischen Zusammenarbeit zu sehen: 22 Gemälde, 40 Fotografien und diverse Installationen. Vom 7. bis 9. Juni in der Fabrik der Künste, Kreuzbrook 10.

So profan dies zunächst klingen mag, verbergen sich aber sehr vielschichtige, künstlerische Interpretationen hinter den beiden Schlagwörtern. Es liegen monatelange Vorbereitungen, unzählige Meetings, tierische Castings, durchmalte Nächte, aufregende Shootings und vor allem sehr viel Spaß hinter ihnen, ist auf der Treukopf-Homepage zu lesen.

Werden Sie uns treu! fordern die Künstler auf. Das sollte nicht schwer fallen. Sie gehören zu den Guten. Auf der Homepage versichern sie nicht nur, dass die Tiere alles freiwillig mitgemacht haben, sie stellen auch den Tierschutzverein "Hands 4 Animals" vor, der für Tiere aus Mostar/Bosnien & Herzegowina liebevolle "Endplätze" vermittelt.

 

Philipp Pahl, Foto © t&w
Philipp Pahl, Foto © t&w

 

Ist es nicht herrlich, einmal ein Bild von einem Esel zu sehen, der laut ins Mikro brüllt? Meistens leiden sie still und von uns unbemerkt. Ich möchte dieses kraftvolle Bild zum Anlass nehmen, um Sie noch auf einen Salzburger Tierrechtsverein aufmerksam zu machen, der sich für die etwa 100 000 mauretanischen "Arbeitsesel" einsetzt, die unter unvorstellbar grausamen Lebensbedingungen ihr Dasein fristen. RespekTiere beschäftigt vor Ort einen mobilen Tierarzt und Helfer, die monatlich 1000 Esel medizinisch versorgen und Aufklärungsarbeit gegen Tiermisshandlung bei der Bevölkerung leisten.

 

27. Mai 2013 - 16:10

Francisco de Goya, Buben mit Mastiff

 

Über eine Abbildung dieses wundervollen Gemäldes bin ich am Wochenende beim Aufräumen gestolpert: Es handelt sich um Francisco de Goyas "Buben mit Mastiff" von 1786/87. Welch herrliche Rot- und Gelbtöne!

Und hier der Versuch einen aktuellen Bezug herzustellen: Noch bis zum 14. Juli 2013  findet in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden - und zwar in der Galerie Neue Meister im Albertinum - die Ausstellung "Constable, Delacroix, Friedrich, Goya. Die Erschütterung der Sinne" statt. Sie spürt dem Einfluss dieser vier Ausnahmekünstler auf spätere KünstlerInnengenerationen nach. Zweifellos eine sehenswerte Schau, auch wenn die "Buben mit Mastiff" fehlen sollten.

 

Ausstellung, Malerei
24. Mai 2013 - 9:50

Hund im Ornament versteckt

Hund mit Dudelsack

Hund auf Marginalie

Drachenhund

Musikalischer Hund

Akrobatischer Hund

Hund übergibt sich

Welpen im Korb

 

Ein paar Beispiele dafür, wie Hunde in mittelalterlichen Schriften dargestellt werden. Sieht der akrobatische Hund nicht aus wie ein Dackel?

Vielen Dank an Veronika Olma, die mich auf diese "discarding images" aufmerksam gemacht hat.

Homepage und FB-Seite von "discarding images": Neben den Hunden finden Sie hier eine bemerkenswerte Sammlung an Tier- und Menschendarstellungen.

 

Grafik, Malerei
21. Mai 2013 - 21:50

Hund, 2008 © Tine Schumann
Hund, 2008, Tusche, Papier, Baumwolle, 100 x 125 cm

Wolf, 2010 © Tine Schumann

Hund, 2008 © Tine Schumann

 

Seit 2008 kommen immer wieder Wölfe und Hunde in Tine Schumanns Werk vor, zuerst alleine in mit Aquarell überarbeiteten Tuschezeichnungen oder in Druckgrafiken, dann vermehrt in Verbindung mit dem Menschen.

Allerdings nicht in einer Verbindung, die von gegenseitiger Zuneigung oder einseitigem Gehorsam geprägt ist, sondern mit der konfliktbehafteten, konfrontativen Begegnung zwischen Tier und Mensch, wie sie uns bei Demonstrationen oder beim Straßenkampf begegnet.

 

Die Hunde nehmen die Position des Widerstands ein, des Nätürlichen, Spontanen, Unorganisierten, die von der Ordnungsmacht gebändigt wird. Doch die durch Medien oder persönliches Erleben bekannten Motive des Straßenkampfes (die Künstlerin lebt in Berlin - Neukölln) sind nur Inspiration und Ausgangsmaterial, die Konflikte werden verfremdet, in Sinnbilder gesellschaftlicher Machtverhältnisse transferiert.

 

Vertreibung der schlafenden Hunde, 2011 © Tine Schumann
Vertreibung der schlafenden Hunde, 2011 © Tine Schumann, 125 x 100 cm

Enge, 2011 © Tine Schumann
Enge, 2011 © Tine Schumann, 125 x 100 cm

Meute, 2011 © Tine Schumann
Meute, 2011 © Tine Schumann, 140 x 125 cm

Käfig, 2012 © Tine Schumann
Käfig, 2012 © Tine Schumann, 145 x 190 cm

Rudel, 2012 © Tine Schumann
Rudel, 2012 © Tine Schumann, 150 x 200 cm

Sturm, 2012 © Tine Schumann
Sturm, 2012 © Tine Schumann, 125 x 110 cm

 

Den meisten Arbeiten gemeinsam ist, dass sie keine eindeutigen Raumstrukturen anbieten. Sie sind nicht nur inhaltlich, sondern auch formal offen. Ausgeabeitete Teile stehen nur skizzenhaft angedeuteten Bereichen gegenüberen. Die Farbe wird dabei flächig und nicht an die Form gebunden eingesetzt.

 

Zu "Schlitten" unten wurde Tine Schumann durch eine Begegnung mit einem Hundeschlitten in der Stresemannstraße angeregt. In Verbindung mit der Ordnungsmacht entfaltet diese kleinere Tuschezeichnung eine nahezu surreale Wirkung.

 

Schlitten, 2012 © Tine Schumann

Mikado, 2012 © Tine Schumann

 

"Nur mit der Ruhe" ist ein Wandbild aus achtzehn sich überlappenden Seidenpapierbögen, 285 x 435 cm groß.

 

Nur mit der Ruhe, 2012/13 © Tina Schumann

 

Besonders gelungen finde ich an Tine Schumanns Arbeiten die dynamische Komposition, das Fragmentarische und den spannenden Wechsel von Ausarbeitung und Andeutung, Fülle und Leere. Mir würden die Zeichnungen alleine bei einer Ausstellung durchaus reichen, ohne installative Ergänzung. Ich bin mir auch unsicher, ob ihre Arbeit dadurch gewinnt, obwohl das anhand von Fotos schwierig zu beurteilen ist.

Die Fotos zeigen Ausstellungsansichten in der temporären Kunsthalle des vdbk im Rahmen der Ausstellung "Trockenübung", 2011 sowie der Ausstellung "...Rudel..." in der Galerie Verein Berliner Künstler, 2013.

 

Installation, Foto © Bernd Borchardt

Ausstellungsansicht Der Käfig, im Vordergrund eine Arbeit von Nele Probst
Ausstellungsansicht "Käfig", im Vordergrund eine Arbeit von Nele Probst

Installation in der Ausstellung

 

Installation in der Ausstellung

 

 

Tine Schumann, 1972 geboren, hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert, bevor sie nach Berlin übersiedelte. 2012 erhielt sie den Benninghauspreis des Vereins Berliner Künstler. Die Rede zur Eröffnung der Benninghaus-Kunstpreisausstellung "Streetfighting" von Martin Schönfeld gibt eine ausführliche Würdigung ihres Werks.

 

Homepage von Tine Schumann

 

 

Grafik, Malerei
18. Mai 2013 - 10:17

Der österreichische Künstler Ronald Kodritsch zeichnet, malt, stellt Collagen, Objekte und Videos her. Er malt in Serien und zwar: Bikinimädchen, Flaschengeister, Sprechblasen, Blumen und ab 2007 "Bastards".

 

Bastards, 2007 © Ronald Kodritsch

 

Was sagt uns dieser Hundeblick? Ist er fragend, unsicher oder gar auffordernd? Viele Hunde schauen uns frontal an, traurig, leer, trotzig entgegen.

 

Bastards, 2007 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2007 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2007 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2007 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2008 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2008 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2008 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2008 © Ronald Kodritsch

Bastards, 2011 © Ronald Kodritsch

 

Die Bastards, die auf den ersten schnellen Blick wie weitere Malereien von Mensch-Hund-Mischwesen aussehen, entpuppen sich bei genauerem Hinsehen bloß als Hunde mit Perücken oder künstlichen Frisuren: Vielleicht die Frisuren der Hundehalter, die den Hunden mit ihrem natürlich gewachsenen Fell aufgesetzt wurden.

Wird hier das Verhältnis des Hundes zu seinem "Besitzer" thematisiert, der den Hund als Verlängerung seines Egos missbraucht, der ihn vermenschlicht und seiner Würde beraubt? Wird hier vielleicht viel mehr der Mensch und seine Seele, sein Inneres porträtiert, spiegelt sich im Bastard der menschliche Charakter wieder? Oder geht es um die oft angesprochene Ähnlichkeit zwischen Hund und Herr/Frau? Also: Wie der Herr, so's Gescherr. Wie der Herr, so der Hund.

Inhaltlich bleibt viel Raum für Assoziation und Interpretation, formal ist es anscheinend einfacher:

 

Seine Malerei orientiert sich nicht an Komposition, Perspektive, handwerklicher Qualität, sondern an autonomen ästhetisch-existenziellen Ansprüchen, schreibt Roman Grabner. Kodritsch selbst bezeichnet seine Malerei als "schlampigen Realismus".

 

 

Die Jahre sind nicht spurlos an uns vorübergegangen © Ronald Kodritsch
Die Jahre sind nicht spurlos an uns vorübergegangen © Ronald Kodritsch

 

Vor kurzem fand in Graz die Ausstellung "Ronald Kodritsch - Urlaub vom Hirn" statt. Sie zeigte Kodritschs aktuelle Malereien zwischen Abstraktion und Figuration, humorvoll und ironisch, eine Kombination aus intuitivem Pinselstrich und ironisch-kitschigem Bildinhalt, die Kodritschs Markenzeichen wurde. Im Gemälde "Die Jahre sind nicht spurlos an uns vorübergegangen" finden seine Motive und sein Bildvokabular in einer Komposition zueinander,

[...] die monumentalisierte Karotte, den Socken, den Bilderrahmen, den weiblichen Akt, den Bastard, die Sprechblase, den schachtelartigen Bühnenraum und die abstrakten Bildzeichen und gestischen Chiffren. Die Narration des Bildes bleibt enigmatisch. Auch wenn man die Schrift des Künstlers zu lesen gelernt, sich sein Vokabular angeeignet hat, offenbart die Syntax keinen vordergründigen Zusammenhang. Kodritsch setzt die Malerei als Bühne ein für die Inszenie­rung von verwandten Realitäten, codierten Elementen und erfundenen Charakteren, die sich aus unserer visuellen Wirklichkeit speisen und eine Vielzahl von Lesemöglichkeiten erlaubt (zit. nach Roman Grabner anlässlich der Austellung "Urlaub vom Hirn")

 

Portrait Ronald Kodritsch © Rolf Friesz, 2013

 

Eine als Hund mit magentafärbiger Perücke verkleidete Person trägt eine Tafel mit der Aufschrift "Urlaub vom Hirn". Ist das eine Forderung oder ein Statement?

Ronald Kodritsch - vielleicht Österreichs bester "bad painter" - wurde 1970 in Leoben/Steiermark geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, erhielt Stipendien für London (Chelsea College of Art and Design), Paris und China. Er lebt und arbeitet in Wien. Ab 18. Mai 2013 stellt Kodritsch in der VillaWeiss in Ligist/Steiermark aus.

Mehr Informationen auch auf der Seite der Galerie artepari, vor allem auch Pressetexte und Texte zu Ausstellungen.

Alle Bilder © Ronald Kodritsch

 

Malerei
15. Mai 2013 - 16:40

Carlos v.d.Hügeln, Foto © asz

 

Das ist Carlos (von den Hügeln). Der am 18. Mai 2003 geborene Hund - eine französische Buldogge - begleitet die Künstlerin Lena Lieselotte Schuster nicht nur privat, er ist auch ihr Assistent und Co-Autor. 2011 legte er ein eigenes bildhauerisches Werk -  aus Stöckchen und Kartonstücken - vor.

 

Beißobjekte - Stöckchensammlung © Lena Lieselotte Schuster

Beißobjekte - Stöckchensammlung © Lena Lieselotte Schuster

Beißobjekte - Stöckchensammlung © Lena Lieselotte Schuster

Objekte aus Karton © Lena Lieselotte Schuster

Objekte aus Karton © Lena Lieselotte Schuster

 

Unten seine Bodeninstallation aus Beißobjekten, Stöckchen und Kartonobjekten.

 

Bodeninstallation Carlos v.d.Hügeln © Lena Lieselotte Schuster

 

Carlos möchte in den Studiengang Freie Kunst aufgenommen werden, deshalb legt er auch seine Bewerbungsmappe samt Gutachten vor. Siehe unten:

 

Bewerbungsmappe Carlos v.d.Hügeln, Ausstellungsansicht © Lena Lieselotte Schuste

 

Carlos von den Hügeln arbeitet bildhauerisch mit unterschiedlichen Materialien - vorzugsweise Holz und Karton. In seinen oftmals spontanen Aktionen, die meist eine Dauer von 5 Minuten nicht überschreiten, entstehen installative Anordnungen, wie formal reduzierte Objekte.

In seinem Praktikum bei mir hat er alle Fertigkeiten für ein Studium erlernt und eine individuelle Formensprache entwickelt. Meines Erachtens ist für Carlos von den Hügeln der Zeitpunkt gekommen, das Praktikum bei mir abzuschließen und ein eigenständiges Studium an einer Kunsthochschule anzutreten. Da sein Interesse der Bildhauerei gilt, sehe ich mich nun nicht mehr in der Lage ihn ausreichend zu fördern. Diese deutlich erkennbare künstlerische Eigenständigkeit, abgenabelt von meinem künstlerischen Arbeiten, ist für mich Auslöser dieser Bewerbung. Ich bin davon überzeugt, dass es sich bei Carlos von den Hügeln um ein förderungswürdiges Talent mit besonderer Begabung handelt. (Auszüge aus dem beigelegten Gutachten vom 10.5. 2011, Lena L. Schuster)

Unschwer zu erkennen, dass Carlos destruktiv arbeitet, seine bevorzugten Materialien - Holz und Karton - Ess- und Zerreißproben aussetzt, bis die Form bis auf das Wesentliche reduziert ist.

Wenn Lena Lieselotte Schuster dieses Werk "Bewerbungsmappe Carlos von den Hügeln“ (2011) ausstellt, werden Bewerbungsmappe und Stöckchensammlung durch seinen "Debütfilm" ergänzt, den er mit einer Minikamera um den Hals bei Spaziergängen gedreht hat, wobei er seinen Watschelgang als persönliches Stil- und Ausdrucksmittel einzusetzen vermochte.

Nachdem die 1981 in Bayreuth geborene Künstlerin in Saarbrücken Kommunikationsdesign, Neue künstlerische Medien und Video/Performance studiert hatte, wandte sie sich 2011 an der Akademie der bildenden Künste dem Studium Performative Kunst zu. Performative Kunst hat mit Theorie, Konzept, Performance zu tun, bei Lena Lieselotte Schuster aber auch mit Witz und Humor. Die Idee hinter der Bewerbungsmappe Carlos ist nicht spektakulär - jeder Hundehalter kennt diese künstlerischen Ausdrucksweisen seines Tieres - was mich begeistert, ist vor allem die Stringenz und Ästhetik der Dokumentation.

Zweierlei wird auf die Schippe genommen: erstens die Ansammlung von Belanglosigkeiten, die uns heutzutage häufig als "Kunst" begegnet, zweitens der kunsttheoretische Fachjargon, durch den ebendiese Banalitäten "philosophische" Aufwertung erfahren. So kommt Kunst auf den Hund, schreibt Ralf Sziegoleit anlässlich einer Ausstellung in der Galerie im Theresienstein, Kunstverein Hof, in der Frankenpost.

Fotos © Lena Liselotte Schuster

 

Installation, Skulptur
10. Mai 2013 - 17:10

Schon als Schülerin interessierte sich die 1972 in Ithaka, New York, geborene Anke Schofield für Fotografie. Später ehielt sie ein Stipendium des Savannah College of Art and Design in Georgia, wo sie ihren BFA in bildender Kunst machte.

Anke Schofield verbindet ihre fotografische Kreativität mit Inspirationen aus der Malerei - ihre Arbeiten sind Kombinationen aus Fotografie, Ölfarbe, Acrylfarbe, Wachs, sogat Teer. Ihre fantasitischen, traumhaften, vielschichtigen Kompositionen beruhen auf den Wechselwirkungen der unterschiedlichen Materialien. Abschließend überzieht sie ihre Arbeiten mit einem glatten, glänzenden Epoxidharz-Anstrich, der die strukturellen Körperlichkeit der Bilder einebnet und weitere Distanz schafft.

Inhaltlich kombiniert sie belebte und unbelebte Objekte in surrealer, überraschender Weise, dabei nimmt sie Einflüsse ihrer mehrjährigen Reisen auf. Es geht ihr allerdings weniger um das Erzeugen von Bedeutung als um das Experimentieren in der Kunst selbst.

 

“My work is inspired photographically, but I take it beyond the ordinary representation to create a harmonious blend of texture with composition." (Artist Statement zit. n. Merritt Gallery)

 

Birdie © Anke Schofield

Dog Ride © Anke Schofield

Blue Dog Train © Anke Schofield

Number 5 © Anke Schofield

Angus © Anke Schofield

Deuce © Anke Schofield

Wolfes © Anke Schofield und Luis Garcia-Nerey

© Anke Schofield

 

alle Bilder © Anke Schofield

 

Grafik, Malerei