16. Juli 2013 - 8:50

Manche Blogbeiträge gelingen besser als andere, manche mag ich auch nach langer Zeit noch sehr gerne. So ein Beitrag ist der über Martin Usbornes "The Silence of Dogs in Cars". Er gehörte am Beginn des Blogs zu meinen ersten "Entdeckungen". Kürzlich hat mir eine Leserin, S. aus Bremen (ich glaube sie hat etwas mit Eichkätzchen zu tun), vorgeschlagen, seine Serie "Nice to Meet You" zu zeigen. Nun, das tue ich gerne.

 

Nice to meet you - You look great © Martin Usborne

Nice to meet you - I agree © Martin Usborne

Nice to meet you - I also work at the bank © Martin Usborne

Nice to meet you - It's OK © Martin Usborne

Nice to meet you - Well done © Martin Usborne

Nice to meet you - I'm fine © Martin Usborne

Nice to meet you - Nice to meet you © Martin Usborne

Nice to meet you - I love you © Martin Usborne

Nice to meet you - It was a long time ago © Martin Usborne

 

In dieser Serie hat Martin Usborne jeden Hund durch ein besonderes Material verborgen fotografiert: eine nasse Glasscheibe, Rauch, ein Tuch, getrocknete Blumen. Er hat Hunde gewählt, die vernachlässigt oder aggressiv sind. Ergänzt hat er die Hundefotos um Phrasen, die das verbergen. Obwohl Hunde zu den Lebewesen gehören, die auch ohne Worte ihre Befindlichkeiten kommunizieren können, verstehen viele Menschen deren Äußerungen nicht oder machen sich nicht die Mühe sie zu verstehen. Auch davon handeln seine Fotos: von der Sprachlosigkeit der Tiere, von ihren verborgenen Schmerzen und stillen Bedürfnissen, die für viele Menschen nicht offensichtlich sind.

Mir gefällt die Serie "The Silence of Dogs in Cars" besonders gut, weil die Abgeschiedenheit und Verlassenheit der Hunde durch ihr Weggesperrtsein im Auto mit seinen geschlossenen Fensterscheiben durch die Fotografien kongruent zum Ausdruck gebracht wird. "Nice to Meet You" hat für mich allerdings eine formale Künstlichkeit, die den Blick verstellt - nicht nur auf die Hunde, sondern auch auf die Aussage. Dazu kommt, dass in vielen Blogs nur die Fotografien, ohne ergänzenden Text präsentiert werden, was das Erkennen des dahinterliegenden Konzepts erschwert. Doch dafür kann Martin Usborne natürlich nichts.

 

In einem Interview auf Four & Sons beschreibt Usborne das Verhältnis des Menschen zum Tier als eine der größten Tragödien unserer Zeit, weil wir sie dominieren, kontrollieren, missbrauchen:

 

Our relationship is amazingly screwed up, and it’s one of the greatest tragedies of our time. The way we dominate, control, silence and abuse animals is utterly horrendous. It’s why I’m spending a year to help animals—a sort of apology for all the years of inaction on my half towards helping other creatures.

Als "failed animal lover" hat Usborne ein Projekt begonnen, das über das bloße Fotografieren hinausgeht. A Year to Help: Ein Jahr lang will er so viele Tiere retten wie möglich: Haustiere, "Nutztiere", Fische, Vögel. Auf seinem Blog finden Sie auch sein Manifest. Unter Punkt 6 schreibt er: Ich muss aufhören Schinken zu essen. Das klingt im ersten Moment witzig, zeigt aber den Widerspruch auf, mit dem viele Tierfreunde und Tierschützer leben. In seinen Worten:

I’m a failed animal lover. Oh, I love animals so much! But I also love to eat them! Hang on…something don’t add up. I thought I had better straighten out my soul. No point just taking pictures; better try to do something positive. I have no idea if I have really helped but I feel myself sliding uncontrollably towards veganism, which is a fairly scary prospect for my fridge.

Ich wüsche ihm und den Tieren von ganzem Herzen viel Erfolg bei seinem Projekt und seinem Weg zum Veganismus.

 

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