4. Mai 2023 - 12:47

Ein Gesicht? Eine Landschaft? Beides!

 

Höhlenbrüter, 2016 © Elmar Lause

 

Was so spielerisch und einfach daherkommt, ist schwierigste Collagenarbeit. Aus Unmengen von Ausgangsmaterial muss das formal und inhaltlich Passende erspürt werden. Elmar Lause ist ein Virtuose im Erspüren und Verändern des Bekannten. Das Vertraute und Selbstverständliche verfremdet er durch seine innovativen Zusammensetzungen.

Statt Neues zu kreieren, zeigt er auf spielerische und elegante Weise, dass zahlreiche weitere Möglichkeiten im bereits Existierenden zu finden und vielfache alternative Geschichten in scheinbar Bekanntem verborgen sind. Gesichter kollidieren mit Landschaften und entfalten sich zu neuen Persönlichkeiten mit ambivalenter Physiognomie.

 

Fennek, 2014 © Elmar Lause

 

Elmar Lause ist Sammler und Künstler. Objekte, Plastikteile, Aufkleber, Fotos, Magazinausschnitte und andere Kleinigkeiten und Abfälle des Alltags archiviert er in Alben, Schachteln und Vitrinen. Auf sie greift er für seine skurrilen Werke - Collagen, Übermalungen, Malereien und Skulpturen - zurück, entlockt ihnen Überraschendes und Unerwartetes.

 

Ausstellungsplakat, 2014 © Elmar Lause

 

Elmar Lause (*1973 in Bochum/D) studierte Malerei und Design an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), wo er 2004 mit dem Diplom als Kommunikationsdesigner abschloss. In den vergangenen Jahren waren seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, u.a. in der Affenfaust Galerie in Hamburg, von der das Ausstellungsplakat stammt. Er lebt und arbeitet in Hamburg.
 

alle Bilder © Elmar Lause

 

Collage
27. April 2023 - 12:26

Ohne Titel, Video Still, 2019 © Jonas Brinker

 

Das ist nicht nur eine Wölfin, sondern auch eine Schauspielerin, "ein Profi", wie Jonas Brinker hier sagt. Einer von sieben Profis, die bei einem Tiertrainer in Hannover leben, der ihnen das Befolgen einfacher Kommandos beigebracht hat. Sie können auf Befehle hin posieren, laufen, sich hinlegen, zusammenkauern oder für einen Moment stillstehen. Ihr Können wenden die Wölfe bei Film- und Fernsehproduktionen an. Bei den vielen Mystery-, Fantasy- und Landkrimistoffen, die heute modern sind, sind sie sicher viel beschäftigt. "Unsere" Wölfin war sogar "Tatort"-Star.

 

Ohne Titel, Video Still, 2019 © Jonas Brinker

 

Sie ist aber auch Protagonistin und Performerin in Kunst-Zusammenhängen, z.B. in Jonas Brinkers Video "Standing Still". Das dressierte Tier befindet sich lediglich mit einem Papiermaché-Stein für viereinhalb Minuten im künstlichen Setting eines Filmstudios. Das Requisit nimmt einen zentralen Platz im Repertoire der einstudierten Bewegungsabläufe ein. Die Wölfin stellt sich dabei mit den Vorderpfoten auf den Stein, hebt den Kopf und heult. (Der eindrückliche Klang hallte 2019 bei der Ausstellung durch den gesamten Frankfurter Kunstverein.)

Diese beliebte Pose wird häufig in der Werbung, in Medienberichten und Zeitungsartikeln genutzt. Und eben diese Tatsache ist Ausgangspunkt für Brinkers künstlerische Recherche. Ihm war aufgefallen, dass sich die medial verbreiteten Darstellungen des Wolfs stark ähneln und den immer gleichen kompositorischen Prinzipien folgen. Dadurch beeinflussen sie die Art und Weise, wie wir die Tiere sehen und bewerten.

 

Standing Still, 2019, Ausstellungsansicht 1, FKV © Jonas Brinker, Foto Norbert M

Ausstellungsansicht Berlin Masters Foundation, 2021, Foto Marcelina Wellmer

 

Insbesondere in den vergangenen Jahren wurde die Rückkehr des Wolfes in deutschen Wäldern mit Angstszenarien verbunden, die immer wieder bestimmte Metaphern und Topoi aufrufen. Der Wolf steht für viele als Sinnbild für eine bedrohliche, wilde, jedoch auch kluge und freie Kreatur. Diese Stereotypen werden dem Tier vor allem durch eine bestimmte Bildsprache zugeschrieben, die den Wolf in Dokumentationen oder Spielfilmen als eben diese Metapher rahmen.

Pointiert zeigt Jonas Brinker in "Standing Still" das Zusammentreffen von Natürlichem und Künstlichem und führt uns vor Augen, wie die moderne Bilderproduktion unsere Wahrnehmung beeinflusst.

 

Standing Still, 2019, Ausstellungsansicht 2, FKV © Jonas Brinker, Foto Norbert M

 

Seine Videoarbeit baut auf diesen Konnotationen auf und zeigt selbst den Moment, in dem das Tier zum Bild wird. Vor einem Greenscreen drehte der Wolf seine Runden und stellt sich immer wieder auf einen künstlichen Stein, um in die Ferne zu blicken.

Das Tier wurde dressiert, sich in konditionierten Bewegungsabläufen nach dem Befehl des Menschen zu verhalten. Doch wie verhält es sich in einer offenen Versuchsanordnung, wenn es nicht mit einer Handlungsanweisung zur Aktion angehalten wird? Fehlen ihr die Kommandos in dieser unnatürlichen Umgebung?

Bei Brinker verfolgt die Kamera das Verhalten der Wölfin, die die meiste Zeit hilflos und unruhig hin- und herläuft. Ihr Verhalten schwankt zwischen ihrer natürlichen und einer antrainierten, inszenierten Verhaltensweise, zwischen Wildnis und Zivilisation.

Unten sehen sie drei Fotos, die ich auf Jonas Brinkers Instagram-Seite gefunden habe. Es sind Installationsansichten von "Standing Still" während  der Ausstellung  "Framing Movements", 2021 in Tel Aviv.

 

Standing Still, Installationsansicht Framing Movements, 2021, Tel Aviv

Standing Still, Installationsansicht Framing Movements, 2021, Tel Aviv

 

Ein Stein. Ein Wolf! Nichts wie weg!

 

Standing Still, Installationsansicht Framing Movements, 2021, Tel Aviv

 

2022 zeigte Jonas Brinker seine Arbeit "Interval" bei der Ausstellung "The Tide Is High" im Kunsthaus Wiesbaden. Die Ausstellung zeigte Projekte von 16 Künstlerinnen und Künstlern, die ein einjähriges Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung absolviert hatten.

Als er im Zuge dieses Stipendiums zu den Überresten einer unvollendeten Ferienanlage im Sinai zurückkehrte, fand er denselben streunenden Hund, den er zwei Jahre zuvor während eines Austauschprogramms gefilmt hatte. Er filmte ihn erneut, immer noch in der verlassenen Landschaft mit ihren Bauruinen umherirrend, gefangen in einer scheinbar ewigen Zeit. Er zeigt, wie die Aufhebung der Zeitlichkeit nur die anthropozentrische Perspektive beeinflusst und das Subjekt dezentriert, was zu einem weiteren Scheitern der menschlichen Geschichte führt.

 

This reveals how the suspension of temporality only affects anthropocentric perspective and de-centres the subject, leading human history to a further failure. (Silvio Saraceno hier)

 

Und Livne Weitzmann zu Brinkers Werk:

 

Jonas Brinker nutzt Film und Fotografie als Werkzeuge der Beobachtung und Kontemplation.In seiner Kinematografie geht es Brinker darum, anthropozentrische Zeitlichkeiten und Perspektiven zu dezentrieren und die komplexen Verhältnisse und Wechselwirkungen verschiedener Umwelten zu skizzieren und neu zu kontextualisieren.

 

Interval, 2022, Ausstellungsansicht Kunsthaus Wiesbaden, Foto Jens Gerber

Standbild aus Interval, 2022 © Jonas Brinker

Standbild aus Interval, 2022 © Jonas Brinker

Interval, 2022, Austellungsansicht Die Möglichkeit einer Insel

Interval, 2022, Austellungsansicht Die Möglichkeit einer Insel

 

Es geht also um das Zeit- und Ortsempfinden unterschiedlicher Spezies, um die Sicht der Tiere im anthropologisch konditionierten Raum. Was bedeuten zwei Lebensjahre für den Menschen, was sind zwei Jahre für den Hund? Obwohl der Mensch viel älter wird, erlebt er in zwei Jahren mehr, auch an örtlicher Veränderung: Der Künstler kommt von Berlin nach Tel Aviv und zurück.

 

Stray, Ausstellungsansicht Wilhelmshaven, 2023

 

Jonas Brinker (*1989, Bochum/D) studierte von 2015 bis 2018 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste - Städelschule in Frankfurt am Main bei Prof. Douglas Gordon und Prof. Willem de Rooij und schloss sein Studium als Meisterschüler ab. 2015 graduierte er mit einem Bachelor in Fine Art an der Slade School of Fine Arts in London, GB. Gaststudien führten ihn zudem zur Bezalel Academy nach Tel Aviv und an die Universität der Künste, Berlin. Brinker konnte bereits an Gruppenausstellungen in Frankfurt am Main, San Diego, Amsterdam, London, Maastricht und Paris teilnehmen. Er lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland.

Quellen: artmagazine, Berlin Masters, Die Möglichkeit einer Insel, FeuilletonFrankfurt, Frankfurter Rundschau, Frankfurter Kunstverein

alle Bilder © Jonas Brinker

Diesen und die nächsten Beiträge über Wölfe widme ich dem netten Währinger, mit dem ich mich kürzlich über Wölfe, jagende Afghanen, kroatische Mischlinge und "französische Bracken" unterhalten habe, sowie über die Liebe zu einem Hund, die lange über dessen Tod hinaus währt!

 

Installation, Video
6. März 2023 - 11:32

Hunde, 2013 © Isabelle Dutoit

Wölfe (grau), 2019 © Isabelle Dutoit

 

Diese Tierdarstellungen - im Verborgenen (so der Titel der einer Ausstellung in der Galerie Leuenroth) - bestechen durch Schönheit, Zartheit und Harmonie. Auch wenn die Farbigkeit oft leuchtend und expressiv ist, gibt es doch nichts Lautes, Schreiendes in den Bildern der Leipziger Künstlerin Isabelle Dutoit.

 

Wolfskopf, 2020 © Isabelle Dutoit

Wolf (blaugelb), 2019 © Isabelle Dutoit

Wolf, 2018 © Isabelle Dutoit

 

Auf den ersten Blick sehe ich auf den großformatigen Gemälden Wölfe, die aus Farbflecken auftauchen bzw. durch sie verdeckt werden, erst auf den zweiten Blick erkenne ich manchmal Pflanzen und Wälder durchschimmern. Viele Farbschichten sind übereinander gelagert, sodass Dutoits charakteristischen Verschleierungseffekte entstehen. Dabei öffnet sich der Bildraum behutsam zum Ungewissen und Unheimlichen.

 

Wolf (spektral), 2017 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe, 2022 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe (grün), 2020 © Isabelle Dutoit

Drei Wölfe (grün), 2022 © Isabelle Dutoit

 

Dutoit zelebriert das Moment des Verschwindens:

"In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit Momenten des Verschwindens. Tiere, Landschaften, Figuren werden erst aufwändig gearbeitet, um sie dann in weiteren Arbeitsschritten radikal zu überdecken. Dabei interessiert mich die Offenlegung des Arbeitsprozesses, sichtbar in den Schichten und Lasuren des Farbauftrages." (zit. n. Portfolio Galerie Leuenroth)

 

Die Wölfe tauchen in komplexe Bildgründe, in eine Welt der Farben und Pinselspuren ein. In dieser imaginierten Welt stehen Abstraktion und Dynamik in spannungsreichem Kontrast zu feinster, haptischer Stofflichkeit und faszinierender Realistik.

Auch die Menschen als Begleiter der Tiere (Wölfe, Luchse und Vögel) verschwinden in den Bildern Dutoits. Die Tiere werden die Hauptdarsteller der Gemälde.

Obwohl man versucht ist in den harmonischen, ästhetischen Gemälden keine inhaltliche Dimension zu sehen, treffen sie doch eine Aussage über ein Zurückweichen und Neuerobern des tierischen Lebensraums. Gerade der Wolf changiert ja in der menschlichen Wahrnehmung zwischen mordendem Räuber und verehrtem Tier.

 

„Ich nutze diese Schichten der Farbe als eine Art Versteck des Sujets und gehe damit auf die Verhaltensweisen ein, die Tiere auch in der realen Welt nutzen, um sich dem Kontakt mit dem Menschen zu entziehen. Sie verabschieden sich in den Bildraum, der hinter der bemalten Leinwand liegt und beobachten uns doch.

Menschen arbeiten intensiv am ökologischen Exodus, zerstören Landschaften und Lebensräume - trotzdem besteht eine große Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, Schönheit der Natur und der Identifikation mit Repräsentanten der Tierwelt. Diese Dialektik greife ich auf und setze sie in meinen Arbeiten in starker Farbigkeit um. Abstraktion und gleichzeitig fein ausgearbeitete Bildteile konkurrieren gleichzeitig um die Aufmerksamkeit des Betrachters.“ (zit. n. Portfolio Galerie Leuenroth)

 

Wolf (violettgelb), 2021 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe, 2019 © Isabelle Dutoit

 

Isabelle Dutoit arbeitet mit gefundenem und selbst erstelltem Bildmaterial (Skizzen, Zeichnungen)  als Arbeitsgrundlage, die sie in ihren Gemälden zusammenfügt. An den Tieren erkennt man die großartige, akademisch ausgebildete Zeichnerin.

 

Drei Wölfe, 2020 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe (farbig), 2020 © Isabelle Dutoit

 

Unten die Coveransicht ihres Katalogs "Blaue Fährte"

 

Cover Blaue Fährte

Mit Menne im Atelier, Foto Enrico Meyer, 2016
Mit Menne im Atelier, Foto Enrico Meyer, 2016

 

Isabelle Dutoit (*1975 in Groß-Gerau/D) studierte von 1996 bis 1999 an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main Visuelle Kommunikation Ab 1999 nahm sie ein Studium der Malerei und Graphik bei Arno Rink an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig auf. Sie schloss dieses 2003 mit einem Diplom ab. Bis 2005 war sie Meisterschülerin bei Rink.[1]  Seit 2005 ist Isabelle Dutoit Mitglied der Darmstädter Sezession.[2] Im Jahr 2015 trat sie dem MalerinnenNetzWerk Berlin-Leipzig bei. Sie lebt und arbeitet in Leipzig.

alle Bilder © Isabelle Dutoit

 

Buch, Malerei
27. Februar 2023 - 11:47

"Wer sich auf die Bilder von Levke Leiß einlässt, beginnt einen inneren Monolog, an dessen Ende er stets klüger ist als vorher", lese ich auf artnow.

Levke Leiß präsentiert in ihren Arbeiten auf den ersten Blick unspektakuläre Situationen, die mit kleinen inhaltlichen Eingriffen surrealistisch reflektiert werden. Sie fügt Menschen, Landschaften, Objekte und Tiere zu Bildwelten zusammen, denen eine Störung innewohnt. Erwartungen werden nicht eingelöst, da die Wirklichkeit, die sie darstellt, surreal aufgebrochen wird. Die BetrachterInnen sind aufgefordert, diese Bruchstellen zu suchen und zu hinterfragen.

 

Eden, 2020 © Levke Leiß

 

Ich begebe mich also auf die Suche und sehe mir Levke Leiß‘ Buntstiftzeichnung "Eden" näher an: Ich erkenne eine Wüstenlandschaft mit charakteristischen Erhöhungen. Es ist nicht schwierig, die Landschaft als das Monument Valley mit seinen gewaltigen Felsen - roten vereinzelt aufragenden Tafel- und Restbergen - von einer leeren Wüste umgeben, zu identifizieren. Es ist ein für die Navajo Nation heiliger Ort und befindet sich im nördlichen Teil des großen Reservats in der Four Corners Area, wo vier Bundesstaaten - Utah, Colorado, Arizona und New Mexico - aufeinandertreffen.

Im Vordergrund auf einem Plateau steht ein Mops, der stirnrunzelnd nach oben blickt: die erste Irritation. Würden wir nicht eher einen Coyoten in dieser kargen Umgebung, in dieser Urlandschaft, in dieser präzivilisierten Welt, in diesem "Eden" vermuten? Gibt es einen größeren Gegensatz zur Natur ohne menschliche Eingriffe als den hochgezüchteten Mops?

Die zweite Irritation: Der Mops erblickt einen Pfeil, der ihn zu treffen droht. Ein genauerer Blick zeigt, er würde kurz vor seinen Zehen in den Boden eindringen. Doch woher kommt der Pfeil, da wir doch keinen Schützen sehen? Aus dem Nichts, den unendlichen Weiten?

Die Zeichnung gibt es auch als Offsetedition nach Buntstiftzeichnung, dann allerdings unter dem Titel "Mopswestern". Hätte dieser Titel andere Assoziationen ausgelöst?

Die unendliche Weite und Tiefe wird durch das Weiß des Papiers erzeugt, das für Levke Leiß eine wichtige Rolle spielt. (vgl. Levke Leiß)

 

Stifte © Dearwork
Foto © Dearwork

 

Die hyperrealistischen, perfekt ausgeführten Zeichnungen entstehen mit Buntstift auf Papier. Dabei nutzt die Künstlerin die verschiedenen Farbstrukturen der Buntstifte, deren teils milchige, teils diaphane Qualitäten und entwickelt eine Technik, die die klassisch altmeisterliche Lasurmalerei in die Buntstiftzeichnung übersetzt. Präzision, Klarheit, Detailschärfe, aber auch Samtigkeit entstehen durch das zeitaufwändige Übereinanderlagern vieler Bunststiftschichten.

Beim Aufbau ihrer Bilder "spielen Gesetze eine große Rolle: Komposition, Gleichgewicht, Spannung, goldener Schnitt, Verhältnis von Hell- und Dunkel, Kontrast, Formfolge. Diese Aufgaben laufen alle parallel mit dem Ziel ein geschlossenes Konstrukt zu ergeben. Auf der kompositorischen Ebene ist es eine mathematische Aufgabe, insbesondere das Verhältnis von Strukturen und Oberflächen". (vgl. Interview auf Dearwork)

Levke Leiß (*1982 in Flensburg/D) studierte von 2002 bis 2007 Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Sie erhielt ein Erasmusstipendium an der Académie Royale des Beaux-Arts de Bruxelles und ein Stipendium der Uhrenmanufaktur NOMOS in Glashütte/ Sachsen und gründete noch während des Studiums mit Karla Helene Hecker eine Werkstatt für ihre gemeinsame Malerei - Lecker & Heiss, ein Projekt, das bis heute fortgeführt wird. Nach dem Diplom schloss sie von 2007 bis 2010 ein Meisterschülerstudium an. Sowohl ihre Buntstiftzeichnungen als auch die gemeinsamen Bilder mit Karla Helene Hecker waren bereits in zahlreichen Ausstellungen in Berlin, Dresden, Chemnitz, Potsdam, Karlsruhe und Miami vertreten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

Homepage der Künstlerin: hier und hier

"Eden" © Levke Leiß

 

Zeichnung
16. Februar 2023 - 14:20

Bella © Ursula van de Bunte

 

Dieser Blick! Diese Augen! Die Schnauze! Haben sie schon jemals ein menschlicheres Hundeporträt gesehen? Ich muss mich richtig zwingen, es als Hund zu sehen - viel zu sehr erinnert es mich an eine alte Frau. Eine alte Frau, wie sie vielleicht die österreichischen Realisten wie Waldmüller oder Amerling zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Bildnis ihrer Mutter gemalt hätten.

 

Bella, Auschnitt © Ursula van de Bunte

 

Die Hundeporträts der niederländischen Fotografin Ursula van de Bunte haben etwas zutiefst Menschliches. Dabei ist sie keine Hundeliebhaberin, aber vielleicht ist ihr Blick auf die Hunde deshalb klarer und unverstellter.

 

Bella, Auschnitt © Ursula van de Bunte

Bella, Auschnitt © Ursula van de Bunte

 

Dressed up!

 

Sepp © Ursula van de Bunte

Sepp © Ursula van de Bunte

 

Obwohl ich keine Befürworterin kostümierter bzw. bekleideter Hunde bin, muss ich zugeben, dass die Outfits vorzüglich mit den Charakteren harmonieren. "Ich habe mir vor allem den Hund selbst angeschaut und versucht zu spüren, was zu ihm passt", erklärt Ursula van de Bunte hier. Ihr Blick auf die Hunde ist durch Sensibilität gekennzeichnet, trotzdem lassen die Aufnahmen nichts an Klarheit und Perfektion vermissen.

 

Morning Moby © Ursula van de Bunte

Sammy © Ursula van de Bunte

 

Die Fotografin besitzt ein exquisites Farbgefühl! Ihre Fotografien wirken zumeist nicht durch einen dramatischen Hell-Dunkel-Kontrast, sondern durch subtile Farbunterschiede. Sie sind gleichmäßig ausgeleuchtet und schlicht in der Komposition.

 

Bodhi © Ursula van de Bunte

Koosje © Ursula van de Bunte

 

Welcher Sessel passt zu welchem Hund? Auch hier beweist Ursula von de Bunte hohes Feingefühl.

 

Bandit © Ursula van de Bunte

Puppy © Ursula van de Bunte

 

Die Fotografin Ursula van de Bunte ist selbst keine Hundeliebhaberin, aber sie schaut jeden Tag auf einen Park, wo die Menschen mit ihren Hunden spazieren gehen. Und was sie dort sah, machte sie neugierig: Sie begann, das Verhalten der Hunde und ihrer Besitzer von ihrem Fenster aus zu beobachten.

Nach sechs Monaten der Beobachtung weiß sie, welche Menschen sie interessant genug findet, um mit ihnen zu sprechen und welche Hunde sie fotografieren möchte. Sie lud die HundehalterInnen in ihr Studio ein und alle stimmten zu, da sie ihre Hunde auf Film verewigt sehen wollten. Die Fotoserie "Das Hundekabinett" entstand.

 

"Mit Erstaunen hörte ich mir die Geschichten der Besitzer an. Ich selbst kannte die tiefe Verbindung zwischen Hund und Mensch nicht. Manchmal ist eine solche Bindung sogar stärker als die zu Familienmitgliedern oder zu Frau und Kindern. Hunde, die durch Scheidungen auf und ab gehen, verstorbene Hunde, die zur Diskussion stehen. Die Leute saßen weinend an meinem Tisch."  (übersetzt mit DeepL, zit. n. Linda)

 

Ursulas Blick auf Hunde hat sich durch ihre Arbeit verändert.

 

"Es gibt Menschen, die so allein und einsam sind. Wenn Ihr Hund dann stirbt, ist das furchtbar. Man verliert nicht nur seinen Kumpel, sondern auch seinen Rhythmus. Hier an der Ecke wohnt eine Familie mit ihrem Hund Bob, und wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue, sehe ich sie nicht mehr spazieren gehen. Sogar ich vermisse Bob, jetzt, wo er nicht mehr da ist." (übersetzt mit DeepL, zit. n. Linda)

 

Urs © Ursula van de Bunte

 

Die Art und Weise, wie sie bei "Koosje und Madison" das Licht einsetzt, erinnert an das Chiaroscuro der Gemälde von Rembrandt und Caravaggio. Durch den Hell-Dunkel-Kontrast wirkt das Pärchen plastischer und theatralischer, die Zärtlichkeit der Umarmung gewinnt visuell an emotionaler Tiefe.

 

Koosje und Madison © Ursula van de Bunte

 

Ursula van den Bunten (*1969) studierte Fotodesign an der Fotoakademie in Apeldoorn. Eine ganze Karriere als Fotografin verging, bevor sie begann, an eigenen konzeptuellen künstlerischen Serien zu arbeiten, anstatt nur Bilder für Privatpersonen und kommerzielle Produktfotografie für Geschäftskunden aufzunehmen. Sie ist nicht nur Fotografin, sondern auch Dozentin für Fotografie und Bildredakteurin. Ursula van de Bunte lebt und arbeitet in Kempten/Niederlanden.

Facebook, Instagram, Fotografie-Instagram

alle Fotos © Ursula van de Bunte

 

Fotografie
1. Februar 2023 - 11:33

Poodle II, 2019, Drawing on primed linen © Jonathan Delafield Cook

Poodle, 2019, Drawing on primed linen © Jonathan Delafield Cook

 

Haben Sie im ersten Moment daran gedacht, fotografische Arbeiten zu sehen?

Es sind aber Kohlezeichnungen des britischen Künstlers Jonathan Delafield Cook! Der irrtümliche Eindruck liegt nicht nur daran, dass seine hyperrealistischen und detailgenauen Zeichnungen eine fotografische Qualität haben, sondern auch daran, dass der Künstler jeden Hund (Barsoi, Windhund, Pudel etc.) als isolierten Typus im Profil vor einem weißen Hintergrund darstellt. Das lässt uns an die Sachlichkeit von Labors oder die die künstliche Neutralität des Fotostudios denken.

 

Dog © Jonathan Delafield Cook

 

Delafield Cook lässt sich von der Natur und zahlreichen Besuchen in naturwissenschaftlichen Museen inspirieren. Seine Werke geben die komplexe Schönheit der belebten (Tiere und Pflanzen) und unbelebten (Muscheln, Vogelnester) Welt wieder.

 

Dog © Jonathan Delafield Cook

 

Seine Musemsbesuche drücken auch ein starkes Interesse an den Bereichen, in denen sich Kunst und Wissenschaft überschneiden, aus. Delafield Cooks akribischen Zeichnungen stehen an der Schwelle zur wissenschaftlichen Forschung: Es gibt direkte Bezüge zu einer langen Tradition von Strenge und genauer Beobachtung bei der Klassifizierung und taxonomischen Illustration, aber letztendlich geht es Cook darum, Kunstwerke aufgrund ihres grafischen, texturalen oder tonalen Potenzials zu schaffen.

 

Dog © Jonathan Delafield Cook

 

Durch die Manipulation des Maßstabs (riesengroße Mohnblüten, lebensgroße Hunde) erscheinen die Arbeiten zeitgenössisch modern. Außerdem basieren sie auf subjektiven Eindrücken des Künstlers, die aus wiederholter Beobachtung und erworbenem Wissen resultieren, anstatt eine Transkription eines einzigen fotografischen Moments zu sein. (vgl. Ian Warrell)

Über die Bedeutung der Fotografie als Vorlage im Arbeitsprozess, seine individuelle Technik der bescheidenen Holzkohle Sinnlichkeit abzutrotzen und die Zeichnung aus der Schwärze heraus anlegen, können Sie hier Genaueres lesen.

 

Dog © Jonathan Delafield Cook

 

Sehr einfühlsam beschreibt Léon Mychkine die Kunst Delafield Cooks. Es ist eine Kunst der Stille, die Zeichnungen entfalteten sich in der Stille. Und das nicht "nur", weil er mimetische Porträts von Blumen oder Tieren anbietet, sondern weil es ihm gelingt, ein ziemlich verstörendes Verhältnis zwischen Mimesis und Verschiebung herzustellen. Nicht weil Delafield Cook einen Pudel fast perfekt imitiert, ist es große Kunst. Es ist eine "Beinahe-Perfektion", weil wir sehen können, dass es sich um eine Zeichnung handelt, und zwar genau deshalb, weil es eine Verschiebung zwischen dem, was wir sehen, und dem, was wir denken, gibt. Mehr zu Mychkines philosophischen und erkenntnistheoretischen Überlegungen auf art-icle.

Die wunderschönen Zeichnungen des Künstlers sind nicht nur akribisch detailliert und quälend präzise, ihnen ist auch eine außergewöhnliche Sanftheit eingeschrieben.

Jonathan Delafield Cook (1965 in*London) absolvierte eine Ausbildung zum Architekturzeichner in Japan, wo er zahlreiche Auszeichnungen für seine detaillierten Zeichnungen erhielt. Nach Abschluss seiner Ausbildung kehrte er nach Südwestengland zurück, um am Royal College of Art zu studieren, wo er 1994 das Darwin-Stipendium erhielt. Cooks Arbeiten waren in zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in London und Sydney, aber auch in der Schweiz (Fondation Beyeler Basel) oder Dänemark zu sehen.

Quellen: Olsen Gallery, Purdy Hicks Gallery, Meer, art-icle

alle Bilder © Jonathan Delafield Cook

 

Zeichnung
24. Januar 2023 - 13:22

Endlich habe ich wieder einen Künstler entdeckt, der sich in seiner Arbeit hauptsächlich mit Hunden beschäftigt. Der italienische Künstler Velasco Vitali zeichnet Hunde und stellt Skulpturen her, die er auch abseits der Galerien in Gebäuden mit für ihn besonderer Bedeutung ausstellt. Das Material für seine Skulpturen stammt von verwaisten Baustellen.

Hier ein paar Beispiele seiner Zeichnungen.

 

Cane, 2009 © Velasco Vitali

Cane, 2007 © Velasco Vitali

Cane, 2007 © Velasco Vitali

Cane, 2009 © Velasco Vitali

Kitezh, 2010 © Velasco Vitali

Kitezh 2010  © Velasca Vitali

 

Velasco Vitalis Zeichnungen dienen ihm als Ausgangspunkt für die Skulpturen. Er fertigt aus dem Gedächtnis Skizzen an, wobei er die Maße und die Haltung des Hundes bestimmt. Dann führt er die Skulptur aus, indem er zunächst eine Armierung konstruiert, die dann mit Blech, Zement oder Teer überzogen wird. Die Bronze wird mit dem Wachsausschmelzverfahren hergestellt und am Ende mit einer Säureätzung gefärbt.

Der Künstler "missbraucht" die Baumaterialien Zement, Teer, Blech, Blei etc., die seine Phantasie, Inspiration und Experimentierfreudigkeit anregen, für künstlerischen Zwecke.

 

Al Bara, 2010 © Velasco Vitali

Serjilla, 2010 © Velasco Vitali

Bechyovinka, 2008 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

 

Velasco Vitali verzichtet auf eine realistische Darstellung der Tiere, vielmehr inszeniert er sie in einer faszinierenden und befremdlichen Weise. Vitalis Hundeskulpturen sind fast immer lebensgroß. Durch Verformungen und fast pathetische oder verblüffende Körperhaltungen drücken die Hunde eine Spannung und ein seltsames Gefühl von plastischer Einsamkeit aus. Diese Einsamkeit bleibt auch dann bestehen, wenn der Künstler ein ganzes Rudel auf engem Raum versammelt.

 

Torre, 2007 © Velasco Vitali

Torre, 2005 © Velasco Vitali

Torre, 2008 © Velasco Vitali

 

Schlank und mit großen hängenden Ohren ähneln seine Hunde den italienischen Bracken, wenngleich er von streunenden und freilaufenden Hunden inspiriert ist. Die Hunde kauern, stehen, liegen, drehen sich auf eine Seite, schauen nach unten oder oben. Sie gehen unsicher mit angewinkelten Beinen und gestreckter oder eingeklappter Rute. Nie sind seine Hunde in Bewegung oder aggressiv dargestellt, sondern eher resigniert, taumelnd, fassungslos und desorientiert.

 

Arco, 2010 © Velasco Vitali

 

Die Haltungen auf Schemeln, Stahlgerüsten und fragilen Türmen scheinen unpassend und gezwungen, symbolisieren Instabilität, Zerbrechlichkeit und Unsicherheit, als ob sie die Unzulänglichkeit der Tiere in dieser Gesellschaft, die im Grunde auch die von uns Menschen ist, zum Ausdruck bringen sollen. "Ich glaube, dass der Zustand von Hunden dem unseren sehr ähnlich ist, wenn wir überhaupt vorgeben, besser zu sein", kommentiert Velasco.

 

Hawks Nest, 2013 © Velasco Vitali

Mologa, 2010 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

Angkor, 2010 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

San Zhi, 2010 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

Mohenjo-Daro, 2010 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

Galeria, 2005 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

Pripjat, 2008 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

 

Neun bronzene und eiserne Hunde aus dem aus über 50 Skulpturen bestehenden Rudel "Branco" waren 2022 in der Galleria Doris Ghetta zu sehen.

 

Ausstellungsansicht Galerie Doris Ghetta, Foto Galerie Doris Ghetta

Kalydon, 2015 © Velasco Vitali, Foto Galerie Doris Ghetta

Vertigine, 2022 © Velasco Vitali, Foto Galerie Doris Ghetta

 

"Branco" (ab 2005) ist eine Installation, die sich auf die Gruppen streunender Hunde bezieht, die in den Städten des Mittelmeerraums unter prekären und improvisierten Bedingungen leben. Sie untersucht die  Anpassungsfähigkeit an Orte und das Überlebensgleichgewicht innerhalb der Gruppe. Für den Künstler ist jeder Hund das Ergebnis einer Mischung aus verschiedenen Rassen, von denen jede ihre Fähigkeit unterstreicht, dank des Rudels an jedem Ort und zu jeder Zeit zu überleben.

 

Branco, 2009 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

Branco, 2005-2010 © Velasco Vitali, Foto Oliviero Toscani

 

Das Rudel ist für Vitali  eine Metapher für eine Zivilisation: Jedem dieser Streuner hat er den Namen einer von über 400 über den Planeten verstreuten Geisterstädte, aufgegebenen Orten gegeben.

Jeder dieser Namen zeugt von der Parabel des Wachstums und des Niedergangs eines Ortes: Africo, Agdam, Agyra, Al Bara, Alta, Amendolea, Anadyrsk, Ani, Animas Forks, Antelope, Antuni, Apice, Arena, Arltunga, Armero, Asang, Ashio, Ashopton, Avi, Ayuttaya ...

Es sind verlassene urbane Landschaften, in denen Velasco die Bedeutung von Prekarität untersucht. An diesen Orten finden sich Rudel wilder Hunde zusammen, die durch die Landschaft und verlassene Gebiete ziehen und eine verlorene Form der Sozialität wiederherzustellen.

Da Velasco Vitali sein Hunderudel Branco als mobile skulpturale Gruppe versteht, kann die Aufstellung der Skulpturen mit ihren Posen, Gesten und Blicken immer neu kombiniert werden.

Er hat seine Installation Branco an zahlreichen geschichtsträchtigen Orten ausgestellt. Auf seiner Homepage findet sich ein reich bebilderter Überblick. Ich greife nur zwei Beispiele der letzten Jahre heraus.

Monument to Resistance (2020) ist ein Projekt, das auf zwei Ausstellungsorte aufgeteilt ist: den Mart Sculpture Garden und das Castel Ivano. Auch hier ist der Ausgangspunkt für die Entstehung der Serie die Beobachtung der nicht genehmigten Bauten und unvollendeten Projekte in Italien: bedrohlich, neugierig, schweigsam. Die Herden übertragen die Debatte über die Zerbrechlichkeit der Landschaft und ihren Schutz auf eine sehr menschliche Ebene. Der im Titel erwähnte Widerstand scheint also eine Form der Anpassung zu sein, die das Publikum einlädt, seine Beziehung zur Natur mit Empathie zu betrachten.  (vgl. Velasco Vitali)

 

Branco © Vescalo Vitali, Monumento alla resistenza, Castel Ivano

 

2021 belebt sein Rudel den Kreuzgang des Polizeipräsidiums und das Ucciardone-Gefängnis, Spazi Capaci - Comunità Capaci, in Palermo (vgl. Velasco Vitali hier und hier)

 

Branco, 2021 © Velasco Vitali, Spazi Capaci, Palermo, Foto Santi Caleca

Branco, 2021 © Velasco Vitali, Spazi Capaci, Palermo

 

Wie Velascos "Kreaturen" entstehen, kann man im Dokumentarfilm "Il gesto delle mani“ ("Scultura – Hand. Werk. Kunst") Italien, 2015, des Regisseurs und Kunstwissenschaftlers Francesco Clerici sehen. Der Film verfolgt den Entstehungsprozess einer Skulptur von Velasco Vitali von Wachs zu emaillierter Bronze in der Fonderia Artistica Battaglia in Mailand. (vgl. taz)

Gleicht die Werkstatt, in der Velasco Vitali an der Vorlage zu einer seiner überzeugenden Hundeskulpturen arbeitet, noch einem Atelier, so folgt der Film der Skulptur entlang der Arbeitsschritte in immer archaischer anmutende Räume. Die Erstellung der Gussform, das eigentliche Gießen, die Polierarbeiten an der fertigen Bronze – all das vollzieht sich heute noch in den gleichen Abläufen wie vor 2500 Jahren.

 

Atelier von Velasco Vitali

Atelieransicht von hier

Velasco Vitali (*1960 in Bellano/Italien, 1960) lebt und arbeitet in Mailand. Er begann seine Tätigkeit als Autodidakt in den späten 1970er Jahren und arbeitete mit Grafik, Zeichnung und Malerei. Er hat seine Arbeiten auf der Biennale von Venedig (2011) und auf der Biennale Gherdëina (2014) ausgestellt.

 

Alle Bilder © Velasco Vitali

 

Installation, Skulptur, Zeichnung
11. Januar 2023 - 11:17

Yellow Ear, 2020 © Jessica Alazraki

 

Die mexikanische Künstlerin Jessica Alazraki beschäftigt sich mit zwei Werkserien, die nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ganz unterschiedlich sind.

Einerseits malt sie Hundeporträts, andererseits Familienporträts.

Die Hundebilder bestechen durch ihren kräftigen, pastosen Farbauftrag und ihre nahezu reliefartige Textur, die die expressive und dramatische Anmutung verstärken. Wesentlich ist nicht die detailreiche Darstellung, um das Äußere einzufangen, sondern - unter Vernachlässigung der Anatomie - das Rohe und Kühne.

 

In my paintings, I recreate dogs without much description. I'm looking for something raw and bold to capture their essence. (zit. n. Artist Statement)

 

Ihre Absicht ist es, mit diesen Gemälden eine viszerale Reaktion hervorzurufen, um eine tiefe Verbindung zu Hundeliebhabern herzustellen.

 

My intention to create a visceral reaction with these paintings and to connect deeply with dog lovers. (zit. n. Artist Statement)

 

Impasto in Purple Square, 2020 © Jessica Alazraki

Dog in texture, 2020 © Jessica Alazraki

Puppy on Black, 2019 © Jessica Alazraki

Black background, 2019 © Jessica Alazraki

Dog resting, 2020 © Jessica Alazraki

Major 2, 2020 © Jessica Alazraki

 

Jessica lebt selbst mit einer Hündin, Luna, die es liebt, bei ihr im Atelier zu sein, um ihr aufmerksam oder schnarchend Gesellschaft zu leisten.

Mit dieser liebevollen Unterstützung entstehen farbenfrohe Familienporträts, in denen zumeist auch Hunde vorkommen. Die Porträtierten sind Immigranten aus Südamerika, die in ihrem häuslichen Alltag dargestellt sind. Die figurativen Porträts der in Mexiko-Stadt geborenen und in New York lebenden Künstlerin erzählen alltägliche Geschichten in kühner, hyperrealer Farbgebung. Oft stehen Tische im Mittelpunkt, an denen die Familie zusammensitzt und Mahlzeiten, Spiele und alltägliche Momente teilt. Sie sind das integrierende Element der bewegten Kompositionen.

 

Bending Down, 2021 © Jessica Alazraki

Goofing Around on Pink Lace, 2021 © Jessica Alazraki

Kids in Playroom, 2022 © Jessica Alazraki

 

Bei ihrer Darstellung ist die Künstlerin vom mexikanischen Kunsthandwerk mit seinen hellen, leuchtenden Farben und folkloristischen Elementen inspiriert. Sie integriert traditionelle mexikanische Tischtücher und Textilien mit dekorativen Mustern in ihre Komposition.

 

Sisters, 2022 © Jessica Alazraki

Picnic with Bike, 2022 © Jessica Alazraki

Holding Cat, 2021 © Jessica Alazraki

Yellow Backpack in Blue, 2021 © Jessica Alazraki

 

Jessica Alazraki beginnt ihre Bilder in der Regel mit einer inspirierenden fotografischen Referenz, die sie zu einer visuellen Collage ergänzt. Licht, Anatomie und Perspektive werden verzerrt, realistische, naive und primitive Elemente werden ausbalanciert. Der einzigartige Charakter der Bilder wird auch durch die Fülle an Mustern und gemalten Texturen erzeugt, die mit flachen, monochromen Hintergründen kombiniert werden. Nicht Sinn und Erzählung, sondern die Komposition und die Erforschung der Räume zwischen amerikanischer und mexikanischer Kultur stehen dabei im Vordergrund.

 

Brushing Hair in Pink, 2021 © Jessica Alazraki

 

Jessica Alazraki (*1972 in Mexico City/Mexiko) lebt und arbeitet seit 1998 in New York/USA. Ihre Werke sind durch ihre Erfahrungen als Einwanderin und ihrer Beziehung zur Latino-Kultur motiviert. Ihre nostalgischen Gefühle und Rückkehr zu den Wurzeln brachten sie dazu, sich eine visuelle Sprache, die sich auf Mexiko und Lateinamerika bezieht, anzueignen.

 

alle Bilder © Jessica Alazraki

 

Malerei
4. Januar 2023 - 11:30

Dominika Bednarsky wählt Motive aus der Natur und verfremdet sie auf humorvolle Weise. Ihre Installationen und Arrangements aus glasierter Keramik sind eigenwillig und barock-opulent. Sie erforscht die ambivalente Beziehung zwischen Tier und Mensch, indem sie Körperteile, Lebewesen und Pflanzen zu neuen Figurationen verschränkt.

Unten drei Beispiele ihrer kuriosen, detailreichen und handwerklich meisterhaft gearbeiteten Skulpturen.

 

Vögel, 2020 © Dominika Bednarsky, Foto Jakob Otter

Oktopus, 2020 © Dominika Bednarsky, Foto Jakob Otter

Affe und Hase, 2020 © Dominika Bednarsky

 

Zum chinesischen Jahr des Hundes entstanden 2018 ihre Hundekeramiken, die weitaus realistischer sind.

 

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky, Foto Jakob Otter

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky, Foto Jakob Otter

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky, Foto Jakob Otter

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky, Foto Wolfgang Günzel

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky, Foto Wolfgang Günzel

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky

Chinese Year of the Dog, 2018 © Dominika Bednarsky, Foto Jakob Otter

 

Die Installationsansichten sind von der Ausstellung DOCH! in der  Galerie Anita Beckers in Frankfurt am Main.

Dominika Bednarsky (*1994 in Schweinfurt/D)  studiert an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main Malerei bei Heiner Blum und Mike Bouchet.

Homepage der Künstlerin

 

Skulptur
19. Dezember 2022 - 11:23

Sleeping Sasha, 2021 © Lena Rivo

 

Die Sonne fällt in einen kuscheligen sonnendurchfluteten Innenraum und wärmt Rücken und Vorderpfoten eines Hundes. Als ich das Bild der portugiesischen Künstlerin Lena Rivo mit seinen interessanten Kontrasten und Farbkombinationen zufällig im Internet entdeckt habe, war ich sofort von seiner warmen Atmosphäre und herzerwärmenden Stimmung eingenommen. Diesem Hund geht es gut!

 

Sasha © Lena Rivo

Cody taking a nap © Lena Rivo

 

Auf Lena Rivos Homepage findet sich ein Überblick über die Arbeiten der Malerin und Kunstlehrerin. Sie beschäftigt sich mit einer Vielzahl von Themen, darunter Landschaften, Stillleben und Porträts. Die Künstlerin arbeitet an der portugiesischen Küste und sich an den Landschaften und Fischerhäfen ab. Stimmungen und atmosphärische Darstellung bestimmen die Szene. Farbe, Kontrast und Licht stehen im Vordergrund.

 

Line drawing © Lena Rivo

Line drawing © Lena Rivo

Line drawing © Lena Rivo

Line drawing © Lena Rivo

 

Das Bild des schlafenden Sasha ist das Beste, was ich von Lena gesehen habe. Viele ihrer Landschaften und Porträts sind für meinen Geschmack zu gefällig, zu oft gesehen. Vielleicht liegt es an der persönlichen Beziehung und ihrer Liebe zu den Hunden, dass diese so gut gelingen.

alle Bilder © Lena Rivo

 

Malerei