Malerei

22. Oktober 2023 - 17:08

No, 2021 © Robert Roest

 

Der niederländische Künstler Robert Roest stellt unsere liebenswerten und geliebten Hunde vermeintlich böse dar. Wütend und feindselig blicken sie auf die Betrachtenden. Doch sind sie tatsächlich wütend oder täuschen uns nur die Bilder auf hinterlistige Art und Weise?

Die Vorlagen für seine Gemälde findet der Künstler im Internet: Bilder von Instagram, Memes und Standbilder aus YouTube-Hunde-Videos.

Seine Malereien thematisieren und manifestieren die Diskrepanz zwischen Bild (fotografischer Vorlage) und Wirklichkeit. Die Bilder, die er im Internet gefunden hat, waren Schnappschüsse mit vielen Kamerafehlern und in schlecht beleuchteten Räumen aufgenommen. Durch die Unschärfe ergaben sich aggressive Kiefer, lange Zähne und bedrohliches Grinsen, das Blitzlicht ließ die Augen leuchten und wie besessen aussehen. Es ist aber das Medium und die Technik der Kamera  (z.B. der Unterschied in den Objektiven), die unsere freundlich gähnenden oder bellenden Hunde aggressiv aussehen lassen und uns in die Irre führen.

 

Yess, 2021 © Robert Roest

Soul Worms, 2020 © Robert Roest

Chorus, 2020 © Robert Roest

Vision, 2021 © Robert Roest

 

Auch wenn sie an den mythologischen Hund Cerberus erinnern, sind sie vermutlich nette und feine Haustiere, die nicht in der Unterwelt leben, sondern ganz nah in unseren Häusern, auf unseren Teppichen. Vielleicht sogar in unseren Herzen.

 

Please Dis-ease, 2020 © Robert Roest

Full moon and stinky smelling spirits, 2021 © Robert Roest

Black Dog, 2020 © Robert Roest

Black leather heart 2021 © Robert Roest

Exit, 2020 © Robert Roest

Interior Phlegethon, 2020 © Robert Roest

 

Roest arbeitet in Serien und in vielen Stilen, sodass man nicht vermuten würde, dass diese unterschiedlichen Serien von einem Künstler sind. Er geht von seinen Ideen aus und wählt für deren Umsetzung den Stil, der seinen Ideen am besten entspricht. Die serielle Herangehensweise ermöglicht es ihm, seine Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu erforschen, mehrere Stile einzusetzen und seine Arbeit offen zu halten. Deshalb arbeitet er sowohl abstrakt, expressionistisch, minimalistisch oder wie bei der Hunde-Serie klassisch-figurativ. Schauen Sie sich dazu am besten seine Homepage an.

Roests Malerei hat ihre visuellen Wurzeln sowohl in der Geschichte der Malerei als auch in der zeitgenössischen Welt der sozialen Medien. Seine Hunde-Serie wirkt also durch die Verbindung zweier Bildsprachen: der klassisch-akademischen, ja domestizierten Malerei mit ihrem Gegenteil: der wilden, freien, unkontrollierten und fehlerbehafteten Ästhetik des Digitalen. Er sagt selbst in einem Interview, dass es ihm gefällt, Bilder zu malen, die schön und fotorealistisch sind, während das Dargestellte hässlich ist.

 

Ausstellungsansicht © Robert Roest

 

Robert Roest (*1992/NL) studierte an der HKU (Hogeschool voor de Kunsten Utrecht). Malerei ist sein bevorzugtes Medium in dem er Phänomene wie Wahrnehmung, Projektion, Illusion und Repräsentation am besten untersuchen und ausdrücken kann. Er lebt und arbeitet in New Jersey/NJ/USA.

Quellen: Guts Gallery, Forward, Overstandard, TZ, Archive 00

alle Bilder © Robert Roest

 

Malerei
5. Juni 2023 - 13:46

In der Gruppenausstellung "Cherries On Top" in der Galerie Judith Andreae in Bonn sind noch bis zum 1. Juli 2023 Werke junger Künstler und Künstlerinnen zu sehen, darunter auch Tobias Vetter. Von ihm möchte ich Ihnen ein Gemälde mit Hund zeigen, das ich auf seiner Homepage entdeckt habe.

 

Privileg, 2020 © Tobias Vetter

 

Während Tobias Vetter unterschiedlichste Materialien als Bildträger für seine mittel- bis großformatigen figürlichen Malereien verwendet, bleibt er in seiner Farbauswahl beständig: Sie reicht von Türkis-Grün über Indigo bis zu Rosé-Tönen. Beständig ist er auch in der Gesichtslosigkeit vieler Figuren. Die Köpfe sind nicht nur gesichtslos, sondern leer, der Hintergrund dringt in den Kopfraum vor.

Die anonymen Protogonisten seiner Öl- und Acrylbilder finden sich in unwirtlichen (triste Umgebung in kalten Farben) und unwirklichen Situationen wieder: Eine Frau scheint über einem Hund zu schweben. Der Dobermann ist der Einzige, dessen Kopf ausgearbeitet ist, der bodenständig, kraftvoll, verwurzelt wirkt. Unwillkürlich dachte ich sofort an die Bronzeplastik "Der Engel der Stadt" von Marino Marini, wenngleich dort ein Mann auf einem Pferd sitzt.

Eine zweite Figur, in eine Art Poncho gewandet, "beobachtet" dieses martialisch anmutende Setting. In welcher Beziehung stehen die Figuren zueinander? Ist deren einzige Gemeinsamkeit, dass sie Gegenwart und Leinwand teilen? Erzählt das Werk von emotionaler Distanziertheit oder sozialer Distanz der Protagonisten? Erzählt es von Vorrechten - schließlich heißt das Werk "Privileg" - und Diskriminierung?

Tobias Vetter verweigert sich einer Einordnung:

 

I want to capture the tensions which are created by contradiction . I want to visualize the tarnished core of our very existence. (zit. n. hier)

(Ich möchte die Spannungen einfangen, die durch Widersprüche entstehen. Ich möchte den trüben Kern unseres Daseins sichtbar machen).

 

Tobias Vetter (*1985 im Allgäu/D) studierte Illustration und Grafikdesign an der Hochschule für Bildende Künste und Kunsttherapie in Bochum und zog 2011 nach Berlin. Nachdem Vetter mit seinen monochromen Tattoo-Kunstwerken bekannt wurde, wechselte er 2019 zur Malerei und Bildhauerei. Er lebt und arbeitet in Berlin.

 

Bild © Tobias Vetter

 

Ausstellung, Malerei
1. Juni 2023 - 12:11

Sollten Sie im Sommer London besuchen wollen, kann ich Ihnen folgende Ausstellung ans Herz legen: Großartige Hundeporträts - über die Jahrhunderte hinweg - sind noch bis zum 15. Oktober 2023 in der Londoner Wallace Collection zu sehen. Die mit Spannung erwartete Ausstellung war coronabedingt verschoben worden.

Anhand von sorgfältig ausgewählten Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen und sogar Tierpräparaten beleuchtet die Ausstellung "Portraits of Dogs: From Gainsborough to Hockney" die einzigartige Verbindung zwischen Menschen und ihren vierbeinigen Partnern.

Hunde sind nicht nur die besten Freunde des Menschen, sie gehören auch zu seinen besten Musen. Seit Jahrhunderten lassen sich Künstler und Künstlerinnen von ihren vierbeinigen Familienmitgliedern inspirieren. Sie fertigten  Porträts an, um Gefühle auszudrücken und Momente in Erinnerung zu behalten. Die Zeitlosigkeit dieser Zuneigung wird durch die große Auswahl an Werken in der Wallace Collection unterstrichen.

Hundeporträts entwickelten sich als künstlerische Gattung zeitgleich mit ihren menschlichen Gegenstücken - Hunde sind auf den frühesten Höhlenmalereien neben Menschen dargestellt - und erlebten ihre Blütezeit, insbesondere in Großbritannien ab dem 17. Jahrhundert. Mehr als jede andere Nationalität haben die Briten Hundeporträts in Auftrag gegeben und gesammelt.

Bei der Auswahl der Werke wurde bewusst darauf geachtet, dass kein Mensch zu sehen ist. Trotz dieser Abwesenheit verraten die in Auftrag gegebenen Porträts ebenso viel über die Besitzer wie über die Hunde selbst, denn die Persönlichkeit der Besitzer spiegelt sich im Charakter ihres geliebten Haustiers wider. Hinter jedem dargestellten Hund steckt eine menschliche Geschichte - manchmal oberflächlich, manchmal traurig.

 

Unknown artist, Roman, The Townley Greyhounds, 1st-2nd century CE © The Trustees
Unknown artist, Roman, The Townley Greyhounds, 1st-2nd century CE
© The Trustees of the British Museum

 

Das älteste Exponat der Ausstellung ist eine römische Marmorskulptur aus dem späten ersten Jahrhundert, die zwei Windhunde zeigt und eine Leihgabe des Britischen Museums ist. Die als "Townley Greyhounds" bekannte Skulptur zeigt die emotionale Verbindung zweier liebevoll umschlungener Hunde, was angesichts ihres frühen Datums vielleicht überrascht - und ist möglicherweise die früheste Darstellung des "Vertragus"-Hundes, einer keltischen Rasse, die als Vorläufer des Windhundes gilt und von den Römern sehr geschätzt wurde.

 

Leonardo da Vinci, Studies of a Dog's Paw (verso), National Galleries of Scotlan
Leonardo da Vinci, Studies of a Dog's Paw (verso), National Galleries of Scotland.
Purchased by Private Treaty Sale with the aid of the Art Fund 1991
© National Galleries of Scotland

 

Die um 1490-95 entstandene Metallstiftzeichnung von Leonardo da Vinci zeigt vermutlich die linke Vorderpfote eines Hirschhundes. Auf dieser wissenschaftlich-künstlerischen Zeichnung konzentriert sich Leonardo da Vinci auf die Anatomie der Hundepfote, die Gelenkigkeit der Sehnen, die Art und Weise wie die beiden scharfen Vorderkrallen eng beieinander liegen und die weichen, haarlosen, stoßdämpfenden Ballen darunter.

 

Unknown artist, Dog lying on a ledge, 1650-80 © Ashmolean Museum
Unknown artist, Dog lying on a ledge, 1650-80 © Ashmolean Museum

 

Der Hund auf einem Felsvorsprung ist eine wunderbar einfühlsame Hommage an den einfachen Straßenhund - im Gegensatz zur üblichen Darstellung von Jagdhunden oder höfischen Schoßhündchen. Sein äußerst realistisches Aussehen und die emotionale Intensität der dunklen Atmosphäre, die ihn umgibt, lassen vermuten, dass der Künstler durch stundenlanges genaues Betrachten eine enge Verbindung zu dem Hund entwickelte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Gemälde Zurbarán und später Velázquez zugeschrieben. Der Künstler könnte ein Genueser gewesen sein, und es wird eine Zuschreibung an Giovanni Agostino Cassana (geb. nach 1659-1720) vorgeschlagen.

 

Jean-Jacques Bachelier, Dog of the Havana Breed, 1768, oil on canvas, French Sch
Jean-Jacques Bachelier, Dog of the Havana Breed, 1768, oil on canvas, French School,
© The Bowes Museum, Barnard Castle

 

Hundeporträts können auch eine sehr persönliche Hommage an geliebte Haustiere sein. Zwerghunde, Miniaturrassen, die nur wegen ihrer Gesellschaft geschätzt wurden, sind häufig auf diese Weise dargestellt worden, insbesondere im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Jean-Jacques Bachelier malte einen verwöhnten Havaneser auf seinen Hinterbeinen stehend, der eine hübsche rosa Schleife trägt. Anscheinend hat er beim Versuch einen Schlapfen in seine samtene luxuriöse Hundebehausung zu tragen, ein kleines Durcheinander angestellt. Niemand wird ihm böse sein! Man ist versucht, sich einen solchen Hund bei Madame de Pompadour oder Marie-Antoinette vorzustellen.

 

Thomas Gainsborough, Tristram and Fox, c.1775–85 © Tate Images
Thomas ç Tristram and Fox, c.1775–85 © Tate Images

 

Thomas Gainsborough, einer der großen britischen Maler der 18. Jahrhunderts, besaß eine große Liebe und enge Beziehung zu Hunden und stellte sie in zahlreichen Porträts und Landschaftsbildern dar. Auch seine eigenen Haustiere, der Spaniel Tristram und der Collie Fox, durften für ihn Porträt sitzen. Doch ob Tristam und Fox, die er um 1775 auf der Leinwand verewigte, wirklich so lange stillsitzen konnten? Vermutlich malte er sie eher aus dem Gedächtnis heraus. Dass das Gemälde über dem Kamin im Haus des Künstlers hing, lässt vermuten, dass er die Hunde als Familienmitglieder betrachtete. Gelegentlich gab sich der Künstler als Fox aus, wenn er seiner Frau nach ihren Meinungsverschiedenheiten Entschuldigungsbriefe schrieb, die er an Tristram adressierte.

 

James Ward, Fanny, A Favourite Dog, 1822. By courtesy of the Trustees of Sir Joh
James Ward, Fanny, A Favourite Dog, 1822.
By courtesy of the Trustees of Sir John Soane’s Museum, London

 

Fanny, der kleinen Manchesterterrier des Architekten John Sloane, sitzt inmitten einer klassizistischen Fantasielandschaft. Sloane hatte sich nach dem Verlust seiner Frau mit dem Hund angefreundet und gab dieses Gemälde bei James Ward in Auftrag, nachdem auch Fanny verstorben war.

 

Edwin Landseer, Doubtful Crumbs, 1858-1859 © The Trustees of The Wallace Collect
Edwin Landseer, Doubtful Crumbs, 1858-1859 © The Trustees of The Wallace Collection

 

Edwin Landseer war ein Meister der Tiermalerei und ist vor allem für seine Fähigkeit bekannt, Hundeporträts mit Bedeutung und Moral zu versehen, wie es im 19. Jahrhundert üblich war. In "Doubtful Crumbs" spielt er auf den armen Lazarus aus dem Lukas-Gleichnis an. Es zeigt einen hungrigen Straßenterrier, der sich nach einem Bissen der Mahlzeit eines Bernhardiners sehnt, der nach dem Essen eingedöst ist. Diese Symbolik ist den viktorianischen Reformern nicht entgangen, die sich der sozialen Ungleichheit sehr bewusst waren und das Wohlergehen der verarmten städtischen Arbeiter verbessern wollten.

 

Edwin Landseer, Hector, Nero and Dash with the Parrot Lory, 1838 Royal Collectio
Edwin Landseer, Hector, Nero and Dash with the Parrot Lory, 1838
Royal Collection Trust © His Majesty King Charles III, 2022

 

In der Ausstellung wird die Liebe der Briten zu Hunden bis zu Königin Victoria zurückverfolgt, die ihre Spaniels so sehr liebte, dass sie als Amateurin selbst Bleistift- und Aquarellskizzen anfertigte und regelmäßig Gemälde von ihnen und den Hunden ihrer engsten Freunde in Auftrag gab.

 

Edwin Landseer, Old Shepherds Chief Mourner, 1837
Edwin Landseer, Old Shepherds Chief Mourner, 1837

 

Die enge Bindung, die wir im Leben zu Hunden aufbauen, führt dazu, dass wir nach ihrem Tod oft überwältigende Gefühle des Verlusts empfinden. Landseer, überträgt den menschlichen Trauerprozess geschickt auf einen Collie, der zeigt, dass auch Hunde über den menschlichen Verlust trauern und über den Tod hinaus loyal sind. In der zutiefst bewegenden Szene in klarer und ausdrucksstarker Bildsprache ruht der Hund mit seinem schweren Kopf auf dem Sarg seines Herrn, so als ob er über das Leben allein nachdenken würde. Von menschlichen Trauernden verlassen, bleibt der Hund ein treuer Begleiter.

 

Rosa Bonheur, Brizo, A Shepherd's Dog, 1864 © The Trustees of The Wallace Collec
Rosa Bonheur, Brizo, A Shepherd's Dog, 1864 © The Trustees of The Wallace Collection

 

Obwohl sie vor allem für ihre Pferdebilder bekannt war, liebte Rosa Bonheur alle Arten von Tieren, einschließlich der Hunde. Es wird vermutet, dass Brizo, ein Otterhund, ihr eigener Hund war. Der Hinweis auf einen Schäferhund im Titel stammt aus dem ersten Katalog der Gemälde der Wallace Collection, der im Jahr 1900 veröffentlicht wurde.

Rosa Bonheur hat Brizos individuellen Charakter wiedergegeben: Mit sorgfältigen Details, sanfter Lichtsetzung und wachen Augen, die hinter dem zerzausten Haar hervorlugen, erschuf sie ein lebensnahes Porträt dieser aufgeweckten und zielstrebigen Hundepersönlichkeit. Brizo ist der Name einer antiken griechischen Göttin, die von den Frauen auf Delos als Beschützerin der Seeleute und Fischer verehrt wurde.

Die grobe Qualität und die schiefe Anordnung des Wortes "Brizo" über dem Hund spiegeln nicht die sorgfältige Arbeit wider, die Bonheur in ihre Gemälde gesteckt hat. Der Name "Brizo" wurde vermutlich dem Gemälde hinzugefügt, nachdem es Bonheurs Hände verlassen hatte.

 

David Hockney, Dog Painting 41, 1995 © David Hockney. Photo Credit Richard Schmi
David Hockney, Dog Painting 41, 1995 © David Hockney.
Photo Credit Richard Schmidt Collection The David Hockney Foundation

 

Mehrere Gemälde zeigen David Hockneys Dackel Stanley und Boodgie, die er 1987 adoptierte. Sie sind ein rührendes und eindrucksvolles Zeugnis für die Rolle, die die Hunde in seinem Leben spielten: 1995 präsentierte er eine Serie von fünfundvierzig Ölgemälden seiner pelzigen Gefährten! Indem Hockney die beiden Hunde schlafend oder auf ihrem farbenfrohen Kissen sitzend darstellt, schafft er ein starkes Gefühl von Intimität und Unmittelbarkeit. Obwohl der Dackel ruhig sitzt, habe ich doch den Eindruck, er horcht gespannt und schielt wachsam herüber, bereit für ein neues Abenteuer!

Die Ausstellung wird von einem 155-seitigen, reich illustrierten Katalog begleitet: Faithful and Fearless: Portraits of Dogs, ISBN 978-1913875015

Quellen: The Wallace Collection, artuk

 

Ausstellung, Malerei, Skulptur, Zeichnung
6. März 2023 - 11:32

Hunde, 2013 © Isabelle Dutoit

Wölfe (grau), 2019 © Isabelle Dutoit

 

Diese Tierdarstellungen - im Verborgenen (so der Titel der einer Ausstellung in der Galerie Leuenroth) - bestechen durch Schönheit, Zartheit und Harmonie. Auch wenn die Farbigkeit oft leuchtend und expressiv ist, gibt es doch nichts Lautes, Schreiendes in den Bildern der Leipziger Künstlerin Isabelle Dutoit.

 

Wolfskopf, 2020 © Isabelle Dutoit

Wolf (blaugelb), 2019 © Isabelle Dutoit

Wolf, 2018 © Isabelle Dutoit

 

Auf den ersten Blick sehe ich auf den großformatigen Gemälden Wölfe, die aus Farbflecken auftauchen bzw. durch sie verdeckt werden, erst auf den zweiten Blick erkenne ich manchmal Pflanzen und Wälder durchschimmern. Viele Farbschichten sind übereinander gelagert, sodass Dutoits charakteristischen Verschleierungseffekte entstehen. Dabei öffnet sich der Bildraum behutsam zum Ungewissen und Unheimlichen.

 

Wolf (spektral), 2017 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe, 2022 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe (grün), 2020 © Isabelle Dutoit

Drei Wölfe (grün), 2022 © Isabelle Dutoit

 

Dutoit zelebriert das Moment des Verschwindens:

"In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit Momenten des Verschwindens. Tiere, Landschaften, Figuren werden erst aufwändig gearbeitet, um sie dann in weiteren Arbeitsschritten radikal zu überdecken. Dabei interessiert mich die Offenlegung des Arbeitsprozesses, sichtbar in den Schichten und Lasuren des Farbauftrages." (zit. n. Portfolio Galerie Leuenroth)

 

Die Wölfe tauchen in komplexe Bildgründe, in eine Welt der Farben und Pinselspuren ein. In dieser imaginierten Welt stehen Abstraktion und Dynamik in spannungsreichem Kontrast zu feinster, haptischer Stofflichkeit und faszinierender Realistik.

Auch die Menschen als Begleiter der Tiere (Wölfe, Luchse und Vögel) verschwinden in den Bildern Dutoits. Die Tiere werden die Hauptdarsteller der Gemälde.

Obwohl man versucht ist in den harmonischen, ästhetischen Gemälden keine inhaltliche Dimension zu sehen, treffen sie doch eine Aussage über ein Zurückweichen und Neuerobern des tierischen Lebensraums. Gerade der Wolf changiert ja in der menschlichen Wahrnehmung zwischen mordendem Räuber und verehrtem Tier.

 

„Ich nutze diese Schichten der Farbe als eine Art Versteck des Sujets und gehe damit auf die Verhaltensweisen ein, die Tiere auch in der realen Welt nutzen, um sich dem Kontakt mit dem Menschen zu entziehen. Sie verabschieden sich in den Bildraum, der hinter der bemalten Leinwand liegt und beobachten uns doch.

Menschen arbeiten intensiv am ökologischen Exodus, zerstören Landschaften und Lebensräume - trotzdem besteht eine große Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, Schönheit der Natur und der Identifikation mit Repräsentanten der Tierwelt. Diese Dialektik greife ich auf und setze sie in meinen Arbeiten in starker Farbigkeit um. Abstraktion und gleichzeitig fein ausgearbeitete Bildteile konkurrieren gleichzeitig um die Aufmerksamkeit des Betrachters.“ (zit. n. Portfolio Galerie Leuenroth)

 

Wolf (violettgelb), 2021 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe, 2019 © Isabelle Dutoit

 

Isabelle Dutoit arbeitet mit gefundenem und selbst erstelltem Bildmaterial (Skizzen, Zeichnungen)  als Arbeitsgrundlage, die sie in ihren Gemälden zusammenfügt. An den Tieren erkennt man die großartige, akademisch ausgebildete Zeichnerin.

 

Drei Wölfe, 2020 © Isabelle Dutoit

Zwei Wölfe (farbig), 2020 © Isabelle Dutoit

 

Unten die Coveransicht ihres Katalogs "Blaue Fährte"

 

Cover Blaue Fährte

Mit Menne im Atelier, Foto Enrico Meyer, 2016
Mit Menne im Atelier, Foto Enrico Meyer, 2016

 

Isabelle Dutoit (*1975 in Groß-Gerau/D) studierte von 1996 bis 1999 an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main Visuelle Kommunikation Ab 1999 nahm sie ein Studium der Malerei und Graphik bei Arno Rink an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig auf. Sie schloss dieses 2003 mit einem Diplom ab. Bis 2005 war sie Meisterschülerin bei Rink.[1]  Seit 2005 ist Isabelle Dutoit Mitglied der Darmstädter Sezession.[2] Im Jahr 2015 trat sie dem MalerinnenNetzWerk Berlin-Leipzig bei. Sie lebt und arbeitet in Leipzig.

alle Bilder © Isabelle Dutoit

 

Buch, Malerei
11. Januar 2023 - 11:17

Yellow Ear, 2020 © Jessica Alazraki

 

Die mexikanische Künstlerin Jessica Alazraki beschäftigt sich mit zwei Werkserien, die nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ganz unterschiedlich sind.

Einerseits malt sie Hundeporträts, andererseits Familienporträts.

Die Hundebilder bestechen durch ihren kräftigen, pastosen Farbauftrag und ihre nahezu reliefartige Textur, die die expressive und dramatische Anmutung verstärken. Wesentlich ist nicht die detailreiche Darstellung, um das Äußere einzufangen, sondern - unter Vernachlässigung der Anatomie - das Rohe und Kühne.

 

In my paintings, I recreate dogs without much description. I'm looking for something raw and bold to capture their essence. (zit. n. Artist Statement)

 

Ihre Absicht ist es, mit diesen Gemälden eine viszerale Reaktion hervorzurufen, um eine tiefe Verbindung zu Hundeliebhabern herzustellen.

 

My intention to create a visceral reaction with these paintings and to connect deeply with dog lovers. (zit. n. Artist Statement)

 

Impasto in Purple Square, 2020 © Jessica Alazraki

Dog in texture, 2020 © Jessica Alazraki

Puppy on Black, 2019 © Jessica Alazraki

Black background, 2019 © Jessica Alazraki

Dog resting, 2020 © Jessica Alazraki

Major 2, 2020 © Jessica Alazraki

 

Jessica lebt selbst mit einer Hündin, Luna, die es liebt, bei ihr im Atelier zu sein, um ihr aufmerksam oder schnarchend Gesellschaft zu leisten.

Mit dieser liebevollen Unterstützung entstehen farbenfrohe Familienporträts, in denen zumeist auch Hunde vorkommen. Die Porträtierten sind Immigranten aus Südamerika, die in ihrem häuslichen Alltag dargestellt sind. Die figurativen Porträts der in Mexiko-Stadt geborenen und in New York lebenden Künstlerin erzählen alltägliche Geschichten in kühner, hyperrealer Farbgebung. Oft stehen Tische im Mittelpunkt, an denen die Familie zusammensitzt und Mahlzeiten, Spiele und alltägliche Momente teilt. Sie sind das integrierende Element der bewegten Kompositionen.

 

Bending Down, 2021 © Jessica Alazraki

Goofing Around on Pink Lace, 2021 © Jessica Alazraki

Kids in Playroom, 2022 © Jessica Alazraki

 

Bei ihrer Darstellung ist die Künstlerin vom mexikanischen Kunsthandwerk mit seinen hellen, leuchtenden Farben und folkloristischen Elementen inspiriert. Sie integriert traditionelle mexikanische Tischtücher und Textilien mit dekorativen Mustern in ihre Komposition.

 

Sisters, 2022 © Jessica Alazraki

Picnic with Bike, 2022 © Jessica Alazraki

Holding Cat, 2021 © Jessica Alazraki

Yellow Backpack in Blue, 2021 © Jessica Alazraki

 

Jessica Alazraki beginnt ihre Bilder in der Regel mit einer inspirierenden fotografischen Referenz, die sie zu einer visuellen Collage ergänzt. Licht, Anatomie und Perspektive werden verzerrt, realistische, naive und primitive Elemente werden ausbalanciert. Der einzigartige Charakter der Bilder wird auch durch die Fülle an Mustern und gemalten Texturen erzeugt, die mit flachen, monochromen Hintergründen kombiniert werden. Nicht Sinn und Erzählung, sondern die Komposition und die Erforschung der Räume zwischen amerikanischer und mexikanischer Kultur stehen dabei im Vordergrund.

 

Brushing Hair in Pink, 2021 © Jessica Alazraki

 

Jessica Alazraki (*1972 in Mexico City/Mexiko) lebt und arbeitet seit 1998 in New York/USA. Ihre Werke sind durch ihre Erfahrungen als Einwanderin und ihrer Beziehung zur Latino-Kultur motiviert. Ihre nostalgischen Gefühle und Rückkehr zu den Wurzeln brachten sie dazu, sich eine visuelle Sprache, die sich auf Mexiko und Lateinamerika bezieht, anzueignen.

 

alle Bilder © Jessica Alazraki

 

Malerei
19. Dezember 2022 - 11:23

Sleeping Sasha, 2021 © Lena Rivo

 

Die Sonne fällt in einen kuscheligen sonnendurchfluteten Innenraum und wärmt Rücken und Vorderpfoten eines Hundes. Als ich das Bild der portugiesischen Künstlerin Lena Rivo mit seinen interessanten Kontrasten und Farbkombinationen zufällig im Internet entdeckt habe, war ich sofort von seiner warmen Atmosphäre und herzerwärmenden Stimmung eingenommen. Diesem Hund geht es gut!

 

Sasha © Lena Rivo

Cody taking a nap © Lena Rivo

 

Auf Lena Rivos Homepage findet sich ein Überblick über die Arbeiten der Malerin und Kunstlehrerin. Sie beschäftigt sich mit einer Vielzahl von Themen, darunter Landschaften, Stillleben und Porträts. Die Künstlerin arbeitet an der portugiesischen Küste und sich an den Landschaften und Fischerhäfen ab. Stimmungen und atmosphärische Darstellung bestimmen die Szene. Farbe, Kontrast und Licht stehen im Vordergrund.

 

Line drawing © Lena Rivo

Line drawing © Lena Rivo

Line drawing © Lena Rivo

Line drawing © Lena Rivo

 

Das Bild des schlafenden Sasha ist das Beste, was ich von Lena gesehen habe. Viele ihrer Landschaften und Porträts sind für meinen Geschmack zu gefällig, zu oft gesehen. Vielleicht liegt es an der persönlichen Beziehung und ihrer Liebe zu den Hunden, dass diese so gut gelingen.

alle Bilder © Lena Rivo

 

Malerei
12. Dezember 2022 - 11:38

Das farbenfrohes Werk von Kim Leutwyler umfasst Gemälde, die sich mit Begriffen wie Schönheit, Geschlecht und queerer Identität auseinandersetzen. Viele ihrer Porträts zeigen ihre besten Freunde und Queer-Aktivisten, sie konzentriert sich auf diejenigen, die ihr Leben in irgendeiner Weise beeinflusst haben.

 

The Boo and Baby Sitges, 2017 © Kim Leutwyler

 

Das Porträt zeigt Nicole 'Cole' Rodriquez und ihren Pudel Sitges. Da die Porträtierte in Arizona aufgewachsen ist, wählte die Künstlerin für den Hintergrund Saguaro-Kakteen, die nur in der Sonoran-Wüste im amerikanischen Südwesten heimisch sind.

Kim Leutwyler malt nach Fotos, dennoch möchte sie keine fotorealistische Wiedergabe schaffen, sondern vielmehr einen Eindruck von der Person vermitteln und die Persönlichkeit und den Geschmack der Dargestellten durch Farben und Muster widerspiegeln.

 

Kim Leutwyler vor ihrem Bild
Kim Leutwyler vor ihrem Bild The "Boo and Baby Sitges" von 2017

 

Die in Amerika geborene und in Sydney lebende Kim Leutwyler wanderte 2012 nach Australien aus. Sie arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, darunter Malerei, Installation, Keramik, Druckmedien und Zeichnung. Leutwyler hat einen Bachelor-Abschluss in Studiotechnik und Kunstgeschichte von der Arizona State University und zusätzlich einen Abschluss in Malerei und Zeichnung von der School of the Art Institute of Chicago. Ihre Werke wurden bereits in zahlreichen Galerien und Museen in Australien und den Vereinigten Staaten ausgestellt.

Quelle: booooooom, beautiful bizzare, bluethumb

alle Bilder © Kim Leutwyler

 

Malerei
14. November 2022 - 11:50

Menschen in expressiver Bewegung, Kinder, Tiere und Stadtansichten bestimmen das figurativ umfangreiche und vielfältige Werk des spanischen Malers Gonzho. Obwohl er mit seinen abstrakten Arbeiten bekannt wurde, kehrte er zur Gegenständlichkeit zurück, "aber immer mit meinem expressionistischen Touch, denn ein Hochglanzbild würde mich langweilen".(vgl. Gonzho hier, übersetzt mit DeepL)

Seit 2018 wendet er sich vermehrt dem Hundeporträt zu, wobei er mit hoher Sensibilität und Ausdruckskraft die Gemütslage und Gestimmtheit der Tiere einfängt.

Die Titel der Porträts weisen darauf hin, dass er nicht bloß Individuen einfangen will, sondern dass er auf der Suche nach dem Wesentlichen und Universellen ist und dem, was allen gemeinsam ist.

 

Safe, 2021 © Gonzho

From time to time, 2022 © Gonzho

Female Greyhound In Profile, 2019 © Gonzho

Honeyed Look, 2020 © Gonzho

The Appearance III, 2020 © Gonzho

 

Am bemerkenswertesten an seinen Bildern empfinde ich die Menschlichkeit der Hunde. Sie drückt sich nicht nur in der Darstellung von Emotionen aus, die Hunden und Menschen gemeinsam sind, sondern dringen auch in die Morphologie der Körper vor. Ähnelt der Hund unten mit dem langen Hals nicht einer weiblichen Schönheit von Modigliani? Er scheint auch einen Mantel anzuhaben.

 

Amber, 2019 © Gonzho

 

Und die Pfoten unten scheinen in menschliche Hände überzugehen!

 

Awake In The Night, 2019 © Gonzho

Here And Now, 2018 © Gonzho

Waiting, 2020 © Gonzho

Alone, 2019 © Gonzho

Just a Dog, 2019 © Gonzho

Question Of Balance, 2020 © Gonzho

More Than Human, 2019 © Gonzho

 

Für Gonzho ist Gegenständlichkeit auch ein Mittel, um Geschichten zu erzählen und einen Dialog zwischen den Betrachtenden und dem Werk anzustoßen. Wenn Sie wie ich immer wieder Hilferufe von Tierheimen bekommen, wird Ihnen die Darstellung dieser verlassenen und hoffnungslosen Hunde bekannt vorkommen.

 

Starting Over I, 2020 © Gonzho

Starting Over II, 2020 © Gonzho

 

Gonzho, Francisco González Díez (*1967 in Marmolejo/Spanien) absolvierte eine Ausbildung in verschiedenen Künstlerateliers und war als Trickfilmzeichner, Schaufensterdekorateur, Restaurator und Zeichenlehrer tätig. Seit 2003 präsentiert er seine Arbeiten regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen in verschiedenen spanischen Städten, aber auch in Deutschland, Argentinien und Frankreich.

Quelle: El Hurgador

 

alle Bilder @ Gonzho

 

Malerei
17. Oktober 2022 - 10:57

It's Later Than You Think, 2015 © Camilla Mihkelsoo

 

Eine ganz wunderbare Stimmung hat Camilla Mihkelsoo in ihrem Bild "It‘s later than you think" eingefangen! Ein nacktes schutzloses Kind hält schützend einen zarten kleinen Hund. Beide wenden sich schamvoll vom Betrachter ab, Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit ausdrückend. Der Titel gemahnt an die Vergänglichkeit, die die Künstlerin immer wieder thematisiert.

 

Child With A Dog, 2020 © Camilla Mihkelsoo

 

Obwohl uns das "Child With A Dog" direkt anschaut, scheint es keinen Kontakt mit uns Betrachtenden aufzunehmen, vielmehr scheint es in seinen eigenen Gedanken verloren zu sein, irgendwo zwischen Präsenz und Abwesenheit balancierend.

Camilla Mihkelsoo malt fast nur Frauen und Kinder, manchmal von Hunden oder anderen Tieren begleitet. Für sie ist die Kindheit ein Lebensabschnitt, der nie endet und uns immer begleitet. Obwohl wir zu den Momenten der Kindheit nicht zurückkehren können, wirken die Erfahrungen unserer Vergangenheit in die Gegenwart hinein.

Die Porträtierten sind anonym, da die Künstlerin als Vorlage hauptsächlich gefundene Fotos von der viktorianischen Ära bis zu den 1950er Jahren verwendet, die sie in einem persönlichen Fotoarchiv sammelt. Mit der Anonymität versucht sie, etwas Universelles und Kollektives darzustellen, um sich von der traditionellen Porträtmalerei zu unterscheiden.

Camilla Mihkelsoo lässt sich von Vintage-Fotografien anregen, interpretiert sie aber neu, weshalb sich das ursprüngliche Thema des Werks während des Arbeitsprozesses ändern kann. Sie hebt die Bilder aus ihrem Kontext heraus, transformiert sie durch den Akt des Malens, um bisher ungesehene - psychologische, persönliche oder malerische - Elemente zu enthüllen.

 

Boyhood, 2017 © Camilla Mihkelsoo

The Chair, 2017 © Camilla Mihkelsoo

We Were Wonderful, 2014 © Camilla Mihkelsoo

 

Camilla Mihkelsoo (*1978 in Tallinn/Estland) schloss 2014 ihr Studium an der Free Art School in Helsinki ab und erlangte 2020 ihren Master of Fine Arts an der Academy of Fine Arts, Helsinki. Sie hat an Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen, Ihre Werke sind in wichtigen finnischen Sammlungen vertreten. Sie lebt und arbeitet in Finnland und Italien.

alle Bilder © Camilla Mihkelsoo

 

Malerei
10. Oktober 2022 - 10:00

Will Barnet! Ein Zufallsfund im Internet und ein mir bislang unbekannter amerikanischer Künstler. Er ist für Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Drucke bekannt, die die menschliche und tierliche Figur sowohl in ungezwungenen Szenen des täglichen Lebens als auch in transzendenten traumhaften Welten darstellen.

Barnets Werke umfassen die verschiedenen künstlerischen Bewegungen und Maltrends seiner langen Lebenszeit. In den 1930er Jahren schuf er sozialrealistische Arbeiten, in den 1940er Jahren wandte er sich der New Yorker Bewegung Indian Space Painting zu (die Abstraktion mit der Kunst der amerikanischen Ureinwohner verband). In den 1950er Jahren fand er zu seiner Form des Abstrakten Expressionismus, danach entschied er sich für einen gegenständlichen Minimalismus.

In seinem Kern blieb er immer ein Formalist mit gut durchdachten Prinzipien in Bezug auf Komposition (Stil klarer Linien), Farbgebrauch und Inhalt (präzise konturierte Figuration). Seine Kompositionen sind einerseits sehr harmonisch und zeigen seine Familie in häuslicher Ruhe, andererseits sind sie manchmal so überaus stringent, dass die Harmonie einer Strenge weicht.

 

Will Barnet, Frisbee, 1987

 

Geschätzt wird der Grafiker und Maler Barnet vor allem für elegant stilisierte Darstellungen von schönen Frauen, Kindern und Tieren, die er ab den 1970er Jahren malte. In diesen Arbeiten bezieht er sich auf sein persönliches Umfeld, er malt Familie und Haustiere. In der schlichten Eleganz der Figuren und Flächigkeit der Hintergründe zeigt sich seine frühere Erforschung und Auseinandersetzung mit der Abstraktion.

 

Will Barnet, Mother And Child, 1983-84

Will Barnet, The great grandmother

Will Barnet, Persephone, 1982

Will Barnet, Ball, cat, parrot and dog

Will Barnet, Interlude, 1982

 

Denken Sie bei den unteren Bildern auch an Ägypten?

 

Will Barnet, Three chairs, 1986

Will Barnet, Three chairs II, 1995

 

Will Barnet (*1911 in Beverly/Massachusetts/USA, gest. 2012 in New York/USA) starb im Alter von 101 Jahren. Sein künstlerisches Schaffen erstreckt sich über achtzig Jahre.

Barnet zog 1931 nach New York, um an der Art Students League zu studieren, wo er später auch unterrichtete. Er lehrte Kunst an führenden Universitäten in Amerika wie Yale und Cornell. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA gezeigt und in wichtigen öffentlichen Sammlungen aufgenommen.

alle Bilder © Will Barnet

 

Grafik, Malerei