Ausstellung

12. August 2016 - 16:48

Die vorgestellten Fotos, die Eingang in das Fotobuch "Block" fanden, sind in diesem Blog fast off topic. Doch nur fast: Denn so minimalistisch - auf Betonarchitektur und wenige Rückenfiguren reduziert - kann die fotografische Welt gar nicht sein, als dass nicht noch ein oder zwei Hunde in ihr Platz fänden!

 

aus der Serie Block © Aapo Huhta

aus der Serie Block © Aapo Huhta

aus der Serie Block © Aapo Huhta

 

Der junge finnische Fotograf Aapo Huhta hat mit seiner Serie "Block", die er 2014 und 2015 in New York aufgenommen hat, einen fotografischen Essay erschaffen, der aus der Sicht eines Fremden von den Straßen New Yorks erzählt. Dabei ist New York seiner Eigenheiten und Wiedererkennbarkeit beraubt und auf ein anonymes städtisches Umfeld, auf düstere abweisende Architektur reduziert. In diesem Umfeld entwickelt sich an Hand von Einzelbildern eine dystopische Erzählung. Je nach unserer Assoziationsfreudigkeit kann die Abfolge der Fotos eine Geschichte erzählen, die mit dem ersten Schritt hinein in den Schatten beginnt, die uns mit dem ersten Schritt hoffnungslos in das Buch hineinzieht. Genauso gut kann jedes einzelne Bild eine Erzählung auslösen.

Wir sehen jemanden in einen Schatten hinein- und einen Hund heraustreten. Wir sehen "Men in Black" oder "Mad Men" als identitätslose, aber identifikationsstiftende Rückenfiguren. Wir sehen Fotos von Gebäuden, die vom Bildaufbau an um Farbe und menschliche Belebtheit reduzierte Gemälde Edward Hoppers erinnern. Andere Fotos sind von blasser Farbigkeit, reduzierter Farbsättigung.

 

aus der Serie Block © Aapo Huhta

aus der Serie Block © Aapo Huhta

aus der Serie Block © Aapo Huhta

aus der Serie Block © Aapo Huhta

 

Huhta scheint gegen eine Bilderflut und Reizüberflutung anzuarbeiten. Nur wenig ist auf seinen Bildern zu sehen (u.a. kryptische Gegenstände, die Schatten werfen; eine einsame, verlorengegangene Tasche; rätselhafte Verpackungen; Videoüberwachungskameras; ein Fahndungsfoto; ein Fleck am Boden): Inhaltlich ist wenig festgelegt, doch der Raum für Assoziationen öffnet sich.

 

aus der Serie Block © Aapo Huhta

 

Aapo Huhta (*1985) hat an der Aalto University of Arts and Design in Helsinki seinen MA in Fotografie erworben. 2011 war er Finnish Young Photo Journalist of the Year, 2014 einer von Magnum Photos Top 30 Under 30. Er gewann den PDN Photo Annual Student Work Prize.

Das Fotobuch "Block", im Kehrer Verlag veröffentlicht, wurde in der Kategorie konzeptionell-künstlerische Fotobildbände mit dem Deutschen Fotobuchpreis 2016 in Silber ausgezeichnet. Auf Vimeo können Sie durch das Buch blättern.

Sollten Sie in Berlin leben oder bis zum 3. September 2016 dorthin kommen, haben Sie die Möglichkeit in der Kehrer Galerie die Ausstellung "Virta // Block" zu sehen, die Arbeiten der beiden finnischen Fotografen Ida Pimenoff und Aapo Huhta gegenüberstellt.

 

Installationsansicht Kehrer Galerie, 2016
Installationsansicht Ausstellung "Block", 2016, Foto: Kehrer Galerie

 

alle Fotos der Serie "Block" © Aapo Huhta

 

Ausstellung, Buch, Fotografie
31. Juli 2016 - 10:06

Ein besonders interessanter Künstler ist Aaron Li-Hill, der nicht nur großformatige Wandbilder anfertigt, sondern seine Malereien auch durch Hinzufügen von gefundenen Materialien zu Skulpturen bzw. raumgreifenden Installationen erweitert.

Der 1986 in Toronto geborene und in Brooklyn lebende Kanadier hat seine künstlerischen Wurzeln in der Graffiti- und Street-Art-Szene. Analog zur zunehmenden Komplexität unserer schnelllebigen Zeit, werden auch seine Arbeiten vielschichtiger und überschreiten die Grenzen von Graffiti, Grafik-Design, Malerei, Zeichnung und Skulptur.

Thematisch setzt er sich mit den Auswirkungen von Industrialisierung, Globalisierung und Kapitalismus auf Mensch und Tier auseinander. Mehr dazu entnehmen Sie bitte seinem Artist Statement.

Seine letzte Installation "Trap the Hunter" ist noch bis Oktober 2016 im Friedman-Mincer-Gebäude in Fort Smith in Arkansas/USA zu sehen. Die Fotos zeigen die Entwicklungsschritte der Arbeit. Ich habe sie von The People's Print Shop und hi-fructose.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Auf der Wand sind in der Bewegung gleichsam eingefrorene Kojoten zu sehen. Vielleicht ist es auch nur einer, der wie bei Eadweard Muybridge Bewegung simuliert.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Mit Aerosol fertigt er Zeichnungen und Schablonen an, die er dann ausschneidet. Die Holzstreifen erweitern die gezeichneten Linien in den Raum.

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Wir sehen ein Rudel Kojoten, das ein flüchtendes Rehkitz jagt. Jäger und Gejagte sind aber nicht nur Metaphern für Mensch gegen Natur, sie zeigen vielmehr auch die Auswirkungen des fortgeschrittenen Kapitalismus auf Lebewesen und die Umwelt.
Die Arbeit zeigt, so Li-Hill:

the cycle they are both locked into and the human element that influences this struggle. The white chaotic flow of wood alludes to industry and the global human effect, driving an ever more dire situation within this cycle. (vgl. hier)

Und so sieht die fertige Installation aus:

 

Aaron Li-Hill, Trap the Hunter

 

Bereits 2015 hat sich Aaron Li-Hill in der C.A.V.E. Gallery in Los Angeles in der Ausstellung "Carbon" mit dem Kreislauf und den Zyklen des Lebens auseinandergesetzt. Der Titel erinnert daran, dass alle Materie aus Kohlenstoff besteht und zu Kohlenstoff zerfällt.

Li-Hill hat dafür zehn monochrome Arbeiten aus Graphit und Aerosol, einer Sprühfarbe, angefertigt, vier davon sehen Sie unten. In "Carbon" sind die Tiere nicht nur als Metaphern präsent, sondern auch wirklich gemeint. "Carbon", also Kohlenstoff, will unser Augenmerk darauf lenken, wie CO2-emittierende Industrien den Klimawandel verursachen und somit den Lebensraum der Tiere, Wölfe, Wildhunde, Grizzlybären etc., bedrohen.

Die Bilder sind von der Seite der C.A.V.E. Gallery. Dort finden Sie auch Angaben zur Größe und Technik.

 

Leap © Aaron Hill

 

Der Polarwolf ist eine Unterart des Wolfes und zählt zur Hundefamilie. Er lebt in unwirtlichen und menschenfeindlichen Gegenden und ist weitgehend unerforscht.

 

Constellations @ Aaron Li-Hill

 

Der afrikanische Wildhund ist der größte wild lebende Hund der afrikanischen Savanne.

 

Adapt @ Aaron Li-Hill

 

Der Mähnenwolf ist der größte Wildhund Südamerikas.

 

Search © Aaron Li-Hill

 

Der Grizzly ist natürlich ein Bär und hier, weil er so schön ist!

 

In unmittelbarer Nähe zur Galerie hat Li-Hill ein großes Wandbild eines Mähnenwolfs gesprüht. Die diagonalen Streifen, die zusätzlich zum Rhythmus der Hundebeine Dynamik erzeugen, sind durch aufgeklebtes und nach dem Sprühen entferntes Klebeband entstanden.

 

Li-Hill, Foto von chickenspeak

Li-Hill, Foto von chickenspeak
Fotos von ChickenSpeak

 

Li-Hill schloss sein Studium am Ontario College of Art und Design 2011 mit  einen BFA ab; er stellt international aus. Ein Interview mit ihm gibt es auf The People's Print Shop, eine Übersicht über sein Werk auf Global Street Art sowie natürlich auf Li-Hills Homepage (absolut sehenswert!).

 

23. Juni 2016 - 9:48

Acension, 2016 © Alois Mosbacher

 

In der Galerie Gerersdorfer in Wien ist noch bis zum 9. Juli 2016 die Arbeit "ascension" (2016) von Alois Mosbacher zu sehen. Sie ist Teil der Ausstellung "Paper Work III", die elf österreichische Künstler und Künstlerinnen und ihren individuellen Zugang zum Thema "Arbeiten auf/mit Papier" zeigt. Zu sehen sind Holzschnitte, Mischtechniken, Gouachen, Digitaldruck, Tuschezeichnungen, Papierschnitte, Schachtelbilder sowie Figuren aus Papiermaché.

Galerie Gerersdorfer: Währinger Straße 12, 1090 Wien;

Öffnungszeiten: Donnerstag – Samstag von 11 – 20 Uhr

 

Ausstellung, Zeichnung
20. Juni 2016 - 11:00

Vor ein ein paar Tagen ging die Nachricht vom Aussterben einer Rattenart durch die Medien. Die australische Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte - das einzige am australischen Great Barrier Reef endemische Säugetier - wurde ein Opfer des vom Menschen verursachten Klimawandels. Als Hauptgrund für das Aussterben nennen die Forscher, dass die Insel aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels und zunehmend heftiger werdender Stürme mehrfach überspült wurde. Der Lebensraum und die Nahrungsgrundlage der hauptsächlich pflanzenfressenden Ratten schwand ihnen damit unter den Füßen weg. (vgl. z.B. Der Standard)

Dieser traurige Anlass erinnerte mich an das Bild einer Ratte der US-amerikanischen Künstlerin MF Dondelinger, die das Artensterben in ihren Werken thematisiert.

Die Ord's Kangaroo Rat war 2012 im Wiener Belvedere bei der Ausstellung "Gold" zu sehen. Zur gleichen Serie der "Endangered Species" gehören auch Wölfe.

 

Buchcover Gold und Ords Kangaroo Rat © MF Doendlinger

Mexican Gray Wolf © MF Dondelinger

Red Wolf © MF Dondelinger

 

Seit 2003 beschäftigt sich MF Dondelinger mit der Theorie der traditionellen Ikonenmalerei. In ihrer künstlerischen Praxis verbindet sie die alten Techniken und Konzepte mit zeitgenössischen Themen z.B. des Umwelt- und Artenschutzes. Sie nutzt auch Materialien der alten Meister: Blattgold, Hasenleim, Marmorstaub und Eitempera.

In ihrer "Endangered Species Series" malt sie detailreiche Bilder gefährdeten Tierarten des amerikanischen Süd- und Nordwestens. Dabei trägt sie die Temperafarben und das Blattgold auf Papptellern als Bildträger auf. Dieser ungewöhnliche und billige Malgrund, der im Gegensatz zu den feinen Malmaterialien steht, weist auf unsere Wegwerfgesellschaft, auf die fragile Überlebenschance mancher Arten und auf unsere gedanken- und achtlose Haltung gegenüber diesen vom Aussterben bedrohten Arten hin.

Klimawandel, Lebensraumverlust, Verlust von Wasserressourcen und Einschleppung nicht-heimischer Arten bedrohen den Fortbestand einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten in den westamerikanischen Wüsten. Durch die wertschätzenden und liebevollen Darstellungen lenkt MF Dondelinger die Aufmerksamkeit auf diese wenig beachteten Tiere, die manchmal noch in amerikanischen Hinterhöfen anzutreffen sind.

Zu den Bildern gibt es auch ein Buch. "Modern Icons. The Sacrifice of Endangered Species of the American Southwest". Kurze Texte begleiten jedes Gemälde, beschreiben die Pflanze oder das Tier, seinen Lebensraum und die Ursache für seine Gefährdung.

 

Buchcover Modern Icons © MF Dondelinger

 

In der Serie "Almighty Dollar" malt sie Tiere - von der Honigbiene zum Bengalischen Tiger - deren Lebensbedingungen von Ausbeutung bestimmt sind oder waren auf Geldscheine.

 

Grey Wolf © MF Dondelinger

 

Dieses schöne, inhaltlich vielschichtige Bild "Metamorphosis" malte die Künstlerin für die Biennale in Florenz. Auf ihrer Homepage finden Sie mehrere Detailansichten.

 

Metamorphosis © MF Dondelinger

Metamorphosis (Detail) © MF Dondelinger

 

Nicht zuletzt weil die Tier- und Ikonenmalerin MF Dondelinger auch viele Hunde malt, passt sie gut in meinen Blog. Manche der Hunde, die "Sainted Dogs", haben Heiligenscheine, wie der verstorbene Sammi, der bei ihrer Familie lebte. Andere vierbeinige Freunde sind noch wohlauf.

 

Sammi © MF Dondelinger

Buddy © MF Dondelinger

Focused © MF Dondelinger

My friend © MF Dondelinger

Two Friends © MF Dondelinger

 

FM Dondelinger wurde in Auburn/Kalifornien geboren, sie lebt und arbeitet in Arizona und New Mexico. Sie schreibt auch einen Blog über ihre Arbeit.

alle Bilder © MF Dondelinger

 

Ausstellung, Buch, Malerei
31. Mai 2016 - 9:24

Das, was den meisten von uns vertraut ist, das Spazierengehen mit unserem Hund, hat die Fotografin Brigitte Bauer zum Ausgangspunkt eines Foto-Projektes gemacht. Anlass dafür war die Einladung zu einer Gruppenausstellung, die die französische Landschaft zum Thema hatte. Brigitte Bauer entschied sich dafür, ihre nächste Umgebung in Arles, die sie täglich mit ihrem Hund abgeht, künstlerisch zu untersuchen. Bald verlagerte sich die Aufmerksamkeit von der Landschaft auf Charo, ihren Hund.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Für das Projekt (Dogwalk 2011-2014) ist die Fotografin immer wieder die gleiche Strecke abgegangen und hat dieselben Motive bei verschiedenen Gelegenheiten fotografiert. Es ging um das Wesen des Gehens mit Hund und um das, was man während des Flanierens sieht.

Für die Spaziergänge hat Brigitte Bauer Gegenden ohne Autoverkehr ausgesucht, sodass sich ihre inzwischen 14-jährige Hündin Charo nicht nur frei, sondern auch sicher bewegen konnte. Die Fotografin ist ihr gefolgt und hat sich ihrem Erkundungsrhythmus angepasst. Hunde erfahren ihre Territorien und Reviere mit allen Sinnen, besonders aber nehmen sie Gerüche auf. Da sich Charo beim leinenlosen Umherstreifen nicht an räumliche, vom Menschen vorgegebe Grenzen hielt, verlagerte sich auch Brigitte Bauers Aufmerksamkeit auf das, was die Hündin interessiert hat und dem sie sonst wenig Beachtung schenkt.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Es entstand eine Serie von über 3000 Fotos mit dem Handy, aus denen Brigitte Bauer für die Ausstellung auswählen konnte. Jedes Foto kann allerdings auch als Einzelbild gezeigt werden.

"Dogwalk" und "Charo's video" sind von 1. bis 23. Oktober 2016 beim Parcours de l'Art, Avignon zu sehen.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Brigitte Bauer wurde mit ihren Fotos vom Montagne Sainte-Victoire (1992-94), dem Berg, den schon Cezanne gemalt hat, bekannt. In den folgenden Jahren hat sie sich immer mehr dem alltäglich Unspektakulären zugewandt. Sie näherte sich der Landschaft in Serien mit Kreisverkehren (Rond-Points) und Parkflächen in Stadtzentren oder in der Peripherie an (Aller aux jardins; La ville et le jardin) und konfrontiert unsere Naturvorstellungen mit den sozioökonomischen Veränderungen der Landschaft. Auf den ersten Blick mögen ihre Fotos dokumentarisch wirken, doch der Bildaufbau ist hinsichtlich Farbkomposition, Lichtgestaltung und räumlicher Anordnung der Figuren klar kalkuliert.

Auf ihre Fotoserie "Dogwalk" bin ich auf Fauna & Flora gestoßen. Dort finden sie auch ein Interview mit der Künstlerin.

Zum Abschluss sehen Sie Charo's Video, nicht mit der Hand-, sondern der Hundekamera (Body Cam) gedreht.

 

 

Brigitte Bauer (*1959 in Deutschland) lebt seit 1987 in Arles/Frankreich.

alle Fotos © Brigitte Bauer

 

Ausstellung, Fotografie, Video
28. März 2016 - 9:30

 

Einladung Kunstraum Neureut Der will nur spielen

 

Sehr gerne möchte ich Ihnen die Ausstellung "Der will nur spielen - Der Hund in der aktuellen Kunst" im Kunstraum Neureut in Karlsruhe empfehlen. Sie ist von Jens Andres kuratiert und zeigt zehn Künstlerinnen und Künstler, die auf individuelle Weise Hunde in ihrer Kunst darstellen, das Hundemotiv mit seinen vielfältigen Konnotationen in ganz unterschiedlichen Medien einsetzen.

 

Veronika Olma, Du, komm trink mit mir, 2011-2013, Tempera auf Leinwand, 150x200
Veronika Olma, Du, komm trink mit mir, 2011-2013,
Tempera auf Leinwand, 150x200 cm

 

Von Veronika Olma können Sie nicht nur Temperamalerei sehen (wie auch hier im Blog), sondern GPS-Zeichnungen, mit denen sie eine Möglichkeit gefunden hat, Kunst und Leben ineinander überzuführen. Wie beneidenswert! Aus Zeitmangel ist es für mich ja oft eine Entscheidung einen Blogbeitrag zu schreiben, zu malen oder mit meinem Hund Hedy spazieren zu gehen. Ich entscheide mich fast immer für Hedy. Großartig, wenn Veronika diese Entscheidung gar nicht treffen muss.

Veronika Olma nimmt den Wunsch des Menschen, auf der Erde Spuren zu hinterlassen, ganz wörtlich. Per Smartphone und einer "Wander-App" stellt sie GPS-(Auf-)Zeichnungen her. Geführt bzw. begleitet wird Veronika Olma dabei von ihrem Hund Bazi. Die GPS-drawings sind somit virtuelles Ergebnis eines symbiotischen Künstlerduos.

 

Veronika Olma,walk a dog 005
Veronika Olma, walk a dog 005, 2015, GPS-Zeichnung

 

Das Podest, auf das ich Hunde stellen möchte, kann gar nicht hoch genug sein!

 

Annett Bienhaus, Nach Hause schwimmen, 2013, Öl auf Leinwand, 200 x 120 cm
Annett Bienhaus, Nach Hause schwimmen, 2013, Öl auf Leinwand, 200 x 120 cm

 

Am besten so hoch wie das, auf dem der Pointer in Annett Bierhaus' kunstvoll inszeniertem Hundeporträt steht: irgendwo angesiedelt zwischen surrealen Säulen und Brancusis Versuch zur Unendlichkeit! Der präzise und streng ausgearbeitete Hund steht dem Betrachter als geheimnisvoller Partner gegenüber. Schwermütig und frontal blickt er aus dem Bild und zieht uns in das Bild. Die akkurate Malweise des Hundes und die in ihrer Farbigkeit eingeschränkten Requisiten verhindern ein Abgleiten in Sentimentalität und Trivialität.

 

Vera Kattler

 

Von Vera Kattler kannte ich nur ihre Affen-Bilder. Wie schön, dass ich jetzt auch ihren Hunden begegnen darf, dass sie mit den Hunden auch Eingang in die Ausstellung und meinen Blog findet. Wobei: Affe, Ratte, Krähe oder Hund sind eigentlich einerlei, geht es ihr doch nicht um die Abbildung eines Tieres, sondern um die Darstellung des Fremden, die Präsenz des anderen.

 

Vera Kattler

Vera Kattler

 

Weiters können Sie in der Ausstellung Arbeiten sehen von: Thomas Putze, Jens Andres (der auch als Kurator fungiert), Imi Knoebel, Ottmar Hörl, Igor Oleinikov, Patricia Waller und Andreas Welzenbach.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 31. März.2016, um 19 Uhr eröffnet. Die Einführung gestaltet Jens Andreas. Zu sehen sind die Exponate im Kunstraum Neureut e.V. in Karlsruhe bis zum 17. April 2016 jeweils Freitag von 17-19 Uhr sowie Samstag/Sonntag von 14-17 Uhr.

 

Einladung Kunstraum Neureut Der will nur spielen

 

 

Ausstellung, Malerei, Skulptur, Zeichnung
24. März 2016 - 15:10

Obwohl ich schon sehr oft im Wiener Belvedere war, gibt es immer noch Neues zu entdecken. Zum Beispiel diesen Hund mit Begleiterin in einer Nische der Marmorgalerie des Unteren Belvedere. Die Skulptur stammt vom Barockbildhauer Domenico Parodi.

Dieser zärtliche, liebevolle Blick zwischen Mensch und Tier, die sanfte Berührung hinter dem Ohr, das Festhalten auf dem weiblichen Oberschenkel! Ich habe die Skulptur nur schnell mit meinem Handy fotografiert, trotzdem kann man die barocke Bewegtheit (des Tuches) und die ganz feine Bearbeitung des Marmors (bei den Pfoten) erkennen. Hier hat es sich wirklich gelohnt einen zweiten Blick auf vermeintlich Bekanntes zu wagen.

 

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Skulptur von Domenico Parodi, Foto © Petra Hartl

Marmorgalerie im Unteren Belvedere, Foto © Petra Hartl

 

Ins Untere Belvedere gelockt hat mich übrigens die Ausstellung "Formkunst". Obwohl sie ohne jegliche Hundebeteiligung stattfindet, kann ich sie vorbehaltlos empfehlen. Sie hat zwar einen reißerischen Titel -  Klimt, Kupka, Picasso und andere. Formkunst - , der mit bekannten Namen natürlich auch Wien-BesucherInnen erreichen will, lässt aber viel Raum für Entdeckungen avantgardistischer tschechischer und ungarischer KünstlerInnen. Die Ausstellung geht noch bis 19. Juni 2016 den Grundlagen ungegenständlicher und gegenständlicher Kunst im Kulturraum der Donaumonarchie nach. Großartige, von mir noch nie gesehene Kupkas haben mich ebenso überrascht wie tschechisches und Wiener Kinderspielzeug begeistert.

Ein Beispiel eines Löwen von Ladislav Sutnar sehen Sie unten. Der tschechische Designer entwarf ab 1925 einfaches, billiges und sehr schönes Holzspielzeug. Ist die Mähne nicht atemberaubend gelöst?

 

Ladislav Sutnar, Löwe, um 1930
Ladislav Sutnar, Löwe, um 1930 (aus dem Katalog abfotografiert)

 

Ausstellung, Skulptur
11. März 2016 - 17:39

Zwei Augenpaare taxieren uns, blicken uns kühl und distanziert aus dem Bild heraus an. Als Betrachterin und Betrachter geraten wir selbst ins Blickfeld des Hundes und seiner stolzen und selbstbewussten Besitzerin. Nicht nur die Unbekannte, auch der Hund scheint von einer schwer fassbaren Melancholie durchdrungen, er scheint ihre Gefühlswelt wiederzuspiegeln.

 

Agnolo Bronzino, Bildnis einer Dame in Rot, um 1533, Foto Städel Museum – ARTOTH
Agnolo Bronzino (1503–1572), Bildnis einer Dame in Rot (Francesca Salviati?), um 1533
Öl auf Pappelholz, 89,8 x 70,5 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Städel Museum – ARTOTHEK

 

Dieses "Bildnis einer Dame in Rot", das der dreißigjährige Agnolo Bronzino 1533 gemalt hat, bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung "Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici", die noch bis zum 5. Juni 2016 im Städel Museum in Frankfurt am Main zu sehen ist.

Bronzino hat mit diesem Porträt einer jungen Dame, die den Diamantring der Medici an ihrer rechten Hand trägt, das monumentale repräsentative Damenbildnis als neue Gattung in die Kunst eingeführt.

 

Ich nenne das repräsentative monumentale Damenbildnisse. Damen, die sich in einer Weise darstellen lassen, wie sie vorher nicht üblich war, im großen Format, als Dreiviertelfigur, in üppigen Gewändern, vor allem mit diesen Puffärmeln, die diesen Figuren so ein luftiges Volumen und eine Gravität geben ohne wirklich schwer zu sein, mit einem Schoßhündchen als it piece artiges Acessoire, wie man heute vielleicht sagen würde, ein Spaniel, den diese Dame mit sich führt.  (Kurator Sebastian Eclercy, Zitat von hier)

 

Der Blick der jungen Florentinerin hält uns auf Distanz, der quer zum Betrachter stehende Sessel vergrößert den Abstand zur sitzenden Schönheit. Seine Lehne mit dem daraufliegenden Unterarm bildet die Basis einer gleichseitigen Dreieckskomposition. Die Rundnische wiederum schafft einen ruhigen Hintergrund rund um Gesicht und Oberkörper. Wie ein Fotograf nutzt der Künstler dabei das Streulicht der Nische wie der Bluse, um die Schattenpartien des Gesichtes sensibel aufzuhellen. (vgl. Städel Museum hier)

Auch ohne ihre Attribute erkennen wir an der würdevollen Haltung: Das ist eine Dame der Oberschicht. Neben dem kostbaren Kleid und dem Schmuck weisen Bücher, Gebetskette und nicht zuletzt ihr Hund auf ihren herausragenden gesellschaftlichen Rang, auf Bildung, Frömmigkeit und Sittsamkeit hin.

Ausgehend von diesem Glanzstück aristokratischer Porträtkunst spürt ein Teil der Ausstellung der Entstehung dieses neuen Bildtypus des Damenbildnisses anhand eng verwandter Frauenporträts nach.

Der Florentiner Manierismus wird als ein zentrales Kapitel der italienischen Kunstgeschichte durch 120 bedeutende Leihgaben vorgestellt. Zu sehen sind Werke unter anderem von Jacopo Pontormo, Agnolo Bronzino, Andrea del Sarto, Rosso Fiorentino und Giorgio Vasari. Insgesamt 50 Gemälde sowie 81 Zeichnungen, Skulpturen und Exponate weiterer Gattungen bieten eine außerhalb von Florenz noch nie dagewesene Übersicht zu einer stilprägenden Epoche, die der Kunstgeschichtsschreiber Vasari mit dem schillernden Begriff "maniera" charakterisiert hat.

Zur Ausstellung erscheint im Prestel Verlag ein umfassender, von Bastian Eclercy herausgegebener Katalog mit einem Vorwort von Max Hollein. ISBN: 978-3-7913-5505-4

 

Katalog Cover

 

 

Ausstellung, Malerei
19. Oktober 2015 - 8:46

Max Pechstein, Akrobaten, 1918 © Leopold Museum Vienna
Max Pechstein, Akrobaten, 1918 © Leopold Museum Vienna

 

Wer ist hier der schönere und bessere Akrobat?

Dieser begabte und stolze Hund ist zur Zeit in der Ausstellung "Farbenrausch. Meisterwerke des deutschen Expressionismus" in der Sammlung Leopold in Wien bis zum 11. Jänner 2016 zu sehen.

 

Ausstellung, Malerei
16. Oktober 2015 - 13:34

Eine Gruppe mit Hunden und ihren Haltern vor dem Kunstmuseum © Presseamt Bochum/
Eine Gruppe mit Hunden und ihren Haltern vor dem Kunstmuseum
© Presseamt Bochum/Lutz Leitmann

Foto Kunstmuseum Bochum

 

Kunstsinnige Vierbeiner, die noch dazu sozial verträglich und leinengängig sind, können mit ihren HalterInnen die Exponate rund um das Kunstmuseum Bochum begutachten.

Ob das geht, und was Bildsprache und Tierverhalten gemein haben, versucht Dr. Claudia Posca (Kunsthistorikerin und Hundetrainerin) herauszufinden. Der gemeinsame Spaziergang zu den Skulpturen im öffentlichen Raum lädt dazu ein, neue Wege der visuellen Kommunikation auszuprobieren. Frau Dr. Posca schreibt übrigens auch einen Blog über die Kunst im Ruhrgebiet.

Termine auf der Veranstaltungsseite des Kunstmuseum Bochum.

Nächste Termine: 22. Oktober 2015 (Treffpunkt Weitmar/Situation Kunst), 26. November 2015 und 10. Dezember 2015 (Treffpunkt Kunstmuseum), jeweils 17 Uhr.

Frau Dr. Posca bietet ihre erlebnisorientierte Kunstvermittlung auch im Skulpturen-Park vor den Toren der Flottmann-Hallen Herne an. Termine dazu finden Sie hier.

Natürlich geht es bei den gemeinsamen Spaziergängen nicht darum Hunde für die Kunst zu sensibilisieren, sondern darum, die Hundehalterinnen aufzufordern, nicht nur die Kunstwerke, sondern auch ihre Vierbeiner, ihre Körpersprache und Bedürfnisse, genau zu beobachten. Dazu bietet Claudia Posca Schnüffel- und kleine Beobachtungsspiele rund um die Skulpturen an. Näheres dazu finden Sie auch in einem Beitrag der Westdeutschen Zeitung.

Herzlichen Dank an Susanne Boecker für diesen interessanten Tipp.