Fotografie

18. Juli 2016 - 12:40

Vom Urlaub in Tirol zurück, möchte ich den Blog mit zwei Hundehaltern fortsetzen, die ihrer Liebe zum Hund mit visuellen Effekten (VFX) und Photoshop Ausdruck verleihen. Auf Mitch Boyer bin ich zufällig während des Schreibens meines letzten Beitrags über Jeong  Woojae gestoßen und er passt perfekt als Anschlusspost. Vielleicht hab ich auch einen Tipp bekommen - wenn ja, danke - ich kann mich nicht genau erinnern, der erholsame Urlaub hat anscheinend eine Erinnerungslücke hinterlassen.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bläst seinen Dackel zu monumentaler Größe - seinem eigentlichen Charakter und Wesen entsprechend - auf und verarbeitet seine Ergebnisse zu einem Kinderbuch: "Vivian the Dog Moves to Brooklyn". Vivian, der Dackel ist mit seinem Menschen von Albuquerque in New Mexico nach Brooklyn, New York gezogen und erkundet nun die große Stadt. Selbst zu beachtlicher Größe angewachsen, ist New York nicht mehr ganz so groß und bedrohlich! Wird Vivian in der kleinen Stadtwohnung bleiben oder in ihre alte Heimat zurückkehren?

 

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer, er hat sein Projekt über Kickstarter finanziert, will mit seinem Kinderbuch all jenen helfen, die große Veränderungen bewältigen müssen. Alleine in den USA müssen jährlich 5,5 Millionen Kinder zwischen einem und neun Jahren umziehen, das Buch soll mithelfen, ihnen die Veränderung ihrer Lebensumgebung zu erleichtern.

 

© Mitch Boyer

 

Mitch Boyer bearbeitet jedes Foto mit visuellen Effekten, die auch bei der Filmproduktion  verwendet werden. Er lebt als Fotograf, Illustrator, Autor und Regisseur in New York.

 

© Mitch Boyer

 

Mick hat natürlich eine Homepage, Vivian eine FB- und Instagram-Seite.

 

Auch Christopher Cline musste mit den Folgen eines Umzugs zurechtkommen. In Minnesota plagte ihn Heimweh nach Virginia. Doch seine Freundin erweiterte ihre Zweisamkeit um Juji, einen Goldendoodle. Mit ihm kam die Freude und die Inspiration zurück, die digital bearbeiteten Fotos ihrer gemeinsamen Abenteuer entstanden.

 

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

© Chris Cline

 

Chritopher Cline und Juji wurden zur Stars auf Instagram und Facebook.

 

Bilderbuch, Fotografie
31. Mai 2016 - 9:24

Das, was den meisten von uns vertraut ist, das Spazierengehen mit unserem Hund, hat die Fotografin Brigitte Bauer zum Ausgangspunkt eines Foto-Projektes gemacht. Anlass dafür war die Einladung zu einer Gruppenausstellung, die die französische Landschaft zum Thema hatte. Brigitte Bauer entschied sich dafür, ihre nächste Umgebung in Arles, die sie täglich mit ihrem Hund abgeht, künstlerisch zu untersuchen. Bald verlagerte sich die Aufmerksamkeit von der Landschaft auf Charo, ihren Hund.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Für das Projekt (Dogwalk 2011-2014) ist die Fotografin immer wieder die gleiche Strecke abgegangen und hat dieselben Motive bei verschiedenen Gelegenheiten fotografiert. Es ging um das Wesen des Gehens mit Hund und um das, was man während des Flanierens sieht.

Für die Spaziergänge hat Brigitte Bauer Gegenden ohne Autoverkehr ausgesucht, sodass sich ihre inzwischen 14-jährige Hündin Charo nicht nur frei, sondern auch sicher bewegen konnte. Die Fotografin ist ihr gefolgt und hat sich ihrem Erkundungsrhythmus angepasst. Hunde erfahren ihre Territorien und Reviere mit allen Sinnen, besonders aber nehmen sie Gerüche auf. Da sich Charo beim leinenlosen Umherstreifen nicht an räumliche, vom Menschen vorgegebe Grenzen hielt, verlagerte sich auch Brigitte Bauers Aufmerksamkeit auf das, was die Hündin interessiert hat und dem sie sonst wenig Beachtung schenkt.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Es entstand eine Serie von über 3000 Fotos mit dem Handy, aus denen Brigitte Bauer für die Ausstellung auswählen konnte. Jedes Foto kann allerdings auch als Einzelbild gezeigt werden.

"Dogwalk" und "Charo's video" sind von 1. bis 23. Oktober 2016 beim Parcours de l'Art, Avignon zu sehen.

 

aus der Serie Dogwalk © Brigitte Bauer

 

Brigitte Bauer wurde mit ihren Fotos vom Montagne Sainte-Victoire (1992-94), dem Berg, den schon Cezanne gemalt hat, bekannt. In den folgenden Jahren hat sie sich immer mehr dem alltäglich Unspektakulären zugewandt. Sie näherte sich der Landschaft in Serien mit Kreisverkehren (Rond-Points) und Parkflächen in Stadtzentren oder in der Peripherie an (Aller aux jardins; La ville et le jardin) und konfrontiert unsere Naturvorstellungen mit den sozioökonomischen Veränderungen der Landschaft. Auf den ersten Blick mögen ihre Fotos dokumentarisch wirken, doch der Bildaufbau ist hinsichtlich Farbkomposition, Lichtgestaltung und räumlicher Anordnung der Figuren klar kalkuliert.

Auf ihre Fotoserie "Dogwalk" bin ich auf Fauna & Flora gestoßen. Dort finden sie auch ein Interview mit der Künstlerin.

Zum Abschluss sehen Sie Charo's Video, nicht mit der Hand-, sondern der Hundekamera (Body Cam) gedreht.

 

 

Brigitte Bauer (*1959 in Deutschland) lebt seit 1987 in Arles/Frankreich.

alle Fotos © Brigitte Bauer

 

Ausstellung, Fotografie, Video
25. Mai 2016 - 14:22

Finden sie auch, dass die Fotos von Amy Stein seltsam surreal und artifiziell wirken?

Ihr Eindruck trügt nicht: Denn bei den großformatigen Fotos der Serie "Domesticated" (2005-2009) der US-amerikanischen Fotografin handelt es sich auch nicht um gelungene Schnappschüsse oder dokumentarische photojournalistische Aufnahmen außergewöhnlicher Tier-Mensch-Begegnungen oder Situationen, sondern um inszenierte Fotografien mit Tierpräparaten.

Die New Yorkerin untersucht das Aufeinandertreffen von Tieren mit Menschen bzw. der menschlichen Zivilisation, die immer mehr in die Natur eingreift/übergreift. Sie erkundet die zunehmend durchlässige Grenze zwischen der menschlichen verbauten Umwelt in städtischen Randzonen und der Wildnis.

Gleichzeitig erforscht sie damit unsere paradoxe Beziehung zum Wilden bzw. wilden Tier. Einerseits ist der Mensch von der Freiheit und dem Geheimnisvollen, das es repräsentiert angezogen, andererseits versucht er ständig das Wilde - auch in sich - zu zähmen.

 

High grass © Amy Stein

Predeator © Amy Stein

 

Die dargestellten Szenen basieren auf wahren Begebenheiten, die sich in Matamoros, einer ländlichen Gemeinde in Pennsylvania, zugetragen haben. Dazu hat Amy Stein Erzählungen der Einwohner, kurze Zeitungsmeldungen oder Polizeiberichte herangezogen. Tiere suchen z.B. im menschlichen Abfall nach Nahrung, dringen in den Raum ein, den die Menschen als ihren erachten. Die Tiere ersetzen damit einerseits die Jagd, andererseits werden sie zur Bedrohung.

Die Fotografien der Serie erzählen von dieser Bedrohung, von gefährdeten Menschen in der Nähe ihrer kleinen, bescheidenen Häuser. Die zugrunde liegenden Geschichten sind nur ein Ausgangspunkt für Amy Steins künstlerische Inszenierung, die Fotos demnach Fiktionen, die auf Fakten beruhen.

 

Trasheaters © Amy Stein

Groceries © Amy Stein

 

Eine ausführliche Darstellung von Amy Steins Arbeitsweise habe ich auf fototazo gefunden, wo die Künstlerin in einem Interview drei unterschiedliche Varianten von "Howl" erläutert.

Arbeiter haben ihr berichtet, dass auf einem Parkplatz, der von Laternen beleuchtet wird, heulende Kojoten herumlaufen. Sie hat diese Erzählung zum Anlass genommen, mehrere Fotos mit einem Kojoten-Präparat anzufertigen, wobei sie die Lichtquelle und die Beziehung des Tieres zu diesem Licht näher untersucht. Nehmen die Lichtquellen für den Kojoten die Stelle des Mondes ein, sind sie ein Surrogat für den Mond? Irritiert ihn das künstliche Licht?

 

Howl © Amy Stein

Howl © Amy Stein

Howl © Amy Stein

 

Auf einem Foto sieht man nur den Kojoten und das ausgestrahlte Licht. Der Ausdruck und die Emotionen des Kojoten scheinen hier am stärksten zu sein – obwohl es sich ja auf den drei Aufnahmen um das selbe ausgestopfte Tier handelt. in einem ist die Laterne als Lichtquelle erkennbar, eines balanciert ausgewogen zwischen diesen Ansichten. Bei dieser letzten Ansicht breitet sich das Licht kugelförmig aus und verweist so auf den Mond.

Das Buch zur Fotoserie: Amy Stein, Domesticated, Photolucida, Englisch, ISBN-13: 978-1934334041

 

Buchcover Domesticated

 

Amy Stein (*1970) lebt in Los Angeles. Sie wird von der Robert Koch Gallery in San Francisco vertreten.

Buch, Fotografie
6. März 2016 - 10:10

Da ich zur Zeit an mehreren schwierigen Blogbeiträgen arbeite und es noch einige Zeit dauern wird, bis ich damit auf einen grünen Zweig komme, wollte ich etwas Einfaches vorziehen, um ein halbwegs regelmäßiges Veröffentlichen sicherzustellen.

Ausgangspunkt für dieses "Einfache" war das Foto unten, über das ich im Internet gestolpert bin.

 

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012 © Peter Coffin, Photo Cathy Carver
Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012, mixed media, Courtesy of the artist and
Mugrabi Collection © Peter Coffin, Photo: Cathy Carver

 

Doch auch die Recherche zu diesem Werk gestaltete sich schwieriger als erwartet; der Künstler, Peter Coffin, stellte sich als Konzeptkünstler heraus. Coffin selbst sieht sich jedoch als Ideen-Künstler, sein Werk bezeichnet er als Ideen-Kunst ("idea art"). Da er von seinen Ideen ausgeht und überlegt, wie er sie in Werken materialisieren und in Ausstellungen umsetzen kann, sehen seine Arbeiten auch alle sehr unterschiedlich aus. Es gibt keine einheitliche "Handschrift" oder einen Stil, der für ihn - er ist kein Formalist - typisch wäre. Ein Blick auf seine Homepage genügt, um zu sehen, dass die Sammlung seiner Werke ein bisschen wie ein Sammelsurium aussieht.

 

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012 © Peter Coffin, Photo Cathy Carver
Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012, mixed media, Courtesy of the artist and
Mugrabi Collection © Peter Coffin, Photo: Cathy Carver
 

Die Dogge "Untitled (Dog)" zeigte er 2013 in der Ausstellung "Peter Coffin: Here and There" im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden in Washington/USA. Die Plastik fertigte ein Tierpräparator an, der eine Armierung mit Ponyfell überzogen hatte. Sie hatte die Größe eines kleinen Pferdes und schien - durch verdeckte Stifte gehalten - ein paar Zentimeter über dem Boden zu schweben (achten Sie auf den Schatten). Coffins Hundeplastik kombiniert eine vertraute Form mit einem ungewohnten Maßstab und transformiert das Bekannte in etwas Außergewöhnliches. Die Wirkung auf die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung war immens, unzählige zückten die Handys und ließen sich mit der Riesendogge fotografieren. Die Galerie hatte auch dazu angeregt, die Fotos auf eine Foto-Sharing-Website hochzuladen.

 

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012

Peter Coffin, Untitled (Dog), 2012

 

Peter Coffin (*1972) wuchs in Berkeley/Kalifornien auf, das während der der McCarthy-Ära Ort der linksradikalen Politik und in den 1970er Jahre Zentrum der Hippie-Bewegung war. Die Stadt war von Ideen des New Age ebenso geprägt wie von den Schriften des Begründers der Analytischen Psychologie C.G.Jung. Dementsprechend ist Peter Coffins konzeptionelle Arbeit durch Träume, Mythologien, Religion und Philosophie inspiriert.

Coffins Projekte beschäftigen sich mit Pflanzenkommunikation, Aurafotografie (mit einer speziellen Kamera) und der spirituellen Kraft von Kreisen. Er ordnet Bilder von Regenbögen spiralförmig an (Coffin ist der Neffe von Robert Smithson - Ja! "Spiral Jetty"! Land Art!) und entwirft Hosen für Bäume. Trotzdem wäre es zu kurz gegriffen ihn als eine Art Mystiker zu bezeichnen. Seine Beschäftigung mit Überzeugungen und Praktiken des New Age, sein Interesse an Physik und Kunstgeschichte ist von Neugier, aber auch Zweifel getragen.

 

Peter Coffin, Untitled © Peter Coffin

Peter Coffin, Untitled (Tree Pants)
Peter Coffin, Untitled (Tree Pants), Foto von hier

 

Sein Werk bewegt sich zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Fakten und Fiktionen, verknüpft empirische und esoterische Weltdeutungen. Niemals kommt Coffin zu eindeutigen Ergebnissen, Zweifel und Zweideutigkeiten bleiben erhalten. Die Interpretation der Werke gehört dem Betrachter, der Betrachterin, er möchte sie höchstens lenken, aber nicht bestimmen.

Er arbeitet viel mit Licht, Geräusch, Geruch, um alle Sinne anzusprechen und unsere Wahrnehmung herauszufordern. Deshalb ist es für mich auch unmöglich, sein Werk bloß über Fotos zu erfassen und zu beurteilen.

Der Wolf auf dem Fahrrad war Coffins Beitrag zu der Gruppenausstellung "Joyride" in der Marlborough Broome Street, die 2014 dem Fahrrad huldigte.

 

Peter Coffin, wolfcycle, 2006
Peter Coffin, wolfcycle, 2006, Foto von hier

Installationsansicht Ausstellung Joyride 2014, Foto Bill Orcutt
Installationsansicht Ausstellung Joyride in der Galerie Marlborough Broome Street,
NY, 2014, Foto: Bill Orcutt

 

Sollte Ihr Interesse geweckt sein, empfehle ich Ihnen ein ein Interview mit dem Künstler auf Art Observed von 2012.

Peter Coffin stellt international aus. Er lebt in New York.

 

Fotografie, Installation, Skulptur
14. Dezember 2015 - 20:55

Flussueberquerung, 2002 © Surat Osathanugrah
Flussüberquerung, 2002 © Surat Osathanugrah

 

Surat Osathanugrah (1930-2008) wurde 2002 mit der Ausstellung seiner Fotoserie "Vanishing Bangkok" als Fotograf bekannt. Er wandte sich erst mit 70 Jahren der Fotografie zu, zuvor war er unter anderem Geschäftsmann, Minister und Gründer der ersten privaten Universität Thailands. Während seiner Zeit als Fotograf publizierte er mehrere Fotobücher und stellte in Thailand, aber auch international aus - zum Beispiel 2005 im Wiener WestLicht - Schauplatz für Fotografie. Bei einem Fotobuchabverkauf fiel mir das wunderschöne Buch in die Hände.

 

Klassenunterschiede, 2002 © Surat Osathanugrah
Klassenunterschiede, 2002 © Surat Osathanugrah

Voyeur, 2002 © Surat Osathanugrah
Voyeur, 2002 © Surat Osathanugrah

Das Wasser geht, der Hund kommt, 2002 © Surat Osathanugrah
Das Wasser geht, der Hund kommt, 2002 © Surat Osathanugrah

Kind kuesst Hund, 2002 © Surat Osathanugrah
Kind küsst Hund, 2002 © Surat Osathanugrah

© Surat Osathanugrah
© Surat Osathanugrah

 

Der Titel der Ausstellung und des Buches "Vanishing Bangkok" bezieht sich auf das Verschwinden der traditionellen Lebensweisen in Bangkok. Surat Osathanugrah dokumentiert mit seinen poetischen Schwarz-Weiß-Fotografien diese vergehende Welt für zukünftige Generationen: charmant, humorvoll und mit einem Sinn dafür, im formal passenden Moment abzudrücken.

 

Ich habe versucht, die Komplexität des sich stets wandelnden Bangkok einzufangen, eine schwierige, aber auch angenehme Aufgabe. So viel von Bangkoks psychischer und sozialer Landschaft wird ständig transformiert und so vieles geht dabei auch verloren. Ich gehe hinaus auf die Straßen und Kanäle, ausgerüstet mit einigen Fotoapparaten, auf der Suche nach dem friedlichen, lächelnden Bangkok, das ich früher gut kannte. Hier sind die Ergebnisse. Es ist noch da! Man muss nur genauer hinschauen. (Surat Osathanugrah)

 

Dieses friedliche, lächelnde Bangkok ist natürlich auch ein Bangkok der Hunde!

 

Unten sehen Sie Hedy mit dem Buchcover. Das Buch ist - befürchte ich - nur schwierig erhältlich. Da ich Ihnen aber alle Fotografien mit Hunden zeigen wollte, habe ich die folgenden Bilder aus meinem Exemplar herausfotografiert – die Fotografien sind leicht beschnitten. Bitte sehen Sie mir die Qualitätsverluste nach.

 

Hedy mit Buchcover, Foto © Petra Hartl

Surat Osathanugrah, Der kranke Hund ist im Tempel zuhause, 2003
Der kranke Hund ist im Tempel zu Hause, 2003

Surat Osathanugrah, Glücklicher schlafender Hund, 2003
Glücklicher schlafender Hund, 2003

Surat Osathanugrah, Hundehütte, 2002
Hundehütte, 2002

Surat Osathanugrah, Last Supper, 2002
Last Supper, 2002

Fotobuch: Surat Osathanugrah: Vanishing Bangkok, 2005 (ISBN: 974-93111-8-3)

 

Fotografie
13. Oktober 2015 - 15:32

Hundefotografie boomt! Es wäre durchaus möglich über Wochen und Monate täglich einen Fotografen oder eine Fotografin vorzustellen, die Hunde in hoher Qualität porträtieren. Meistens verzichte ich darauf, wenn es nicht einen speziellen Aspekt gibt, der mich besonders anspricht.

Diesen Aspekt gibt es bei Paul Croes und zwar in der Verwendung von Accessoires, mit denen er die Hunde inszeniert. Mit Paul Croes werfe ich auch meine Haltung über Bord, keine bekleideten Hunde zu präsentieren. Die Fotoserien - Behind eyes - auf seiner Homepage haben mich sofort begeistert und es war sehr schwer eine Bildauswahl für den Blog zu treffen. (Am besten selbst durchklicken). Mein Lieblingsbild zeigt Manolita.

 

Manolita © Paul Croes

 

Sieht Manolita nicht wie eine afrikanische Königin aus? Ihr Leopardenschal changiert zwischen Überhöhung und ironischem Kommentar. Wie präzise die Schalenden in den Beinen ihre Fortsetzung finden - hier ist ein formaler Perfektionist am Werk, der gleichzeitig alles spielend leicht aussehen lässt. Wir HundekennerInnen sehen allerdings, dass Manolita die Ohren zurücklegt. Ganz geheuer ist ihr das Studio-Setting wohl nicht.

Paul Croes gelingt es mit ganz wenigen ergänzenden Objekten das Wesen, die Individualität der Hunde zu verstärken! Dabei legt er eine bemerkenswerte Sensibilität bei der Auswahl der Requisiten an den Tag! Hund und Requisit ergänzen einander in der Persönlichkeit (die Zartheit und Zerbrechlichkeit Mimos wird durch die Halskrause gestützt), der Farbe (und Inszenierung ihres Namens bei Fleur), der Oberflächenstruktur (der faltige Jazz mit dem Faltenwurf des Tuches) oder in der Stofflichkeit (der Welsh Terrier, der fast selbst wie ein Plüschhund wirkt).

 

Mimo © Paul Croes

K3 © Paul Croes

Yanos © Paul Croes

Kate © Paul Croes

Fleur © Paul Croes

Jazz © Paul Croes

Welsh Terriers © Paul Croes

 

Bronte unten ist nur ein Beispiel dafür, wie großartig auch Paul Croes Hundeporträts ohne Requisiten sind, doch die sind heute nicht mein Thema.

 

Bronte © Paul Croes

 

Der Grat zwischen Bekleiden und Verkleiden, dem Unterstreichen der Persönlichkeit des Tieres und seinem Lächerlichmachen ist ein sehr schmaler. Auf der FB-Seite von Paul Croes geht’s schon "wilder" zu als auf seiner Homepage, wird er meines Erachtens manchmal überschritten. Viele Hunde sind mit Perücken und Kopfbedeckungen zu sehen, die Verkleidungen nahe kommen und den Hund - wenn nicht als Lachnummer, so doch als Schmunzelnummer - funktionalisieren. Natürlich beweist Croes auch hier großes formales Geschick! Ich habe hier nur die harmloseren Kopfbedeckungen ausgesucht (also nicht die Mützen mit gestricktem Rentiergeweih!).

Zugegeben, dieser liebenswerte Kerl unter seiner Ohrenmütze bringt mich zum Schmunzeln. Bin ich humorlos, wenn ich meinem eigenen Schmunzeln kritisch gegenüberstehe?

 

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

© Paul Croes

 

Ob dieser Hund wohl im Sherwood Forest lebt? Das Foto gehört zu den Lieblingsfotos von Andrea Antoni, die mich auf Paul Croes aufmerksam gemacht hat. Vielen Dank für diesen großartigen Tipp!

 

© Paul Croes

 

Wenn man das Internet durchsucht (Suchbegriffe z.B. dog hat), wird schnell klar: Croes ist ein sehr bekannter und beliebter Fotograf. Vermutlich haben seine Wollhauben-Fotos einen wahren Strickwahn, wenn nicht ausgelöst, so doch verstärkt. Mit erschreckenden Ergebnissen. Die armen Hunde, die so herumlaufen müssen....

Auch ich habe vor vielen Jahren meine inzwischen verstorbene Hündin Lucy mit Baskenmütze fotografiert (auf einem Sockel sitzend!), ich denke nur ungern daran zurück. Halloween steht vor der Tür, die kostümierten Hunde werden das Internet wieder überschwemmen, dann kommt die Faschingszeit... Unwahrscheinlich, dass sich Hunde in einem Skelett- oder Star-Wars-Kostüm wohlfühlen. Bin ich eine Spaßbremse? Wie halten Sie es mit dem Ausstaffieren ihres Vierbeiners? Wo verläuft bei ihnen die Grenze zwischen einem lustigen Foto und Entwürdigung?

alle Fotos © Paul Croes

 

LeserInnen empfehlen, Fotografie
25. September 2015 - 12:34

Foto © Dox in focus

 

Hätten wir doch auch nur die Kraft und den Schwung, den der Hund auf dieser Fotografie ausstrahlt! Das Fotografen-Duo "Dox in focus" zeichnet für diese atemberaubende Momentaufnahme verantwortlich. Bei ihren Hundeporträts gelingt es den beiden, den Hund in seiner ganzen Individualität zu zeigen. Unter "Dox in focus" firmieren die Fotografen Stephanie Schmidt und Matthias Cameran, deren Fotografien eins gemein haben: sie geben den Charakter des Tieres wieder. Ihr Augenmerk liegt auf authentischen Aufnahmen des Hundes, deshalb verzichten sie ganz bewusst auf Inszenierungen und Stilmittel, die der Verniedlichung oder Vermenschlichung dienen. Hund darf in ihren Fotografien Hund sein!

Vielleicht wohnen Sie ja in Koblenz oder Umgebung? Dann haben sie die Gelegenheit eine Auswahl ihrer dynamischen Hundeporträts vor Ort zu sehen. Denn die Kunstgalerie SCHAUstudio ist auf den Hund gekommen und präsentiert am 31. Oktober 2015 Werke, die nicht nur für Kunstliebhaber, sondern vor allem für Hundefreunde und Hundeliebhaber interessant sind. Ab 19.00 Uhr sind Hund und Herrchen, Hund und Frauchen dazu eingeladen, das SCHAUstudio zu besuchen und die Künstler kennenzulernen.

Neben den Hundefotografien von "Dox in focus" werden an diesem Abend ausgewählte Arbeiten gezeigt, die das Thema artgerecht komplementieren - darunter ein Gemälde des Künstlers René von Boch sowie Zeichnungen von Wolfgang Thelen.

 

25. Juli 2015 - 18:40

Ich bin ein Wintermensch! Schnee ziehe ich der gegenwärtigen Hitze auf alle Fälle vor. Deshalb musste ich jetzt einfach einen winterlichen Beitrag schreiben, bevor mich und Hedy die hohen Temperaturen vollends lähmen und in Bewegungslosigkeit einfrieren (!) lassen. Wenn Ihnen die Hitze auch zusetzt, freuen Sie sich vielleicht über diesen kühlen Beitrag ganz besonders.

Die Fotoserie "Tiksi" ist nach der sibirischen Heimatstadt der Fotografin Evgenia Arbugaeva benannt. Sie liegt an der russischen Nordpolarmeerküste. Schnee, gefrorene Tundra, Polarnacht und magisches Polarlicht prägen diese einsame Gegend.

Nach fast 20 Jahren kehrt Evgenia Arbugaeva nach Tiksi zurück, um die Kindheitserinnerungen an der Realität zu überprüfen (War das Licht wirklich so mystisch, die Weite so unendlich?). Sie will  Motive suchen, die den Bildern der Erinnerung entsprechen.

 

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

 

Sie lernt das Mädchen Tanya kennen, die zur Protagonistin auf ihren Fotos wird und mit der sie eine surreale Geschichte inszeniert, ein sibirisches Märchen in Bildern erzählt. Durch Tanyas  neugierige, scheue, ehrfürchtige Kinderaugen kann die Künstlerin die Gegenwart betrachten und mit ihren Erinnerungen verbinden. Fotos in einer traumhaft verspielten Stimmung entstehen.

 

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

 

Was wir auf den ersten Blick sehen, sind Bilder voller Romantik, Melancholie, poetisch und nostalgisch. Die Aufnahmen sind farbenprächtig, hell und leuchtend. Sie sind aber auch dokumentarisch und zeigen eine fast aufgegebene Stadt. Die verblassenden Farben der Häuser und Gegenstände, deren Patina, all das, was auf uns einen ästhetischen Reiz ausübt, ist die Manifestation eines wirtschaftlichen Verfalls.

Während seiner florierenden Zeit hatte Tiksi 12000 Einwohner, die am Hafen, in Forschungs- und meteorologischen Stationen oder Militärstützpunkten arbeiteten. Mit dem Zusammenbruch der UdSSR 1991 verschwand die staatliche Infrastruktur. Tiksis Wirtschaft brach zusammen, die Stadt war dem Untergang geweiht. Mehr als die Hälfte der Menschen wanderten ab, auch Evgenia Arbugaevas Eltern zogen mit der Achtjährigen nach Yakutsk.

Als sie 2010 erstmals mach Tiksi zurückkam, war sie schockiert und traurig darüber, wie heruntergekommen und vernachlässigt ihre Heimatstadt war. Gebäude und Schiffe waren verrostet und lagen wie unheimliche Monumente einer großen vergangenen Zeit da. 2012 wurde der Flughafen geschlossen. Heute kommt Versorgung mit dem Hubschrauber.

 

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

aus der Serie Tiksi © Evgenia Arbugaeva

 

Vielleicht sehen andere Kälte, Einsamkeit, Mangel, täglichen Kampf und Verwahrlosung in den Bildern, ich sehe endlose Weiten, Unendlichkeit, höre eine eindringliche Stille.

Evgenia Arbugaeva beschreibt sich als Mensch des Nordens, der ohne die Ruhe und Ehrlichkeit der Arktis nicht leben kann, der sich in der Tundra zuhause fühlt. Im Winter gehen dort Schnee und Himmel horizontlos ineinander über, erzeugen ein Gefühl der Schwere- und Zeitlosigkeit. Auch in ihren anderen Langzeitprojekten fängt sie Menschen und Landschaften der Arktis und Tundra, die Beziehung von Mensch und Natur ein (Meteorologen in "Weather man“, , Mammutjäger in "Mammoth hunters“).

Evgenia Arbugaeva (*1985 in Tiksi) hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, ihre Arbeit wird international ausgestellt und erscheint in Magazinen wie The New Yorker, Le Monde und National Geographic.

alle Fotos © Evgenia Arbugaeva

 

Fotografie
22. Juli 2015 - 20:30

Vor ein paar Tagen habe ich mir zwei Fotografie-Ausstellungen in Wien angesehen. Die beiden Fotografen hatten nicht nur auf den ersten Blick nichts gemeinsam (außer dem Umstand, dass ich deren Werk am selben Tag kennengelernt habe), sie könnten vielmehr nicht gegensätzlicher sein.

Der eine, Joel Meyerowitz, nimmt für sich in Anspruch, die Farbe in die künstlerische Fotografie eingeführt zu haben und sich nicht für grafische Kompositionen, sondern für die umfassendste Beschreibung der Realität ("description") zu interessieren.

Dem anderen, Mario Giacomelli, er fotografierte nur schwarz-weiß, ging es gerade um formale Aspekte, um grafische Strukturen. Ich würde noch einschränkender sagen, es ging ihm um die Steigerung, ja Übersteigerung des Schwarz-Weiß-Kontrastes und um die Linie. Er war aber auch hauptberuflich Schriftsetzer!

Erfreulicherweise fanden sich bei beiden Fotografen auch Hunde als Motiv - wenn auch wahrlich nicht werkprägend -, sodass ich sie hier doch mit gutem Gewissen vorstellen kann.

 

New York City, 1965 © Joel Meyerowitz
New York City, 1965 © Joel Meyerowitz

 

Joel Meyerowitz wird zur Zeit mit einer Retrospektive im Kunst Haus Wien gewürdigt. Der inzwischen 77-jährige Fotograf und Dokumentarfilmer wurde in New York geboren und studierte Malerei (bei Ad Reinhardt) und Kunstgeschichte. Nach einer Begegnung mit Robert Frank wandte er sich der Fotografie zu. Er schrieb als Mitbegründer der Street Photography Fotografiegeschichte und etablierte in den 1960/70er Jahren die Farbfotografie (New Color Photography) als künstlerisches Medium. Er hat zahlreiche internationale Preise erhalten, 16 Bücher veröffentlicht und wurde bisher weltweit über 350-mal ausgestellt.

Die Retrospektive bildet einen Querschnitt durch sein Werk von den 1960er Jahren bis heute. Wir sehen seine Entwicklung von der Schwarzweiß-Fotografie zur damals als Fotografie für Hochzeiten verpönten und nur im privaten Umfeld oder in der Werbung verwendeten "unseriösen" Farbfotografie; seinen Wandel vom dynamischen Jäger als Street Photographer zum beobachtenden Inszenierer von Fundstücken, die er im Studio zu Stillleben arrangiert und fotografiert. Und wir sehen sein Experimentieren mit unterschiedlichen Formaten, Filmen und Kameras.

Als Street Photographer in New York und während seiner Europareise finden sich noch Aufnahmen mit Hund, ist er doch ständiger Begleiter des Menschen. Mit zunehmender thematischer Spezialisierung auf Architektur, Landschaft, Porträt und Stillleben (Cape Light, Red Heads, Ground Zero, Legancy - The parks of New York City, Still lifes) verschwinden sie jedoch aus seinem Œuvre.

 

New York City, 1963 © Joel Meyerowitz, Courtesy Howard Greenberg Gallery
New York City, 1963 © Joel Meyerowitz, Courtesy Howard Greenberg Gallery
 

Über diese Fotografie sagt Joel Meyerowitz selbst, dass er sich sehr dafür interessierte, wie Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten, zusammengewürfelt wurden. Er fotografierte die Menschen und deren spannende Beziehung zueinander oft während der zahlreichen Paraden, die in den 1960er Jahren stattfanden. Durch das Fotografieren stellte er sie in einen Rahmen, wodurch sie einen neuen Kontext erhielten. Der lachende Mann mit Hund steht einfach herum, der Betrachter weiß nicht, dass er einer Parade zusieht. Der andere respektvolle Mann hält seinen Hut vor die Brust, weil gerade die amerikanische Flagge vorbeigetragen wird, auch das weiß der Betrachter nicht. Ohne Kontext entsteht also ein surrealer, absurder Inhalt.

Mir gefällt das untere Bild viel besser: Als HundeliebhaberInnen identifizieren wir sofort das relevante Bildgeschehen. Der Dackelblick folgt dem Chihuahua, während die Kaffeehaus-Besucher den Dackel ansehen.

 

Paris, France, 1967
Paris, France, 1967 © Joel Meyerowitz.
Ich habe dieses Foto in der Ausstellung abgeknipst.

 

In "War protest" zeigt sich, wie Joel Meyerowitz sagt, die Eigenart des aufgesteckten Blitzlichtes den Schwerpunkt der Fotografie zu verändern. Die Demonstration gegen den Vietnamkrieg verschwindet, aber die Emotionen scheinen in der Angst und Angriffslust der Hunde verkörpert zu werden. Wenn Sie genau schauen, bemerken Sie, dass der Schäferhund den Husky gerade in die Pfote beißt.

 

Hedy mit Ausstellungskatalog, aufgeschlagen bei War protest, New York City, 1968
Hedy mit Ausstellungskatalog, aufgeschlagen bei War protest, New York City, 1968
 

Die Fotografie unten ist am Bodensee während der ersten Europareise von Joel Meyerowitz entstanden, der Hund steht im Hintergrund.

 

Bodensee, 1967 © Joel Meyerowitz
Bodensee, 1967 © Joel Meyerowitz

 

Für die Serie "From a moving car“ von 1966/67 fotografierte er in Europa aus dem fahrenden Auto. Über 2000 Aufnahmen entstanden, wobei 40 für seine erste Einzelausstellung im Museum of Modern Art verwendet wurden. Ein besonderes Highlight der Ausstellung im Kunst Haus Wien ist die Präsentation der 40 original vintage prints aus der MoMA-Schau von 1968.

 

Paris, Port de Cignancourt, 1966
Paris, Port de Cignancourt, 1966 © Joel Meyerowitz.
Ich habe dieses Foto in der Ausstellung abgeknipst.

 

Bei der Führung durch die Ausstellung am 16.7. 2015 äußerte sich Joel Meyerowitz zur Serie "From a moving car“:

 

I was in my Volvo car, the whole time and I photographed out of the window as I was driving the car … it was for me a conceptual work. I treated the car as if it was the camera and the window was the lens and I was inside the camera, driving the camera. …. I wanted to make photographs of things that I only had the barest recognition … I did not care about the perfect framing ...

 

Auch wenn für Joel Meyerowitz der "richtige" Bildausschnitt bei der Aufnahme kein Kriterium war, so sicherlich bei der Auswahl der Fotografien für die Ausstellung im MoMA. Das Foto mit dem weißen Hund ist einfach perfekt!

Bitte entschuldigen Sie, dass ich teilweise auf das Abknipsen der Arbeiten zurückgreifen musste, aber ich wollte Ihnen die wenigen Beispiele, die zu unserem gemeinsamen Nischen-interesse "Hund und Kunst" passen, nicht vorenthalten.

Die Ausstellung im Kunst Haus Wien (in Kooperation mit dem NRW-Forum Düsseldorf) ist noch bis zum 1. November 2015 zu sehen.

Quelle: Pressematerial und Katalog zur Ausstellung (Ralph Goertz (Hg.): Joel Meyerowitz Retrospective, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2014)

 

Ausstellung, Buch, Fotografie
15. Juli 2015 - 11:50

Alles beginnt mit einer Erinnerung, mit einer persönlichen Erinnerung.

 

Man and dog © Hajime Kimura

 

Das sagt der japanische Fotograf Hajime Kimura über seine Arbeit. In der Serie "Man and dog" ist es die Erinnerung an seinen verstorbenen Vater.

Nach dessen Tod geht der Fotograf mit Kuno, dem Hund des Vaters, spazieren. Er trifft Menschen, die seinen Vater gekannt haben, unterhält sich mit ihnen und lernt über diese Gespräche eine unbekannte Seite seines Vaters kennen.

 

Man and dog © Hajime Kimura

Man and dog © Hajime Kimura

Man and dog © Hajime Kimura

Man and dog © Hajime Kimura

Man and dog © Hajime Kimura

Man and dog © Hajime Kimura

 

Hajime Kimura fotografiert ausschließlich schwarz-weiß, wobei sich seine Aufnahmen durch hohe Kontraste und außergewöhnliche Bildausschnitte auszeichnen. Erinnerung, Neugier und Intimität mit dem Thema bestimmen Kimuras Aufnahmen weit mehr als das Verfolgen eines konkreten Konzeptes oder das Erzählen einer Geschichte.

Ich möchte Ihnen noch "Tracks", eine weitere, sehr bewegende Serie Kimuras vorstellen. In ihr zeigt er das Leben japanischer Rennpferde von der Geburt zum Tod und auf unsere Teller.

 

Tracks © Hajime Kimura

Tracks © Hajime Kimura

 

Da in Japan auch Pferde gegessen werden, hat er in einem Schlachthaus in Hokkaido fotografiert, wobei es nicht einfach war, eines zu finden, das ihm die Einwilligung dazu gab. In Hokkaido, einer Insel im Norden Japans, werden 95 % der Rennpferde geboren und aufgezogen. Alle, die nicht renntauglich sind, werden für die menschliche Ernährung geschlachtet oder zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet.

Auch diese Serie begann mit einer sehr persönliche Erinnerung. Kimura hatte als 21jähriger in einem Restaurant - ohne es vorher zu wissen - Pferdefleisch gegessen und versuchte diese Erfahrung mit der Erinnerung an Pferderennen, die er als Jugendlicher gesehen hatte, in Einklang zu bringen. Da ihm das nicht gelang, machte er sich mit der Kamera auf den Weg, um zu verstehen …

 

Tracks © Hajime Kimura

Tracks © Hajime Kimura

 

Die Aufnahmen sind formal und inhaltlich überwältigend, sie sind schön und machen emotional betroffen, und sie werden seiner Absicht mehr als gerecht: Bewusstsein und Sensibilisierung für das Leben und Sterben dieser Pferde zu erreichen.

Hajime Kimura (*1982) wuchs in Chiba, in der Nähe von Tokio, auf, studierte Architektur und Anthropologie. 2006 begann er auf ausgedehnten Reisen durch Japan und Asien zu fotografieren. Bis heute gewinnt er zahlreiche Preise und wird weltweit ausgestellt, darüber hinaus arbeitet er für Magazine wie TIME, The New York Times, Le Monde magazine, Newsweek, The Boston globe und Esquire.

Auf Hajime Kimuras Homepage können Sie sowohl die vollständigen Fotoserien sehen als auch Einblick in seine weitere Arbeit gewinnen. Ein ausführliches Interview zu seinem fotografischen Werk findet sich auf Photobook Melbourne.

alle Fotos © Hajime Kimura

 

Fotografie