Fotografie

18. Juni 2015 - 21:10

Ich möchte meinen vorletzten Blogbeitrag über Matt Brown, der Kettenhunde in den Appalachen fotografierte, zum Anlass nehmen, um Sie auf das Schicksal von Kettenhunden aufmerksam zu machen, die nur sehr selten in den Fokus unseres Interesses treten. Gleichzeitig will ich Ihnen das Projekt "Gefrorene Herzen - Grönlands traurige Schlittenhunde" des Tierschutzvereins "Robin Hood" vorstellen, das versucht, diesen vergessenen Hunden zu helfen.

Obwohl die Fotos in diesem Beitrag nicht primär unter künstlerischen Gesichtspunkten erstellt wurden, sondern der Dokumentation dienen, brauchen sie einen Vergleich mit Aufnahmen professioneller FotografInnen nicht zu scheuen. Marion Löcker (die Vereinsgründerin) ist als Tierrechtlerin auch eine tolle Fotografin. Aus jedem einzelnen Foto sprechen zudem Liebe und Respekt.

Mein Text folgt sinngemäß und sehr gekürzt ihren Projektbeschreibungen auf der Homepage von "Robin Hood".

 

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

 

Grönland wird mit Eis, Schnee, mit endlosen Weiten und unberührter Natur in Verbindung gebracht - und natürlich mit Schlittenhunden. Mensch und Tier versuchen gemeinsam den Kampf gegen die Kälte zu gewinnen. Soweit die noch weit verbreitete romantische Vorstellung.

Die Realität sieht anders aus: Etwa 21000 Schlittenhunde, die so genannten Grönlandhunde, vegetieren unter unfassbaren Bedingungen vor sich hin. Sie verbringen ihr kurzes Leben in Ketten, werden kaum mit dem Lebensnotwendigsten versorgt, Wasser und Futter sind selten, menschliche Zuwendung gibt es überhaupt nicht. Viele verdursten an der Kette, Welpen sterben auf felsigem Boden. Die Schlittenhunde Grönlands leiden und sterben unbemerkt.

2007 ist Marion Löcker erstmals nach Grönland gereist, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Was sie gesehen hat, war deprimierend in seinen Ausmaßen: eine schreckliche, unbeschreibliche Verwahrlosung tausender Hunde. Wieder in Österreich, hat sie ein Hilfsprojekt ausgearbeitet, das Mensch und Tier helfen sollte. Den Hunden durch den Bau von kleinen Tierheimen für ausgerissene, alte oder kranke Schlittenhunde, den jungen Inuit durch die Möglichkeit eine Ausbildung als Tierpfleger zu erhalten oder durch den Bau von Hundehütten der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Außerdem sollte eine große Aufklärungskampagne an Grönlands Schulen erfolgen.

Die Inuit kämpfen mit vielfältigen sozialen Problemen: Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Alkoholismus, Kindesmissbrauch, einer hohen Selbstmordrate. Unter diesen Umständen wird den Tieren keine Aufmerksamkeit zuteil, Tierschutz existiert nicht. Die jungen Menschen fühlen sich aufgerieben zwischen einer sterbenden Tradition und einer Welt, die sie aus Internet und Medien kennen.

 

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

 

Viele Hunde bekommen nur unregelmäßig Wasser und Futter. Sie sind den Wetterwidrigkeiten schutzlos ausgesetzt. Ketten und Seile verwickeln sich, sodass Hundemütter nicht zu den Welpen kommen, die fiebernd in einer Erdhöhle vor sich hin jammern. 

 

Mama mit Kindern, Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Kein Wasser, Tassilaq, Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Er sieht sehr schlecht aus, Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion L

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

 

Bis heute fährt Marion Löcker jedes Jahr nach Grönland um zu helfen, schreibt sie an Gott und die Welt, um auf die Schlittenhunde aufmerksam zu machen. Es erschienen Berichte in verschiedenen Medien, doch eine Änderung in Grönland bei den HundehalterInnen oder Behörden hatte dies nicht zur Folge. Erst 2012 kam der Durchbruch, als sie einen für Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit zuständigen Beamten in Grönland kennen lernte, der sich für ihr Anliegen interessierte. Das Hüttenbauprogramm begann! Eine Wasserleitung zum großen Hundeplatz wird noch heuer gebaut.

 

Tassilaq, Ostgrönland, Foto: Marion Löcker

 

Ein weiterer Erfolg für die Hunde: Es werden gepolsterte Brustgeschirre hergestellt, die nach und nach die blutig scheuernden Seile ersetzen sollen.

 

Gepolsterte Brustgeschirre statt blutig scheuernder Seile werden hergestellt, Fo

 

Seit über 23 Jahren arbeitet Marion im Tierschutz, 2010 hat sie den Verein "Robin Hood“ gegründet, der vor allem osteuropäische Tierheime betreut und Kastrationsprojekte durchführt. Ich kenne sie seit 15 Jahren persönlich, durch sie bin ich auch zu meiner rumänischen Huskyhündin Hedy gekommen.

Hunderte Fotos auf Grönland entstanden, eines bewegender, erschütternder als das andere, manche aber auch Hoffnung machend. Zu sehen in vielen Alben auf der Facebook-Seite von "Robin Hood" (z.B. Gefrorene Herzen, Grönlands Schlittenhunde bekommen kaum Wasser, Schlittenhunde in Grönland). Auf der Homepage von "Robin Hood" können sie die Geschichte von Marions Einsatz für die Grönlandhunde nachlesen, auf Ihrem Blog erzählt sie, wie wichtig es ist, nie aufzugeben.

Ich kann nur "Danke“ sagen dafür, dass es Menschen wie Marion gibt. Menschen, die nicht locker lassen, die auf Tierleid mit Energie und Handeln reagieren und nicht in Trauer oder Gefühlen der Ohnmacht erstarren.

Und hier ist sie, Marion Löcker, die ihr Herz an die Grönlandhunde verloren hat.

 

Marion hat ihr Herz an sie verloren, Tassilaq und Kummiut in Ostgrönland

 

Wenn auch Sie den Grönlandhunden helfen wollen, können Sie das bei "4000 Bausteine für Grönland“ ganz konkret tun. Mit Ihrer Unterstützung erhalten die Hunde weitere Hütten, werden regelmäßig mit Wasser und Futter versorgt und medizinisch betreut; neue Ortschaften können in das Projekt einbezogen und der Schutz der Hunde sowohl flächenmäßig als auch qualitativ ausgedehnt werden.

 

5. Juni 2015 - 18:00

Erst auf den zweiten Blick erkennt man den scheuen Hund mit der weißen Schnauze neben seiner Hütte liegen.

 

Jupiter, NC. 2009 © Matt Brown

Bumpus Cove, TN. 2007 © Matt Brown

 

Die Serie "Dogwater Blues" des amerikanischen Fotografen Matt Brown habe ich erstmals auf der Website Oitzarisme – Romanian online magazine on photography gesehen. Für mich naheliegend, dass die Fotografien in Rumänien entstanden sind. Sozusagen in mein Weltbild oder zu den Vorurteilen passend: Kettenhunde in Osteuropa. Erst beim genaueren Hinsehen und Nachlesen wurde mir klar, dass die Aufnahmen aus den Appalachen stammen. Hunde an der Kette zu halten ist eben eine weltweite Tierquälerei und überall in ländlichen Gebieten zu finden und mir auch aus Urlauben in Spanien (Mallorca, Kanarische Inseln) leidvoll bekannt.

 

Erwin, TN. 2007 © Matt Brown

Jonesborough, TN. 2007 © Matt Brown

Barnard, TN. 2008 © Matt Brown

Mountain City, TN. 2010 © Matt Brown

Rutherfordton, NC. 2010 © Matt Brown

Greeneville, TN. 2007 © Matt Brown

 

Matt Brown, er stammt aus Tennessee, zeigt uns seinen Blick auf das Leben der Menschen in den Appalachen, indem er deren Hunde zeigt. Er fotografiert auch die Hundehütten: marode, klapprige, aus Sperrholz und Blech zusammengeschusterte Behausungen.

Immer wieder fühlt er sich zu den Hunden mit ihren offenen und ehrlichen Blicke hingezogen. Von Müll und Verfall umgeben erkennt er in ihren direkten Blicken und in ihrem Geheul ein Gefühl der Verzweiflung und Traurigkeit. Trotzdem war es nicht seine primäre Absicht den Hunden durch diese Fotoserie eine Stimme geben, sondern über sie auf deren menschliche Halter schließen. Für ihn geben die Hunde mehr Aufschluss über die Menschen, als es jedes persönliche Porträt könnte. In diesem Sinne wurde "Dogwater Blues" ein Projekt darüber, wie der Mensch diejenigen behandelt, die er "liebt".

 

Clyde, NC. 2012 © Matt Brown

Asheville, NC. 2010 © Matt Brown

Alexander, NC. 2011 © Matt Brown

Barnardsville, NC. 2011 © Matt Brown

Bumpus Cove, TN. 2007 © Matt Brown

o.T. © Matt Brown

 

Die Fotografien stimmen mich sehr traurig: das angekettete Leben der Hunde, das vielleicht nicht in Lieblosigkeit begründet ist, sondern in einem Mangel an Verständnis für seinen Gefährten. Ich unterstelle, dass die meisten Menschen wirklich glauben ihre Tiere gut zu behandeln - Hundenamen sind auf die Hütten gemalt, Blumen bekränzen ein Grab -, doch wie traurig ist es, sie anzuketten und sie nicht ins Haus zu lassen. Ist es in der Angst begründet, dass sie weglaufen und nicht wiederkommen, wenn sie sich frei bewegen können? Müssen sie Hab und Gut bewachen, ihre HalterInnen beschützen?

Matt Brown lebt als Fotograf und Filmemacher in Ashvile/North Carolina. Er hat einen BA aus Englischer Literatur und Fotografie der East Tennessee State University.

alle Fotos aus der Serie "Dogwater Blues" © Matt Brown

 

Fotografie
9. Mai 2015 - 9:15

© Martin Usborne

Der Blick in eine Hundeseele - ein Foto voller Zärtlichkeit.

 

Wenn Sie zu den langjährigen LeserInnen meines Blogs gehören, können Sie sich vielleicht noch an Martin Usbornes Foto-Serie "Mute - The Silence of Dogs in Cars" erinnern, über die ich am 1. September 2011 geschrieben habe. Es war einer der ersten Beiträge überhaupt, die ich veröffentlicht hatte. Nicht zuletzt deshalb ist mir Martin Usbornes Arbeit, die ich mit großem Interesse verfolge, ans Herz gewachsen. Er gehört zu den Guten! Zu jenen, die ihre Kunst in den Dienst der Tiere stellen.

Jetzt freue mich ganz besonders, Ihnen sein neues Projekt vorstellen zu dürfen - ein Fotobuch, das auf das Leben und Sterben der spanischen Windhunde hinweist: Where hunting dogs rest. Dieses Buch stellt Porträts von geretteten Hunden neben Aufnahmen der Landschaften, wo die weniger glücklichen unter ihnen den Tod finden: in Schluchten und Flüssen, auf Landstraßen und dem freien Feld.

Sie können durch Unterstützung seines Projekts auf Kickstarter dazu beitragen, das Leid dieser Hunde bekannt zu machen und zu mindern. Mit seinem Fotobuch, in dem er die Schönheit und Würde dieser Tiere zeigt, möchte Martin Usborne diesen Hunden eine Stimme geben.

 

© Martin Usborne

© Martin Usborne

 

Jeden Winter werden in Spanien mindestens 30 000 Windhunde, die zur Hasenhetzjagd verwendet wurden, ausgesetzt oder auf barbarische Weise getötet, weil sie zu langsam oder zu alt sind. Vielen Besitzern ist es schlicht zu teuer, sie bis zur nächsten Saison zu behalten. Weltweit, aber auch in Spanien, ist deren qualvolles Dasein viel zu wenig bekannt oder es wird ignoriert.

Vor einigen Jahrhunderten waren diese wunderbaren Hunde die Gefährten der Könige und des Adels. Das Töten dieser Hunde war ein Verbrechen und wurde schwer bestraft. Heute werden der große Galgo und der kleinere Podenco zur Jagd auf Kleinwild eingesetzt. Nach der Saison werden die Hunde - nun selbst Opfer einer verkommenen Jagdtradition - mit Steinen um den Hals in Brunnen und Flüsse geworfen oder an Bäumen aufgehängt - eine besonders sadistische Form des Tötens, die Osborne hier beschreibt. Manche werden verletzt oder halb verhungert in Rettungsstationen aufgenommen und warten dort auf ein neues Zuhause.

 

© Martin Usborne

 

Es ist schwer zu sagen, wie viele Hunde unter diesen Zuständen leiden, da die Jagd in abgelegenen Gebieten stattfindet. Schätzungen sprechen von bis zu 200 000 Hunden jährlich. Das Tierheim 112 Carlota Galgos, in dem Martin Usborne fotografierte, und das nur ein kleines Gebiet abdeckt, bekommt täglich bis zu 90 Hunden.

 

White Galga © Martin Usborne

 

Martin Usborne, der auf seinen Reisen auch nach Spanien kam, reagiert auf diesen unerträglichen Zustand mit einem Fotobuch: Fotografieren ist das, wie er sagt, was er am besten kann. Das Buch selbst erzählt von der Schönheit und Eleganz der Tiere. Usborne stellt die Brutalität und das Leid nicht direkt dar, trotzdem ist es in den Hunden präsent. Sie sind nervös, schwach, scheu. Martin Usbornes Bilder nehmen die Tonalität und Stimmung von Gemälden Velázquez’ auf, geschaffen zu einer Zeit, als diese Hunde noch mit großem Respekt behandelt wurden.

   The work of this book is inspired by Velazquez. He painted at a time when these dogs were still revered and was born in an area where the dogs still hunt. His use of dramatic lighting and earthy colours provided a constant reference point and a reminder of these dogs' noble past. I hope that this images show something of the classical beauty and heritage of these dogs whilst not ignoring the ugliness of their modern situation.

 

© Martin Usborne

The smaller Podenco © Martin Usborne

 

Die Fotos wurden in Andalusien und Extremadura aufgenommen, wo die Hetzjagd üblich ist. Unerwünschte Hunde werden ausgesetzt, verbrannt, in den Flüssen ertränkt.

 

© Martin Usborne

© Martin Usborne

© Martin Usborne

 

Ein Teil des Bucherlöses kommt Tierheimen zugute. Neben dieser ganz konkreten Hilfe will Martin Usborne vor allem das internationale Bewusstsein erhöhen, um diese grausame Jagdtradition einzudämmen.

Auf seinem Blog "A year to help" beschreibt Martin Usborne seinen Versuch, in einem Jahr so viele Tiere zu retten wie möglich. Viele Tage beschäftigen sich mit "The rise and (almost) fall of the galgo"

Hier nochmals der Link zu Kickstarter, wo auch ein Video zum Projekt zu sehen ist.

Wenn Sie einen Galgo oder Podenco adoptieren wollen, können Sie sich an diese Rettungsstationen wenden: 112 Carlota Galgos und Fundatcion Benjamin Mehnert.

alle Fotos © Martin Usborne

 

6. Mai 2015 - 17:00

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

 

Die Fotos dieses Blogbeitrags stammen vom amerikanischen Fotografen John Divola, dessen künstlerische Praxis mit den Randzonen von Los Angeles und der kalifornische Wüste verwoben ist. In seiner Serie "Dogs Chasing My Car in the Desert“ (1996-2001) beobachtet Divola den verzweifelten und vergeblichen Versuch von Hunden, Jagd auf sein vorbeifahrendes Auto zu machen. Auf den Fotos sehen wir weder das Auto noch den Fahrer. Beide bleiben unsichtbar, sind aber implizit als Auslöser für das Verhalten der Hunde vorhanden. Die Fotos fangen Staub, Hitze, das frenetische Bellen der Hunde ein, zeigen ein energievolles Duell zwischen Hund, Mensch und Maschine.

Schon beim ersten Betrachen haben mich die Fotos melancholisch gestimmt. Kraftvolle Hunde laufen wild und nahezu zwanghaft etwas nach, das sie nicht einholen können. Das Unterfangen ist hoffnungslos, der Kampf nicht zu gewinnen. Doch die Aufnahmen erzählen nicht nur von Aggression und Angriff, sondern auch von Verlorenheit und Sehnsucht.

 

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

 

Sobald ein Hund anfing, Divolas Pickup zu jagen, fotografierte er mit einer 35mm-Kamera und High-Speed-Film aus dem Fenster. Dabei verschoss er bis zu einer ganzen Filmrolle.

Mit diesem direkten Zugang, mit der Aufnahme von bloß einem Hund und wenig mehr als einer staubigen Wüstenkulisse und einigen verschwommenen Sträuchern, gelingt es Divola, ein großes schwarz-weißes Drama zu entfalten. Dramatisch nicht nur im formalen Sinn, was die Darstellung von Bewegung, Geschwindigkeit und Kontrasten angeht, sondern auch im existenziellen Sinn des Ausdrucks eines Kampfes Natur gegen Zivilisation. John Divola beschreibt es in seinem Book Preface (unbedingt lesen) folgendermaßen:

   It could be viewed as a visceral and kinetic dance. Here we have two vectors and velocities, that of a dog and that of a car and, seeing that a camera will never capture reality and that a dog will never catch a car, evidence of devotion to a hopeless enterprise.

 

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

 

Die Fotos erzählen nichts vom Leben der Hunde, nichts davon, weshalb sie die Autos verfolgen. Sie frieren vielmehr den eindringlichen Moment des Nachlaufens ein, in dem es eine Dualität zwischen einem Gefühl der Abwesenheit und Anwesenheit gibt. Wahrscheinlich sind die Hunde halb wild, halb domestiziert, dem Menschen zugehörig, aber nicht behütet. Schutzlosigkeit, ein Mangel an Geborgenheit und eine reizarme Umgebung bringen sie dazu, den Autos nachzuhetzen. Das Verhalten der Hunde zeugt von fehlenden früheren Stimuli und zugleich von verzehrender Reaktion auf die Präsenz des Autos.

 

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

 

Ein schwarzer Hund rennt, die Vorder- und Hinterbeine ausgestreckt, die Ohren angelegt, in einer schattenhaften Unschärfe über den Vordergrund. Spuren von Gras erzeugen horizontale Linien auf seinem kraftvollen Körper, erzeugen ein Gefühl der Geschwindigkeit und Unvermeidlichkeit. Eine weite aschweiße Wüste erstreckt sich in die Ferne und endet an einem bergigen Horizont.

In vielen Fotografien erscheint der Hund groß und bedrohlich. Doch die Sicht, die uns Divola von der "Bestie" anbietet, lässt etwas von der wahren untergeordneten Position des Tieres in der Schlacht zwischen dem Wilden und dem vorsätzlich Zivilisierten/Domestizierten anklingen.

 

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

 

Sehr einfühlsam beschreibt Christopher Knight auf Divolas Homepage die Aufnahme des schwarzen Hundes, der vor dem schrägen Horizont Richtung Kamera springt. Seine Zähne sind entblößt und seine Augen brennen. Er rennt gegen das Herausrutschen aus dem Blick und Vergessenwerden an:

   But his demeanor is not so simple. Part fury, part delirium, with a mix of sheer bewilderment thrown in for good measure, it's as if the dog has marshaled every ounce of muscle to keep from sliding out of the frame and into oblivion. Once registered, that look will break your heart.

 

Dogs Chasing My Car in the Desert © John Divola

 

Die Hunde sind unterschiedlich weit entfernt, von Sträuchern verborgen, unscharf, sie blicken in das Objektiv: Doch trotz der scheinbaren Einfachheit der Fotografien spüren wir ihre konzeptionelle Tiefe, ihre Pracht und ihr kompositorisches Gewicht.

 

Run Sequence © John Divola

Run Sequence © John Divola

 

Die "Run Sequences" lassen sofort an Eadweard Muybridges wissenschaftliche Fotografien der Fortbewegung von Tieren aus dem 19. Jahrhundert denken, allerdings fehlt bei John Divola die nüchterne Fassade der Ordnung.

Ich versuche immer so viel wie möglich über die Arbeiten zu lesen, die ich Ihnen vorstelle und natürlich lässt John Divolas Fotoserie ganz unterschiedliche Interpretationen zu. Was ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist, dass in manchen Besprechungen die Hunde als "funny" beschrieben werden (da sie die Sinnlosigkeit ihres Unterfangens nicht begreifen). Sehr schön allerdings der Blogtext des Fotografen und Schriftstellers John Sevigny, der mir als Quelle und Anregung diente.

John Divola (geb. 1949) wuchs im  San Fernando Valley auf, er studierte an der California State University, Northridge und an der University of California, Los Angeles. Er wurde von Minimalismus und Konzeptkunst bzw. deren fotografischer Dokumentation beeinflusst.

   I came to the conclusion that [photography] was the primary arena of contemporary art, and that all painting and sculpture and performance was, from a practical point of view, made to be photographed, to be re-contextualized, and talked or written about.

Ab den 1970er Jahren entwickelt Divola seine eigene Kombination aus Performance, Skulptur und Installation, mit der Fotografie als konzeptionellem Kern. (vgl. hier)

alle Fotos © John Divola

 

Fotografie
17. April 2015 - 8:50

Midnight Strolls © Pooja Jain

 

Der indischen Fotografin Pooja Jain verdanken wir diese bewegenden Aufnahmen von Sabihah und ihren Straßenhunden, die von Liebe, Zärtlichkeit und Widerstand gegen die vorherrschende Haltung von Muslimen gegenüber Hunden erzählen. Die Fotoserie trägt den Namen "Midnight Strolls", denn Sabihah lässt ihre zehn Hunde nur in der Nacht zu gemeinsamen Spaziergängen aus der Wohnung. Da die meisten Muslime Hunde als sündig und unrein betrachten, ist es die einzige Zeit, in der sie vor Belästigung sicher ist.

 

Midnight Strolls © Pooja Jain

Midnight Strolls © Pooja Jain

Midnight Strolls © Pooja Jain

Midnight Strolls © Pooja Jain

 

Pooja Jain ist bei Ihrer Arbeit in einer Tierklinik durch den Tierarzt Dr. Ayoub M. Banderker auf die Debatte um Hunde und den Islam aufmerksam geworden. In seinem Aufsatz über Misshandlung und Vernachlässigung von Hunden (Animal Abuse and Welfare in Islam) beschreibt er, wie fehlende Information und Ignoranz die Grundlage von Tierquälerei und Tötungen bilden. Pooja Jains weiterführende Recherchen haben sie zu Sabihah geführt. Sie nimmt die gesellschaftliche Stigmatisierung auf sich, um das Leiden der Hunde zu mildern. Sie bewahrt nicht nur viele Hunde vor dem Verhungern und bringt ihnen Mitgefühl entgegen, sie versucht auch den Blick ihrer Mitmenschen auf die Hunde zu verändern. Gemeinsam mit örtlichen Tierschutzorganisationen ermutigt sie andere, Hunde aufzunehmen anstatt sie zu töten.

Ich habe die Pooja Jain auf feature shoot entdeckt, wo Sabihahs Arbeit umfassender dargestellt wird.

 

Alle Fotos © Pooja Jain

25. März 2015 - 10:55

2006, als er 18 Jahre alt ist, stirbt die Mutter von Jiehao Su. Er nimmt dies zum Anlass mehrere Jahre durch die Städte und ländlichen Gegenden Ost- und Südchinas zu reisen. Er sucht bedeutungsvolle Orte seiner Kindheit und Vergangenheit auf und beginnt zu fotografieren. Dabei spürt er den Fragen von Familie, Heimat, Identität und Existenz nach.

Seinen künstlerischen Niederschlag findet die sehr persönliche und in Sus Geschichte verwurzelte Suche ab 2012 im Projekt "Borderland". Dieses autobiografische Porträt seiner Heimat ist ihm zärtliches Andenken und Trost. Erleben und Erinnern, Realität und Imagination, Einsamkeit und Zugehörigkeit treffen in den Fotos aufeinander, die immer auch von der Suche nach Schönheit und Anmut in der Alltäglichkeit erzählen.

 

Borderland © Jiehao Su

 

Anlass für diesen Blogbeitrag ist das obere Foto mit den zwei Schäferhunden, das ich Ihnen unbedingt zeigen wollte. Die Deutschen Schäferhunde mit ihren zusammengeklebten Ohren schauen für mich in der Leere der chinesischen Landschaft seltsam exotisch aus. Corrie Siegel, die Kuratorin einer Ausstellung in Los Angeles, hat darauf hingewiesen, dass Su oft Paare fotografiert: Lesen könnte man das als Sehnsucht nach Zweisamkeit oder als Kommentar auf die Ein-Kind-Politik Chinas (vgl. auch hier). Auch die Hunde treten als Paar auf. Wenn man schon nicht zwei Kinder haben soll, dann wenigstens zwei Hunde.

Seine großen Farbfotografien porträtieren China als eine Nation, die im Wandel begriffen ist. Dieser Wandel umfasst die Landschaft und deren rasante Verstädterung und das tägliche Leben der Bevölkerung, die davon betroffen ist. Der graue Himmel - Smog - verbindet seine Aufnahmen des ruralen und urbanen Chinas.

 

Borderland © Jiehao Su

Borderland © Jiehao Su

 

Obwohl ich für Sie nur die Aufnahmen mit Tieren ausgesucht habe, wird bereits an diesen wenigen Beispielen seine Genauigkeit in der Farbwahl deutlich. In ihrer Gedämpftheit werden melancholische, ernste und intime Stimmungen befördert, treten poetische Qualitäten hervor. Von Jiehao Sus narrativer Qualität können Sie sich überzeugen, wenn Sie die gesamte Serie auf seiner Homepage ansehen!

Jiehao Su (geb.1988 in Guangdong, China) studierte Fotografie an der Pekinger Filmakademie, er lebt in Peking.

alle Fotos © Jiehao Su

 

Fotografie
20. März 2015 - 18:12

Überinszeniert sind diese Fotos nicht! Das war mein erster Gedanke als ich die Aufnahmen des Hundes Rudi auf der Homepage von Herrn Penschuck sah. Vielmehr zeugen sie für mich von einer liebevollen Unangestrengtheit. Rudi wurde hier beim Aufspüren bislang unentdeckter Kunstwerke namhafter Künstler und Künstlerinnen fotografiert!

 

beuys ohne hut © herr penschuck
beuys ohne hut © herr penschuck

walter de maria »vertikaler erdkilometer« © herr penschuck
walter de maria »vertikaler erdkilometer« © herr penschuck

 

Mein Eindruck hat mich nicht getäuscht:

Die Exkursionen mit dem Mischlingsrüden Rudi gehen von einer strikten Einhaltung des Grundgebots aus: Du sollst nicht inszenieren. Alle gezeigten Arbeiten wurden unverändert so vorgefunden und für die analytische Auswertung dokumentiert. Dabei begegnen uns bisher ungesehene Arbeiten von Malewitsch, Joseph Beuys, Martin Kippenberger und anderen Protagonisten moderner menschlicher Kunstproduktion. Da Hunden bisher die Inklusion in Museen weitestge­hend versagt geblieben ist, werden hier mutig neue Wege beschritten, die uns allen zu geistiger Wertschöpfung verhelfen können. (nachzulesen hier)

Dokumentation und analytische Auswertung werden nun im Mannheimer Uhland Atelier zum ersten Mal der interessierten Öffentlichkeit präsentiert - und zwar im Rahmen der Ausstellung "Kunst für Hunde. Herr Penschuck: Sichtung, Deutung und Dokumentation nichtmusealer Kunstgeschichte mit und von Caniden".

Ich kann Ihnen anhand einiger Beispiele zeigen, welche neuen Einsichten, Erkenntnisse, Entdeckungen möglich sind, wenn Sie sich der Führung eines Hundes anvertrauen. Analyse (kursiv) von Rudi D.Wurlitzer und Herrn Penschuck.

 

ai wei wei »fairy tale« © herr penschuck
ai wei wei »fairy tale« © herr penschuck

  

die nach deutschland derzeit zur documenta geladenen gäste aus china haben ihre geschichte erzählt, die 1001 antiken stühle aus der ming-dynastie wurden über den kunstmarkt in alle winde zerstreut. hunde sind natürlich experten, wenn es zur sondierung von fälschungen kommt. die unbeachteten gesässpolster weisen geruchlich auf fälscher in der gegend von gelsenkirchen hin.

 

anselm kiefer »mein herz ist asphalt, shulamith« © herr penschuck
anselm kiefer »mein herz ist asphalt, shulamith« © herr penschuck

  

ungesehen der künstler – macht er sich doch meist öffentlich sehr rar. einem immer mehr auf ästhetik ausserhalb der musenhalden trainierter sucher und canide lässt sich da aber nicht leimen. erst recht, wenn der geistermeister zwischen unser aller häuser seine urdeutschen fragen in den bitumen zieht. sozusagen der absolute ober-kiefer.

 

man ray »moving sculpture« © herr penschuck
man ray »moving sculpture« © herr penschuck

  

bemerkenswert – die kleinformatige fotografie von wäsche im licht- und schattenspiel ist zwar eine der substanziell stärksten surrealistischen arbeiten, wird aber wohl neben jenem rückenakt mit diesen aufgezeichneten violinen-schalllöchern weitgehend unterschätzt bleiben. hier wird sie jeden sommer zum nachstellen aus den depots geholt. hunde lieben allein schon den duft!

 

ed kienholz »roxy's« © herr penschuck
ed kienholz »roxy's« © herr penschuck

  

der eine oder andere kennt ja die anrüchig muffende bordell-installation in der bremer weserburg. ab und zu wird sie sogar abgebaut und verliehen. wie jetzt kürzlich – wir fanden sie an der weser in einem seglerheim. bloss die puffmutter »madam«, »miss cherry delight« –die schönheit vom lande – und die gefühlskalte »fifi« mit dem wecker im bauch waren gerade nicht da. der leicht ungelüftete geruch kommt gut an – da darf hund hund sein.

 

kasimir malewitsch »schwarzes quadrat« © herr penschuck
kasimir malewitsch »schwarzes quadrat« © herr penschuck

 

der erste analoge pixel des letzten jahrhunderts sozusagen – selbst umgeben von völlig heterogenen materialien zieht er instinktiv an. Die revolutionäre qualität der russischen avantgarde wird für hunde auch durch den schändlichen ausrutscher mit der hündin im weltraum namens laika nicht geschmälert.

Neben ausgewählten Arbeiten der 2014 entstandenen Serie (Polaroids als Direktdruck hinter Acryl) wird eine Videoinstallation gezeigt. Zur Eröffnung findet eine Lesung mit angemessener musikalischer Begleitung durch den 2ten Freund statt.

Der Hund "Coffee" hat übrigens die Aufbauarbeiten der von Volker Hartmann-Langenfelder kuratierten Ausstellung überwacht. Alles ist bereit für die Vernissage am 21. März! Die Arbeiten sind bis 4. April, jeweils Donnerstag bis Samstag von 18 - 21 Uhr, zu sehen.

 

 

KfH 1 © Fabian Wippert / Uhland Atelier
Die Ausstellung wird aufgebaut. Hund "Coffee" ist auch bereit.
Foto: Fabian Wippert / Uhland Atelier

KfH 2 © Fabian Wippert / Uhland Atelier
Hund "Coffee" hat sich von der ordnungsgemäßen Hängung der dreizehn Exponate
überzeugt und ist zufrieden! Foto: Fabian Wippert / Uhland Atelier

 

Menschen, die nicht nur kunstsinnige sondern auch rücksichtsvolle Partner für Ihre Hunde sind, kommen zur Eröffnung alleine oder nehmen sie an einem ruhigeren Tag mit. Dann gibt es auch kein Gedränge beim Beschnüffeln von Malewitschs Quadrat, das als Bodeninstallation im Original vorliegen wird.

Wer nicht zur Ausstellung kommen kann, ist aufgefordert die "Kunst für Hunde" auf Herrn Penschucks Homepage zu besichtigen. Ein großer Spaß ist es auch, einen Vergleich mit den bereits bekannten Werken von Ai Wei Wei, Ed Kienholz etc. anzustellen. Die Bildtitel helfen bei der Suche.

Auch abseits der "Kunst für Hunde" ist die Homepage von Herrn Penschuck eine Offenbarung. So hat er beispielsweise das fast vergessene Saiten- und Zupfinstrument des Eierschneiders für das erste internationale Eierschneider Orchester wiederentdeckt. Weiters rekonstruierte er 2010 erstmalig den echten Klang von Edvard Munchs "Der Schrei" und arrangierte die dabei entstandene Partitur aus dem Notenbestand neu.

Herr Penschuck, geb. 1966 in Melbourne, hat Linguistik und Kunst studiert. Er lebt seitdem in Oldenburg als freier und angewandter Grafiker, Fotograf und Konzeptkünstler.

Abschließend eine kleine Improvisation als Gruß von Hedy (Lamarr) an Rudi - auch sie eine rumänische Seele mit der Gabe des fremden Blicks.

 

Yayoi Kusama »Dots Obsession« © Petra Hartl
Yayoi Kusama »Dots Obsession« © Petra Hartl

 

"Kunst für Hunde", Uhland Atelier, Uhlandstraße 26a, 68167 Mannheim
Vernissage: Sa 21. März 2015, 18 Uhr
Ausstellung: 21. März - 4. April 2015, Do - Sa 18 - 21 Uhr

alle Arbeiten der Serie "Kunst für Hunde" © Herr Penschuck

 

Ausstellung, Fotografie
13. März 2015 - 10:44

Harold Eugene "Doc" Edgerton (geb. 1903 in Fremont, Nebraska, USA; gest. 1990 in Cambridge, Massachusetts) war ein amerikanischer Elektroingenieur, Erfinder des elektrischen Stroboskops und Pionier der Hochgeschwindigkeitsfotografie. Bekannt wurde er vor allem durch spektakuläre Aufnahmen von Flüssigkeitstropfen, abgefeuerten Projektilen und sportlichen Bewegungsabläufen, aber auch von Jackie, einem kleinen Terrier, der mit dem Schwanz wedelt oder über eine Bank springt.

 

Harold Edgerton, Jackie Wags His Tail, 1948
Harold Edgerton, Jackie Wags His Tail, 1948, Foto von Sikkema Jenkins & Co

 

Das Stroboskop kann mit Hilfe von kurzen Blitzlichtern Bewegungen aufnehmen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, da sie zu schnell ablaufen. Harold Edgerton wendet diese Technik an, um alltägliche Phänomene zu beobachten und zu dokumentieren: die Flügel eines Kolibri im Flug, einen Golfschlag, das Plätschern eines Milchtropfens. In der wissenschaftlichen Beobachtung verwurzelt, produziert er in seiner kraftvollen visuellen Ästhetik einzigartige und bahnbrechende Aufnahmen, die an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technik und Kunst liegen. Er selbst sah sich allerdings nie als Künstler, sondern als Wissenschaftler.

 

Harold Edgerton, Dog Jackie Jumps a Chair, 1948
Harold Edgerton, Dog Jackie Jumps a Chair, 1948; Foto von MIT Museum Collections

Harold Edgerton, Jackie Jumps, 1948
Harold Edgerton, Jackie Jumps, 1948; Foto von MIT Museum Collections

Harold Edgerton, Jackie jumpes the bench, 1938
Harold Edgerton, Jackie jumpes the bench, 1938;
Foto von Blog Stuttgarter Zeitung

In diesem Blogbeitrag wurde übrigens aus Jackie dem Hund eine Katze. Eine Katze! Nun, das Stroboskop macht nicht nur die Einzelschritte eines Bewegungsablaufs sichtbar, es verschleiert auch das Ganze.

 

Harold Edgerton, Jackie Jumps a Bench, 1938 © 2015 Estate of Harold Edgerton
Harold Edgerton, Jackie Jumps a Bench, 1938 © 2015 Estate of Harold Edgerton;
Foto von MoMA

 

Edgertons Interesse für die Fotografie, das er schon als Jugendlicher entwickelte, geht auf seinen Onkel, den Fotografen Ralph Edgerton, zurück. Mit dem Bachelor in Elektrotechnik (1925) beginnt Harolds wissenschaftliche Karriere. Er promovierte 1931 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und lehrte dort nach seiner Habilitation als Professor. Bis zu seinem Tod 1990 blieb er Mitglied der Fakultät.

Sowohl als Fotograf als auch als Wissenschaftler erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. 1940 gewann er den Oscar für seinen High-Speed-Kurzfilm "Quicker'n a Wink". Seine Fotografien werden international ausgestellt und befinden sich weltweit in renommierten Sammlungen. Erst kürzlich fand in der New Yorker Galerie Sikkema Jenkins & Co. eine Ausstellung seiner Werke statt, auf ihrer Homepage wurde ich erstmals auf diesen Künstler und Wissenschaftler aufmerksam.

Zum Abschluss ein Foto ohne Stroboskop: Für einen Hund ist immer Platz, sogar in der kleinsten Koje!

 

Harold Edgerton, Soldier laying on bunk holding a dog, 1944
Harold Edgerton, Soldier laying on bunk holding a dog, 1944;
Foto von MIT Museum Collections

 

Ich bemühe mich immer um Genauigkeit bei den Bildtiteln und habe bei dem wedelnden und springenden Jackie auch die Bildquellen als Link angegeben. Trotzdem vermute ich, dass in den Jahresangaben (1938 bzw. 1948) ein Irrtum passiert ist: kaum anzunehmen, dass Jackie hier im Abstand von zehn Jahren springt. Obwohl - einem Terrier kann man wohl alles zutrauen...

 

Fotografie
2. März 2015 - 21:57

Wenn Sie sich für künstlerische Hundefotografie interessieren, sind Sie sicher schon auf diese Aufnahmen von Tim Flach gestoßen:
 

Flying Mop © Tim Flach

Sleeping Mop © Tim Flach

 

Tim Flach gehört zweifellos zu den bekanntesten Tierfotografen. Seine Hundeserie ("Dog Gods") wurde im Internet unzählige Male verbreitet, weshalb ich bis jetzt darauf verzichtet habe, sie Ihnen auch hier vorzustellen.

 

Milky Way © Tim Flach

Puppies © Tim Flach

Gene - HAS2 © Tim Flach

Penny working the bracken © Tim Flach

Topiary © Tim Flach

 

Doch kürzlich hat mich eine Leserin - Frau Bettina Reiter - auf andere Tierfotografien von Tim Flach aufmerksam gemacht, die sie in der New York Times entdeckt hat. Neben den Kaniden beschäftigt sich Tim Flach thematisch mit dem Pferd ("Equus") und in der Serie "More Than Human" mit einer Vielzahl anderer Arten. Seit über zwanzig Jahren ist Bettina in Bonobos verliebt, kein Wunder, dass das küssende Paar nebst den Fledermäusen zu ihren Lieblingsbildern gehört. Die "Compassion Bats" gehören auch zu meinen Favoriten, sehen ihre Köpfe nicht wie die von Hunden aus?

 

Kiss © Tim Flach

Jambo © Tim Flach

 

Den Titel "More Than Human" hat Tim Flach gewählt, weil er sein Interesse für menschliche und nicht-menschliche Tiere widerspiegelt. Ist der Mensch wirklich einzigartig und steht über den nicht-menschlichen Tieren? Es fällt schwer dies zu glauben, wenn man sich Fotos wie "Kiss" oder "Jambo" ansieht!

Tim Flach spürt in seinen Fotografien den Fragen nach Anthropomorphismus und und Anthropozentrismus nach: Welche menschlichen Eigenschaften sprechen wir Tieren bezüglich ihres Verhaltens und ihrer Gestalt zu? Steht der Mensch im Mittelpunkt der weltlichen Realität? Wie sehen wir Menschen die Tiere, welche Bedeutung geben wir Ihnen? Wieso weisen wir der Taube (dove) einerseits symbolische Bedeutung zu, während wir sie andererseits als fliegende Ratte (pigeon) abwerten?

Gibt es einen schöneren Anlass über diese Fragen zu debattieren als Tim Flachs ausdrucksstarke Fotografien?
 

Compassion Bats © Tim Flach

 

Tim Flach hat eine sehr übersichtliche benutzerfreundliche Homepage, auf der er auch viele Fragen hinsichtlich seiner Kamera, seinen Bildtiteln, seiner Motivation Tiere zu fotografieren usw. beantwortet. Sie finden dort auch einen Überblick über die vier Bücher, die er bis jetzt veröffentlicht hat (Evolution, More Than Human, Dogs Gods und Equus).

Er ist ein Honorary Fellow der Royal Photographic Society und seit 2013 Ehrendoktor an der Kunstuniversität von Norwich. Er lebt und arbeitet in London.

alle Fotos © Tim Flach

 

LeserInnen empfehlen, Fotografie
6. August 2014 - 17:30

Eine Freundin hat mir dieses Bild zukommen lassen. Ich will es Ihnen nicht vorenthalten:

 

Buster Keaton geht mit seinem Hund spazieren
Buster Keaton geht mit seinem Hund spazieren! Foto via Gartenbaukino

 

Fotografie