Fotografie

1. August 2013 - 9:35

Was stellen die Objekte dar, die der 1971 in der Schweiz geborene und in Berlin lebende Florian Japp anfertigt?

 

Objekt 003: 2007 Holz, Lack, 90x50x50 cm © Florian Japp
Objekt 003: 2007 Holz, Lack, 90x50x50 cm © Florian Japp

Objekt 011: 2008 Holz, Lack, 28x28x28 cm © Florian Japp
Objekt 011: 2008 Holz, Lack, 28x28x28 cm © Florian Japp

Objekt 013: 2007 Holz, Lack, Satinband, 30x20x20 cm © Florian Japp
Objekt 013: 2007 Holz, Lack, Satinband, 30x20x20 cm © Florian Japp

 

Sind es Modelle neu entdeckter Moleküle, aufgeblähte pflanzliche oder kristalline Formen, postmoderne Küchenhilfen, fragil-skulpturale Versuchsanordnungen - irreal und gleichzeitig vorwissenschaftlich anmutend? Sind sie Design ohne Funktion, gar Kunst? Sicherlich Letzteres! Wenn sie uns auch an Bekanntes erinnern, sind sie doch zweckfreie Objekte - "organische Techniode" (Florian Japp) - poetisch und enigmatisch.

Es sind Objekte, die noch rätselhafter werden, wenn sie für Fotografien mit den für sie "passenden" Menschen kombiniert und betitelt werden. Oder eben mit Hunden, die ihr entsprechendes Objekt gefunden haben.

 

Skaidi, Fotografie, 2007 © Florian Japp
Skaidi, Fotografie, 2007 © Florian Japp

Geronimo, Fotografie, 2007 © Florian Japp
Geronimo, Fotografie, 2007 © Florian Japp

Momo, Fotografie, 2009 © Florian Japp
Momo, Fotografie, 2009 © Florian Japp

Fleck, Fotografie, 2007 © Florian Japp
Fleck, Fotografie, 2007 © Florian Japp

Balou, Fotografie, 2007 © Florian Japp
Balou, Fotografie, 2007 © Florian Japp

Ines, Fotografie, 2011 © Florian Japp
Ines, Fotografie, 2011 © Florian Japp

Genie, Fotografie, 2011 © Florian Japp
Genie, Fotografie, 2011 © Florian Japp

 

Die Fotografien reproduzieren oder dokumentieren die Objekte nicht, sondern konstituieren - unter Zuhilfenahme der Hunde, die die Gegenstände noch attraktiver erstrahlen lassen - eigene Werke.

Florian Japp ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass die Hunde bei den Fotoaufnahmen nichts tun müssen, was sie nicht tun wollen. Ich habe keine Sekunde Gegenteiliges angenommen. Finden Sie nicht auch, dass vor allem Skaidi und Momo ein unglaubliches Gefühl für ihre Rolle in der Komposition und Inszenierung aufgebracht haben? Skaidi wusste zweifellos um seine Wichtigkeit.

Vom 6. September bis zum 19. Oktober 2013 stellt Floria Japp in der Galerie Rockelmann &. neue Arbeiten aus. Mit dabei eine Skulptur für einen Hund, die von ihm  benutzt werden kann. Die Skulptur ist erst dann vollständig, wenn der Hund da ist.

alle Bilder © Florian Japp

 

Ausstellung, Fotografie, Skulptur
28. Juli 2013 - 19:18

Etwa 100 000 Wildtiere werden alleine in Österreich jährlich Opfer des Straßenverkehrs. Mit Schwankungen sterben jedes Jahr etwa 35 000 Rehe, 30 000 Hasen, 10 000 Fasane, Tausende Füchse, Marder, Dachse, Hunderte Rebhühner, Iltisse, Wiesel. Nicht mitgezählt Katzen und Hunde, Tauben und Igel. Allein 220 000 Rehe starben 2012 auf Deutschlands Straßen.

Am Wiener Stadtrand, wo ich vor allem mit dem Auto unterwegs bin, treffe ich fast täglich auf getötete Tiere und bin froh, wenn ich ausweichen kann, um den toten Körper nicht nochmals überfahren zu müssen. Traurigkeit bleibt immer zurück und ein Gefühl des Versagens, weil ich den Körper nicht berge und zumindest notdürftig bestatte.

Auch in Kansas, wo die Fotografin Emma Kisiel lebt, ist es nicht anders, sterben unzählige im Straßenverkehr. Doch sie nimmt sich einigen Opfern exeplarisch an und versucht ihnen durch eine kleine Zeremonie Beachtung und Achtung zu schenken und ihnen ihre Würde zurückzugeben. Mit Blumen und Steinen, die sie rund um die Kadaver kreisförmig anordnet und dabei auf die Gestalt, Textur und Farbe des Tieres Bezug nimmt, erschafft sie kleine Gedenkstätten und Mahnmale. Sie geht dabei ruhig und friedvoll vor, bewegt oder verändert der Tiere nicht. Im Mittelpunkt steht für sie die Heiligkeit aller Dinge. Natürliches Licht und die Wärme der Sonnenstrahlen spielen bei Zeremonie und Fotoaufnahme eine wichtige Rolle. Nachdem sie überfahren, besucht und betrauert wurden, werden die toten Körper wieder der Natur überlassen.

 

At Rest © Emma Kisiel

At Rest © Emma Kisiel

At Rest © Emma Kisiel

 

In ihrer Fotoserie "At Rest" stellt Emma Kisiel nicht nur die tierischen Opfer des Straßenverkehrs dar, sie konfrontiert uns gleichzeitig mit unserer Angst vor dem Tod und dessen Anblick. Sie zeigt die Auswirkungen des Menschen auf das Leben der Tiere, die, der vorherrschenden amerikanischen Religion, dem Christentum, entsprechend, wenig beachtet werden, denen man wenig Wert beimisst und denen man keinen Platz "im Himmel" einräumt. Unten beschreibt Emma Kisiel ihre Arbeit mit eigenen Worten:

      At Rest is a photographic series depicting roadkill on American highways and addressing our human fear of confronting death and viewing the dead.  My images draw attention to the fact that, while man has a vast impact on animal and natural life, Americans are largely driven by the dominant religion of Christianity, which insists that animals do not have a place in Heaven and are, therefore, of little value in our society.  To cause the viewer to feel struck by this truth, I photograph memorials I have built surrounding roadkill at the location at which its life was taken.  At Rest expresses the sacredness to the bodies of animals accidentally hit by vehicles while crossing the road.

By surrounding the subject with living and fake flowers and stone markers, I elevate the often ignored and overlooked dead animal to the level of a human being and impart the beautiful grace of their fallen bodies.  My photographs convey the sublime, the grotesque, and the lure of the macabre; we can hardly bear the visual of death, yet we cannot tear our eyes away.  While working, I assume a practice similar to attending a funeral or visiting a grave.  Quietly and peacefully, I assemble a memorial around the animal, considering shape, form, texture, and color.  All planes in the images in At Rest are in focus, referring to the sacredness of all things.  The lighting is natural; the warming light of the sun is an important factor in my roadkill grave setups.  My animal subjects are not moved or altered.  They are happened upon, visited with, remembered, and left to return to nature.

Emma Kisiel erweist den Tieren nicht nur "die letzte Ehre" und ermöglicht ihnen vielleicht eine spirituelle Reise, sie bringt auch die Würde der Opfer künstlerisch zum Ausdruck. Vielleicht löst ihr Tun bei manchen Irritation aus, verstören die Fotografien, ich empfinde große Dankbarkeit.

Auch in anderen Fotoserien beschäftigt sich Emma Kisiel mit den negativen Auswirkungen menschlichen Verhaltens auf die Tiere und zeigt gleichzeitig ihre enge emotionale Nähe zu ihnen auf. Sie zeigt sowohl das grauenhafte Leben der Tiere in Tierheimen, Zoos und Tierhandlungen als auch die Glorifizierung der Toten durch Präparation.

"More Dogs than Bones" von 2010 thematisiert die Hunde-Überpopulation im Najavo-Reservat. Viele Fotografien sind schwer zu ertragen. In diesem Reservat in Arizona und New-Mexico, das 26 000 Quadratmeilen groß ist, leben 180 000 Menschen und etwa 160 000 streunende Hunde und Katzen. Auf nahezu jeden Menschen kommt ein heimatloses, unkastriertes Tier. Tierheime und Kastrationspläne fehlen. Viele Hunde sind krank, unterernährt, vernachlässigt. Niemand kümmert sich um sie, die meisten haben noch nie menschliche Zuneigung oder Fürsorge kennen gelernt. Es gibt sozusagen mehr Hunde als Knochen, um sie zu ernähren. Emma Kisiel hat die Fotografien und einen einführenden Text zu einem fotografischen Essay zusammengefasst, in das Sie auf ihrer Homepage Einblick nehmen können.

 

More Dogs than Bones © Emma Kisiel

More Dogs than Bones © Emma Kisiel

More Dogs than Bones © Emma Kisiel

More Dogs than Bones © Emma Kisiel

 

Neben Ihrer eigenen künstlerischen Arbeit schreibt Emma Kisiel den Blog Muybridge's Horse, in dem Sie KünstlerInnen vorstellt, die sich für die Mensch-Tier-Beziehung und deren Interaktionen interessieren. Der Blog bietet den besten Überblick über künstlerische Auseinandersetzungen zu diesem Thema, den ich kenne und sei allen empfohlen, deren Interesse nicht nur dem Hund gilt, sondern alle Tiere einschließt.

Emma Kisiel hat ihren Bachelor of Fine Arts mit Schwerpunkt Fotografie an der University of Colorado Denver gemacht und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Homepage von Emma Kisiel

alle Bilder © Emma Kisiel

 

Fotografie
21. Juli 2013 - 9:01

Ich habe die Hunde gemietet. Ihre Trainerin warf Hühnchenstücke in Richtung des Bildschirms, damit sie hochguckten. In dem Moment musste ich auf den Auslöser drücken. Das Fleisch wurde später am Computer wieder entfernt. Und die Szene auf dem Screen auch. In Wirklichkeit haben die Hunde "Bambi" geguckt. (diCorcia zit.n. art)

 

Philip-Lorca diCorcia, The Hamptons, 2008
Philip-Lorca diCorcia, The Hamptons, 2008, (Inkjet print 101,6 x 152,4 cm),
Courtesy the artist und David Zwirner, New York/London

 

Alle, die mit Hunden leben, wissen natürlich, dass sie sich nicht für Pornos interessieren, übrigens auch nicht für Bambi. Mein Hund schaut nur zum Bildschirm, wenn gleichzeitig aus dem Lautsprecher Gebell oder Vogelgezwitscher dringt. Sollten die Hunde also wirklich "Bambi" gesehen haben, war das wahrscheinlich eher ein Zugeständnis an die Hundetrainerin. Bemerkenswert ist für mich als Betrachterin (und vollkommener Laie in Theorie und Praxis der Fotografie) nicht der Inhalt, sondern der Aufwand der Inszenierung und Nachbearbeitung, der zu diesem nahezu hyperrealen Ergebnis führt. Und traurig stimmt mich das Foto auch als Darstellung eines "entfremdeten" Hundelebens in sterilem Interieur.

Philip-Lorca diCorcia bildet die Wirklichkeit nicht ab, zeigt uns keinen gelungenen Schnappschuss, sondern inszeniert und arrangiert detailreiche Kompositionen mit aufwändigen Lichtapparaturen. Die realitätsnahe Wiedergabe und der scheinbar dokumentarische Blick werden in seinen Arbeiten von einer ausgeklügelten Bild- und Lichtrregie unterwandert. Die Frage nach der Möglichkeit der Abbildung von Realität ist eines der Hauptthemen diCorcias und verbindet die seit 1975 überwiegend in Serien entstandenen Fotografien miteinander.

"The Hamptons" stammt aus seiner letzten Serie "East of Eden", die er 2008 begann. Erstmals werden Arbeiten dieses momentan in Entstehung begriffenen Projekts in der Schirn Kunsthalle Frankfurt im Rahmen einer Überblicksausstellung des OEuvres des US-amerikanischen Fotografen Philip-Lorca diCorcia (*1951) präsentiert. Die Ausstellung ist noch bis zum 13. September 2013 zu sehen.

Wenn Sie sich ausführlicher über Philip-Lorca diCorcia informieren wollen, finden sie mehrere Beiträge im Schirn-Magazin sowie Besprechnungen von z.B. Damian Zimmermann im Standard oder Karin Schulze im Spiegel.

 

Ausstellung, Fotografie
16. Juli 2013 - 8:50

Manche Blogbeiträge gelingen besser als andere, manche mag ich auch nach langer Zeit noch sehr gerne. So ein Beitrag ist der über Martin Usbornes "The Silence of Dogs in Cars". Er gehörte am Beginn des Blogs zu meinen ersten "Entdeckungen". Kürzlich hat mir eine Leserin, S. aus Bremen (ich glaube sie hat etwas mit Eichkätzchen zu tun), vorgeschlagen, seine Serie "Nice to Meet You" zu zeigen. Nun, das tue ich gerne.

 

Nice to meet you - You look great © Martin Usborne

Nice to meet you - I agree © Martin Usborne

Nice to meet you - I also work at the bank © Martin Usborne

Nice to meet you - It's OK © Martin Usborne

Nice to meet you - Well done © Martin Usborne

Nice to meet you - I'm fine © Martin Usborne

Nice to meet you - Nice to meet you © Martin Usborne

Nice to meet you - I love you © Martin Usborne

Nice to meet you - It was a long time ago © Martin Usborne

 

In dieser Serie hat Martin Usborne jeden Hund durch ein besonderes Material verborgen fotografiert: eine nasse Glasscheibe, Rauch, ein Tuch, getrocknete Blumen. Er hat Hunde gewählt, die vernachlässigt oder aggressiv sind. Ergänzt hat er die Hundefotos um Phrasen, die das verbergen. Obwohl Hunde zu den Lebewesen gehören, die auch ohne Worte ihre Befindlichkeiten kommunizieren können, verstehen viele Menschen deren Äußerungen nicht oder machen sich nicht die Mühe sie zu verstehen. Auch davon handeln seine Fotos: von der Sprachlosigkeit der Tiere, von ihren verborgenen Schmerzen und stillen Bedürfnissen, die für viele Menschen nicht offensichtlich sind.

Mir gefällt die Serie "The Silence of Dogs in Cars" besonders gut, weil die Abgeschiedenheit und Verlassenheit der Hunde durch ihr Weggesperrtsein im Auto mit seinen geschlossenen Fensterscheiben durch die Fotografien kongruent zum Ausdruck gebracht wird. "Nice to Meet You" hat für mich allerdings eine formale Künstlichkeit, die den Blick verstellt - nicht nur auf die Hunde, sondern auch auf die Aussage. Dazu kommt, dass in vielen Blogs nur die Fotografien, ohne ergänzenden Text präsentiert werden, was das Erkennen des dahinterliegenden Konzepts erschwert. Doch dafür kann Martin Usborne natürlich nichts.

 

In einem Interview auf Four & Sons beschreibt Usborne das Verhältnis des Menschen zum Tier als eine der größten Tragödien unserer Zeit, weil wir sie dominieren, kontrollieren, missbrauchen:

 

Our relationship is amazingly screwed up, and it’s one of the greatest tragedies of our time. The way we dominate, control, silence and abuse animals is utterly horrendous. It’s why I’m spending a year to help animals—a sort of apology for all the years of inaction on my half towards helping other creatures.

Als "failed animal lover" hat Usborne ein Projekt begonnen, das über das bloße Fotografieren hinausgeht. A Year to Help: Ein Jahr lang will er so viele Tiere retten wie möglich: Haustiere, "Nutztiere", Fische, Vögel. Auf seinem Blog finden Sie auch sein Manifest. Unter Punkt 6 schreibt er: Ich muss aufhören Schinken zu essen. Das klingt im ersten Moment witzig, zeigt aber den Widerspruch auf, mit dem viele Tierfreunde und Tierschützer leben. In seinen Worten:

I’m a failed animal lover. Oh, I love animals so much! But I also love to eat them! Hang on…something don’t add up. I thought I had better straighten out my soul. No point just taking pictures; better try to do something positive. I have no idea if I have really helped but I feel myself sliding uncontrollably towards veganism, which is a fairly scary prospect for my fridge.

Ich wüsche ihm und den Tieren von ganzem Herzen viel Erfolg bei seinem Projekt und seinem Weg zum Veganismus.

 

LeserInnen empfehlen, Fotografie
8. Juli 2013 - 18:32

Jeder Beatles-Fan kennt Linda McCartney als Ehefrau von Paul McCartney. VegetarierInnen kennen sie vielleicht auch als Autorin zahlreicher vegatarischer Kochbücher, ihre ersten beiden Kochbücher "Linda McCartney’s Home Cooking" und "Linda’s Kitchen" wurden internationale Bestseller.

In erster Linie war sie aber Fotografin. Nachdem sie 1960 ihren Abschluss an der Scarsdale High School in Westchester County/New York gemacht und ein Studium der Kunstgeschichte an der Universität von Arizona absolviert hatte, begann sie Mitte der 1960er-Jahre professionell zu fotografieren; ihr künstlerisches Werk umfasst nahezu dreieinhalb Jahrzehnte bis zu ihrem Tod 1998.

Ihr Engagement für Tierrechte und ihr Eintreten für Vegetarismus fand auch Eingang in ihre Fotografie: Fotos über den Fleischkonsum der Menschen und über grausame Bedingungen der Tierhaltung entstanden. Ihre dokumentarische Fotografie bezieht entschlossen Stellung und bemüht sich dennoch um eine Balance: nicht nur Grauen und Abgründe zu zeigen, sondern auch Menschlichkeit und Schönheit in ihren vielen Erscheinungsformen. Zwei dieser schönen Erscheinungsformen sehen Sie unten: Martha und Paul.

 

Paul and Martha, London ©1968 Paul McCartney, Photographer Linda McCartney
Paul und Martha, London © 1968 Paul McCartney / Fotografin: Linda McCartney

 

In der weltweit ersten umfassenden Retrospektive würdigt das Kunsthaus Wien das Lebenswerk von Linda McCartney. Die Ausstellung zeigt 190 ihrer ikonischen Porträts des Rock and Roll der 1960er-Jahre, ihres Familienlebens und der Natur.

Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Oktober 2013, täglich von 10 bis 19 Uhr, im KUNST HAUS WIEN zu sehen.
 

28. Juni 2013 - 20:09

Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, was passiert, wenn Sie DOG rückwärts lesen. Eben! Vielleicht sind die Hunde nicht unsere Götter, aber wir vergöttern sie. Mit "wir" meine ich die hunderttausenden, ja Millionen Menschen, denen der Hund Partner, Freund, Familienmitglied ist. Wir verehren ihn für seine Liebe, Treue und Freundschaft. 

Diesen Gedanken logisch und konsequent inszeniert hat die deutsche Fotografin Sandra Birke für ihre Diplomarbeit, mit der sie 2011 ihr Kommunikationsdesign-Studium an der FH Düsseldorf abschloss. Inspiriert von den Ikonen der orthodoxen Kirche, die vom Menschen angebetete und verehrte Persönlichkeiten abbilden, hat sie den Hund als Ikone inszeniert.

"In Dog We Trust", eine Hommage an den Hund in 12 Fotografien, entstand.

 

Pelle © Sandra Birke

 

Im Mittelpunkt stehen Hunde, die von der Künstlerin zuerst im Studio fotografisch porträtiert wurden. Ergänzt wurden die Hunde um Utensilien, die ein glückliches und geborgenes Hundeleben heutzutage ausmachen: Halsbänder, Futternäpfe, Hundebetten, diverse Accessoires, natürlich verschiedenste Kauknochen und Hundekuchen sowie Nassfutter. Das Futter wurde vor dem Ablichten in Mustern und Formen angeordnet. Schließlich wurden aus allen einzelnen Elementen die für jeden einzelnen Hund passenden und einrahmenden Arrangements komponiert. Zusätzlich erhielt jeder Hund einen Heiligenschein, der ebenfalls ein typisches Bildelement in der Ikonographie ist. Die so komponierten Porträts wurden abschließend direkt auf Holz gedruckt. Durch die leicht saugende Oberfläche des Holzes erhielten die Arbeiten einen einzigartigen, gemäldeähnlichen Charakter.

 

Mattes © Sandra Birke

 

In einem Interview wurde Sandra Birke gefragt, welchen Hund sie auswählen würde, dürfte sie nur einen ausstellen. Nun, sie würde sich für Mattes (oben) entscheiden, weil er, obwohl erst acht Monate alt, die Idee der Ikone am würdevollsten und ruhigsten verkörpert. Als Probedruck lehnt er noch immer in ihrem Arbeitszimmer und blickt sie an.

Meine liebste Hundeikone ist übrigens "Guckstdu" (unten), wahrscheinlich weil sie die gleichen Ohren wie meine kleine Hedy hat.

 

Guckstdu © Sandra Birke

Louis © Sandra Birke

Emma © Sandra Birke

Irma © Sandra Birke

Ben © Sandra Birke

Cassandra © Sandra Birke

Finn © Sandra Birke

Helena © Sandra Birke

Jessi © Sandra Birke

Idefix © Sandra Birke

 

Sandra Birke, 1977 in Gütersloh/Deutschland geboren, arbeitet freiberuflich als Fotografin und Produktionsassistentin für Fotografen und Filmproduktionen.

 

alle Bilder © Sandra Birke

Fotografie
7. Juni 2013 - 10:29

Africanis 23, 2009 © Daniel Naudé

 

Was für ein Anblick! Dieser große, stolze, afrikanische Hund ist ein Africanis! Er stammt von den ägyptischen Hunden, die auf den alten Wandmalereien dargestellt waren, ab (Johan Gallant "The Story Of The African Dog"). Die Rasse ist erst seit 2002 bekannt, früher wurde dieses Tier, das Ähnlichkeit mit einem riesigen Windhund hat, unverwüstlich, ausdauernd und genügsam ist, oft abwertend als Zulu-,  Bantu - oder Hottentotten-Hund bezeichnet.

Der Fotograf Daniel Naudé traf ihn erstmals 2006. Er war von der Begegnung mit diesem Africanis in der Karoo, einer Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen Südafrikas, derart begeistert, dass er begann, diese großen Hunde in der Karoo und in der Transkei - einem Gebiet im östlichen Kapland - zu fotografieren.

Der Africanis gehört zu den wenigen verbliebenen natürlichen Hunderassen der Welt: Er ist das Produkt von natürlicher Selektion und jahrhundertelanger physischer und psychischer Anpassurng an Umweltbedingungen und nicht Ergebnis der Zucht durch den Menschen. Heute lebt der Africanis in ländlichen Gebieten Südafrikas und wird von der indigenen Bevölkerung für seine Widerstandsfähigkeit, Intelligenz und sein Jagdgeschick geschätzt.

 

Africanis 5, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 6, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 7, 2007 © Daniel Naudé

Africanis 9, 2008 © Daniel Naudé

Africanis 19, 2010 © Daniel Naudé

 

Naudés fotografischer Zugang ist dem der Maler des 18.Jahrhunderts wie George Stubbs oder Samuel Daniell ähnlich, die die Natur klassifizierten. Er stellt die Africanis kraft- und würdevoll in leichter Untersicht dar, um deutlich zu machen, dass es sich eben nicht um verwilderte streunende Mehrrasse- oder domestizierte Hunde handelt, sondern um eine unabhängige Rasse. Die bewegungslose Präsenz der Hunde, in stillen Bildern festgehalten, ist Resultat der fotografischen Situation. Naudé kann erst auslösen, wenn er als Eindringling in ihr Territorium ihr Vertrauen gewonnen hat.

 

Buchcover

 

Während der fotografischen Jagd auf die Africanis, die Naudé in seinem Verhalten den sowohl scheuen, flüchtenden als auch jägerischen Hunden ähnlich werden ließ, lernte er die reiche Geschichte des Landstrichs und seiner Menschen für sein Projekt "Animal Farm" kennen. Naudé ging Fragen der Herrschaft über Tiere und der gegenseitigen Abhängigkeit von Mensch und Tier nach: Wie leben Menschen und domestizierte Nutztiere - Esel, Rinder, Schafe usw. - in den ländlichen Gegenden Südafrikas? Fotografisch untersuchte er diese Beziehung, die geprägt ist von einem zärtlichen, behütenden Aufziehen der Tiere, die sich letztendlich in eine ausbeutende (als Arbeits- und Lasttier) oder todbringende (als Nahrung) verwandelt.

 

 

David Tieties with his three-day-old donkey. Verneukpan, Northern Cape,
6 April

 

Naudés mehrjährige Aufenthalte im ländlichen Südafrika führten ihn zu einem näheren Verständnis der komplexen Beziehung der Bauern zu ihren Tieren, ja des generellen Mensch-Tier-Verhältnisses. Darüber hinaus findet er die ganze Geschichte Südafrikas - eine Geschichte der Kolonisation und Apartheit - in der Beziehung des Menschen zu den Africanis wieder. Ganz im Sinne Franz Kafkas "Forschungen eines Hundes" von 1922: "All knowledge, the totality of all questions and all answers, is contained in the dog".

I wanted to portray my subject as a reflection on the complexities and diversities in our country [...] I point my lens to these animals so that we can question, challenge and finally learn to relate. (vgl. dazu Artikel in der Time LightBox)

 

Ralles mit seinen Jagdhunden. Waterkrans Farm, Richmond, Nordkap, 12. Mai 2010 ©

Slaughterhouse on Quaggafontein farm. Graaff-Reinet, Eastern Cape,
15 May 2010 ©

Backyard of the Kenhardt Hotel. Kenhardt, Northern Cape, 7 April 2009 © Daniel N

Sneeuberg Pass. Sneeuberg, Murraysburg Distrikt,
 2. Februar 2009 © Daniel Naudé

 

Naudé wurde 1984 in Cape Town geboren, 2007 schloss er an der University of Stellenbosch das Studium Visual Arts ab. Mehr zu Naudé finden sie auf den Seiten der Galerien Michael Stevenson sowie Brodie/Stevenson.

Daniel Naudé: Animal Farm, 2012, Prestel Verlag, ISBN 978-3-7913-4724-0 (engl.)
 

alle Fotos © Daniel Naudé

 

Buch, Fotografie
31. Mai 2013 - 21:18

Philipp Pahl malt Hunde, Esel und Hunde und Esel. Begonnen hat der Leiter einer Lüneburger Werbeagentur damit auf Mallorca, und er fand den passenden Markennamen dafür: Treukopf. 

 

Chuma im Wunderland, 2013 © Philipp Pahl
Chuma im Wunderland, 2013 © Philipp Pahl

Die Treustory, 2013 © Philipp Pahl
Die Treustory, 2013 © Philipp Pahl

FC Treukopf, 2013 © Philipp Pahl
FC Treukopf, 2013 © Philipp Pahl

Mac, 2013 © Philipp Pahl
Mac, 2013 © Philipp Pahl

Luna, 2013 © Philipp Pahl
Luna, 2013 © Philipp Pahl

 

Die Fotografen Christian Lohfink und Phillip Gätz stießen mit Hund- und Eselfotografien dazu.

 

Follow Me, 2013 © Christian Lohfink
Follow Me, 2013 © Christian Lohfink

Germanski, 2013 © Christian Lohfink
Germanski, 2013 © Christian Lohfink

Pelle leckt, 2013 © Christian Lohfink
Pelle leckt, 2013 © Christian Lohfink

© Phillip Gätz
© Phillip Gätz

 

Bei der Gruppenausstellung "Treuköpfe und Sturköpfe" in Hamburg ist das Ergebnis der künstlerischen Zusammenarbeit zu sehen: 22 Gemälde, 40 Fotografien und diverse Installationen. Vom 7. bis 9. Juni in der Fabrik der Künste, Kreuzbrook 10.

So profan dies zunächst klingen mag, verbergen sich aber sehr vielschichtige, künstlerische Interpretationen hinter den beiden Schlagwörtern. Es liegen monatelange Vorbereitungen, unzählige Meetings, tierische Castings, durchmalte Nächte, aufregende Shootings und vor allem sehr viel Spaß hinter ihnen, ist auf der Treukopf-Homepage zu lesen.

Werden Sie uns treu! fordern die Künstler auf. Das sollte nicht schwer fallen. Sie gehören zu den Guten. Auf der Homepage versichern sie nicht nur, dass die Tiere alles freiwillig mitgemacht haben, sie stellen auch den Tierschutzverein "Hands 4 Animals" vor, der für Tiere aus Mostar/Bosnien & Herzegowina liebevolle "Endplätze" vermittelt.

 

Philipp Pahl, Foto © t&w
Philipp Pahl, Foto © t&w

 

Ist es nicht herrlich, einmal ein Bild von einem Esel zu sehen, der laut ins Mikro brüllt? Meistens leiden sie still und von uns unbemerkt. Ich möchte dieses kraftvolle Bild zum Anlass nehmen, um Sie noch auf einen Salzburger Tierrechtsverein aufmerksam zu machen, der sich für die etwa 100 000 mauretanischen "Arbeitsesel" einsetzt, die unter unvorstellbar grausamen Lebensbedingungen ihr Dasein fristen. RespekTiere beschäftigt vor Ort einen mobilen Tierarzt und Helfer, die monatlich 1000 Esel medizinisch versorgen und Aufklärungsarbeit gegen Tiermisshandlung bei der Bevölkerung leisten.

 

17. April 2013 - 19:31

Hunde blicken bei Hellen van Meenes analogen Außenaufnahmen frontal in die Kamera. Sie sitzen vor einem roten oder blauen einfärbigen Hintergrund, der nicht nur nicht von den einzelnen Persönlichkeiten ablenkt, sondern vielmehr den Fokus auf deren Charakter und Eigenheiten legt. Die ornamentalen Orientteppiche zeugen einerseits vom Respekt, den van Meene den tierischen Modellen ebenso entgegenbringt wie den Jugendlichen, die sie sonst porträtiert und zitieren andererseits die niederländische Kunst des "Goldenen Zeitalters". HundeliebhaberInnen wissen natürlich, dass es nur schöne Hunde gibt, alle anderen werden in diesen Porträts weniger deren Schönheit als deren Potenzial für psychologische Porträts erkennen.

 

o.T., 2011 © Hellen van Meene

 

Die Hunde, die hier wie beim Studiofotografen posieren, wurden von der 1972 in Alkmaar geborenen niederländischen Fotografin Helen van Meene fotografiert. Sie wurde durch quadratische Fotografien von Mädchen, jungen Frauen und androgynen Burschen - zwischen Kindheit und Erwachsensein - bekannt. Nun stellt die in Österreich wenig gezeigte Fotografin in der Wiener Fotogalerie OstLicht "Portraits" aus. Van Meenes Fotografien wurden bereits im Art Institute of Chicago, dem Van Gogh Museum in Amsterdam oder dem Museum Folkwang in Essen ausgestellt.

 

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

 

Auch wenn die von ihr ausgewählten Tiere als natürlich begabte Poseure auftreten, erinnern sie an gestellte Aufnahmen klassischer Studioportraitfotografie. Die Zusammenführung von Hund und Mädchen auf ihren Bildern evoziert nicht nur eine bekannte kunstgeschichtliche Motivik – etwa "Las Meninas" von Diego Velasquez oder Thomas Gainsborough‘s "Hüttenhund mit Mädchen" - sie spielt auch mit der Dialektik von Vertrautheit und Distanz, Schutz und Schwäche und den Grenzen zwischen Mensch und Tier. (Text von Galerie Ostlicht). - Ich vermute ja, dass Gainsborough einen Hütehund gemalt hat, möglicherweise einen kleinen Bobtail.

 

o.T., 2012 © Hellen van Meene

o.T., 2011 © Hellen van Meene

© Hellen van Meene

 

Unten sehen Sie Hellen van Meene in der Galerie Ostlicht (Foto © Regina Anzenberger) - das Foto stammt von der Facebook-Seite der Künstlerin - sowie zwei Ausstellungsansichten (Fotos © Michael Kollmann).
 

Hellen van Meene © Regina Anzenberger

Ausstellungsansicht, Foto © Michael Kollmann

Ausstellungsansicht, Foto © Michael Kollmann

 

In dem Interview erzählt die Fotografin, die sich eigentlich vor Hunden fürchtet, wie sie - angeregt durch eine Studioaufnahme eines Hundes aus den 1920er Jahren - zur Hundefotografie kam. Das Video zeigt auch die spontane Aufnahme einer jungen Frau mit Hund.

 

Ostlicht | Hellen van Meene from Christian Lendl on Vimeo.

 

Die Ausstellung "Portraits" ist noch bis zum 9. Juni 2013, Mi-Sa 12-18 Uhr und nach Vereinbarung, in der Wiener Fotogalerie OstLicht zu sehen.

 

Ausstellung, Fotografie
14. April 2013 - 10:56

Treue umsichtige und aufmerksame Leser und Leserinnen denken an mich, wenn Sie etwas Passendes für Hund und Kunst entdecken. Der Tipp zur australischen Haustierfotografin Serenah kam wieder einmal vom Schweizer Leser Rudolf Weber.

Die gebürtige Neuseeländerin Serenah, nun in Brisbane ansässig, liebt ihre drei Hunde Rocco, Simon und Ralph und setzt sie wunderbar klar ins Bild. An und für sich habe ich eine große Abneigung gegen das "lustige" Ausstaffieren der Hunde mit Kleidung oder menschlichen Accessoires. (Die Entwürdigung der Tiere durch lächerliche Faschingskostüme macht mich wirklich wütend. Sollen sich die Menschen doch selbst zum Idioten machen!) Serenahs Arbeiten sind davon allerdings weit entfernt, sie sind charmant und voll leisen Humors.

Vor allem der Dackel Ralph muss für die Fotos einiges mitmachen: Den Kopf in Roccos Schlund stecken! Eine Duschhaube aufsetzen!

 

© Serenah

© Serenah

© Serenah

© Serenah

© Serenah

© Serenah

 

Unweigerlich erinnert mich der Supermarktwagen an Theron Humphreys balancierende Maddie on Things (unten). Falls Ralph das Kunststück neu interpretieren will, hat er zumindest eine Sturzkappe aufgesetzt. Recht so! Mehr Bilder von Maddie sehen sie hier.

 

© Theron Humphrey

© Serenah

© Serenah

© Serenah

© Serenah

© Serenah

© Serenah

© Serenah

 

(fast) alle Fotos © Serenah, 2010

 

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