Malerei

14. März 2014 - 18:50

Noch bis zum 5. April 2014 stellen in der Salzburger Galerie im Traklhaus zehn junge MalerInnen aus, die für den Faistauer-Preis für Malerei 2014 nominiert wurden. Unter ihnen die junge Kärntnerin Elisabeth Wedenig (*1980). Sie fügt abstrakte und figurative Teile zu traumhaften Szenarien zusammen. Nicht selten sind ihre Bilder von Tieren bevölkert, manchmal auch von Hunden oder Wölfen, wie in den Bildern der Serie roundabout.

 

 

Die Welt aus deinen Schuhen, 2013 © Elisabeth Wedenig

Werwolf (Bad Seed), 3013 © Elisabeth Wedenig

Bad Seed, 2013 © Elisabeth Wedenig

Entwachsen (Bad Seed), 2013 © Elisabeth Wedenig

 

 

Naturalistische, dekorative und informelle Teile wechseln innerhalb einer Komposition ebenso wie lasierender und deckender Farbauftrag, düstere und intensive Farben, fragmentarische und durchgearbeitete Partien. Kindheits- und Reiseerinnerungen werden als inhaltliche Ausgangspunkte malerisch mehr angedeutet als ausformuliert.

 

alle Bilder © Elisabeth Wedenig

 

 

Ausstellung, Malerei
7. März 2014 - 11:10

Tiere spielen in unserem Leben eine wichtige und komplexe Rolle. Die einen verhätscheln wir als Haustiere, die anderen betrachten wir als Ware und Rohstofflieferant. Jane O'Hara - ich habe ihre künstlerische Arbeit im letzten Blogbeitrag vorgestellt - kuratiert eine Ausstellung, in der sie dreizehn KünstlerInnen versammelt, deren Arbeiten einerseits Liebe und Respekt für die Tiere vermitteln, andererseits aber auch unsere Schuld an den verübten Verbrechen an Ihnen thematisieren.

 

Ausstellung Beasts of Burden
Ausstellung Beasts of Burden, Abbildung von Dog Art Today

 

Die Ausstellung "Beasts of Burden" findet vom 13. März bis zum 5. Mai 2014 in Boston statt. Die eingeladenen KünstlerInnen arbeiten in ganz unterschiedlichen Medien. Ich möchte diejenigen vorstellen, die sich in ihrer Arbeit speziell auf Hunde und Wölfe beziehen.

 
 

Twelve dox ZENS © Moira McLaughlin
Twelve dox ZENS © Moira McLaughlin

 

Moira McLaughlin zeichnet ihren verstorbenen Dackel Darby mit Pinsel und Tusche auf die Seiten eines buddhistischen Buches. Sie gebraucht eine alte künstlerische Tradition sowie die philosophische Praxis des Zen Buddhismus, um ihre Möglichkeiten zu erkunden, mit Trauer, Verlust und Vergänglichkeit umzugehen. Wenn Sie mehr über Moira McLaughlins Arbeit Twelve dox ZENS und über die Geschichte ihres Blogs Dog Art Today erfahren wollen, empfehle ich Ihnen ein Interview, das die Fotografin und Bloggerin Katherine Carver hier mit ihr geführt hat.

 

Fierce Wolf © Wendy Klemperer
Stahlskulptur: Fierce Wolf © Wendy Klemperer

 

Wendy Klemperer untersucht in ihren großen Stahlskulpturen die Körperlichkeit und Körpersprache der Tiere, um ein Gefühl oder einen Zustand auszudrücken, um Bewegung in Emotion zu übersetzen.

Besonders interessant an ihren Skulpturen finde ich die Verwendung vorgefundener Materialien, die durch ihre Form, Stärke, Krümmung die Skulptur mitgestalten und durch ihre rohe unmittelbare Qualität den expressiven Charakter der Werke verstärken. Klemperer findet den Industrieabfall auf Schrottplätzen, recycelt ihn zu Kunstwerken, wandelt ihn in lebendige Form um. Selbst die Landschaft, die durch die Zwischenräume der Skulptur dringt, bestimmt das Werk mit.

 

Fetch © Rebecca Doughty
Fetch, 2010 © Rebecca Doughty

 

Hunde- und hasenähnliche Wesen bevölkern Rebecca Doughtys kleine, nahezu monochrom angelegte Formate. Sie nehmen menschliche Rollen ein, erzählen emotional und psychologisch aufgeladene Geschichten durch vorsichtige Gesten oder durch die Blicke, die zwischen ihnen, ihrem Schöpfer, und dem Betrachter kursieren.

 

Pelo Como Casco Corozon Inferno y el Burro Sigue Fumando © Raul Gonzalez III
Pelo Como Casco Corozon Inferno y el Burro Sigue Fumando © Raul Gonzalez III

 

Auch Raul Gonzales III verwendet Tiere um politische und kulturelle Konflikte zu hinterfragen, ein breites Spektrum menschlicher Emotionen und Erfahrungen zu untersuchen.

 

Rabbit, Rabbit, Fox, Rabbit © Gedas Paskauskas
Rabbit, Rabbit, Fox, Rabbit © Gedas Paskauskas

 

Unglaublich locker, elegant und mit scheinbarer Leichtigkeit gemalt sind die geheimnisvolle Tierformen von Gedas Paskauskas. Er stellt die Beziehung zwischen Jäger und Beute, Fuchs und Hasen dar: ihre Konfrontation und den Kampf ums Überleben.

 

The Proposition © Jane O'Hara
The Proposition © Jane O'Hara

Perro, 2010 © Jane O'Hara
Perro, 2010 © Jane O'Hara

Sacrifice, 2005 © Jane O'Hara
Sacrifice, 2005 © Jane O'Hara

 

Jane O'Haras Arbeit "Sacrifice" ist für mich ein besonders gut gelungenes Beispiel dafür, wie tierrechtsrelevante Belange, künstlerisch umgesetzt werden können. Sie hat dafür Tiere ausgesucht, die millionenfach für menschliche Interessen getötet oder gequält werden. Die Logos bekannter Unternehmen auf den Gewändern der Tiere verweisen auf die Verursacher:

So trägt der Schimpanse ein T-Shirt der Columbia University, die grausame Tierversuche an Primaten durchführt. Die Katze trägt ein Gewand mit dem Logo von March of Dimes, einer US-amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation, die die Gesundheitssituation von Neugeborenen verbessern will. Ein Teil der Spendengelder wird für Vivisektion an schwangeren Tieren verwendet. Der Elefant kritisiert am Beispiel von "The Greatest Show on Earth" des Ringling Bros Circus die Dressur von Wildtieren. Das Procter & Gamble Logo auf dem Gewand des Kaninchens steht ebenso für grausame Tierversuche, wie das Pfitzer-Logo auf dem Gewand der Ratte. Die Kuh, das Schwein und das Huhn weisen auf McDonalds, Kenntucky Fried Chicken und Smithfield Farms und deren tierquälerische Art der Fleisch- und Eiproduktion hin. Der Hund trägt das Logo von Iams Dog food, die Experimente an Hunden und Katzen durchführen. Eine genauere Beschreibung dieser Arbeit finden sie hier.

Da auch ich sehr viel darüber nachdenke, wie man tierrechtsrelevante Themen mit den Mitteln der Kunst umsetzen kann, war ich sehr froh, dass sich Jane O'Hara einverstanden erklärt hat, mit mir ein Interview zu Ihrer Arbeit als Künstlerin und Kuratorin zu führen:

Portraits of dogs are often perceived as cute and kitsch. Artists who paint dogs are artistically not taken seriously. What is your strategy to avoid this kisch trap?

I agree, these stereotypes do exist, but fact is, i happily do paintings of people's animal companions as well as painting the animals in my other artwork. I try to capture something unique and specific about each animal I paint. I want to honor all the experiences the animals of our planet experience, whether its love, joy and humor or the lack of compassion. I look for a way to express the emotional depth of the animals' situation with composition, color and rendering.The people who want me to paint their animals enjoy letting me have the freedom to do that.

Beside portraits of animals you also paint pictures with animal rights subjects. What startet this development?

This interest in painting animals in all situations can be traced back to my relationship with my younger brother with intellectual disabilities, and my dogs. Because of these relationships I gained a great respect for communication beyond social surfaces and words. As I've learned more about the animal condition i am struck by the duality it poses—our insensitivity to animals raised in captivity and treated inhumanely, versus the casting of human traits onto our beloved pets. I find it both disturbing and intriguing so it inspires me to find a way to communicate this through painting.

Do you think that painting respectively realistic painting is actually able to represent or critizise all kinds of animal abuse and exploitation. Is painting not always trivializing or playing down the cruelity? And which artistic way do you choose to avoid this?

A painting in itself is not going to stop the horrors that exist in the world for animals. But animals cannot speak for themselves. They are either hidden from view as mere commodities or at the other extreme unnaturally doted on and awarded traits that have more to do with us than them. With my efforts through painting to capture the heart and soul of the animals, my ultimate goal is to deliver viewers into a world where animals speak for themselves from a place of honesty about their state and our relationship to it.

Do you consider humor or irony as an artistic possibility to handle animal rights issues?

I do use humor and irony in my work. Its the type of person I am when not painting so it stands to reason that is how i create as well. I enjoy trying to open peoples eyes using humor and irony . The graphic expression of the dark things that go on in many cases brings the reaction of closed eyes. On a deeper level ...in the abstract...i truly am amused, intrigued and concerned by humans ability to hold these conflicting sensibilities- doting and obsessing over their dogs yet eyes firmly shut to the dark truth of agribusiness or animals in entertainment,clothing, or experiments.

As an advocate for animal rights and a vegan you critizise in your work „Sacrifice“ McDonalds and KFC and their meat production. Should we not also critizise the consumer? Is it generally possible to love animals without being a vegan?

Yes, i think it is possible to love animals without being vegan. It goes back to what i was saying about the ability people have to compartmentalize. The love felt for animal companions is real, and the blind eye turned towards animals as commodities is the result of a brainwashing we all have received. I believe that most people have it in their hearts to love all animals and if i can help make visible some invisible animals with my paintings that makes me extremely happy! If my paintings only serve to bring the joy of animals to light that has great value too, as I believe love, not blame and humiliation, opens hearts and consciences. If my work helps to open the heart I feel there is success. Now that I have learned more about what goes on with animals, I do believe it's my responsibility as consumer not to add to the suffering of animals. I feel a lightness in not lying to myself about animals and hope through my artwork to share some of this awareness.

You have chosen highly diverse artists for your exhibition "Beasts of Burden". What are your criteria for this selection?

Finding the artists came easily as the idea for the show unfolded to me. My own artwork's core is in playing with the schizophrenic relationship society has with animals. This also has expanded to be the theme of the exhibition. Artists seemed to appear in front of me as the theme of the show became more clear. There are so many ways in which animals are used in art; the morbid beauty of taxidermy, animals' lives and conflicts in nature, words and pictures used to explore personal issues which include guilt about animals, pages of Buddhist text probing themes of detachment, grief and impermanence with a deceased animal, exploration of cultural and political conflict enlisting animals as stand- ins for a spectrum of human emotions, within dreams and prose, representing the contradiction between our declared love and the violence we inflict on them, documenting the horrors of the animal ghosts through photography, pure celebration of their beauty, humor and how animals are used metaphorically. The artwork was there and I was fortunate to interest the artists in my idea for the show.

Considering your personal experience: How do you raise awareness for animal rights issues?

As a vegan sometimes people are curious and ask questions. As a decent cook I spread the happy news that it isn't necessary to involve animals in the making of great food. On facebook I repost all sorts of animal videos from cute and funny to deeply disturbing. But as a painter I depict animals in unusual compositions or inhabiting other-worldly landscapes. In them I want these animals to confront the viewer, invoking unease and raising questions, as well as playfulness and joy. My method for raising awareness of animal rights issues is to open my own heart so I can paint truthfully.

Ich danke Jane O'Hara ganz herzlich für diese ausführlichen Überlegungen und die Zeit, die sie sich genommen hat, um meine Fragen zu beantworten!

 

26. Februar 2014 - 16:10

Yowl, 2011 © Jane O'Hara

Ari's Night, 2006 © Jane O'Hara

 

Der kleine Hund mag den Mond anheulen, der sich außerhalb der Leinwand befindet, ein anderer schaut vielleicht fragend zu seinem menschlichen Begleiter.

 

 

Astray, 2011 © Jane O'Hara

Sly Dog, 2013 © Jane O'Hara

Listening 2, 2013 © Jane O'Hara

Trusty, 2009 © Jane O'Hara

Coffee Dog, 2006 © Jane O'Hara

Red Ball, 2005 © Jane O'Hara

Lying Dog, 2005 © Jane O'Hara

Two Dogs Sleeping, 2005 © Jane O'Hara

Sit, 2009 © Jane O'Hara

Dot, 2009 © Jane O'Hara

Big Red Ball, 2004 © Jane O'Hara

Dog Looking Up, 2004 © Jane O'Hara

Lilly Comes, Lilly goes, Lilly Listens, Lilly Knows © Jane O'Hara

 

 

Angeschnittene Hundeköpfe auf Hochformaten oder auf Tondi, auf Goldgründen oder Holzplatten gemalt: Die Formate und Techniken der amerikanischen Künstlerin Jane O'Hara sind vielfältig, doch die Motive gleichbleibend: Tiere sind seit vielen Jahren ihre Musen und Inspirationsfiguren. Sie sind weise, verspielt, wohlwollend und voller Integrität. Mit Humor und Ironie in Szene gesetzt stellt sie deren Gefühle und Befindlichkeiten dar. Ich habe für Sie einen Querschnitt ihrer Hundeporträts der letzten zehn Jahre ausgewählt, doch O'Haras malerisches Universum bevölkern auch Hasen, Schweine, Lämmer, Tiere, die gemeinhin nicht unsere geliebten Haustiere sind, sondern die wir als "Nutztiere" betrachten und behandeln.

 

Die oben gezeigten Tierporträts und Auftragsarbeiten zeugen von Liebe und Respekt dem Tier gegenüber, treffen aber keine darüber hinaus gehende Aussage. Jane O'Hara setzt sich aber auch künstlerisch mit dem Tier in unserer Gesellschaft auseinander, das nicht geliebtes Haustier, sondern Objekt und Ware ist (z.B. im Zirkus, in der Forschung, als Rohstofflieferant). Die meisten Menschen haben kein Problem damit, alles für ihr geliebtes Haustier zu tun und gleichzeitig Komplizen bei der Ausbeutung, Quälerei und Tötung (als Zirkusbesucher, Konsument, Fleisch-Esser etc.) anderer Tiere zu sein. Diese Einteilung der Tiere in geliebte und getötete Tiere thematisiert sie in ihrer "Bubbles Series". Sie malt die Tiere in trennende Luftblasen, um die irrationale Separation deutlich zu machen, die der Mensch vornimmt.

 

 

 

 

Bubble Series, Separate Not Equal, 2012 © Jane O'Hara
Separate Not Equal, 2012 © Jane O'Hara

What a Circus, 2008 © Jane O'Hara
What a Circus, 2008 © Jane O'Hara

 

      I am increasingly aware of animals as vulnerable, sentient beings in need of us for their care, protection, and quality of life. This idea drives my work,

sagt Jane O'Hara über ihre Beweggründe, sich in der Kunst und im Leben für die einzusetzen, die nicht für sich selbst sprechen können. Jane ist nicht nur Künstlerin, sie tritt auch als Kuratorin auf. Doch dazu in einem weiteren Blogbeitrag.

alle Bilder © Jane O'Hara

 

Malerei
21. Februar 2014 - 10:15

Ein Hund trottet durch den Garten, ein anderer beschäftigt sich selbstvergessen mit einem Stöckchen auf dem Bett, ein fast identer Hund lässt sich zum Spiel auffordern.

 

Eric Fischl,  Untitled, 1989  
Eric Fischl, Untitled, 1989, Aquatinta, Probedruck
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln

 

Eric Fischl,  Study for Floating Islands, 1985  
Eric Fischl, Study for Floating Islands, 1985, Öl auf beschichtetem Papier
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln

 

Eric Fischl, Untitled, 1985  
Eric Fischl Untitled, 1985, Öl auf Polyesterfolie und Papier
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln

 

 

Eric Fischl, einer der wichtigsten Vertreter der figurativen Malerei, zeigt uns das alltägliche Leben der amerikanischen Mittelschicht, bevorzugt nackt, wie es sich im Haus, Garten und Strand darstellt: Verwandte, Freunde, Liebespaare beim Fernsehen, Sonnen und Spielen im Freien – natürlich dürfen die Hunde beim familiären Leben nicht fehlen.

In mehrfigurigen Szenen deutet der US- amerikanische Maler, Grafiker und Bildhauer Eric Fischl Geschichten an. Er formuliert nicht aus, Inhalte und Konstellationen bleiben unklar und vieldeutig. Spannung entsteht durch das schnappschussartige Festhalten eines Moments. Fischl geht bei seinen Kompositionen auch tatsächlich von Fotografien aus, wobei er einzelne Elemente zu verschiedenen Bedeutungsebenen zusammensetzt. Ihm geht es nicht um die exakte Wiedergabe der Realität, er fängt einen Moment mit schwungvoller spontaner Gestik ein.

Noch bis zum 18. Mai 2014 ist die Personale "Friends, Lovers and other Constellations" in der Wiener Albertina zu sehen. Sie konzentriert sich auf Eric Fischls grafische Arbeiten und umfasst einen Querschnitt seines Schaffens.

Öffnungszeiten täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 bis 21.00 Uhr

 

 

Ausstellung, Malerei, Zeichnung
16. Januar 2014 - 13:35

Kürzlich habe ich mir den Bildband "Coyote" gekauft, der Joseph Beuys' Performance "I like America and America likes me" dokumentiert, die 1974 in New York zur Eröffnung der René Block Gallery stattfand.

 

Cover von Coyote, Verlag Schirmer/Mosel

 

Josef Beuys verbrachte in einem zum Käfig umgebauten Raum sieben Tage und Nächte mit einem wilden Kojoten - gestenreich, aber wortlos. Er wollte den Kunstbegriff über die speziellen Aktivitäten des Künstlers hinaus erweitern, die verborgene Kreativität jedes einzelnen Menschen aufrichten und als Folge davon, die zukünftige Gesellschaft, gestaltet aus der totalen Energie der freien schöpferischen Individualität, formen. (vgl. Coyote, S 8)

 

Joseph Beuys, I like America and America likes me

 

Das alleine wäre natürlich kein Anlass für einen Blog-Beitrag, gehören die Fotografien dieser Aktion wohl zu einem universellen Bildgedächtnis, zumindest bei den an Kunst Interessierten. Doch wenige Tage später, bei der Durchsicht alter Kunstzeitschriften, fand ich diese konzeptuelle Malerei des indischen Künstlers Atul Dodiya, die sich auf Beuys Aktion bezieht.

 

“Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974”, 1998 © Atul Dodiya
“Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974”, 1998 © Atul Dodiya

 

In dem Aquarell "Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974" malt Dodiya den Moment, in dem Gandhi die Rene Block Gallery betritt, um Joseph Beuys’ Aktion "I like America and America likes me" mitzuerleben. Er stellt eine Interaktion zwischen einem Künstler (Beuys), und einem "artist of non violence" (Gandhi) dar, eine Verbindung zwischen Gandhis politischer Strategie der Gewaltlosigkeit und Beuys Aktion. Dodiya zieht Parallelen zwischen den beiden "Künstlern" in dem Sinn, dass beide den Glauben an die Kraft des Einzelnen zur gesellschaftlichen Veränderung haben. Ein tatsächliches Treffen zwischen Gandhi und Beuys wäre allerdings unmöglich gewesen, da Gandhi bereits 26 Jahre vorher ermordet wurde. Gandhi, oder "Bapu", wie er genannt wurde, spielt in Atul Dodiyas Arbeit eine zentrale Rolle: 1999 titelte er eine Werkserie, die auf Gandhis Leben basiert, "An Artist of Non-Violence".

 

Atul Dodiya (geb. 1959 in Mumbai) ist einer der bekanntesten zeitgenössischen indischen Künstler im Übergang von der Moderne zur Postmoderne. Seine Bilder erzählen von indischen Traditionen und westlichen Einflüssen. Er verbindet verschiedene Bildtraditionen, nationale Geschichte, politische Ereignisse, kunstgeschichtliche Referenzen, Traumata und autobiografische Erzählungen zu komplexen, konzeptuellen Malereien.

Abbildungen aus: Tisdall, Caroline: Joseph Beuys. Coyote, München (Schirmer/Mosel), 1976/2008

 

Malerei, Performance
27. Dezember 2013 - 13:20

Dem aufmerksam lauschenden Ohr des Hundes galten die letzten Pinselstriche.

 

 

Portrait of the Hound, 2010/11 © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Li
Portrait of the Hound, 2010/11 © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Library

 

An diesem Bild, dem Portrait of the Hound, arbeitete Freud die letzten Jahre seines Lebens. Es zeigt ein Doppelporträt seines Assistenten David Dawson und dessen Whippets Eli und blieb unvollendet. Freud, der seinen Bildern selbst die Titel gab, nannte es Portrait of the Hound und nicht etwa Mann mit Hund. Der Hund ist nicht das Attribut des Menschen, sondern auch ein Porträtierter. Ungeachtet ihrer Spezies betrachtet Freud alle Lebewesen mit der gleichen Aufmerksamkeit, mit dem gleichen unsentimentalen Blick.

 

Eli vor ihrem Porträt, Foto © David Dawson
Eli vor ihrem Porträt, Foto: David Dawson via Telegraph

 

Noch bis zum 12. Jänner 2014 ist die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien verlängert, die 40 Werke Lucian Freuds versammelt. Das KHM zeigt erstmals in Wien die Werke des 2011 verstorbenen britischen Malers, Enkel von Sigmund Freud. Lucian Freud selbst traf noch die Auswahl der Werke, die Essenz eines Künstlerlebens. So finden sich in einem Saal in chronologischer Hängung die noch kleinformatigen Werke ab den 1940er Jahren, während der zweite Saal von seinen großen Nacktporträts beherrscht wird. Viele ausgestellte Werke sind im Privatbesitz. Wahrscheinlich ist es bis zu Freuds hundertstem Geburtstag 2022 die einzige Möglichkeit, sein Werk zu sehen.

Interessant an der Ausstellung ist neben dem Werk dieses Einzelgängers, der zeit seines Lebens nicht nur an der Malerei, sondern an der gegenständlichen Malerei festgehalten hat und dessen Werke ab den 1990er Jahren zu den teuersten am Kunstmarkt avancierten, auch die Möglichkeit, in angrenzenden Räumen seinen Lieblingsmaler Tizian sowie Velázquez und Rembrandt zu sehen. Schon als Kind in Berlin war Lucian Freud mit diesen alten Meistern in Berührung gekommen, als Reproduktionen, die ihm sein Großvater aus dem Wiener KHM mitgebracht hatte.

Freud gilt als Maler des Fleisches - er zeigt schonungslose Darstellungen des nackten Körpers und seiner Verletzlichkeit. An dieser Stelle muss ergänzt werden: Er war auch ein Maler des Fells.

Neben dem unvollendeten Doppelporträt sind in Wien auch "Girl with a White Dog" von 1950/51 zu sehen. Erstmals setzt er sich hier mit dem Verhältnis von Tier und Mensch auseinander. Ein weißer Bullterrier liegt auf dem angewinkelten Bein seiner Ehefrau Kitty. Das Paar bekam einen schwarzen und weißen Terrier als Hochzeitsgeschenk. Freud hatte auch den schwarzen Hund zu malen begonnen, doch nachdem dieser bei einem Autounfall getötet worden war, änderte er das Bild. (Scheint beim weißen Terrier noch das schwarze Fell des getöteten Hundes durch?)

 

 

Girl with a White Dog, 1950/51 © Tate, London 2013
Girl with a White Dog, 1950/51 © Tate, London 2013

 

 

Weiters zu sehen ist das "Double Portrait" von 1985/86, das eine Freundin des Künstlers mit ihrem Whippet Joshua und deren innige Beziehung zeigt. Er selbst gab den Titel Doppelporträt.

 

Double Portrait, 1985/86, Privatbesitz
Double Portrait, 1985/86, Privatbesitz, Foto via wikipaintings

 

Beim vierten ausgestellten Hundebild, ist der Hund abwesend, nur durch sein Grab vermittelt. "Pluto's Grave" von 2003 zeigt das Grab seiner Whippethündin Pluto im Garten hinter seinem Atelier. Bemerkenswert, dass Freud auch dieses Werk für die Ausstellung aussuchte, besteht es doch, wie er selber sagt, aus purem Nichts: "Mit „Nichts“ meine ich, dass es kein Auge gibt, keine Nase, keinen Mund – es sind eigentlich nur tote Blätter." (zit. nach Katalog)

 

 

Pluto's Grave, 2003, Privatsammlung
Pluto's Grave, 2003, Privatsammlung, Foto via wikipaintings

 

Hier noch ein kurzer Blick auf Freuds letzten Arbeitstag. Auch zu sehen auf der Homepage des KHM:

 

 

Kunsthistorisches Museum Wien, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien, Öffnungszeiten: Di – So von 10 – 18 Uhr, Do von 10 – 21 Uhr.

Wer mehr von Lucian Freuds Gemälden mit Hunden sehen will, dem empfehle ich einen Eintrag auf Gerry Cordons Blog. Auf ihn bin ich auf Moiras Blog Dog Art Today gestoßen.

 

Ausstellung, Malerei
18. Dezember 2013 - 12:00

Mit "Viva" kehre ich zum Blogschreiben zurück. Noch vor meinem Umzug gemalt, kann ich Ihnen das Bild erst heute zeigen, da es als Geburtstagsüberraschung gedacht war. Ich hoffe, der Beschenkte hat viel Freude damit!

 

Viva, 2013 © Petra Hartl
Viva, 50 x 60 cm, Öl auf Leinwand, 2013

 

Meine Arbeit, Malerei
17. Oktober 2013 - 11:40

Aufmerksam wurde ich auf Christer Karlstad durch seine fünfteilige Serie "The Seer", die auf vielen Blogs vorgestellt wurde. Eine Bild davon - "Still“ - zeigt einen Hund in quasi stiller Interaktion mit einem Menschen. Da diese Bilder auf mich eher wie Illustrationen wirkten, war ich sehr überrascht, als mir auf Christer Karlstads Homepage ein berührend schönes Werk entgegentrat.

 

The Seer, 2013 © Christer Karlstad

 

Unbeeindruckt von Moden und Trends in der zeitgenössischen Kunst erschafft der Norweger ein rätselhaftes Werk. Karlstad erzählt Geschichten, inszeniert Mythen, entwirft ambivalente Szenarien: seine Bilder sind wie Momentaufnahmen daraus. Seine Ideen kommen sowohl aus der Furcht vor Verlust und Veränderung als auch aus der Sehnsucht nach Neubeginn, wie er in einem Interview mit Claudio Parentela erzählt.

Als figurativer Maler zeigt er uns in seinen großformatigen Gemälden eine Welt, die aus der Zeit gefallen scheint. Mensch und Tier lebt, schläft, träumt in einer vergangenen oder kommenden märchenhaften Harmonie. In vielen seiner Arbeiten ist der Mensch nicht der das Tier beherrschende.

Auch die Tiere untereinander scheinen nichts von ihrer Zuschreibung zu Raub- oder Beutetier zu wissen. Gemeinsam geben sie sich der Beobachtung hin (wie in Spectators), scheinen zu schweben oder in die Luft zu springen (wie in Wall of Sleep oder Up,up).

Ich habe die Bilder chronologisch geordnet, die neuesten zuerst.

 

 

Cross Country Phantom, 2013 © Christer Karlstad

The Earth Below, 2013 © Christer Karlstad

 

Unverkennbar die Einflüsse des Symbolismus!

 

Distant Drums, 2012 © Christer Karlstad

Autumn Leaves, 2011 © Christer Karlstad

Lights Out, 2011 © Christer Karlstad

Wall of Sleep, 2010 © Christer Karlstad

Her Beasts, 2009 © Christer Karlstad

Land of Gloom, 2009 © Christer Karlstad

Threnody, 2009 © Christer Karlstad

Wonder Dog, 2009 © Christer Karlstad

Ghost Train, 2007 © Christer Karlstad

Spectators, 2007 © Christer Karlstad

Up, up, 2006 © Christer Karlstad

Allseeing (Three Ravens), 2005 © Christer Karlstad

Allseeing (Comeback), 2005 © Christer Karlstad

Party, 2004 © Christer Karlstad

Picnic, 2004 © Christer Karlstad

Dogs, 2002/03 © Christer Karlstad

 

In detailreicher Ölmalerei entwickelt Christer Karlstad seine Werke, legt in monatelanger Arbeit Schicht um Schicht aufeinander. Natur und Tiere inspirieren ihn unmittelbar - er durchstreift mit Kamera und Skizzenblock Parks und Wälder. Andere Inspirationsquellen findet er in Märchen, Mythen, religiöser und okkulter Literatur. Neben den Romantikern, Präraffaeliten und Symbolisten nennt er auch Ingmar Bergman, Werner Herzog und David Lynch als Einflüsse. (vgl. MungBeing Magazine)

Christer Karlstad (geb.1974) studierte and der Norwegian National Academy of Fine Arts in Oslo und an der Glasgow School of Art. Er lebt und arbeitet in Drammen.

 

alle Bilder © Christer Karlstad

 

Malerei
9. Oktober 2013 - 9:00

Die 1973 in Belgrad/Serbien geborene Malerin Biljana Djurdjevic gehört zu einer KünstlerInnengeneration, die den Zerfall Jugoslawiens und die Herrschaft von Slobodan Milošević erlebt hat. Ihre Bilder zeugen von einer Gesellschaft, die Angst, Elend, Krieg und Tod erlebt hat.

Djurdjevic figurativen Arbeiten handeln von Gewalt und Bedrohungen. Die Menschen, Pferde und Hunde in ihren Gemälden befinden sich ich engen, meist nur angeschnittenen Innenräumen und nehmen den ganzen Bildraum ein. Die gefliesten oder tapezierten Räume – Duschräume, Umkleidekabinen, Operationssäle, Hotelzimmer? - verstärken die kalte sterile Atmosphäre der Bilder oder markieren mit ihrem ornamentalen Charakter einen beunruhigenden Gegensatz zum martialischen Inhalt, zur dramatischen Handlung.

Bambi is Dead © Biljana Djurdjevic

In "Bambi is Dead" von 2002 haben wir nicht nur ein Doppelporträt zweier angebundener kampfbereiter Hunde vor uns, sondern auch eine Metapher für Gewalt. Der Betrachter fühlt sich bedroht, der angeschnittene Bildraum lässt keinen Platz zur Distanzierung. Doch auch wenn die Tiere von viel freiem Raum umgeben sind wie in "Hounds", wird die Angst nicht geringer, Verstecken scheint angesichts der Leere unmöglich.

Hounds © Biljana Djurdjevic

Eine Person wird in "Summer Time is Over" in drei Posen dargestellt. Die zentrale Figur scheint das Geschehen zu bestimmen Sie verkörpert Macht und zurückgehaltene Gewalt, die beiden anderen Gewaltbereitschaft. Die Handlung scheint sowohl spannungsgeladen als auch eingefroren. Was wird sich in den nächsten Minute abspielen? Werden die Hunde losgelassen?

 

 

Summer Time is Over © Biljana Djurdjevic

 

Biljana Djurdjevics Ölmalerei ist von kunstgeschichtlichen Zitaten durchdrungen. Menschen und Pferde in "Cabaret" erinnern an Uccello, doch sie werden umgedeutet, in ihr Gegenteil verkehrt. Aus Uccellos Drachentöter wird ein folterbereiter Scherge. Neben Anspielungen an die Renaissance legen die plakativ gestalteten Figuren Assoziation an den Sozialistischen Realismus nahe.

 

 

Cabaret © Biljana Djurdjevic

 

Biljana Djurdjevic hat an der Belgrader Kunstakademie studiert, sie lebt und arbeitet in Belgrad.

alle Bilder © Biljana Djurdjevic

 

Malerei
4. Oktober 2013 - 9:58

Vor kurzem habe ich erstmals in meinem Schauraum Bilder abgehängt, um für die Arbeit einer anderen Künstlerin, Anke Dilé Wissing, Platz zu schaffen. Ich habe sie über das Blogschreiben kennengelernt (es macht Sinn fleißig Kommentare zu verfassen :-) und schon voriges Jahr fassten wir den Plan für ihre Ausstellung in Wien. Anke kommt aus dem deutschen Quedlinburg, ihre Serie der Hundebilder ist nach dem Quedlinburger Wappentier, dem kleinen Hund Quedel, benannt.

Die Schnappschüsse erzählen die Geschichte eines aufregenden Tages, des 20. September 2013, und den Beginn einer Freundschaft.

 

 

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Hedy fungiert als Gastgeberin für die Quedel-Hunde, deshalb bleibt eine Ecke für sie reserviert.

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Na, das haben wir doch gut gehängt!

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Künstlerin und "Galeristin" von hinten ...

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

und vorne.

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissingv

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Langsam wird es Abend, die Besucher können kommen!

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Die ersten Gäste treffen ein.

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Anke begrüßt alle und stellt die gemalten Hunde vor.

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Nachdem sich der Trubel ein bisschen gelegt hat, treffen auch die vierbeinigen Freunde
ein: Kai ...

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

... und Hedy.

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Die gemalten Hunde werden bewundert!

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

Spät geht eine (feucht) fröhliche Eröffnung zu Ende. Baba und Tschüß!

Ausstellungseröffnung Anke Dilé Wissing

 

Anke Dilé Wissing wurde 1969 in Aschersleben geboren und lebt seit 1998 in Quedlinburg, wo sie freiberuflich tätig ist und im Wipertihof ein offenes Atelier betreibt.

Über die Quedel-Serie habe ich bereits früher berichtet; andere figurative und abstrakte Arbeiten finden Sie auf ihrer Homepage.

Die Fotos hat Ankes Mann Rainer aufgenommen.

 

Mein Schauraum, Ausstellung, Malerei