Maria Lassnig: "Mann, Frau und Hund", 2011 (via FAZ)
Als die österreichische Künstlerin Maria Lassnig "Mann, Frau und Hund" 2011 malte, war sie schon 92 Jahre alt. Am 6. Mai 2014 starb sie im Alter von 94 Jahren.
Maria Lassnig: "Mann, Frau und Hund", 2011 (via FAZ)
Als die österreichische Künstlerin Maria Lassnig "Mann, Frau und Hund" 2011 malte, war sie schon 92 Jahre alt. Am 6. Mai 2014 starb sie im Alter von 94 Jahren.
Es wird Sie kaum überraschen, dass obiges Gemälde, die "Petits Fours Hunde", mein Lieblingsbild von Sala Lieber ist. Hunde, die interessiert und etwas irritiert auf die barocken Menschen unter ihren Glasglocken blicken. Der menschliche Blick auf Wunderkammern und Menagerien wird hier umgekehrt. Von zwei Schwänzen eingerahmt blickt uns ein Hund – ganz rhetorische Vermittlerfigur – entgegen. Zwei andere wenden sich von diesem Anblick ab.
Auch bei der Darstellung von Isabella Clara Eugenia als Kind und Erwachsene sind die Hunde am lebhaftesten gemalt. Spricht der menschliche unnahbare und distanzierte Blick für eine Einsamkeit und Isoliertheit gegen die auch die Gesellschaft der Hunde nicht mehr ankommt?
Was verdunkelt sich in "Blackout"? Geht hier nur das Licht aus oder ist der Bildtitel auch ein Hinweis darauf, dass sich hinter den prächtigen, künstlichen Innenräumen auch dunkle Seelenräume befinden. Schweben die Elternköpfe in "Familie von Bourbon" wie Über-Ichs über den Kindern?
Sala Lieber zitiert in ihren Werken Renaissance, Barock und Rokoko, ergänzt durch Witz und eine zeitgenössische Note: Wie Rüstungen werfen die jungen Frauen die einengenden Kleider in "Emanzipation" ab, der Windhund blickt darob fragend in die ungewisse Zukunft. Das Mädchen hält einen Fasan des Fasanenteppichs in Händen, das Ornament geht ins Reale über.
Dekor ist das Hauptthema der jungen ungarischen Künstlerin Sala Lieber (*1980, Budapest) und hier entfaltet sich auch ihr altmeisterliches, handwerkliches Können. Prächtige Textilien und ausgestopfte Tieren liegen dafür als Anschauungsobjekte bereit. Und bei der Darstellung der Leuchten, Gardinen, Teppiche – detailverliebt, üppig und farbenprächtig – kommt die Dynamik und Opulenz des Barock auch am besten zur Geltung. Vergleichsweise blass und blasiert wirkt dagegen das menschliche Inventar. Oft tauchen Mensch und Tier aus dem schwarzen Hintergrund auf: Der starke Hell-Dunkel-Kontrast als Reverenz gegenüber Artemisia Gentileschi, die sie neben Peter Paul Rubens, Giovanni Battista Tiepolo und Van Dyck als Vorbilder nennt.
Sala Lieber studierte an den Kunstakademien in Düsseldorf und Dresden (unter anderem bei Jörg Immendorff und Herbert Brandl) und schloss 2006 mit Akademiebrief ab. Seither Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen sowie Einzelausstellungen.
Noch bis zum 15. Mai 2014 sind Sala Liebers Bilder in der Ausstellung "Faltenschlag und Spitzenkragen" in der Galerie Hoffmann Contemporary Art, Lange Straße 50, 33378 Rheda-Wiedenbrück, zu sehen.
alle Bilder @ Sala Lieber
Zwei schöne, kühle Hundedarstellungen habe ich zufällig auf dem Blog des polnischen Künstlers Rafal Wilk entdeckt, über den ich nichts Nähres weiß. Eines verbreitet eine Stimmung der Einsamkeit, das andere zeugt von Zuwendung und Vertrautheit. Die Bilder sprechen für sich und ihn.
beide Bilder © Rafal Wilk
Noch bis zum 5. April 2014 stellen in der Salzburger Galerie im Traklhaus zehn junge MalerInnen aus, die für den Faistauer-Preis für Malerei 2014 nominiert wurden. Unter ihnen die junge Kärntnerin Elisabeth Wedenig (*1980). Sie fügt abstrakte und figurative Teile zu traumhaften Szenarien zusammen. Nicht selten sind ihre Bilder von Tieren bevölkert, manchmal auch von Hunden oder Wölfen, wie in den Bildern der Serie roundabout.
Naturalistische, dekorative und informelle Teile wechseln innerhalb einer Komposition ebenso wie lasierender und deckender Farbauftrag, düstere und intensive Farben, fragmentarische und durchgearbeitete Partien. Kindheits- und Reiseerinnerungen werden als inhaltliche Ausgangspunkte malerisch mehr angedeutet als ausformuliert.
alle Bilder © Elisabeth Wedenig
Tiere spielen in unserem Leben eine wichtige und komplexe Rolle. Die einen verhätscheln wir als Haustiere, die anderen betrachten wir als Ware und Rohstofflieferant. Jane O'Hara - ich habe ihre künstlerische Arbeit im letzten Blogbeitrag vorgestellt - kuratiert eine Ausstellung, in der sie dreizehn KünstlerInnen versammelt, deren Arbeiten einerseits Liebe und Respekt für die Tiere vermitteln, andererseits aber auch unsere Schuld an den verübten Verbrechen an Ihnen thematisieren.
Ausstellung Beasts of Burden, Abbildung von Dog Art Today
Die Ausstellung "Beasts of Burden" findet vom 13. März bis zum 5. Mai 2014 in Boston statt. Die eingeladenen KünstlerInnen arbeiten in ganz unterschiedlichen Medien. Ich möchte diejenigen vorstellen, die sich in ihrer Arbeit speziell auf Hunde und Wölfe beziehen.
Twelve dox ZENS © Moira McLaughlin
Moira McLaughlin zeichnet ihren verstorbenen Dackel Darby mit Pinsel und Tusche auf die Seiten eines buddhistischen Buches. Sie gebraucht eine alte künstlerische Tradition sowie die philosophische Praxis des Zen Buddhismus, um ihre Möglichkeiten zu erkunden, mit Trauer, Verlust und Vergänglichkeit umzugehen. Wenn Sie mehr über Moira McLaughlins Arbeit Twelve dox ZENS und über die Geschichte ihres Blogs Dog Art Today erfahren wollen, empfehle ich Ihnen ein Interview, das die Fotografin und Bloggerin Katherine Carver hier mit ihr geführt hat.
Stahlskulptur: Fierce Wolf © Wendy Klemperer
Wendy Klemperer untersucht in ihren großen Stahlskulpturen die Körperlichkeit und Körpersprache der Tiere, um ein Gefühl oder einen Zustand auszudrücken, um Bewegung in Emotion zu übersetzen.
Besonders interessant an ihren Skulpturen finde ich die Verwendung vorgefundener Materialien, die durch ihre Form, Stärke, Krümmung die Skulptur mitgestalten und durch ihre rohe unmittelbare Qualität den expressiven Charakter der Werke verstärken. Klemperer findet den Industrieabfall auf Schrottplätzen, recycelt ihn zu Kunstwerken, wandelt ihn in lebendige Form um. Selbst die Landschaft, die durch die Zwischenräume der Skulptur dringt, bestimmt das Werk mit.
Hunde- und hasenähnliche Wesen bevölkern Rebecca Doughtys kleine, nahezu monochrom angelegte Formate. Sie nehmen menschliche Rollen ein, erzählen emotional und psychologisch aufgeladene Geschichten durch vorsichtige Gesten oder durch die Blicke, die zwischen ihnen, ihrem Schöpfer, und dem Betrachter kursieren.
Pelo Como Casco Corozon Inferno y el Burro Sigue Fumando © Raul Gonzalez III
Auch Raul Gonzales III verwendet Tiere um politische und kulturelle Konflikte zu hinterfragen, ein breites Spektrum menschlicher Emotionen und Erfahrungen zu untersuchen.
Rabbit, Rabbit, Fox, Rabbit © Gedas Paskauskas
Unglaublich locker, elegant und mit scheinbarer Leichtigkeit gemalt sind die geheimnisvolle Tierformen von Gedas Paskauskas. Er stellt die Beziehung zwischen Jäger und Beute, Fuchs und Hasen dar: ihre Konfrontation und den Kampf ums Überleben.
Jane O'Haras Arbeit "Sacrifice" ist für mich ein besonders gut gelungenes Beispiel dafür, wie tierrechtsrelevante Belange, künstlerisch umgesetzt werden können. Sie hat dafür Tiere ausgesucht, die millionenfach für menschliche Interessen getötet oder gequält werden. Die Logos bekannter Unternehmen auf den Gewändern der Tiere verweisen auf die Verursacher:
So trägt der Schimpanse ein T-Shirt der Columbia University, die grausame Tierversuche an Primaten durchführt. Die Katze trägt ein Gewand mit dem Logo von March of Dimes, einer US-amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation, die die Gesundheitssituation von Neugeborenen verbessern will. Ein Teil der Spendengelder wird für Vivisektion an schwangeren Tieren verwendet. Der Elefant kritisiert am Beispiel von "The Greatest Show on Earth" des Ringling Bros Circus die Dressur von Wildtieren. Das Procter & Gamble Logo auf dem Gewand des Kaninchens steht ebenso für grausame Tierversuche, wie das Pfitzer-Logo auf dem Gewand der Ratte. Die Kuh, das Schwein und das Huhn weisen auf McDonalds, Kenntucky Fried Chicken und Smithfield Farms und deren tierquälerische Art der Fleisch- und Eiproduktion hin. Der Hund trägt das Logo von Iams Dog food, die Experimente an Hunden und Katzen durchführen. Eine genauere Beschreibung dieser Arbeit finden sie hier.
Da auch ich sehr viel darüber nachdenke, wie man tierrechtsrelevante Themen mit den Mitteln der Kunst umsetzen kann, war ich sehr froh, dass sich Jane O'Hara einverstanden erklärt hat, mit mir ein Interview zu Ihrer Arbeit als Künstlerin und Kuratorin zu führen:
Portraits of dogs are often perceived as cute and kitsch. Artists who paint dogs are artistically not taken seriously. What is your strategy to avoid this kisch trap?
I agree, these stereotypes do exist, but fact is, i happily do paintings of people's animal companions as well as painting the animals in my other artwork. I try to capture something unique and specific about each animal I paint. I want to honor all the experiences the animals of our planet experience, whether its love, joy and humor or the lack of compassion. I look for a way to express the emotional depth of the animals' situation with composition, color and rendering.The people who want me to paint their animals enjoy letting me have the freedom to do that.
Beside portraits of animals you also paint pictures with animal rights subjects. What startet this development?
This interest in painting animals in all situations can be traced back to my relationship with my younger brother with intellectual disabilities, and my dogs. Because of these relationships I gained a great respect for communication beyond social surfaces and words. As I've learned more about the animal condition i am struck by the duality it poses—our insensitivity to animals raised in captivity and treated inhumanely, versus the casting of human traits onto our beloved pets. I find it both disturbing and intriguing so it inspires me to find a way to communicate this through painting.
Do you think that painting respectively realistic painting is actually able to represent or critizise all kinds of animal abuse and exploitation. Is painting not always trivializing or playing down the cruelity? And which artistic way do you choose to avoid this?
A painting in itself is not going to stop the horrors that exist in the world for animals. But animals cannot speak for themselves. They are either hidden from view as mere commodities or at the other extreme unnaturally doted on and awarded traits that have more to do with us than them. With my efforts through painting to capture the heart and soul of the animals, my ultimate goal is to deliver viewers into a world where animals speak for themselves from a place of honesty about their state and our relationship to it.
Do you consider humor or irony as an artistic possibility to handle animal rights issues?
I do use humor and irony in my work. Its the type of person I am when not painting so it stands to reason that is how i create as well. I enjoy trying to open peoples eyes using humor and irony . The graphic expression of the dark things that go on in many cases brings the reaction of closed eyes. On a deeper level ...in the abstract...i truly am amused, intrigued and concerned by humans ability to hold these conflicting sensibilities- doting and obsessing over their dogs yet eyes firmly shut to the dark truth of agribusiness or animals in entertainment,clothing, or experiments.
As an advocate for animal rights and a vegan you critizise in your work „Sacrifice“ McDonalds and KFC and their meat production. Should we not also critizise the consumer? Is it generally possible to love animals without being a vegan?
Yes, i think it is possible to love animals without being vegan. It goes back to what i was saying about the ability people have to compartmentalize. The love felt for animal companions is real, and the blind eye turned towards animals as commodities is the result of a brainwashing we all have received. I believe that most people have it in their hearts to love all animals and if i can help make visible some invisible animals with my paintings that makes me extremely happy! If my paintings only serve to bring the joy of animals to light that has great value too, as I believe love, not blame and humiliation, opens hearts and consciences. If my work helps to open the heart I feel there is success. Now that I have learned more about what goes on with animals, I do believe it's my responsibility as consumer not to add to the suffering of animals. I feel a lightness in not lying to myself about animals and hope through my artwork to share some of this awareness.
You have chosen highly diverse artists for your exhibition "Beasts of Burden". What are your criteria for this selection?
Finding the artists came easily as the idea for the show unfolded to me. My own artwork's core is in playing with the schizophrenic relationship society has with animals. This also has expanded to be the theme of the exhibition. Artists seemed to appear in front of me as the theme of the show became more clear. There are so many ways in which animals are used in art; the morbid beauty of taxidermy, animals' lives and conflicts in nature, words and pictures used to explore personal issues which include guilt about animals, pages of Buddhist text probing themes of detachment, grief and impermanence with a deceased animal, exploration of cultural and political conflict enlisting animals as stand- ins for a spectrum of human emotions, within dreams and prose, representing the contradiction between our declared love and the violence we inflict on them, documenting the horrors of the animal ghosts through photography, pure celebration of their beauty, humor and how animals are used metaphorically. The artwork was there and I was fortunate to interest the artists in my idea for the show.
Considering your personal experience: How do you raise awareness for animal rights issues?
As a vegan sometimes people are curious and ask questions. As a decent cook I spread the happy news that it isn't necessary to involve animals in the making of great food. On facebook I repost all sorts of animal videos from cute and funny to deeply disturbing. But as a painter I depict animals in unusual compositions or inhabiting other-worldly landscapes. In them I want these animals to confront the viewer, invoking unease and raising questions, as well as playfulness and joy. My method for raising awareness of animal rights issues is to open my own heart so I can paint truthfully.
Ich danke Jane O'Hara ganz herzlich für diese ausführlichen Überlegungen und die Zeit, die sie sich genommen hat, um meine Fragen zu beantworten!
Der kleine Hund mag den Mond anheulen, der sich außerhalb der Leinwand befindet, ein anderer schaut vielleicht fragend zu seinem menschlichen Begleiter.
Angeschnittene Hundeköpfe auf Hochformaten oder auf Tondi, auf Goldgründen oder Holzplatten gemalt: Die Formate und Techniken der amerikanischen Künstlerin Jane O'Hara sind vielfältig, doch die Motive gleichbleibend: Tiere sind seit vielen Jahren ihre Musen und Inspirationsfiguren. Sie sind weise, verspielt, wohlwollend und voller Integrität. Mit Humor und Ironie in Szene gesetzt stellt sie deren Gefühle und Befindlichkeiten dar. Ich habe für Sie einen Querschnitt ihrer Hundeporträts der letzten zehn Jahre ausgewählt, doch O'Haras malerisches Universum bevölkern auch Hasen, Schweine, Lämmer, Tiere, die gemeinhin nicht unsere geliebten Haustiere sind, sondern die wir als "Nutztiere" betrachten und behandeln.
Die oben gezeigten Tierporträts und Auftragsarbeiten zeugen von Liebe und Respekt dem Tier gegenüber, treffen aber keine darüber hinaus gehende Aussage. Jane O'Hara setzt sich aber auch künstlerisch mit dem Tier in unserer Gesellschaft auseinander, das nicht geliebtes Haustier, sondern Objekt und Ware ist (z.B. im Zirkus, in der Forschung, als Rohstofflieferant). Die meisten Menschen haben kein Problem damit, alles für ihr geliebtes Haustier zu tun und gleichzeitig Komplizen bei der Ausbeutung, Quälerei und Tötung (als Zirkusbesucher, Konsument, Fleisch-Esser etc.) anderer Tiere zu sein. Diese Einteilung der Tiere in geliebte und getötete Tiere thematisiert sie in ihrer "Bubbles Series". Sie malt die Tiere in trennende Luftblasen, um die irrationale Separation deutlich zu machen, die der Mensch vornimmt.
Separate Not Equal, 2012 © Jane O'Hara
What a Circus, 2008 © Jane O'Hara
I am increasingly aware of animals as vulnerable, sentient beings in need of us for their care, protection, and quality of life. This idea drives my work,
sagt Jane O'Hara über ihre Beweggründe, sich in der Kunst und im Leben für die einzusetzen, die nicht für sich selbst sprechen können. Jane ist nicht nur Künstlerin, sie tritt auch als Kuratorin auf. Doch dazu in einem weiteren Blogbeitrag.
alle Bilder © Jane O'Hara
Ein Hund trottet durch den Garten, ein anderer beschäftigt sich selbstvergessen mit einem Stöckchen auf dem Bett, ein fast identer Hund lässt sich zum Spiel auffordern.
Eric Fischl, Untitled, 1989, Aquatinta, Probedruck
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln
Eric Fischl, Study for Floating Islands, 1985, Öl auf beschichtetem Papier
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln
Eric Fischl Untitled, 1985, Öl auf Polyesterfolie und Papier
© Courtesy des Künstlers und Jablonka Galerie, Köln
Eric Fischl, einer der wichtigsten Vertreter der figurativen Malerei, zeigt uns das alltägliche Leben der amerikanischen Mittelschicht, bevorzugt nackt, wie es sich im Haus, Garten und Strand darstellt: Verwandte, Freunde, Liebespaare beim Fernsehen, Sonnen und Spielen im Freien – natürlich dürfen die Hunde beim familiären Leben nicht fehlen.
In mehrfigurigen Szenen deutet der US- amerikanische Maler, Grafiker und Bildhauer Eric Fischl Geschichten an. Er formuliert nicht aus, Inhalte und Konstellationen bleiben unklar und vieldeutig. Spannung entsteht durch das schnappschussartige Festhalten eines Moments. Fischl geht bei seinen Kompositionen auch tatsächlich von Fotografien aus, wobei er einzelne Elemente zu verschiedenen Bedeutungsebenen zusammensetzt. Ihm geht es nicht um die exakte Wiedergabe der Realität, er fängt einen Moment mit schwungvoller spontaner Gestik ein.
Noch bis zum 18. Mai 2014 ist die Personale "Friends, Lovers and other Constellations" in der Wiener Albertina zu sehen. Sie konzentriert sich auf Eric Fischls grafische Arbeiten und umfasst einen Querschnitt seines Schaffens.
Öffnungszeiten täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 bis 21.00 Uhr
Kürzlich habe ich mir den Bildband "Coyote" gekauft, der Joseph Beuys' Performance "I like America and America likes me" dokumentiert, die 1974 in New York zur Eröffnung der René Block Gallery stattfand.
Josef Beuys verbrachte in einem zum Käfig umgebauten Raum sieben Tage und Nächte mit einem wilden Kojoten - gestenreich, aber wortlos. Er wollte den Kunstbegriff über die speziellen Aktivitäten des Künstlers hinaus erweitern, die verborgene Kreativität jedes einzelnen Menschen aufrichten und als Folge davon, die zukünftige Gesellschaft, gestaltet aus der totalen Energie der freien schöpferischen Individualität, formen. (vgl. Coyote, S 8)
Das alleine wäre natürlich kein Anlass für einen Blog-Beitrag, gehören die Fotografien dieser Aktion wohl zu einem universellen Bildgedächtnis, zumindest bei den an Kunst Interessierten. Doch wenige Tage später, bei der Durchsicht alter Kunstzeitschriften, fand ich diese konzeptuelle Malerei des indischen Künstlers Atul Dodiya, die sich auf Beuys Aktion bezieht.
“Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974”, 1998 © Atul Dodiya
In dem Aquarell "Bapu at Rene Block Gallery, New York, 1974" malt Dodiya den Moment, in dem Gandhi die Rene Block Gallery betritt, um Joseph Beuys’ Aktion "I like America and America likes me" mitzuerleben. Er stellt eine Interaktion zwischen einem Künstler (Beuys), und einem "artist of non violence" (Gandhi) dar, eine Verbindung zwischen Gandhis politischer Strategie der Gewaltlosigkeit und Beuys Aktion. Dodiya zieht Parallelen zwischen den beiden "Künstlern" in dem Sinn, dass beide den Glauben an die Kraft des Einzelnen zur gesellschaftlichen Veränderung haben. Ein tatsächliches Treffen zwischen Gandhi und Beuys wäre allerdings unmöglich gewesen, da Gandhi bereits 26 Jahre vorher ermordet wurde. Gandhi, oder "Bapu", wie er genannt wurde, spielt in Atul Dodiyas Arbeit eine zentrale Rolle: 1999 titelte er eine Werkserie, die auf Gandhis Leben basiert, "An Artist of Non-Violence".
Atul Dodiya (geb. 1959 in Mumbai) ist einer der bekanntesten zeitgenössischen indischen Künstler im Übergang von der Moderne zur Postmoderne. Seine Bilder erzählen von indischen Traditionen und westlichen Einflüssen. Er verbindet verschiedene Bildtraditionen, nationale Geschichte, politische Ereignisse, kunstgeschichtliche Referenzen, Traumata und autobiografische Erzählungen zu komplexen, konzeptuellen Malereien.
Abbildungen aus: Tisdall, Caroline: Joseph Beuys. Coyote, München (Schirmer/Mosel), 1976/2008
Dem aufmerksam lauschenden Ohr des Hundes galten die letzten Pinselstriche.
Portrait of the Hound, 2010/11 © The Lucian Freud Archive / The Bridgeman Art Library
An diesem Bild, dem Portrait of the Hound, arbeitete Freud die letzten Jahre seines Lebens. Es zeigt ein Doppelporträt seines Assistenten David Dawson und dessen Whippets Eli und blieb unvollendet. Freud, der seinen Bildern selbst die Titel gab, nannte es Portrait of the Hound und nicht etwa Mann mit Hund. Der Hund ist nicht das Attribut des Menschen, sondern auch ein Porträtierter. Ungeachtet ihrer Spezies betrachtet Freud alle Lebewesen mit der gleichen Aufmerksamkeit, mit dem gleichen unsentimentalen Blick.
Eli vor ihrem Porträt, Foto: David Dawson via Telegraph
Noch bis zum 12. Jänner 2014 ist die Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien verlängert, die 40 Werke Lucian Freuds versammelt. Das KHM zeigt erstmals in Wien die Werke des 2011 verstorbenen britischen Malers, Enkel von Sigmund Freud. Lucian Freud selbst traf noch die Auswahl der Werke, die Essenz eines Künstlerlebens. So finden sich in einem Saal in chronologischer Hängung die noch kleinformatigen Werke ab den 1940er Jahren, während der zweite Saal von seinen großen Nacktporträts beherrscht wird. Viele ausgestellte Werke sind im Privatbesitz. Wahrscheinlich ist es bis zu Freuds hundertstem Geburtstag 2022 die einzige Möglichkeit, sein Werk zu sehen.
Interessant an der Ausstellung ist neben dem Werk dieses Einzelgängers, der zeit seines Lebens nicht nur an der Malerei, sondern an der gegenständlichen Malerei festgehalten hat und dessen Werke ab den 1990er Jahren zu den teuersten am Kunstmarkt avancierten, auch die Möglichkeit, in angrenzenden Räumen seinen Lieblingsmaler Tizian sowie Velázquez und Rembrandt zu sehen. Schon als Kind in Berlin war Lucian Freud mit diesen alten Meistern in Berührung gekommen, als Reproduktionen, die ihm sein Großvater aus dem Wiener KHM mitgebracht hatte.
Freud gilt als Maler des Fleisches - er zeigt schonungslose Darstellungen des nackten Körpers und seiner Verletzlichkeit. An dieser Stelle muss ergänzt werden: Er war auch ein Maler des Fells.
Neben dem unvollendeten Doppelporträt sind in Wien auch "Girl with a White Dog" von 1950/51 zu sehen. Erstmals setzt er sich hier mit dem Verhältnis von Tier und Mensch auseinander. Ein weißer Bullterrier liegt auf dem angewinkelten Bein seiner Ehefrau Kitty. Das Paar bekam einen schwarzen und weißen Terrier als Hochzeitsgeschenk. Freud hatte auch den schwarzen Hund zu malen begonnen, doch nachdem dieser bei einem Autounfall getötet worden war, änderte er das Bild. (Scheint beim weißen Terrier noch das schwarze Fell des getöteten Hundes durch?)
Girl with a White Dog, 1950/51 © Tate, London 2013
Weiters zu sehen ist das "Double Portrait" von 1985/86, das eine Freundin des Künstlers mit ihrem Whippet Joshua und deren innige Beziehung zeigt. Er selbst gab den Titel Doppelporträt.
Double Portrait, 1985/86, Privatbesitz, Foto via wikipaintings
Beim vierten ausgestellten Hundebild, ist der Hund abwesend, nur durch sein Grab vermittelt. "Pluto's Grave" von 2003 zeigt das Grab seiner Whippethündin Pluto im Garten hinter seinem Atelier. Bemerkenswert, dass Freud auch dieses Werk für die Ausstellung aussuchte, besteht es doch, wie er selber sagt, aus purem Nichts: "Mit „Nichts“ meine ich, dass es kein Auge gibt, keine Nase, keinen Mund – es sind eigentlich nur tote Blätter." (zit. nach Katalog)
Pluto's Grave, 2003, Privatsammlung, Foto via wikipaintings
Hier noch ein kurzer Blick auf Freuds letzten Arbeitstag. Auch zu sehen auf der Homepage des KHM:
Kunsthistorisches Museum Wien, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien, Öffnungszeiten: Di – So von 10 – 18 Uhr, Do von 10 – 21 Uhr.
Wer mehr von Lucian Freuds Gemälden mit Hunden sehen will, dem empfehle ich einen Eintrag auf Gerry Cordons Blog. Auf ihn bin ich auf Moiras Blog Dog Art Today gestoßen.