5. Dezember 2012 - 23:40

true hero, 2010, Detail © Zoe Byland

 

Medaillonförmige Malereien von Pinschern und Möpsen mit Masken - mexikanischen Wrestlern abgeschaut - im Strahlenkranz, pflanzenumrankt, bannergeschmückt: Das sind die Helden der gebürtigen Schweizerin Zoe Byland. Sie malt Hunde(rassen), die urban verortet, dem städtischen Begleiter näher sind als der Natur oder gar Wildnis. Die Hunde und anderen Tiere stellen aber auch nicht sich selbst dar, sondern verweisen auf menschliche Eigenschaften und Charaktere.

 

true hero, 2010 © Zoe Byland

tiny dog © Zoe Byland

true hero, 2010 © Zoe Byland

 

Uuuups!

 

pure villain, 2010 © Zoe Byland

 

Manche Schwarz-Weiß-Bilder zeigen Mensch und Tier. Letztere folgen in ihrer körperlichen Inszenierung ihren menschlichen Begleitern. Beide blicken emotionslos. Obwohl en face gemalt, fordern sie uns nicht zur Kommunikation auf. Der Blick auf uns und auf sie ist zusätzlich erschwert durch Glashelme und Masken.

Byland kombiniert zeitgenössische Elemente mit traditioneller Malweise und Motiven aus der Vintage-Porträtfotografie. Mensch und Tier geben ihre Identitäten nicht preis. Wie bei den Wrestlern, die die schützenden, Kraft gebenden Masken auch außerhalb des Rings tragen, verschmielzen Maske und Figur zu einer neuen Identität. Das Geheimnis bleibt, nichts ist festgelegt, alles offen zum Weiterspinnen und Weiterfabulieren der malerisch angelegten Narration.

 

Boy on the moon, 2011 © Zoe Byland

Brothers, 2010 © Zoe Byland

Girl on bike, 2009 © Zoe Byland

 

Haben Sie nicht auch spätestens hier an Marianna Gartners Bilder gedacht?

 

Poodle © Zoe Byland

Poodle, Detail © Zoe Byland

Ausstellungsansicht, 2006 © Zoe Byland

 

Beim lebensgroßen Pudel werden Spielzeug (Art-Toy) und Skulptur zusammengeführt. Er ist tätowiert.

Bylands figurative Malerei ist beeinflusst von Vintage-Fotografie, Graphic Novels, Street Art, Film Noir, alten Science-Fiction-Filmen, Superhelden, Pin-ups und klassischen kunstgeschichtlichen Positionen (dazu Interview). Die Inszenierung der Personen und Tiere in Gewändern und Interieurs des ausgehenden 19. Jahrhunderts folgt historischer Porträtfotografie und Porträtmalerei. Zusätzlich verbindet sie Gegensätze: Altes und Neues, Verhülltes und Offenbartes, Traditionelles und Subkulturelles, Romantisches und Düsteres.

Bevor sich Zoe Byland der Malerei zuwandte, beschäftigte sie sich überwiegend mit Charakterdesign, Grafikdesign, Comics und Illustrationen. Den Comic-Stil übersetzte sie dann in traditionelle Malerei, nicht zuletzt um ihre Maltechnik weiterzuentwickeln: Acrylmalerei in Verbindung mit Airbrush, um weiche Übergänge zu erreichen.

Zoe Byland wurde 1975 in Bern/Schweiz geboren und studierte in Zürich Kunst und Mediendesign, bevor sie 2002 nach Wien an die Akadmie der bildenden Künste wechselte, wo sie ihr Studium 2008 abschloss. Sie lebt und arbeitet in Wien und Bern.

alle Bilder © Zoe Byland

 

Malerei, Skulptur
2. Dezember 2012 - 19:40

Sehr stimmungsvolle Illustrationen - oft Collagen - stellt die kanadische Künstlerin Tara Hardy her. Hunde spielen in ihrer Arbeit eine große Rolle. Sie nehmen entweder nahezu das ganze Blatt ein oder schauen als kleine angeschnittene Randfiguren ins Geschehen hinein. Dazwischen ist natürlich auch alles möglich.

Durch Verwendung alter fotografischer Elemente sowie durch die Farbgebung (oft sanfte bis kalte Blautöne) im Hintergrund bekommen die Collagen einen Retrotouch. Trotzdem erscheinen sie nicht in den 50er Jahren eingefroren zu sein, sondern erhalten eine moderne, auch humorvolle Note. Was streng komponiert und geplant aussieht, ist intuitiv gestaltet. Die Collagen entwickeln beim Herstellungsprozess ein gewisses Eigenleben, sodass Tara Hardy am Beginn des kreativen Prozesses nicht weiß, wohin die künstlerische Reise geht (dazu die Künstlerin in einem Interview mit Artworks Amsterdam).

 

© Tara Hardy

© Tara Hardy

© Tara Hardy

Sam, Reader' s Digest © Tara Hardy

© Tara Hardy

© Tara Hardy

© Tara Hardy

© Tara Hardy

Holding on, Shambhala Sun © Tara Hardy

For the Dogs, The Globe and Mail © Tara Hardy

Staying In, The Globe and Mail © Tara Hardy

You Can Be Anything, The Globe and Mail © Tara Hardy

Alena, The Globe and Mail © Tara Hardy

New Orleans, Maisonneuve Magazine © Tara Hardy

 

Wirkt dieses Interieur nicht wie eine aufgeräumte Version von Richard Hamiltons "Pop"?

 

Time Off, The Globe and Mail © Tara Hardy

Alone for the New Year, The Globe and Mail © Tara Hardy

Can I Be Happy If They Are Not?, The Globe and Mail © Tara Hardy

Children and Happiness, The Globe and Mail  © Tara Hardy

Diversion, The Globe and Mail © Tara Hardy

Loss and Lifting, The Globe and Mail © Tara Hardy

Spring Cleaning, The Globe and Mail © Tom Hardy

In the Vineyard, Enroute Magazine © Tara Hardy

Happiness and how it Appears, The Globe and Mail © Tara Hardy

© Tara Hardy

 

Die Kanadierin Tara Hardy studierte bildende Kunst, Illustration und Grafik und gewann zahlreiche Preise. Hauptsächlich widmet sie sich der Collage, sie zeichnet und malt aber auch oder fertigt ihre Illustrationen in Mischtechnik an. Seit vielen Jahren arbeitet sie für die Magazine "The Globe and Mail" und "The New Yorker". Mit ihrer Coca-Cola-Kampagne - in über 100 Ländern gezeigt - wurde sie weltweit wahrgenommen.

 

 

The Coke Side Of Life © Tara Hardy

 

© Tara Hardy

Run and get away © Tara Hardy

 

Neben Illustrationen für den kommerziellen Bereich und freieren Arbeiten widmet sie sich auch der grafischen Umsetzung von Umweltschutz- und Tierschutzthemen. Die Welt stehe an einem Wendepunkt, meint Tara Hardy, der Einsatz für die Umwelt sei erforderlicher denn je (Interview mit Artworks Amsterdam).

 

Save the Whales © Tara Hardy

The Last Day © Tara Hardy

 

alle Arbeiten © Tara Hardy

 

Collage, Grafik, Zeichnung
29. November 2012 - 9:37

Vor einer Woche hat Moira von Dog Art Today die wunderbare Arbeit "Travelers" von Tatsuro Kiuchi vorgestellt, die meine sentimentale Seite angesprochen hat. Von Moira angeregt, möchte ich Ihnen "A Dog's Grace" zeigen. In sehnsuchtsvoller Manier blickt der Terrier zum Fenster hin. Welchen Gedanken er wohl nachhängt, wohin ihn seine Träume führen?

 

A Dog's Grace © Tatsuro Kiuchi
A Dog's Grace © Tatsuro Kiuchi

 

Die Arbeit ist von Edward Hopper inspiriert, Kiuchi hat sie für New York Times Townies angefertigt. Vielleicht war es ja eines der unteren Bilder von Hopper, die ihm besonders gefallen haben.

 

Sun In An Empty Room © Edward Hopper

Rooms by The Sea © Edward Hopper

 

Tatsuro Kiuchi wurde in Tokio geboren und studierte dort an der International Christian University Biologie. Er übersiedelte nach Amerika, besuchte das Art Center College of Design in Pasadena, Kalifornien und begann seine künstlerische Laufbahn. Er illustriert sowohl in Japan als auch in den USA Kinderbücher. Bald wird er mit Buchcovern und anderen Illustratonen sehr bekannt und beliebt, sodass er Aufträge von großen Unternehmen wie Royal Mail, Starbucks, Toyota und anderen bekommt.

Tatsuro Kiuchi schreibt auch einen Blog, auf dem Sie seine Arbeit verfolgen können. Es tauchen immer wieder Hunde auf. Eine schöne Auswahl seiner Hundearbeiten finden sie auch auf Animalarium. Einen Einblick in sein Studio sowie ein kurzes Interview gewinnen Sie auf dem Blog From The Desk Of.

Die Arbeit unten muss ich einfach noch zeigen: Kann man mehr mit weniger ausdrücken? Großartige Kunst! How could you?

 

How could you? © Tatsuro Kiuchi

 

Tatsuro Kiuchis Homepage

 

Grafik
26. November 2012 - 16:00

Die britische Fotografin Lorna Evans war schon als Kind von Tieren fasziniert, insbesondere von den Haustieren, mit denen sie lebte. Sie erschienen ihr fremd und gleichzeitig vertraut. Als Erwachsene verarbeitet sie in mehreren Fotoserien das Verhältnis des Menschen zum Tier. Ich zeige aus jeder Serie nur exemplarisch ein paar Arbeiten. Vollständig und mit Beschreibung durch die Künstlerin zu sehen sind sie auf Lorna Evans Photography.

In der Serie "Tulip" begleitet sie ein Jahr lang fotografisch einen alkoholkranken Obdachlosen. Manche Fotos zeigen ihn mit Hund.

 

Tulip © Lorna Evans

Tulip © Lorna Evans

Tulip © Lorna Evans

 

In der Serie "Of The Night" zeigt sie geheimnisvolle und nächtliche Begegnungen mit Tieren und weist gleichzeitig auf die Entfremdung zwischen Mensch und Tier hin.

 

 

Of The Night © Lorna Evans

Of The Night © Lorna Evans

Of The Night © Lorna Evans

Of The Night © Lorna Evans

 

Die Serie "First Love" stellt das Kind-Tier-Verhältnis in den Mittelpunkt. Kinder suchen oft die Nähe von Tieren, begründet sei dies in deren Ähnlichkeit: Evans sieht die Unschuld der Kinder in der Reinheit der Tiere gespiegelt. Das gemeinsame Leben und Erleben fördere Verantwortung und Respekt und sei Ausdruck einer beidseitigen Selbstlosigkeit.

 

First Love © Lorna Evans

First Love © Lorna Evans

First Love © Lorna Evans

First Love © Lorna Evans

First Love © Lorna Evans

 

Die Serie "Vestige" erkundet die Beziehung des Menschen zum Tod (des Tieres). Sie zeigt, wie schwer es fällt loszulassen und wie schwierig es ist, die Abwesenheit des geliebten Tieres zu verkraften. Jede Spur des vergangenen Lebens erleichtert es uns, mit dem Schmerz umzugehen. Deshalb kann die Urne mit der Asche des Tieres Trost spenden.

 

Vestige © Lorna Evans

Vestige © Lorna Evans

Vestige © Lorna Evans

Vestige © Lorna Evans

 

A vast array of urns and caskets have been devised so that families are able to keep this physical vestige of their pets. The style of these urns and caskets and the environment that they’re kept in inform us of the nature of the families and their relationship with their departed pets, as well as the rawness of their grief. It’s almost a portrait of the owner, schreibt Lorna Evans zu ihrer Vestige-Serie.

Und so sieht es bei mir aus. Auch ich bewahre die Asche meiner geliebten Hunde - Lucy und Rocco - auf.

 

Lucy und Rocco in ihren Urnen © Petra Hartl

 

Als "Urnen" verwende ich zwei Tongefäße, die der burgenländische Künstler Heinz Lackinger eigentlich als Teedosen hergestellt hat. Er fertigt auch Schalen unterschiedlicher Größen und Mosaike an.

alle Fotos © Lorna Evans

 

Fotografie
21. November 2012 - 10:05

Tiere durchziehen das Werk der jungen süddeutschen Malerin Hannelore Kroll. Pfaue, Fische, Ziegen, Brauereipferde, Kätzchen - und natürlich Hunde. Dabei sind diese Hunde niemals Selbstzweck, sondern vielmehr Anlass mit der Malerei zu experimentieren, sie zu hinterfragen, die Grenzen der gegenständlichen Malerei auszuloten - wie bei der Windhundserie.

Der Bewegung und Dynamik der Windhunde folgt der Schwung und die Schnelligkeit des Pinsels. Als hätte sie nur die Zeit eines Hunderennens, um ihr Bild fertigzustellen. Sehr expressiv sind Tiere und Umraum gestaltet, die Hunde werfen intensive körperhafte Schatten.

 

Windhundserie 1 © Hannelore Kroll

Windhundserie 2 © Hannelore Kroll

Windhundserie 3 © Hannelore Kroll

Windhundserie 4 © Hannelore Kroll

 

Hannelore Kroll beschäftigt sich auch mit der Wirkung der Bildausschnitte. Angeschnitten sind die "Akademiegeister" genannten Dalmatiner, "von oben" ein bunter Hund oder untersichtig der Chihuahua ("Open Space").

 

Akademiegeister 1, 2009 © Hannelore Kroll

Akademiegeister 2, 2009 © Hannelore Kroll

 

Hannelorie Kroll beherrscht beides: Intensive Farbigkeit wie bei den Hintergründen zur Serie "Bunte Hunde" sowie sehr sensible, eher monochrome Farbverwendung wie beim "Romantic Dog". Sie beherrscht den impulsiven Strich wie die fein modulierte Fläche.

 

Bunter Hund 1, 2011 © Hannelore Kroll

Bunter Hund 2, 2011 © Hannelore Kroll

Bunter Hund 3, 2011 © Hannelore Kroll

von oben © Hannelore Kroll

 

Ein kleines Bild der Chihuahua-Serie heißt "Du bist Deutschland", es entstand 2008 zur Fußball-WM. Mit diesem Slogan wurde für das Ereignis geworben. Und natürlich steht das "du" auch für Deutschlands Hunde.

 

GS © Hannelore Kroll

Octopus's Garden © Hannelore Kroll

Open Space, 2010 © Hannelore Kroll

Portrait, 2008 © Hannelore Kroll

Kobold, 2010 © Hannelore Kroll

Du bist Deutschland, 2008 © Hannelore Kroll
Du bist Deutschland, 2008 © Hannelore Kroll

Windhund © Hannelore Kroll

Multiple Toys © Hannelore Kroll

 

Bewegung bestimmt auch das Bid des "Barking Dog" - das Auto fährt vorüber, nur zwei Pfoten berühren das Pflaster. Beim "Romantic Dog" sieht man die Wolken förmlich vorbeiziehen.

 

Barking Dog © Hannelore Kroll

Romantic Dog © Hannelore Kroll

Speedy's Back, 2008 © Hannelore Kroll

Einzelkämpfer mit Einzelkämpferausrüstung, 2011 © Hannelore Kroll

Wastl im Wald (Lack auf Glas) © Hannelore Kroll

 

Der Dackl - "Wastl im Wald" - ist mit Lack auf Glas gemalt. Den "Hasen" habe ich für meine Hasen- und Kaninchenfreunde in den Beitrag geschummelt.

 

Hase, 2011 © Hannelore Kroll

 

Hannelore Kroll (geb.1980 in Starnberg/Deutschland) studiert an der Akademie der bildenden Künste in München freie Malerei. Sie stellt national und international aus. Mehr Arbeiten sehen Sie auf tetartet.de und auf flachware.de.

alle Bilder © Hannelore Kroll

 

Malerei
19. November 2012 - 9:52

Vor einigen Tagen ging in Mailand die Ausstellung "Vecchi Cani" - alte Hunde - der italienischen Grafikerin Giovanna Durì zu Ende. Sie hatte ihre Zeichnungen alter Hunde, die sie bei Bekannten, in Parks, in den Straßen kennen gelernt hatte, präsentiert.

Ich freue mich immer, wenn ich auf jemanden treffe, der meine Liebe zu alten Hunden teilt. Ich mag die ungestüme, draufgängerische, lebensfrohe Art junger Hunde sehr. Meine Nachbarn haben so ein junges, weibliches, italienisches, Exemplar, das seine Freude spontan und unverhohlen zeigt, das stürmisch, aber trotzdem sensibel ist und das sich immer auf meiner Fußmatte vor der Wohnung gewälzt hat, um Rocco seinen Duft zu hinterlassen. Doch nichts geht über die Weisheit alter Hunde, die das Leben und die Welt aus der erhöhten Position ihres/unseres Bettes betrachten.

Auch die - vielleicht im doppelten Sinne - gezeichneten Hunde blicken aus weisen und schwermütigen Augen, auf sie fällt Giovanna Duris zärtlicher Blick.

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

Sie müssen nicht enttäuscht sein, wenn sie Giovanna Durìs Ausstellung nicht gesehen haben - Mailand war ohnehin zu weit weg. Die alten Hunde fanden Eingang in das Buch "Vecchi Cani" - herausgegeben von der Edizioni Nuages. ISBN-13: 978-88-9656-3373

 

vecchi cani  © Giovanna Durì

 

alle Bilder © Giovanna Durì

Die Anregung zu dem Beitrag kam von Laura Ottinas Blog Animalarium. Danke! Noch mehr Zeichnungen könen sie auf der Facebook-Seite der Vecchi Cani sehen.

 

Ausstellung, Buch, Zeichnung
16. November 2012 - 9:03

'Modellsitzen statt Fuchsjagd' könnte das Motto für diesen Drahthaarterrier sein, der sein Herrchen zur Arbeit auf dem Gehsteig begleitet. Hunde waren in den 1920 und -30er Jahren oftmals Begleiter von Straßenkünstlern, die dadurch neben der besten Gesellschaft, die man sich wünschen kann, auch mehr Aussicht auf "change", also erbetteltes Kleingeld hatten.

 

AF Harris und Hund © Fox Photoes/Getty Images
 

Der "Pflastermaler" Albert Harris fertigt eine Kohlezeichnung von seinem Hund an. Das Foto entstand am 2. Juli 1931 vor der Londoner National Gallery am Trafalgar Square. Harris war als Hundemaler stadtbekannt. Er hatte sich auf Foxterrier spezialisiert und sein Hund musste oftmals Modellsitzen. Eine schwierige Aufgabe für einen intelligenten, unternehmungs- und abenteuerlustigen Hund, der immer auf der Suche nach Ablenkung ist. Mit einem Spaniel hätte es Harris sicher einfacher gehabt, aber wahrscheinlich konnte er die Terrier nahezu auswendig zeichnen.

 

AF Harris und sein Hund © George Lewis

 

Dieses Foto entstand am 8. Juli 1930 - der Zeitungsverkäüfer im Hintergrund liefert diesen Hinweis - Arthur Conan Doyle war am 7. Juli verstorben. Fotograf war George Lewis, der auch ein Pionier der Stereoskopie war. Ihm ist es zu verdanken, dass Albert Harris der erste Straßenkünstler weltweit wurde, der in einem Stereogramm verewigt wurde. Unten sehen sie nebeneinander die zwei Bilder, die Ausgangspunkt für das "Raumbild" waren. Die Stereoskopie ist die Wiedergabe von Bildern mit einem räumlichen Eindruck von Tiefe, der physikalisch nicht vorhanden ist. Umgangssprachlich wird Stereoskopie fälschlich als "3D" bezeichnet, obwohl es sich nur um zweidimensionale Abbildungen handelt, die einen räumlichen Eindruck vermitteln. Die ersten Stereogramme wurden übrigens schon 1841 hergestellt.

 

© George Lewis

Straßenkünstler in 3D, 1930

Straßenkünstler in 3D, 1930

 

Der Londoner Straßenmaler Albert Harris und sein Hund: Um den Effekt zu sehen, brauchen Sie eine Rot-Cyan-Anaglyphenbrille.

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Philip Battle bedanken, in dessen Blog "All My Own Work! - A history of pavement art" ich auf Albert Harris und die Hunde der Straßenkünstler gestoßen bin. Dieser Blogbeitrag folgt seinen Ausführungen, es handelt sich um Spezialwissen, dem ich nichts hinzuzufügen hatte. Die Briten nannten Künstler, die auf dem Gehsteig zeichneten, übrigens "Screevers", ein deutsches Wort dafür existiert nicht. Die deutsche Übersetzung "Pflastermaler" für pavement artist klingt sehr holprig, der Begriff Straßenkünstler ist mir aber zu weit gefasst.

Das untere Foto zeigt Lucy, die mit einer Blechbüchse im Maul für ihren menschlichen Gefährten bettelt, darunter ist Bloomsbury Bob zu sehen. Lesen Sie deren herzerwärmende Geschichten  in Philip Battles Blog nach!

 

Lucy mit Blechdose für Kleingeld, 1936

Bloomsbury Bob, 1938

 

Fotografie, Malerei, Street Art, Zeichnung
14. November 2012 - 10:34

Nur sehr spärliche Informationen finden sich im Netz zu Kurt Hutton, der als Kurt Hübschmann (1893–1960) in Deutschland geboren wurde und 1934 nach England emigrierte. Er war ein Pionier des Fotojournalismus und arbeitete zuerst für Weekly Illustrated und von 1940 bis 1957 für das Wochenmagazin Picture Post. Seine Arbeit fand Eingang in die Hulton Picture Library, die schon damals zur Katalogisierung eine Reihe von Schlüsselwörtern und Klassifikationen verwendete. Sir Edward Hulton war übrigens der Eigentümer der Picture Post. 1958 wurde die Hulton Picture Library von der BBC gekauft, 1996 ging das Hulton Archiv letztendlich an die US-Bildagentur Getty Images.

Obwohl Hunde für Hutton kein vordringliches Motiv waren, zeugen die paar Aufnahmen doch von Humor, zeigen sie die Beziehung von Mensch und Hund. Ein sehenswertes zeitgeschichtliches Dokument allemal!

 

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

© Kurt Hutton/Getty Images

 

Am 6. Juli 1946 kauft die amerikanische Schauspielerin Lizabeth Scott einen Pudel in der Londoner Bond Street.

 

© Kurt Hutton/Getty Images

 

Das obere Foto zeigt den Straßenkünstler David Burton, wie er am 3. Februar 1945 auf einem Gehsteig im Londoner Swiss Cottage arbeitet. Es wurde in der Picture Post erstveröffentlicht. Das Foto stammt natürlich von Kurt Hutton. Einerseits ist ein kleiner Scottish Terrier darauf zu sehen, andererseits leitet es zu meinem nächsten Blogbeitrag über Straßenkünstler und ihre Hunde über.

 

Fotografie
14. November 2012 - 0:56

Obama und Bo

Foto von Guys and Dogs

 

Fotografie
12. November 2012 - 12:00

Toni und Max © Petra Hartl

 

Im Juli war Tonis Bild noch in Arbeit, ich habe damals einen Blogbeitrag - Toni: Work in Progress - verfasst und Ihnen angekündigt, dass Sie vielleicht mehr über ihn erfahren können. Inzwischen ist das Bild fertig und die Auftraggeberin hat es ihrem Mann zum Geburtstag geschenkt. Sie hat mir folgende Zeile zu Toni geschrieben, die ich sinngemäß wiedergebe:

Ich holte Toni, mit dem Namen Pumba, vor 8,5 Jahren aus der Vet Med. Ich gab ihm einen neuen Namen - denn er hatte nun auch ein neues Leben, das mit dem alten nichts mehr zu haben durfte und sollte. Er war zuvor in einem medizinischen Labor, wo er auch geboren worden war, als Versuchshund im Einsatz. Er war verschreckt, kannte keine anderen Hunde, keine Leine, kein Gassigehen, kein Kuscheln, kein Vertrauen, keine Zuneingung, kein normales Hundeleben. Es war nicht einfach am Anfang. Aber wir haben das gut gemeistert - mit viel Geduld und Liebe. Ich bin mit vielen Hunden aufgewachsen - Hunde waren in unserer Familie ein großes Thema, und ich durfte mit 9 Jahren bereits mit meinem eigenen Hund in die Hundeschule gehen. Mein Vater war Hundetrainer, Züchter und Hundeführer bei der Polizei. Jetzt hat Toni ein wunderbares Leben und ist immer um uns und mit uns. Nie alleine. Das braucht er - sonst ist er traurig. Als mein Sohn das Licht der Welt erblickte, hatte ich meine Bedenken. Aber völlig unbegründet. Es hat eine Weile gedauert, bis er sich angefreundet hat, vor allem damit, dass er uns teilen muss. Jetzt kann sich Toni ein Leben ohne Max auch nicht mehr vorstellen, die beiden lieben sich innig und haben eine großartige Beziehung. Für ein Kind ist es das wundervollste Geschenk mit einem Tier - einem Hund - aufwachsen zu dürfen. Toni ist nun 12 Jahre alt - und wir wünschen uns noch ganz viele schöne geminsame Jahre!

Das untere Bild habe ich gemalt, um mich Toni malerisch anzunähern und ein Gefühl für ihn zu entwickeln. Es hat ebenfalls sehr gut gefallen!

 

Toni © Petra Hartl

 

Die Zeilen von Tonis Frauchen schildern sein Schicksal eindringlich und ergreifend. Leid und Glück liegen hier so nah beieinander, verbunden durch die Entscheidung einen vergessenen, "unsichtbaren" Hund zu sich zu holen, von dem man nicht weiß, wie er sich entwickeln wird. Mit Geduld und Liebe wurde eine innige Beziehung daraus.

Toni hat seinen Lotto Jackpot gezogen, aber hundertausende Tiere - Ratten, Mäuse, Hasen, Hunde, Affen ... - werden in Tierversuchen gequält, ohne jemals die Chance zu bekommen, ein menschliches Herz zu erobern!

Deshalb möchte ich ein mir sehr wichtiges Anliegen anschließen: Am 22. November 2012 wird im Wissenschaftsausschuss des Parlaments vermutlich endgültig über das neue Tierversuchsgesetz entschieden. Es bleibt nur noch eine gute Woche, um darauf Einfluss zu nehmen.

Das Wissenschaftsministerium hat am 28. Juni 2012 einen Entwurf zum neuen Tierversuchsgesetz auf Grundlage der EU-Richtlinie 2010/63 veröffentlicht und zur Begutachtung bis 10. August 2012 ausgeschrieben. Dieser Entwurf, sollte er wirklich unverändert Gesetz werden, ist vom Standpunkt des Tierschutzes aus total katastrophal. Er orientiert sich in allem an den Mindestvorgaben der EU-Richtlinie 2010/63 und wählt an allen Stellen, an denen die Richtlinie den Mitgliedstaaten einen Gestaltungsspielraum bietet, die für die Tiere schlechteste, d.h. am wenigsten strengste Version. Alle Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Verein gegen Tierfabriken.

Zur Kontrolle von Tierversuchen bräuchte es z.B. eigene Versuchstier-Ombudsschaften. Die Tierschutz-Ombudsschaften nach dem Tierschutzgesetz sind das wichtigste Mittel um das Vollzugsdefizit zu bekämpfen - sie dürfen aber nicht bei Tierversuchen kontrollieren. Daher brauchen wir diese Institution auch für Versuchstiere. Die ÖVP weigert sich, eine Versuchstier-Ombudsschaft zu erlauben, die SPÖ dagegen hält das dankenswerter Weise für unabdingbar. Bitte schreiben Sie daher Emails an die Parteispitzen von SPÖ und ÖVP, um darauf zu drängen, die Versuchstier-Ombudsschaft in den Regierungsentwurf zum Tierversuchsgesetz aufzunehmen bzw. die Kompetenzen der bestehenden Tierschutz-Ombudsschaften auf Versuchstiere zu erweitern (email-Adressen finden Sie hier).

In Martin Balluchs Blog finden sie eine Fülle von Anregungen, was Sie für ein strengeres Tierversuchsgesetz tun können: Leserbriefe und Protestmails schreiben, Petitionen unterzeichnen, an die damit befassten Politiker schreiben, an Demonstrationen teilnehmen usw. Jeder kann für sich die passende Möglichkeit finden, mitzuhelfen das Leid ein bisschen zu mindern. Für die Tiere einzutreten ist nicht nur wichtig, weil sie nicht für sich selbst eintreten können - es ist viel mehr eine Frage der Selbstachtung!

 

Versuchshund aus einem österreichischen Tierversuchslabor
Versuchshund aus einem österreichischen Versuchslabor, Foto: Martin Balluchs Blog

Laternenumzug gegen Tierversuche