Fotografie

17. August 2012 - 10:24

© Alexei Bednij

 

Natürlich haben Sie sofort erkannt, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugehht! Der junge russische Fotograf Alexei Bednij stellt Schwarz-Weiß-Fotografien von Hunden, Katzen, Vögeln und Menschen mit deren Schatten her. Dass dabei keine Überschneidungen zu finden sind, liegt nicht an seiner Geduld oder an seinem Glück, sondern an der Herangehensweise: Er bearbeitet die Aufnahmen mit Fotoshop; nur so gelingt es ihm, unmögliche Wirklichkeiten (verschiedene Richtungen der Schatten) zu erzeugen. Die Ergebnisse erinnern an die Muster von Escher. Die Poetik liegt in der Wiederholung, der grafischen Komposition oder - bei den Hund-Katze-Fotos weiter unten -  in der Behandlung der Leere. Humor und Komik blitzen hier ebenso auf.

 

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

© Alexei Bednij

alle Fotos © Alexei Bednij

Weitere Arbeiten - auch Animationen - auf Bednij's Journal und auch hier

 

Fotografie
23. Juli 2012 - 16:40

Gabriel Orozco, Perro durmiendo, Sleeping dog, 1990
Sleeping Dog, 1990, Foto © Gabriel Orozco
 

Ein goldockerfelliger Hund schläft auf einem felsigen Boden; aus einem Winkel fotografiert, dass er fast aufrecht zu liegen scheint, die Beine herab baumelnd. Ich hoffe nicht, dass Gabriel Orozco einen präparierten Hund als Requisit für seine Arbeit inszeniert hat. Ich glaube viel lieber, dass das Foto sein Erkennen der Schönheit zeigt, wenn er sie zufällig vorfindet.

Auch die zweite Fotoarbeit mit Hund, die ich gefunden habe, zeigt die Poesie des Augenblicks: Dog Circle - der Hundeschwanz beschreibt einen Kreis im Sand.

 

Gabriel Orozco, Dog Circle, 1995
Dog Circle, 1995, Foto © Gabriel Orozco

 

Zur Zeit stellt der international renommierte Künstler Gabriel Orozco im Deutschen Guggenheim Museum Berlin aus. Er schuf für das Museum eine zweiteilige, aus Objekten und Fotografien bestehende Installation als Auftragsarbeit. Die für den mexikanischen Künstler typische Arbeit versammelt gefundene Gegenstände, alltägliche Materialien, die Orozco auf poetische Weise arrangiert und präsentiert.

Bisher war Orozco mit einem Walskelett ("Mobile Matrix") aufgefallen, das er mit schwarzen Mustern bemalte und das wie ein gewaltiges Mobile von der Decke baumelte. Weiters mit einem mit Schachbrettmuster bemalten Totenschädel ("Black Kites", 1997). Mit einem Haufen Ton, den er 1991 in seinen Händen zu einem Herzen formte und die Handlung auf Fotos mit dem Titel "My Hands Are My Heart" verewigte. Und natürlich mit einem Citroën, aus dem er das mittlere Drittel herausschnitt ("La DS" von 1993). Bei der Biennale in Venedig schockierte er am Beginn der 1990er Jahre mit einer weißen leeren Schuhschachtel mit dem treffenden Namen "Empty Shoebox".

Das Deutsche Guggenheim Museum in Berlin präsentiert Gabriel Orozco vom 6. Juli 2012 bis 21. Oktober 2012. Das Kunstmagazin der Deutschen Bank - db-artmag - bringt eine umfassende Einführung in sein Werk.

 

Ausstellung, Fotografie
18. Juli 2012 - 16:40

Das sind die beiden Hunde der Künstlerin Nadin Maria Rüfenacht, die als Modelle in ihren Werken immer wiederkehren.

 

Die Fotomodelle, ©Nadine Maria Rüfenacht, 2004
Foto © Nadine Maria Rüfenacht, 2004

 

2005 entstand ihre Serie "Nature Morte", bei der sie zuvor inszenierte Stillleben fotografierte. Dabei verwendete sie auch tote ausgestopfte Tiere, die sie gemeinsam mit ihren Hunden arrangierte. Es ist ja das Wesen der Fotografie einen Moment einzufrieren, insofern werden auch die Hunde auf den Fotos quasi zu leblosen Geschöpfen.

Die Künstlerin indes setzt sich mit dem Potential der Fotografie auseinander, den Unterschied zwischen tot und lebendig unkenntlich zu machen, schreibt Christin Krause im Begleittext zur Ausstellung "Stoffe der Eitelkeit"

Umso beruhigender zu wissen, dass die abgebildeten Hunde nicht tot sind, sondern in - der Künstlerin wahrscheinlich Geduld abverlangenden - Fotositzungen inszeniert und abgelichtet wurden. Über die Herkunft und das Schicksal der anderen Tiere ist mir nichts bekannt. Wie z.B. in der niederländischen Stilllebenmalerei des 16. und 17. Jahrhunderts wird der Tod der Tiere ausgestellt - denken Sie nur an die Fleischberge der Marktszenen oder an die Jagdstillleben - der gleichzeitig an die eigene Vergänglichkeit gemahnt.

 

Nadin Maria Rüfenacht, Natura morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Zwei Hunde mit Faultier, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Helden, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Reiher, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Fasan und Gläsern, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Igel und Werkzeug, 2005

Nadin Maria Rüfenacht, Nature morte, Hund mit Trauben, 2006

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit Ballon, 2009

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit goldenem Ballon, 2009

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit goldenem Ballon, 2009

Nadin Maria Rüfenacht, Hund mit zwei schmalen Ballons, 2009

 

Nach Porträtserien mit ihren Windhunden beschäftigt sich die Künstlerin in den letzten Jahren mit bemalten Collagen, in denen sie menschliche, tierische und pflanzliche Formen zu neuen Schöpfungen verbindet. Das Ausgangsmaterial stammt aus unterschiedlichsten Quellen und Zeiten, ethnografische Aufnahmen sind ebenso darunter wie Fotos aus alten Modemagazinen.

 

Nadin Maria Rüfenacht, Ous le soleil exactement, 2011

Nadin Maria Rüfenacht, Ma Lou Marilou, 2011

Nadin Maria Rüfenacht, Brunello, 2012

Nadin Maria Rüfenacht, Herr Honda, 2012

Die Künstlerin Nadin Maria Rüfenacht
Die Künstlerin mit ihren Hunden in der
Leipziger Baumwollspinnerei

 

Die 1980 geborene Fotografin stellt seit zehn Jahren in Einzel- und Gruppenausstellungen vor allem in Deutschland und der Schweiz aus. Mehr Arbeiten sehen Sie auf der Homepage der Galerie Kleindienst.

alle Werke © Nadin Maria Rüfenacht

 

Fotografie, Grafik
16. Juli 2012 - 17:00

Die junge deutsche Fotografin Mona Mönnig interessiert sich für menschgemachte Wunder, für Züchtungen bei Tieren, die menschliche Vorstellungen und Sehnsüchte befriedigen müssen. Diese Züchtungen (bis hin zu Qualzüchtungen) richten sich auf reine Äußerlichkeiten und vernachlässigen "Wesen", Persönlichkeit und Individualität des Tieres. Man made wonders heißt ihre Fotoserie, die neben Hunden auch Nacktkatzen und hundegroße Ponys umfasst.

An diesem ängstlichen Hund ist für Züchter und Käufer vor allem das Aussehen und das Abbild interessant, es repräsentiert die Eitelkeit seines Besitzers und Sammlers.

 

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders

Mona Mönnig, man-made wonders, Ausstellungsansicht

Mona Mönnig, man-made wonders, Ausstellungsansicht

 

Mona Mönnig hat für ihre Diplompräsentation von man made wonders in der Folkwang Hochschule Essen 2009 acht Inkjekt-Prints unterschiedlicher Formate in Gießharzrahmen mit verschiedenen Objekten und Displays versammelt, die eine Art Kuriositätenkabinett darstellen.

Die Portraits verkörpern die Abwesenheit des Individuums und zeigen die unausweichliche Präsenz des Betrachters, also die des Menschen. Blicke werden nicht erwidert, der Betrachter begegnet dem Tier in einer fast panoptischen Situation, lese ich im Konzept zu dieser Arbeit.

Mona Mönnig, 1980 geboren, ist seit 2009 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Kunst- und Designwissenschaft an der Folkwang Hochschule Essen.

alle Fotos © Mona Mönnig

Vom 1.Juli bis zum 9.September 2012 ist die Künstlerin bei der Ausstellung Für Hund und Katz ist auch noch Platz in der Kunsthalle Recklinghausen vertreten.
 

Ausstellung, Fotografie
26. Juni 2012 - 8:13

Elliott Erwitt, Ireland, 1995
Elliott Erwitt, Ireland, 1995

 

Ich habe mich durch mehrere hundert Hundefotografien von Elliott Erwitt auf der Magnum-Homepage durchgeklickt, um die paar zu finden, die mich am meisten ansprechen. Das obere ist mein absoluter Favorit, stellt es doch die enge Beziehung zwischen dem Hund und seinem menschlichen Freund dar. Vertrauensvoll, vielleicht Schutz suchend schmiegt sich das Tier an den Menschen und erfährt Geborgenheit.

Natürlich gibt es eine Menge bekanntere, lustigere, skurrilere Fotografien des "Woody Allen der Fotografie". Ich habe aber unspektakuläre gewählt: ein Hundeblick, der berührt, ein  Bildaufbau, der besticht.

 

 

Elliott Erwitt, Spain, Almeria, 1987
Elliott Erwitt, Spain, Almeria, 1987

Elliott Erwitt, USA,  New York City, 1973
Elliott Erwitt, USA,  New York City, 1973

Elliott Erwitt, Italy, 1965
Elliott Erwitt, Italy, 1965

Elliott Erwitt, Morocco, 1973
Elliott Erwitt, Morocco, 1973

Elliott Erwitt, South of France, 1991
Elliott Erwitt, South of France, 1991

Elliott Erwitt, France, Honfleur, 1968
Elliott Erwitt, France, Honfleur, 1968

Elliott Erwitt, Korea, Seoul, Dog Cafe, 2007
Elliott Erwitt, Korea, Seoul, Dog Cafe, 2007

 Elliott Erwitt, Brazil, San Salvador de Bahia, 1963
Elliott Erwitt, Brazil,
San Salvador de Bahia, 1963

Elliott Erwitt, France, Paris, 1952
Elliott Erwitt, France, Paris, 1966

Elliott Erwitt, USA, California, San Francisco, 1976
Elliott Erwitt, USA, California,
San Francisco, 1976

Elliott Erwitt, USA, Arizona, Page, 1998
Elliott Erwitt, USA, Arizona, Page, 1998

Elliott Erwitt, USA, Florida, 1968
Elliott Erwitt, USA, Florida, 1968

Elliott Erwitt, France, Paris, 1966
Elliott Erwitt, France, Paris, 1966

Elliott Erwitt, Ireland, Cloyne, 1991
Elliott Erwitt, Ireland, Cloyne, 1991

Elliott Erwitt, North Vietnam, 1994
Elliott Erwitt, North Vietnam, 1994

 

Der US-Amerikaner Elliott Erwitt zählt zu den berühmtesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1928 in Paris geboren und verbrachte mit seinen russischstämmigen Eltern die Kindheit in Mailand, ab 1939 in den USA. Während seiner Zeit am Los Angeles City College arbeitete er im einem Fotolabor und zog 1948 nach New York, um Film zu studieren.

Erwitt hat immer in verschiedenen Genres gearbeitet. Vom klassischen Fotojournalismus mit Bildern von Fidel Castro neben Che Guevara, bis zu Kult-Porträts von Stars wie Marilyn Monroe. Mittlerweile kümmert er sich vermehrt um persönlich Arbeiten, die nicht selten sein Lieblingsmotiv zeigen: den Hund. Während er mit Foto-Aufträgen auf der ganzen Welt unterwegs ist, hat er immer eine Kamera für den Privatgebrauch mit, mit der er sie fotografiert. Wir sehen durch ihn deren Charaktervielfalt und Individualität: vom loyalen Gefährten zum sanften Riesen, von der melancholischen Schönheit zum verspielten Witzbold.

Vor wenigen Tage wurde im Kunsthaus Wien in Zusammenarbeit mit Magnum Photos eine Elliott Erwitt-Retrospektive eröffnet. Sie ist noch bis zum 30.September 2012 zu sehen.

alle Fotos © Elliott Erwitt / Magnum Photos

 

Ausstellung, Fotografie
11. Juni 2012 - 11:03

Roger Ballen, Boarding House, Caomouflaged, 2007

 

Diese eigenartig anmutende Fotografie stammt aus der Serie "Boarding House" des amerikanischen Fotografen Roger Ballen. Das Tier in der Nische ist vermutlich ein Schaf und kein Pudel. Trotzdem wollte ich es an den Anfang stellen, gibt es doch schon einen klitzekleinen, vergleichsweise harmlosen Einblick in das verstörende Werk Roger Ballens, der seit über 40 Jahren fotografiert. Um Ihnen einen kurzen Abriss in sein umfassendes Werk geben zu können, möchte ich die Fotografien (mit Hund) chronologisch anordnen: Sieht man so am besten, wie sich Roger Ballen vom dokumentarischen Zugang der Darstellung der verarmten südafrikanischen Weißen zum surrealen Inszenator seelischer Zustände, zum Schöpfer hermetischer ästhetischer Welten entwickelt.

Ballen wurde 1950 in New York geboren, kam durch seine Mutter, die in der New Yorker Magnum-Dependance arbeiete, sehr früh mit der Fotografie in Kontakt. Er studierte allerdings vorerst Psychologie und Geologie. Nach langen Weltreisen blieb er als Geologe in Südafrika, er suchte beruflich nach Mineralvorkommen und kam auch in ganz abgelegene ländliche Gegenden Südafrikas. Erstmals Aufsehen erregte er in den 80er Jahren mit seiner Fotoserie "Dorps. Small towns of South Africa" und nach dem Zusammenbruch des Apartheid-Regimes mit "Platteland: Images of a Rural South Africa" (1994). Er fotografierte die weiße Bevölkerung, Nachfahren der Buren, arm und deklassiert, eine Randerscheinung, und griff damit ein gerne vernachlässigtes Thema auf. Die einstigen Machthaber der Apartheid-Ära fühlten sich in ihrer vermeintlich weißen Überlegenheit verunglimpft. Ihm wurde ebenfalls Ausbeutung und Sozialvoyeurismus, das Fotografieren einer Freak-Show vorgeworfen; in Susan Sontag fand er allerdings eine prominente Fürsprecherin. "Platteland" war für sie "the most important sequence of portraits I've seen in years" (zitiert nach Lens Culture)

 

Roger Ballen, Platteland, Mrs. J.J. Joubert and Dog Dinky in Bedroom, Central Ca

Roger Ballen, Pllatteland, Pensioner With Dog, 1991

Roger Ballen, Platteland, Wife of Abbatoir Worker, Holding Three Puppies, Orange

Roger Ballen, Platteland, Woman and Dogs, Orange Free State, 1994

Robert Ballen, Outland, Woman, Man and Dog, 1995

 

Schon mit "Outland" (2001) verlieren seine Bilder den bis dahin vorherrschenden dokumentarischen Charakter. Sowohl sein Erfolg als auch ein gänzlich geänderter Markt für Fotografie ließ ihn einen mehr künstlerischen Weg einschlagen, er wurde ein "artist-photographer". Ab hier weicht die reportageartige Menschendarstellung zugusten einer mehr mystischen, metaphorischen, surrealen Anordnung zurück. Aus klaustrophobischen Innenräumen werden immer mehr die menschlichen "Innenräume" - die Psyche und ihre Abgründe.

 

Robert Ballen, Outland, Scrap Collector Holding Globe, 1998

Robert Ballen, Outland, Puppy Between Feet, 1999

Robert Ballen, Outland, Living Room Scene, 1999

 

2005 erschent seine Serie "Shadow Chamber" als Buch: Zeichnungen, Kritzeleien, ein Art-Brut-Stil nimmt zu, der Mensch erscheint nur mehr fragmentarisch. Der Hund ist hier nicht mehr nur Haustier, sondern Teil einer um Kabel und Drähte, Masken, verschlissene Stoftiere und andere Requisiten erweiterten Inszenierung. Gesteigert wird diese abgeschlossene ästhetische Welt 2009 in "Boarding House". Nicht nur der Mensch, auch das Tier wir immer mehr an den Rand gedrängt und unwichtig - was bleibt sind rätselhafte, verwirrende, bedrohliche, verhängnisvolle Fotografien. Sorge macht sich beim Betrachten breit: Ich möchte nicht in der Haut dieser Hunde stecken. Nur wenig Erleichterung bringt das Wissen um die Inszenierung und Komposition der Aufnahmen.

 

Roger Ballen, Shadow Chamber, Puppies In Fishtanks, 2000

Roger Ballen, Shadow Chamber, Hungry Dog, 2003

Roger Ballen, Boarding House, Dazed, 2006

Roger Ballen, Shadow Chamber, Oblivious, 2003

Roger Ballen, Boarding House, Appearances, 2003

Roger Ballen, Boarding House, Bewilderment, 2005

Roger Ballen, Boarding House, Enmeshed, 2006

Roger Ballen, Boarding House, Boarding house, 2008

Roger Ballen, Boarding House, Upseedaisy, 2008

 

Das "Boarding House" gibt es übrigens wirklich. Es ist ein altes Lagerhaus nahe Johannesburg, das Menschen und Tieren als Zufluchtsort dient. Gleichzeitig bezeichnet es auch den archaischen Teil der menschlichen Psyche, wie Roger Ballen in einem Interview meint. Er beantwortet auch, weshalb so viele Tiere in seinem Werk vorkommen: "Animals are more complex in some ways; you can’t put your finger on the animal, what he thinks or what he means. Even if you have a dog for 15 years, you can’t quite understand how dogs think."

Bis zum 2. September 2012 sind seine Fotografien im Musée d'Elysée in Lausanne zu sehen, bis zum 5. August 2012 im Martha Herford Museum.  Vom 6. bis 25. November 2012 werden Arbeiten in der Kunsthalle/ Wien, im project space ausgestellt sein.

Roger Ballen hat eine hervorragende Homepage, auf der Sie einen umfassenden Einblick in die Bildserien gewinnen können. Sie finden dort nicht nur Links zu Texten und Interviews, Sie können auch ganze Kataloge herunterladen.

Alle Fotos © Roger Ballen

 

Ausstellung, Fotografie
1. Juni 2012 - 9:40

Der italienische Fotograf Giacomo Brunelli fotografierte in Umbrien für die Serie "The Animals" Hunde, die wie Hunde aussehen und die sich wie Hunde verhalten (die Pferde, Füchse, Katzen, Vögel, Igel, Schlangen und andere Tiere seien hier nur am Rande erwähnt). Wild, energiegeladen und unheimlich wirken ein paar der Hunde, fremd und unbekannt erscheinen sie, sind wir doch den Blick auf autonom agierende Hunde kaum mehr gewohnt. Wie anders ist unser Bild vom (urbanen, domestizierten, gezähmten, vermenschlichten...) Hund, millionenfach fotografisch vermittelt.

 

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

 

Oben mein absolutes Lieblingsfoto, mein Lieblingshund dieser Serie.

 

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

 

Was hier besonders wild und unbändig aussieht, ist nur die Reaktion eines blinden Hundes hinter Maschendrahtzaun, der verunsichert und sich bedroht fühlend auf das Geräusch des Kamera-Verschlusses reagiert. Brunelli schreckt die Tiere auf, bewusst provoziert er deren Emotionen und Wildheit..

On my way back to the car, I stumbled over a dog that started barking at me from behind a wire-mesh fence. It had amazing blue eyes, but I think it was blind because it couldn't look in a straight line; its eyes were crossed. As the dog couldn't see, the noise of the camera shutter was making him crazy – that was why he got so angry. But the noise of the shutter is actually very important to me when I photograph animals: I use it to startle them, and get a reaction.

 

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

©Giacomo Brunelli

 

Brunelli liebte Tiere schon als Kind, ihnen mit der Kamera nahe zu kommen, sie mit dem Objektiv herzuholen und zu fotografieren, war für ihn wie das Berühren der Tiere. Als Erwachsener fährt er 2007 im Auto durch Umbrien und findet die Hunde in Hinterhöfen, Dörfern, auf dem Land.

Für Brunelli, der 1977 in Perugia in Italien geboren wurde und in England lebt, ist die Darstellung von Bewegung ganz wesentlich für seine Bilder, nicht zufällig zählt er Muybridge zu seinen Inspirationsquellen. Vielleicht strahlen manche Hundefotos (z.B. die Hunde in Rückenansicht) auch deswegen eine große Anmut, Ruhe und Würde aus, weil sie wie das bewusste Gegenteil von Bewegung, wie die Abwesenheit von Bewegung wirken.

Der Fotograf schießt seine analogen Schwarz-Weiß-Fotos übrigens mit einer 35mm Miranda-Kamera. Mir sagt das überhaupt nichts, aber Sie können bei Interesse an den technischen Voraussetzungen im Cool Girls Shoot Film-Blog mehr darüber lesen.

Brunellis Serie "The Animals"  wurde unter anderem in England, Frankreich und Kambodscha ausgestellt und 2008 auch als Buch veröffentlicht. Mit Vimeo können Sie durch das Buch blättern. Kaufen können Sie es z.B. über Amazon.

 

 

Ein Interview mit Giacomo Brunelli zu seinen Tierbildern finden Sie auf youtube.

 

 

Das Zitat im Text ist von einem Guardian-Interview.

alle Fotos © Giacomo Brunelli

 

Buch, Fotografie
22. Mai 2012 - 23:30

Ich möchte Ihnen eine inzwischen zehn Jahre alte Fotoserie von Alec Soth vorstellen, die in Ihrer Schlichtheit, blassen Farbigkeit und stillen Einsamkeit zeitlos wirkt: Dog Days, Bogotá.

Der amerikanische Fotograf (1969 in Minneapolis geboren) verbrachte 2002 zwei Monate in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, da er und seine Frau dort ein kleines Mädchen adoptieren wollten. Die leibliche Mutter gab den neuen Eltern ein Buch mit Briefen, Bildern und Gedichten für deren zukünftige Tochter mit. "I hope that the hardness of the world will not hurt your sensitivity. When I think about you I hope that your life is full of beautiful things", schrieb sie.

Der Adoptionsvorgang dauerte länger als geplant, weshalb Soth die Heimatstadt seiner Tochter zu fotografieren begann. Er wollte seine visuellen Eindrücke der Stadt für Carmen festhalten. 2007 erschienen die Fotos dann in einem Buch für die Öffentlichkeit, 2008 folgte deren Ausstellung in Europa.

 

Alex Both, Untitled 02, 2003

 

Die Abfolge der Fotos hat etwas von einem Pilgerweg an sich, viele Fotos entstanden auf dem Cerro de Monserrate, der von Gläubigen erstiegen wird. Menschen, Innenräume, Stillleben, Landschaften, nicht zuletzt Hunde wechseln einander in loser Folge ab. Erkennbar wird diese Abfolge allerdings nur, wenn man alle 65 Bilder ansieht. Ich habe die Hundefotos herausgenommen, ergänzt durch wenige andere Aufnahmen. Im erzählerischen Sinn ist die verkürzte Auswahl natürlich nicht aussagekräftig.

 

Alex Both, Untitled 02, 2003

Alex Both, Untitled 08, 2003

Alex Both, Untitled 17, 2003

Alex Both, Untitled 20, 2003

 

Soth wollte die Schönheit Bogotás sichtbar machen; die Schönheit gewinnen die Fotos allerdings nicht nur durch das Motiv, sondern durch die formale Strenge der Komposition: Soth macht keine Schnappschüsse. Die Komposition und mangelnde Buntheit bewahrt ihn auch vor Sozialkitsch und -romantik.

 

Alex Both, Untitled 24, 2003

Alex Both, Untitled 25, 2003

Alex Both, Untitled 28, 2003

Alex Both, Untitled 31, 2003

Alex Both, Untitled 40, 2003

Alex Both, Untitled 45, 2003

Alex Both, Untitled 48, 2003

Alex Both, Untitled 50, 2003

Alex Both, Untitled 57, 2003

Alex Both, Untitled 59, 2003

Alex Both, Untitled 61, 2003

 

In einem Interview geht Soth auch auf die Rolle der Hunde ein, die einen nicht unwesentlichen Teil der vollständigen Serie ausmachen. Er fotografierte sie anstelle der Straßenkinder, die das Bild von Bogota mitbestimmen. In der angespannten Stimmung seiner außergewöhnlichen Lebenssituation - das Warten auf die Adoption - fühlte er sich unwohl beim Gedanken die Kinder zu fotografieren, zumal er sie nicht als Individuen, sondern bloß als Teil einer Gruppe wahrnahm. Die Hunde, deren Unterschiede viel sichtbarer waren, stehen demnach an Stelle der Kinder, sie stehen für eine Idee. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich bei den Fotografien der streunenden Hunde so viel Feingefühl verspüre und so wenig Voyeurismus merke.

Soth wurde durch zwei Fotoserien berühmt: "Sleeping by the Mississippi", für die er zwischen 1999 und 2004 mehrere Autoreisen entlang des Mississippi unternommen hatte, und "Niagara", bei der er das Lieblingsziel amerikanischer Hochzeitsreisender zwischen Romantik und Illusionn changierend darstellt. "I am exploring my own interests", sagt er zu seinen Serien, um klarzustellen, dass er keine dokumentarischen Absichten hat. Dies gilt noch mehr für "Dog Days, Bogotá", das keine Dokumentation über Bogotá ist, sondern seinen vorerst privaten Interessen folgt: Alles war von der kommenden Adoption erfüllt, sodass er keinen klaren Blick auf die Dinge hatte.

 

Soths Arbeiten befinden sich in den Sammlungen zahlreicher großer Museen. Er ist Mitglied der Fotoagentur Magnum Photos.

 

alle Fotos © Alex Soth/ Magnum Photos

 

 

Fotografie
7. Mai 2012 - 9:36

Manchmal, wenn ich im Caritas-Lager oder auf Flohmärkten herumstreife und auf liebevoll gestaltete, aber ausrangierte Fotoalben stoße, wird mir schwer ums Herz. In ungünstig schwermütigen Momenten schließt sich die Frage an: Was wird aus meinen Alben werden?

Einer, der sich der ausgemusterten, verwaisten Aufnahmen annimmt, ist der Niederländer Erik Kessels. Er ist fasziniert von alten Privatfotografien und ihren vermeintlichen Mängeln.

 

Der leidenschaftliche Sammler kümmert sich um Material, das durch den Einsatz der Digitalkamera nach und nach verschwindet. Unzählige Male kann heute abgedrückt und gleich wieder gelöscht werden. Überlegungen bezüglich Komposition oder Bildausschnitt sind für den Amateurfotografen - auch dank simpler Möglichkeiten zur Nachbearbeitung - kaum mehr nötig. Es wird schon zufällig etwas gelingen. Und all die hundert Versuche kosten nichts. Vorbei die bangen Minuten beim Abholen der teueren Abzüge im Fotogeschäft. Das "kostbare" wohlüberlegte Freizeitfoto verschwindet ebenso wie der reizvolle, fehlerhafte Ausschuss in Papierform.

 

Viele der gesammelten Bilder findet Kessels beim langen Stöbern auf Flohmärkten in und um Amsterdam. Die verblüffendsten der Fundstücke schaffen es dann in regelmäßigen Abständen in den Bildbandreihe "In Almost Every Picture". Bereits zwölf Fotobücher mit vorgefundenem Material hat er herausgegeben, zwei davon mit Hunden, einem Dalmatiner und einem schwarzen Spitz ("In Almost Every Picture #5 und #9").

 

Kessels interessieren die Aufnahmen nicht nur wegen der fotografischen "Fehler" und technischen Unzulänglichkeiten, die die Fotos seiner Meinung nach authentisch machen, ihn interessieren auch die Geschichten, die hinter den Fundstücken stecken und die nie für eine größere Öffentlichkeit bestimmt waren.

 

 

 

In Almost every Picture #5

 

"In almost every picture #5" ist ein Dalmatiner fester Bestandteil des Familienlebens, er kommt auf jedem Foto vor und steht fast immer im Mittelpunkt.

 

In Almost every Picture #5

In Almost every Picture #5

In Almost every Picture #5

 

In Almost every Picture #5

 

Das  Aufwachsen und Leben des fotogenen Dalmatiners wird über 15 Jahre lang festgehalten. Die Hundehalterin scheint sogar im Partnerlook mit ihrem Hund aufzutreten (Muster des Kleides oben). Sie experimentiert auch mit der wohl als künstlerisch angesehenen Schwarz-Weiß-Fotografie, die ihren Liebling noch besser in Szene setzen soll..

 

In Almost every Picture #5

"In Almost Every Picture #9" handelt vom Versuch einer Familie ein großes Mysterium der Fotografie zu lösen: Wie fotografiert man einen schwarzen Hund? Das Fotobuch zeigt die Sammlung eines Ehepaars, das sein Leben mit dem schwarzen Spitz teilte und dokumentiert gleichzeitig über Jahre hinweg die technisch gescheiterten Versuche den geliebten Hund abzu"lichten". Die ungeeignete Kamera und die ungünstige Farbe des Felles lassen ihr geliebtes Haustier bloß als schwarzen Fleck erscheinen.

 

Alle Versuche, die Liebe zu ihrem Hund zu zeigen, scheitern dabei aber auf eine schöne und charmante Weise: Der Hund bekommt eine Aura des Geheimnisvollen.

 

In Almost every Picture #9

In Almost every Picture #9

 

Über Jahre hinweg nehmen sie eine schwarze Silhouette auf, einen Mann, der einen schwarzen Fleck umarmt ...

 

 

In Almost every Picture #9

In Almost every Picture #9

In Almost every Picture #9

In Almost every Picture #9

 

... und eine Frau, die mit einem schwarzen Dreieck spricht. Besonders hier stellt sich der Verdacht ein, der rätselhafte Fleck könnte ein maskierter Superheld sein, "a doggy Bruce Wayne hiding in a shadow“.(Chritian Bunyan)

 

 

In Almost every Picture #9

In Almost every Picture #9

 

Erik Kessels findet die beständige Leidenschaft der beiden ihren schwarzen Klecks zu fotografieren bewundernswert: Doch wenn der Betrachter schon glaubt, der Fleck bliebe rätselhaft ...

 

In Almost every Picture #9

 

... merkt er auf der letzten Seite, dass der Fleck doch nur ein alter Hund ist. ("And it turns out that he’s just a plain old scruffy mutt after all!" - Christian Bunyan)

Erik Kessels ist Kreativdirektor und Mitgründer der Amsterdamer Werbeagentur KesselsKramer, deren Portfolio von klassischer Werbung bis hin zu Dokumentarfilmen reicht. 2007 gründete KesselsKramer einen Ableger in London, das KK Outlet. Wie die Hauptagentur fungiert das Büro in London nicht nur als Werbeagentur, sondern auch als Galerie. Neben seiner Arbeit in der Agentur ist Erik Kessels Lehrer an einer Theaterschule, Ausstellungskurator, entwirft er Briefmarken, gestaltet Kindersendungen für das Fernsehen, nicht zuletzt ist er Herausgeber von Fotobüchern.

KesselsKramer - Wundern Sie sich nicht, sondern aktualisieren Sie die Seite mehrmals! Alle Fotobücher finden Sie auf KesselsKramer Publishing, ein ausführliches Interview mit Erik Kessels auf  Conscientious Extended. 

alle Fotos © Erik Kessels

 

Buch, Fotografie
21. April 2012 - 10:19

© Seth Casteel

 

Das ist Seth Casteel, der "Underwater Dog Guy" mit wasserbegeisterten Hunden, die schon gespannt darauf warten, dass er den Ball in die Tiefe wirft. Was dann passiert, und wie aus sanften Schmusehunden "wilde" Tiere werden, sehen sie unten.

 

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

© Seth Casteel

 

Seth Casteel, einer der populärsten Haustierfotografen, trat in den letzten Monaten mit seinen Unterwasserfotografien einen medialen Siegeszug an: Unzählige Male wurde seine Arbeit in Magazinen, TV-Shows und im Internet vorgestellt. So ist es nur folgerichtig, dass die Unterwasserfotos im Oktober 2012 auch als Buch erscheinen.

Aber auch Casteels An-Land-Fotos sind sehenswert! Er fotografiert die Hunde in ihrer gewohnten Umgebung, in Bewegung, beim Spiel und Herumtollen. Die Bilder sollen einen dokumentarischen, spontanen und dynamischen Eindruck vermitteln. Dabei versucht er dem individuellen Hunde-Charakter gerecht zu werden: Glücklich, verspielt, treu, neugierig, friedfertig, leidenschaftlich, optimistisch, temperamentvoll, hysterisch, faul, liebevoll, dankbar, faszinierend...

Ein paar Stunden wöchentlich arbeitet der kalifornische Star-Fotograf ehrenamtlich in einem Tierschutzhaus in L.A. und setzt dort die oft verängstigten, traurigen, aber auch aggressiven Hunde vor der Kamera in Szene. Diese Hollywood-gemäßen Fotos ersetzen die traurigen Fotos, die die Angestelleten nach der Ankunft der Tiere machen. Attraktiv abgelichtet finden diese Fotos dann Eingang in Vermittlungsforen, Zeitungen und Webseiten.

 

© Seth Casteel
Second Chance Photos -
Saving Pets through Photography

Alle Fotos © Seth Casteel

Casteel ist ein Guter! Klicken Sie sich durch seine Tieraufnahmen, auf Little Friends Photo, seinem Blog und auf Second Chance Photos.